Velký Ratmírov

Velký Ratmírov
Velký Ratmírov
Wappen von ????
Velký Ratmírov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Jindřichův Hradec
Fläche: 1360 ha
Geographische Lage: 49° 12′ N, 14° 56′ O49.19388888888914.93513Koordinaten: 49° 11′ 38″ N, 14° 55′ 48″ O
Höhe: 513 m n.m.
Einwohner: 215 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 377 01
Verkehr
Straße: Jindřichův Hradec - Kardašova Řečice
Bahnanschluss: Jindřichův Hradec - Veselí nad Lužnicí
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Josef Radosta (Stand: 2007)
Adresse: Velký Ratmírov 24
377 01 Jindřichův Hradec
Gemeindenummer: 562599
Website: www.velkyratmirov.cz

Velký Ratmírov (deutsch Groß Rammerschlag) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie befindet sich sechs Kilometer nordwestlich von Jindřichův Hradec und gehört zum Okres Jindřichův Hradec.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Angerdorf Velký Ratmírov befindet sich in Südböhmen in einer Teichlandschaft im Quellgebiet des Ratmírovský potok. Südlich führt die Eisenbahntrasse von Jindřichův Hradec (Neuhaus) nach Veselí nad Lužnicí vorbei, deren nächster Haltepunkt in Děbolín liegt.

Nachbarorte sind Studnice (Brunn) im Nordosten, Drahýška im Osten, Děbolín im Südosten, Matná und Ratiboř (Rothwurst) im Süden, Mnich (Münichschlag) im Südwesten, Plasná (Plasna) im Westen sowie Klenov im Nordwesten.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das zur Herrschaft Neuhaus gehörige Dorf „Radmirow“ im Jahre 1420. Es weist einen deutschen Siedlungscharakter auf. Der Ortsname leitet sich wahrscheinlich von Ratmír von Neuhaus her. Der Zusatz „Groß-„ kommt erstmals 1568 vor um die Ortschaft von östlich von Neuhaus gelegenen Ortschaft „Klein-Rammerschlag“ zu unterscheiden. Zuerst als „Groß-Romerschlag“ geschrieben änderte sich die Schreibweise im Jahre 1840 auf das heutige „Groß-Rammerschlag“. [2] In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde zwischen Velký Ratmírov und Děbolín Silberbergbau betrieben und in Velký Ratmírov produzierte eine Glashütte Weißglas. 1598 bestand der nach Riegerschlag gepfarrte Ort aus 33 Gehöften.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort im Jahre 1631 von kaiserlichen Truppen geplündert und später mehrfach gebrandschatzt. Die Matriken des Ortes werden seit 1651 bei Riegerschlag mitgeführt. Im 17. Jahrhundert war Groß Rammerschlag Sitz eines Dorfrichters. Der Ort war bis 1848 immer ein Bestandteil der Herrschaft Neuhaus. 1891 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Im Jahre 1896 wird eine zweiklassige Volksschule im Ort errichtet. 1908 brannte das halbe Dorf nieder und 44 Häuser und die Kapelle wurden zerstört.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Friedensvertrag von Saint Germain 1919 wurde der Ort, dessen Bewohner im Jahre 1910 zu 91 % der deutschen Sprachgruppe angehörten, Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit kam es durch Neubesetzung von Beamtenposten und neuen Siedlern zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Identität. Nach dem Münchner Abkommen 1938 kam der Ort an das Deutsche Reich und wurde ein Teil des Reichsgau Niederdonau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 20 Opfer unter den Einwohnern von Groß Rammerschlag forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Laut dem Beneš-Dekret 108 vom 25. Oktober 1945 wurde das Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Noch vor der Potsdamer Erklärung wurden die Einwohner von Konrads am 30. Mai 1945 in einer „wilden Vertreibung“ über Neuhaus und Neubistritz über die österreichische Grenze vertrieben. Der Ort wurde daraufhin neu besiedelt. In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungszielen der Potsdamer Erklärung verlangte die Rote Armee im Januar 1946 den Abschub aller Sudetendeutschen aus Österreich nach Deutschland. So blieben 30 Personen in Österreich, 264 gingen nach Deutschland und zwei wanderten nach Kanada aus.[3]

In den 1960er Jahren erfolgte die Eingemeindung nach Jindřichův Hradec. In den nachfolgenden Jahren erfolgte der Abriss der Kapelle St. Angelo Custode und des Schulgebäudes.

Wappen und Siegel

Das Gemeindesiegel wurde im Jahre 1658 von Ferdinand Wilhelm Graf Slawata von Chlumetz und Koschumberg überreicht. Es zeigt eine Rose und eine Adlerschwinge, umgeben von der Umschrift mit dem Namen der Ortschaft. Die Rose dürfte dem gräflichen Wappen entnommen sein. Dasselbe Wappen führten ebenfalls die Ortschaften Ratibor und Klein Rammerschlag.

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 518 518 0 0
1890 490 469 21 0
1900 476 453 23 0
1910 420 384 36 0
1921 419 359 52 8
1930 382 331 49 2

[4]

Gemeindegliederung

Für die Gemeinde Velký Ratmírov sind keine Ortsteile ausgewiesen.

Sehenswürdigkeiten

  • Filialkirche zu den hl.Schutzengeln 1889, vorher Kapelle
  • Drei Marterln
  • Vier Wegkreuze: ’s Migla Kreuz, ’s Madla Kreuz, ’s Unterschworm Kreuz, ’s Oberschwormkreuz bei der Kirche
  • Pestsäule 1630, außerhalb, am Waldrand, nahe dem Bahnwärterhaus
  • Kriegerdenkmal 1920

Brauchtum

Jedes Jahr, am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt, wurde eine Wallfahrt in das kleine tschechische Dorf Mláka (Bezirk Wittingau) zur Wallfahrtskirche unternommen.

Persönlichkeiten

  • Franz Schneider (1794 - 1858) - Theologe, Direktor der deutschen Oberrealschule Prag
  • Mathias Wonesch (1848 - 1932) - Dompropst in Budweis
  • Wenzel Wonesch (1868 - 1934) - Pädagoge, Direktor der Lehrerbildungsanstalt Budweis 1910-1930
  • Wenzel Zettl (1883) - Pädagoge, Fachschriftsteller ind Bürgerschullehrer in Brüx

Quellen und Literatur

  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., Konrads: s. 11; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 79f.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 351f. 
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreise Neubistritz und Zlabings von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006, S. 59f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Hadam: Geschichte der ehemaligen Herrschaft Neuhaus , 1979
  3. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 351f (Groß Rammerschlag). 
  4. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

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