- Valentín González
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Valentín González (* 1909 in Malcocinado (Badajoz); † 20. Oktober 1983 in Madrid), bekannt als El Campesino (spanisch „der Bauer“) war ein spanischer Guerillero vor und nach dem Bürgerkrieg und im Bürgerkrieg republikanischer Offizier.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Valentín Gonzáles wuchs in der Extremadura, einer damals rückständigen Region Spaniens auf. In seiner kurzen Schulzeit lernte er die Geschichte von El Empecinado, dem Eigensinnigen, kennen, der um 1808 gegen die französischen Truppen unter Napoleon kämpfte. El Empecinado war später sein Vorbild.
Sein Vater war Anarchist und arbeitete als Bauer ohne Land im Straßenbau und später im Bergwerk. Als junger Mann war auch González Mitglied des CNT und Bergarbeiter in den Minen von Peñarroya (Provinz Córdoba), wo er auch Sprengstoffanschläge gegen die Guardia Civil verübte. Sein Vater war einflussreicher Arbeiterführer der Region. Den Namen El Campesino erhielt er von der Polizei nach seinem ersten geglückten Sprengstoffattentat auf die Polizeistation in Peñarroya mit vier Toten, womit er gegen Streikbrecher kämpfte. Danach versteckte er sich in den Bergen vor der Polizei, wie es ihm sein Vater geraten hatte. Zusammen mit El Virulente wurde er aber gefangen und lernte die Foltermethoden kennen. Sein Kamerad starb im Gefängnis und er rettete sein Leben, indem er diesem alle Schuld zuwies.
Leben in der Monarchie
Als er für den Rifkrieg zur Marine eingezogen wurde, floh er nach einem Bootsunfall im Hafen von Larache zur Fremdenlegion. Für den Guerillero war die Fremdenlegion eine exzellente Ausbildung. Er trieb ein Doppelspiel und versorgte die Rifkabylen um Abd el Krim mit Waffen. Als dieses Doppelspiel aufflog, floh er zu den Rifkabylen. Diese verloren aber 1926 den Krieg aufgrund der Intervention der französischen Armee. Man nahm ihn gefangen und er sah der Todesstrafe durch Erschießen entgegen. In dieser Zeit wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens. Durch eine überraschende Amnestie, die zu Kriegsende erlassen wurde, kam er frei. 1929 durchstreifte er mit einem Lastwagen die Dörfer Andalusiens, Extremaduras und Kastiliens und rief die Landarbeiter zum Streik auf. Gleichzeitig warb er Männer für seine Volksmiliz an und lehrte sie den Umgang mit verschiedenen Waffen.
Spanischer Bürgerkrieg
Während des Bürgerkriegs führte er eine Kampfgruppe und später die 46. Division der spanischen republikanischen Volksarmee. Am Kriegsanfang kämpfte er gegen die Aufständischen in der Montana-Kaserne und säuberte mit seinen Kampfgruppen viele Dörfer rund um Madrid und den Flughafen Madrid-Cuatro Vientos. Dort lernte er André Marty, einen einstigen Meuterer der französischen Schwarzmeerflotte, und Luigi Longo, der später in die höchsten Ränge der italienischen KP aufstieg, sowie Josip Broz, den späteren Tito, General Kléber, einen ehemaligen österreichischen Offizier, André Malraux, der Literat, der das spanische Luftgeschwader Espanan aufbaute, sowie den sowjetischen Oberst Malinowski, einen späteren Sowjetmarschall, sowie Konjew und Rokossowski kennen. Bei der Verteidigung von Madrid hielt er das Universitätsviertel gegen die Angriffe der Mauren. Nach der Eroberung von Villavieja wurde ihm ein Offiziersrang angeboten, aber er lehnte zuerst ab. Erst als er auch durch 2000 seiner Männer durch Zuruf Major wurde, nahm er die Ernennung an. Eine Ernennung durch seine eigenen Kameraden konnte er als stolzer Spanier nicht ablehnen. González nahm erfolgreich an den Schlachten von Guadalajara, Brunete und Belchite teil, in der er verletzt wurde. Trotz schwerer Verwundung und entgegen den Voraussagen seiner Ärzte erholte er sich wieder und kämpfte weiter