- Pfälzische Nordbahn
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Pfälzische Nordbahn
Neustadt (Weinstraße)–MonsheimKursbuchstrecke (DB): 667 Streckennummer (DB): 3430 Streckenlänge: 39,6 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Legendevon Saarbrücken 77,2 Neustadt (Weinstr) Hbf nach Winden 78,8 0,0 Neustadt-Böbig nach Ludwigshafen 1,9 Mußbach Königsbach 6,4 Deidesheim 10,2 Wachenheim (Pfalz) 13,5 Bad Dürkheim Rhein-Haardtbahn 15,4 Bad Dürkheim-Trift 18,2 Erpolzheim von Frankenthal 19,8 Freinsheim 21,3 Herxheim am Berg 24,9 Kirchheim (Weinstr) von Altleiningen (teilweise abgebaut) 28,5 Grünstadt nach Ramsen nach Worms (teilweise abgebaut) 30,6 Albsheim (Eis) 33,7 Bockenheim-Kindenheim 36,2 Hohensülzen von Worms 38,0 Monsheim nach Langmeil nach Bingen Die Pfälzische Nordbahn ist eine nicht elektrifizierte eingleisige Hauptbahn, die von Neustadt an der Weinstraße nach Monsheim führt. Sie wurde zwischen 1865 und 1873 in drei Etappen eröffnet. Mit dem Bahnhof Bad Dürkheim verfügt die Strecke seit dem Umbau des Ludwigshafener Hauptbahnhofs im Jahr 1969 über den einzigen Kopfbahnhof in der Pfalz. Der Personenverkehr auf dem Streckenabschnitt Grünstadt−Monsheim wurde 1984 eingestellt, 1995 jedoch reaktiviert.
Der Name der Strecke rührt von der Gesellschaft der Pfälzischen Nordbahnen her, die von 1870 bis 1909 als deren Betreiberin fungierte, obwohl sie nicht deren Stammstrecke war, letztere Rolle fiel der Alsenztalbahn Hochspeyer–Bad Münster zu. Ihre Bedeutung liegt vor allem darin, dass sie die Kleinstädte Deidesheim, Wachenheim an der Weinstraße, Bad Dürkheim, Freinsheim und Grünstadt mit dem Eisenbahnnetz verbindet.
Inhaltsverzeichnis
Streckenverlauf
Die Nordbahn fährt auf gesamter Länge überwiegend an Weinbergen vorbei und erschließt bis Bockenheim den äußersten Ostrand des Pfälzerwaldes. Beginnend am Hauptbahnhof von Neustadt verläuft sie bis zum Haltepunkt Neustadt-Böbig parallel zur Pfälzischen Ludwigsbahn, um dann nach links Richtung Norden abzubiegen. Nachdem sie den Neustadter Stadtteil Mußbach sowie die Kleinstädte Deidesheim und Wachenheim passiert hat, erreicht die Nordbahn den Kopfbahnhof der Stadt Bad Dürkheim.
Anschließend überquert sie die Rhein-Haardtbahn, um in Freinsheim auf die Strecke aus Frankenthal zu treffen. Einige Kilometer nördlich mündet kurz vor Erreichen des Eisenbahnknotens Grünstadt die seit 2005 komplett stillgelegte Leininger Talbahn in die Strecke. Hinter dem Bahnhof Grünstadt zweigt die Eistalbahn nach Ramsen und zum Eiswoog ab sowie kurz vor Albsheim die größtenteils stillgelegte Untere Eistalbahn nach Neuoffstein. Mit Bockenheim wird der nördliche Endpunkt der Deutschen Weinstraße und der letzte Ort in der Pfalz erreicht. Etwa viereinhalb Kilometer nördlich befindet sich – bereits in Rheinhessen – der Endpunkt Monsheim an der Rheinhessenbahn.
Bis zum aufgelassenen Bahnhof Königsbach verläuft sie innerhalb der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße, von Deidesheim bis zum Bahnhof Bockenheim-Kindenheim durchquert sie den Landkreis Bad Dürkheim, der Rest der Strecke liegt im Landkreis Alzey-Worms.
