- Český Rudolec
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Český Rudolec Basisdaten Staat: Tschechien Region: Jihočeský kraj Bezirk: Jindřichův Hradec Fläche: 4922 ha Geographische Lage: 49° 4′ N, 15° 19′ O49.06555555555615.32511Koordinaten: 49° 3′ 56″ N, 15° 19′ 12″ O Höhe: 511 m n.m. Einwohner: 957 (1. Jan. 2011) [1] Postleitzahl: 378 53 - 380 01 Verkehr Straße: Studená - Slavonice Struktur Status: Gemeinde Ortsteile: 10 Verwaltung Bürgermeister: Antonín Doležal (Stand: 2007) Adresse: Český Rudolec 123
378 83 Český RudolecGemeindenummer: 546097 Website: www.ceskyrudolec.cz Český Rudolec (deutsch Böhmisch Rudoletz) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt neun Kilometer westlich von Dačice und gehört zum Okres Jindřichův Hradec. Der Ort ist als ein Längsangerdorf angelegt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Český Rudolec befindet sich rechtsseitig im Tal des Bolíkovský potok im Osten der Javořická vrchovina und ist Teil des Naturparkes Česká Kanada. Nordwestlich der Gemeinde liegt der Rudolecký rybník. Im Südwesten erhebt sich der 655 m hohe Stříbrný kopec (Silberberg).
Nachbarorte sind Markvarec im Norden, Lipolec im Nordosten, Lidéřovice im Osten, Nová Ves im Südosten, Peníkov und Stoječín im Südwesten, Matějovec im Westen sowie Radíkov und Horní Radíkov im Nordwesten.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der nach archäologischen Funden in der Mitte des 13. Jahrhunderts angelegte Ort im Jahre 1343. Gründer waren wahrscheinlich Bergleute, die am Silberberg nach Erzen gruben. Ab 1353 ist die Existenz der Feste und einer Pfarre belegt. Bis 1406 war Rudolec Besitz der Markgrafen von Mähren und war Teil der Herrschaft Rudolec. Danach gehörte es verschiedenen Adelsgeschlechtern.
Während der Reformation wird der Ort lutherisch, so dass ab dem Jahre 1567 nur noch nicht-katholischer Pfarrer genannt werden. Im Jahre 1612 versuchte Kardinal Franz Seraph von Dietrichstein vergeblich den katholischen Glauben in Rudoletz wieder einzuführen. Erst nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg und dem Einsetzen der Gegenreformation gelang es den Ort zu rekatholisieren. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Rudoletz mehrmals verwüstet und geplündert, so dass am Ende des Krieges nur noch eine Handvoll Einwohner im Ort lebten. Es dauerte fast 20 Jahre bis Rudoletz wieder genügend Einwohner für eine selbstständige Pfarre hatte. Die Matriken des Ortes wurden seit dem Jahre 1652 geführt. 1673 erwarb Margarethe Gräfin von Trautensohn-Falkenstein den Besitz. Während ihrer Herrschaft, die bis 1720 andauerte, erfolgte der Umbau der Feste zu einem Renaissanceschloss. Auch erhielt der Ortsname den Zusatz "Böhmisch-"
Der Gräfin Margarethe folgte bis 1741 Maria Theresia von Trautensohn-Falkenstein unter der die Herrschaft ihre Blütezeit erreichte und die Schlossmühle, Brauerei und Sägemühle entstanden. 1712 entstand eine Poststation an der Postverbindung von Prag nach Wien. Im Jahre 1775 kam es wegen des Robots zu einem Bauernaufstand in der Herrschaft Rudoletz. Diesem Aufstand schlossen sich Datschitz, Teltsch und Studein an. Doch um einer Strafaktion durch Truppen zu entgehen baten die Aufständischen bald um Verzeihung. Diese wurde ihnen gewährt, doch dafür mussten sie eine Zwangseinquartierung von Soldaten über sich ergehen lassen. 1787 wurden erstmals Kartoffeln angebaut und im nahen Silberberg nach Silber geschürft.