für die Republik. Als 27jähriger erhielt er einen weiteren hohen militärischen Rang. Um seinen Namen schmiedeten sich viele Legenden. Bei einer Parade in Madrid ließ er mangels ausreichend neuer Waffen Holzgewehre mitführen, die zuvor mit einer glänzenden schwarzen Metallfarbe gestrichen wurden. Bei dem Transport des spanischen Goldes in die Sowjetunion tarnte er die 30 Lastkraftwagen mit 7600 Kisten als Transport von Dynamit. Nachts tauschte er diese Kisten voller Dynamit mit den Goldkisten aus und gelangte sicher nach Cartagena, wo die Kisten auf ein sowjetisches Schiff verladen wurden. Auch bei Belagerungen und Kämpfen waren seine kleinen Tricks gefürchtet. Mit dem Anarchistenführer Buenaventura Durruti verband ihn eine tiefe Kameradschaft. Er trank noch mit ihm Kaffee an dem Tag, als Durruti seine tödlichen Schussverletzungen erhielt. Manche hielten ihn für brutal im Umgang mit Untergebenen und Gefangenen und auch seine Mitkämpfer (Lister, Modesto) hatten Probleme mit ihm. Die italienischen Soldaten des Expeditionskorps versuchten immer wieder, ihn zu fangen – ohne Erfolg.
Ernest Hemingway erwähnte El Campesino und dessen Auftreten im Hotel Gaylord in seinem Werk Wem die Stunde schlägt, indem er die Hauptperson Robert mit El Campesino in einem Madrider Hotel zusammentreffen lässt. Dieser wiederum veröffentlichte ein Treffen mit Hemingway in seiner Biographie. In der Schlacht von Teruel eroberte er die Stadt mit seiner 46. Division, die auch zusätzlich unter Kontrolle von Kommissaren stand. Die Hoffnung auf einen großen Sieg der Republikaner unter Verteidigungsminister Prieto erfüllte sich nicht. Obwohl die Angreifer die Belagerten überwältigten, mussten sie sich später zurückziehen. Von den 900 Mann seiner 101. Brigade in Teruel, die im Zentrum des Kampfes lag, blieben 82 übrig, die meisten verwundet. Später zollte er den unglücklichen Verteidigern von Teruel, von denen noch einige in den letzten Kriegstagen starben, volles militärisches Lob trotz aller politischen Feindschaft. El Campesino hatte von da an ein zerrüttetes Verhältnis zu den republikanischen Kommandeuren Lister und Modesto, denen er vorwarf, ihn zu wenig unterstützt und nicht ausreichend mit Nachschub versorgt zu haben. Die Feindschaft der beiden fand auch ihren Niederschlag in den jeweiligen Memoiren, die 20 bzw. 40 Jahre später entstanden. Nur ein Teil seiner übrigen Soldaten entkam nach der Rückeroberung von Teruel durch die Franco-Truppen, vereinzelt entwaffnet. Daraufhin nahm er als Oberstleutnant der 46. Division an der Ebroschlacht teil, der letzten Offensive der Republik. Seine Soldaten waren die ersten, die den Fluss erfolgreich in seiner Guerillaart überquerten. Seine Soldaten, die zum Teil nicht schwimmen konnten, trieben auf Holzbündeln über den Fluss. In dem nun folgenden Stellungskrieg am Ebro wurde er erneut durch eine Bombe verwundet. Trotz seiner Verwundung und nicht wieder genesen, führte er die 46. Division, aber sie konnte nun dem Druck der Franco-Truppen, die materiell überlegen waren, nicht lange widerstehen. In dieser Situation ersetzte Lister El Campesino durch einen anderen Divisionsführer, der aber kurz darauf fiel. Nach dem Zusammenbruch von Katalonien konnte sich Negrín nicht mehr lange halten und floh mit Lister, Dolores Ibárruri (La Pasionaria) und Modesto nach Frankreich. El Campesino kehrte in die Zentralzone um Madrid, um den Kampf weiter zu führen, zurück und wurde von Casados Putsch überrascht. Er schlug sich mit einigen Getreuen zum Hafen von Granada Amunecar durch. Francos Truppen schienen ihn schon gefasst zu haben, er konnte ihnen aber entkommen. Von dort gelangte er nach Oran. Damit endeten seine militärischen Aktivitäten in der Republik, obwohl er zuerst einen Guerillakrieg plante.