Geschichte
Planung, Bau und Eröffnung (1860–1873)
Im Jahr 1860 bemühte sich ein Lokalkomitee um den Bau einer Eisenbahn, die von Neustadt an der Weinstraße über Bad Dürkheim bis nach Frankenthal verlaufen sollte.[1] Vor allem die in Bad Dürkheim ansässigen Fabriken sollten von einer Bahnlinie profitieren.[1] Obwohl eine solche Strecke einen Parallelverkehr zur Pfälzischen Ludwigsbahn und der Bahnstrecke Mainz–Ludwigshafen bedeutet hätte, waren die Initiatoren dahingehend optimistisch, dass die geplante Strecke aufgrund ihrer größeren landschaftlichen Reize bevorzugt würde.[1]
Die entsprechende Petition stieß jedoch auf keinerlei Resonanz, da Schwierigkeiten mit der Pfälzischen Ludwigsbahn-Gesellschaft befürchtet wurden[1] Aus diesem Grund wurde am 25. Januar 1862 die Einigung erzielt, dass lediglich eine Lokalbahn zwischen Neustadt und Bad Dürkheim gebaut werden solle.[2] Nachdem am 22. August selben Jahres die Konzession erfolgt worden war, wurde zwei Monate später die Neustadt-Dürkheimer Eisenbahn-Gesellschaft gegründet, die als Betreiberin der Strecke vorgesehen war.[3] Der Bau der Strecke verzögerte sich jedoch, da die Lage des Bahnhofs von Wachenheim zunächst ungeklärt war.[3] Darüber hinaus erwies sich das hügelige Gelände bei der Errichtung der Bahnlinie als hinderlich.[3] Hinzu kam noch, dass sich aus Königsbach mehrere Winzer gegen eine Abtretung ihres Geländes zur Wehr setzten.[3]
Der Streckenabschnitt Neustadt–Bad Dürkheim wurde am 6. Mai 1865 eröffnet.[4] Am 21. März 1873 wurde vom rheinhesssischen Monsheim aus der Streckenabschnitt nach Grünstadt eröffnet.[5] Am 20. Juli selben Jahres folgte der Lückenschluss zwischen Bad Dürkheim und Grünstadt.[4] Dabei wurde darauf verzichtet, den Bahnhof von Bad Dürkheim, der acht Jahre lang Endpunkt der Strecke gewesen war, zu verlegen; stattdessen fungierte er ab 1873 als Kopfbahnhof. 1870 ging die Bahnlinie, die in ihren ersten Betriebsjahren mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatte, in das Eigentum der 1866 gegründeten Gesellschaft der Pfälzischen Nordbahnen über; die Neustadt-Dürkheimer Eisenbahn-Gesellschaft löste sich zeitgleich auf.[6] Erstere wurde so zur Namensgeberin der Strecke.
Weitere Entwicklung (1873–1945)
Ab Ende der 1880er Jahre zweigte vom Bahnhof Königsbach eine meterspurige, 1,3 Kilometer lange Güterstrecke zu einem nahe gelegenen Steinbruch am Rande des Pfälzerwald ab. Diese diente jedoch ausschließlich der Beförderung von Steinen. Etwa 1913 wurde sie wieder stillgelegt und abgebaut.[7]
1909 ging die Nordbahn wie alle pfälzischen Strecken in das Eigentum der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen über. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Linie Eigentum der Deutschen Reichsbahn.
Große Bedeutung besaß vor allem der Bahnhof Grünstadt.[8] Er verfügte über eine Außenstelle des Bahnbetriebswerk Neustadt.[8] Diese hatte eigene Rangierlokomotiven der Baureihen 56.20 und 91.3[8].