Seit 1810 waren die russischen Grafen Rasumowski Besitzer der Herrschaft. Diese bauten auch das Eisenhüttenwerk Wölkingsthaler. Das Erz für die Eisenhütte stammte aus Zoppanz und aus weiter entfernten Orten.[2] Lew Rasumowski ließ in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Schlossturm mit Uhr errichten und umgab das Bauwerk mit einem englischen Park. 1856 wurden die Ritter von Picchioni Besitz des Schlosses. Nach dem Schlossbrand von 1860 erfolgte unter Michael Angelo Ritter von Picchioni der Wiederaufbau im Tudorstil. Es erhielt dadurch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem böhmischen Schloss Hluboká und wurde mit den Beinamen Klein Hluboká bzw. Mährisches Hluboká versehen. Im Ortsgebiet wurde auch Bierstein gewonnen, welcher zur Bierproduktion ins Deutsche Reich und nach England exportiert wurde.[3] 1895 wird Telegraphenamt im Ort geöffnet. Im selben Jahr wird auch eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Vertrag von Saint-Germain, 1919, [4] erklärte den Ort, der 1910 zu 96% von Deutschösterreichern bewohnt war, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit führten staatliche Maßnahmen zum Zuzug von Personen tschechischer Nationalität. Sie vermehrten sich zwischen den zwei Volkszählungen 1910 und 1930 um das Zwanzigfache. Im ganzen Lande wuchsen die Spannungen. Da bewaffnete Konflikte drohten veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung, der von Sudetendeutschen bewohnten Randgebiete, an Deutschland. Im Münchner Abkommen [5] wurde dies geregelt. Somit wurde Böhmisch-Rudoletz mit 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 24 Opfer forderte, kam die Gemeinde am 8.Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Im Mai 1945 wurde im Wald hinter dem Ort in Richtung Lipolz ein Kriegsgefangenenlager angelegt, in dem sich etwa 70.000 deutsche Soldaten befanden. Die russische Lagerleitung befand sich in der ehemaligen deutschen Schule. Im Juli und August wurden die Gefangenen in den Osten verbracht. Noch vor dem Potsdamer Protokoll wurde alle deutschen Bürger von Böhmisch-Rudoletz am 28. August 1945, in einer "Wilden Vertreibung", über die Grenze nach Österreich getrieben. Laut dem Beneš-Dekret 108 wurde das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen. In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen der Potsdamer Erklärung verlangte die Rote Armee, Jänner 1946, den Abschub aller Sudetendeutschen aus Österreich nach Deutschland. So konnten nur ca. 40% der Einwohner von Böhmisch-Rudoletz in Österreich verbleiben, die Restlichen bauten sich in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen ein neues Leben auf. [6]
1946 wurde der letzte Schlossherr Ernst Ritter von Picchioni enteignet und sein Besitz verstaatlicht. Seither unterblieben sämtliche Erhaltungsmaßnahmen, so dass das Schloss verkam. Im Jahre 2001 erwarb die Gemeinde die Ruine und verkaufte sie 2004 an einen Investor.
Wappen und Siegel
Das älteste bekannte Siegel stammte aus dem Jahre 1749. Es zeigt eine achtblättrige heraldische Rose innerhalb eines Perlenkreises. Um dem Perlenkreis zeigt sich die Umschrift "RICH.V. GESCHWOR.DES.BEY.GER.B.RVDOLECZ".[7]
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner Jahr Deutsche Tschechen Andere 1880 580 538 39 3 1890 587 521 66 0 1900 519 476 42 1 1910 524 504 10 10 1921 488 301 149 38 1930 506 288 196 22 Gemeindegliederung
Die Gemeinde Český Rudolec besteht aus den Ortsteilen Český Rudolec (Böhmisch Rudoletz), Horní Radíkov (Ober Radisch), Lipnice (Lipnitz), Markvarec (Markwarding), Matějovec (Modes), Nová Ves (Neudorf), Nový Svět (Neuwelt), Radíkov (Unter Radisch), Rožnov (Rosenau) und Stoječín (Stoitzen) sowie der Ortslage Peníkov (Pönigenhof).
Sehenswürdigkeiten
- Schloss Český Rudolec, das ursprünglich als mittelalterliche Feste errichtete und nach dem neogotischen Umbau 1860 auch als Mährisches Hluboká bekannte Bauwerk befindet sich wegen der völligen Verwahrlosung nach dem Zweiten Weltkrieg in einem ruinösen Zustande
- Kirche Johannes des Täufers, erbaut im 15. Jahrhundert
- Kapelle zum Hl. Kreuz auf dem Friedhof, erbaut 1761
- Statue des Hl. Johannes von Nepomuk auf dem Markt
- Wassermühle Peníkov, Technisches Denkmal
- Kriegerdenkmal
- Kaiser Franz-Joseph-Denkmal (1918 von tschechischen Soldaten zertrümmert)
Brauchtum, Märchen, Sagen, Erzählungen
Reiches Brauchtum,wundersame Märchen und geheimnisumwitterte Sagen bereicherten das Leben der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:
- Der Teufelsstein [9]
Literatur
- Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Böhmisch Rudoletz S. 66
- Johannes Jungmann: Erinnerungen an Rudoletz, 1947
- Ludwig Kweta/Robert Flödl: 100 Jahre Rückblick auf Schloß und Herrschaft Böhmisch-Rudoletz
- Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. Verl. Heimatwerk, München 1969
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., Böhmisch-Rudoletz, C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, S. 3
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Böhmisch-Rudoletz, Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 36 f.
- Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 344f (Böhmisch-Rudoletz).
- Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, Böhmisch-Rudoletz, Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006, S. 166 f.
- Emil Puffer: Das Kriegsgefangenenlager in Böhmisch-Rudoletz. In: Südmährisches Jahrbuch 2010, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2010, S. 70 f.
Weblinks
Commons: Český Rudolec – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
- ↑ Rottweil: Zlabings und das Zlabingser Ländchen, 1988, S. 23
- ↑ Deutscher Apotheker-Verein:Archiv der Pharmazie, 1855, S. 368
- ↑ Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amaltea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- ↑ O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
- ↑ Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 344f (Böhmisch Rudoletz).
- ↑ Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae Band VII, S. 469
- ↑ Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
- ↑ Hans Zuckriegl: Im Märchenland der Thayana, 2000, S. 47
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