Exil in der Sowjetunion
Am Ende des Bürgerkrieges floh er in einem der letzten Boote nach Algerien. Dort war er nur zeitweise geduldet, deshalb reiste er über Marseille nach Paris. Von dort fuhr er am 18. Mai mit russischem Botschaftspersonal, 700 Spaniern, dem spanischen Politbüro und Kommandeuren der Volksarmee 1939 auf dem Dampfer Sibir unter fremden Namen in die Sowjetunion. Unter den etwa 6000 Republikanern, die in die Sowjetunion emigrierten, war er einer der bekanntesten und wurde von Stalin und Beria, dem Geheimdienstchef, persönlich empfangen. Nun wurde er als Tschapajew der spanischen Revolution gefeiert. Sein Bild war auf Briefmarken und Streichholzschachteln zu finden. An der Militärakademie „M.W. Frunse“ war er im Rang eines Generals aufgrund der Unterstützung von Stalin tätig, genau so wie Lister, Modesto und Taguena. Dadurch lernte er weitere spätere Marschälle der Sowjetunion kennen. Er setzte sich für die spanischen Flüchtlinge ein und geriet dadurch in scharfen Gegensatz zu Ibárruri und Lister. Nach verschiedenen Arten von Problemen mit den sowjetischen Behörden kam er ins Gefängnis. Nach seiner Verurteilung zu drei Jahren Straflager und dem Entzug der Bürgerrechte für fünf Jahre arbeitete er beim Bau der Moskauer U-Bahn mit. Von dort versuchte er in den Wirren zu Beginn des Russlandsfeldzugs der deutschen Wehrmacht zu fliehen, wurde gefasst und floh erneut mit zwei spanischen Kameraden. Er gelangte in den Iran, wo ihn die Engländer ins Gefängnis steckten. Nach seiner Flucht und der Weigerung, mit den Engländern zu arbeiten, entkam er aus dem englischen Gewahrsam, wurde aber gefasst und in die UdSSR zurückgebracht. Als neue Strafe musste er nun in ein Lager nach Workuta (Sibirien) zur Kohlegewinnung. Seine Fluchtkameraden starben in Sibirien. Er versuchte auch von dort zu fliehen und durchquerte Russland in einer abenteuerlichen Reise, zum Teil mit gestohlenen NKWD-Uniformen. Trotzdem wurde er nicht hingerichtet. Unter der Lagernummer 11.11.27 verbrachte er die Zeit in der Tundra. Wieder rettete ihn ein ehemaliger Ordonnanzoffizier des ungarischen Generals Lukascz, der 1937 an der aragonischen Front fiel. Auch die Unterstützung eines deutschen Militärarztes, der 1936 in der Legion Condor sein Gegner war und später bei Stalingrad gefangen wurde, war eine wichtige Hilfe für ihn. Die endgültige Flucht aus der Sowjetunion in den Iran gelang ihm im Jahre 1949 nach einem schweren Erdbeben, er ließ aber seine zweite Frau und ihr gemeinsames Kind dort.