Aus militärischen Gründen wurde 1944 mitten im Zweiten Weltkrieg eine Verbindungskurve von der in Grünstadt abzweigenden Eistalbahn in Richtung Albsheim errichtet, die jedoch nie planmäßig befahren wurde. Nach Kriegsende wurde sie deshalb wieder abgebaut.[9]
Deutsche Bundesbahn und Deutsche Bahn (seit 1945)
Ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Deutsche Bundesbahn Betreiberin. Auf Gemarkung von Neustadt wurde noch vor dem Abzweig von der Ludwigsbahn der neue Haltepunkt Neustadt-Böbig eingerichtet, an dem seither Züge beider Strecken halten. Bad Dürkheim erhielt auf Höhe des Stadtteils Trift einen zusätzlichen Haltepunkt. Aufgrund mangelnder Inanspruchnahme wurde der Bahnhof Königsbach hingegen aufgelassen. Außerdem erfolgten vereinzelt Umbenennungen von Unterwegshalten: Mussbach-Gimmeldingen wurde zu Mußbach, Wachenheim-Forst zu Wachenheim (Pfalz) und Kirchheim an der Eck zu Kirchheim (Weinstr).[10]
Am 12. Marz 1964 war die Ludwigsbahn vollständig elektrifiziert und somit ebenso der Abschnitt Neustadt Hbf–Neustadt-Böbig, den sie sich mit der Nordbahn teilt.[11] Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen auf der Bahnlinie zunehmend Uerdinger Schienenbusse zum Einsatz.[12] 1975 endete zudem der Betrieb mit Dampflokomotiven.[13] 1987 übernehmen Dieseltriebwagen der Baureihe 628 die Leistungen im Personenverkehr.[12]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden außerdem mehrere Bahnhöfe, unter anderem Kirchheim/Weinstr., zu Haltepunkten zurückgebaut.[14] Auf dem Abschnitt Grünstadt−Monsheim wurde der Personenverkehr am 3. Juni 1984 eingestellt; fortan verkehrten dort nur noch Bedarfsgüterzüge.[5] Am 28. Mai 1995 folgte jedoch im Zuge des 1994 eingeführten Rheinland-Pfalz-Takt dessen Reaktivierung, nachdem zuvor stattgefundene Probefahrten gut in Anspruch genommen worden waren.[15][8] Bereits 1993 war im Zuge der Bahnreform die Deutsche Bahn neue Eigentümerin und Betreiberin der Strecke geworden.
Betrieb
Unterwegshalte
Mit Neustadt Hbf., Mußbach, Deidesheim, Bad Dürkheim, Freinsheim, Grünstadt und Monsheim werden insgesamt sieben Bahnhöfe passiert, in denen Zugkreuzungen möglich sind; bei den übrigen Stationen handelt es sich um Haltepunkte. Der Bahnhof Bad Dürkheim existiert zudem als H0-Modell der Firma Faller für Modelleisenbahnen.[16] Die Bahnhofsgebäude von Neustadt Hbf., Bad Dürkheim, Erpolzheim, Freinsheim, Kirchheim (Weinstr.), Albsheim und Monsheim stehen zudem unter Denkmalschutz.
Personenverkehr
Die Pfälzische Nordbahn findet sich bei der Deutschen Bahn unter der Kursbuchnummer 667. Innerhalb des Verkehrsverbund Rhein-Neckar hat sie die Linienbezeichnung R 45.
Betrieblich ist Nordbahn in insgesamt drei Abschnitte unterteilt, die getrennt befahren werden:
- Monsheim–Grünstadt
- Grünstadt–Freinsheim
- Freinsheim–Neustadt an der Weinstraße
Zwischen Monsheim und Grünstadt fährt jede Stunde ein Zugpaar, zwischen Grünstadt und Neustadt alle 30 Minuten. Zur vollen Stunde besteht die Möglichkeit von Grünstadt nach Neustadt durchzufahren, zur halben Stunde muss in Freinsheim umgestiegen werden. Durchgehende Züge von Neustadt nach Monsheim verkehren lediglich an den Tagesrandlagen.[17]
Zum Einsatz kommen Dieseltriebwagen der Baureihe 628. Die Züge der Nordbahn beginnen beziehungsweise enden im Neustadter Hauptbahnhof in der Regel auf Gleis 1a.