Exil in Frankreich und Tod
In verschiedenen Prozessen wie dem von Rousset trat er als Ankläger gegen die Straflager in Sibirien ein. In der Zeit des Kalten Krieges wurde er aber wenig gehört, selbst den Spaniern erschien er als eine Figur aus einer überlebten Zeit. In Kuba lernte er Fidel Castro kennen. Er lebte nun im Exil in Frankreich als einfacher Bauarbeiter, gab jedoch den Kampf gegen das Franco-Regime nicht auf. 1963 wollte er weiter als Guerrillero gegen Franco kämpfen. Er überfiel mit elf Genossen Wachtposten der Guardia Civil. Dabei kamen Zivilpolizisten ums Leben oder wurden verwundet. Er wagte sich zwanzigmal nach Spanien. Die französische Regierung brachte ihn daraufhin auf die Insel Brehat in der Bretagne, später nach Metz, um ihn von der spanischen Grenze fernzuhalten und politischen Druck aus Spanien zu entgehen. Er lebte später viele Jahre in Metz. Erst im hohen Alter traf er seine Frau, seinen Sohn und seine zwei Töchter wieder, von denen er geglaubt hatte, sie seien hingerichtet worden. In diesen Jahren setzte er sich für die sozialistische Partei und gegen die Kommunisten ein, mit denen er gebrochen hatte. Diese betrachteten die Aktivitäten aber mit gemischten Gefühlen. 1976, nach Francos Tod, kehrte er nach Spanien zurück. In Madrid starb er im Jahr 1983 an den späten Folgen einer Kriegsverletzung.
Werke
- La vie et la mort en U.R.S.S. Blon, Paris 1950. (Erste deutsche Übersetzung: Die große Illusion: von Madrid nach Moskau. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1951. Zweite deutsche Übersetzung: Leben und Tod in der UdSSR: (1939–1949). Verlag Association, Hamburg 1975, ISBN 3-88032-013-6.)
- Jusqu'à la mort. Albin Michel, Paris 1978, ISBN 2-226-00693-1. (Deutsche Übersetzung: Morgen ist ein anderer Tag: Memoiren. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1979, ISBN 3-462-01347-5)
Literatur
- Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg. 2007.
- Hidalgo de Cisneros: Kurswechsel. 1964
- Constancia de la Morara: Doppelter Glanz. 1940
- Soledad Fox Constancia de la Mora in War and Exile. 2007.
- Thomas Hugh: The Spanish Civil War. Harper & Brothers, New York 1961 (deutsche Übersetzung: Der spanische Bürgerkrieg)
- Der spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten. dtv, 1973.
- Ernest Hemingway: Wem die Stunde schlägt, 1940
- Enrique Líster Unser Krieg París, 1966
- Juan Modesto, en: Soy del Quinto Regimiento
- Fernando & A. Puerta, Justo en: Atlas de la Guerra Civil Española, Editorial Síntesis, Madrid, 2007
- Antonio Jesús y Sánchez de Miguel: Batalla de Teruel. En su: Historia Ilustrada de la Guerra Civil Española. Alcobendas, Editorial LIBSA, 2006, pp. 327.
- Antonio Jesús y Sánchez de Miguel: En su: Historia Ilustrada de la Guerra Civil Española. Alcobendas, Editorial LIBSA, 2006, pp. 233.
- Dan Kurzman: Das Novemberwunder. Heyne, 1980, ISBN 3-453-01613-0
(aus es:Valentín González in der spanischsprachigen Wikipedia)
- Krieg auf Bestellung. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1961, S. 80 (online).
- Gestorben. In: Der Spiegel. Nr. 44, 1983, S. 288a (online).
- Christel Szymanski: Spanien wird sozialistisch. In: Die Zeit, Nr. 44/1977
Weblinks
- Literatur von und über Valentín González im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie auf biografiasyvidas.com (spanisch)
- Biografie auf memoriarepublicana.com (spanisch)
- Interview mit Valentín González, 1982 (spanisch)
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