Der Abschnitt Freinsheim−Grünstadt ist auch Teil der Kursbuchstrecke 666. Diese besteht neben diesem Abschnitt aus der Bahnstrecke Freinsheim–Frankenthal sowie der Eistalbahn Grünstadt−Ramsen(−Eiswoog). Diese Durchbindung über historisch betrachtet drei verschiedene Bahnstrecken kam hauptsächlich aus umlaufplanerischen Gründen zustande.[18]
Sonn- und Feiertags verkehrt über die Strecke zudem der sogenannte Elsass-Express von Mainz nach Wissembourg. Unterwegshalte entlang der Nordbahn sind Monsheim, Bockenheim-Kindenheim, Grünstadt, Freinsheim, Bad Dürkheim, Deidesheim und Neustadt Hbf. Zusätzlich zu Bad Dürkheim muss er in Neustadt an der Weinstraße Kopf machen, um anschließend über die Pfälzische Maximiliansbahn weiterzufahren. Diese Verbindung verkehrt als Doppelstock-Wendezug, mit Diesellokomotiven der Baureihe 218.
Güterverkehr
Im Zuge der Ernte von Zuckerrüben besaß die Nordbahn im Güterverkehr eine große Bedeutung, vor allem jedoch der Bahnhof Grünstadt, zumal sich in unmittelbarer Nähe der Strecke an der benachbarten unteren Eistalbahn das Südzucker-Werk Offstein befindet.[8] Längere Rübenzüge, die in Richtung Grünstadt verkehrten, mussten an der Steigung nördlich Freinsheims oft von einer zusätzlichen Lokomotive nachgeschoben werden.[14] Auch sonst wurden hauptsächlich landwirtschaftliche Produkte über die Strecke transportiert; so verfügte der Bahnhof Deidesheim beispielsweise über Dungverladeplätze.[19]
Am Pechsteinkopf wurde Basalt gewonnen, der mittels einer Drahtseilbahn zum Bahnhof von Deidesheim befördert wurde.
Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Güterverkehr jedoch stark gesunken, nachdem die DB den Zuckerrübentransport auf der Schiene aufgegeben hatte.[8]
Anfang Juli 2009 kam es jedoch wieder zu regelmäßigen Bedienungen des Südzuckerwerks Neuoffstein, was auch der Pfälzischen Nordbahn – zumindest im Abschnitt Monsheim–Grünstadt – etwas Güterverkehr bescherte.
Literatur
- Klaus D. Holzborn: Eisenbahn-Reviere Pfalz. transpress, Berlin 1993, ISBN 3-344-70790-6.
- Wolfgang Fiegenbaum, Wolfgang Klee: Rückkehr zur Schiene – Reaktivierte und neue Strecken im Personenverkehr 1980–2001. transpress, Berlin 2002, ISBN 3-613-71185-0.
- Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen. pro MESSAGE, Ludwigshafen am Rhein 2005, ISBN 3-934845-26-6.
- Andreas M. Räntzsch: Die Eisenbahnen in der Pfalz. Wolfgang Bleiweis, Schweinfurt 1997, ISBN 3-928786-61-X.
- Verkehrsverbund Rhein-Neckar (Hrsg.): …an einem Strang. Eisenbahngeschichte im Rhein-Neckar-Dreieck. pro MESSAGE, Ludwigshafen am Rhein 2004, ISBN 3-934845-17-7.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Sturm, S. 169
- ↑ Sturm, S. 169f
- ↑ a b c d Sturm, S. 170
- ↑ a b Holzborn, S. 34
- ↑ a b Holzborn, S. 35
- ↑ Räntzsch, S. 6
- ↑ Königsbach Steinbruchlok auf vergessene-bahnen-der-pfalz.de
- ↑ a b c d e f Holzborn, S. 95
- ↑ Die Geschichte der Eistalbahn Grünstadt–Enkenbach auf schrankenposten.de
- ↑ Räntzsch, S. 21
- ↑ Räntzsch, S. 16
- ↑ a b Verkehrsverbund Rhein-Neckar, S. 71
- ↑ Räntzsch, S. 14
- ↑ a b Holzborn, S. 96
- ↑ Fiegenbaum/Klee, S. 140
- ↑ Modell des Bahnhof Bad Dürkheim
- ↑ Fahrplan der Pfälzischen Nordbahn 2010
- ↑ Holzborn, S. 95f
- ↑ Verkehrsverbund Rhein-Neckar, S. 32
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