Vincon

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Otto Vincon (* 23. Januar 1906 in Perouse bei Pforzheim; † 13. April 1945 in Wildbad-Kaltenbronn) war ein Offizier in der 260. Infanteriedivision der deutschen Wehrmacht.

Militärischer Werdegang

Otto Vincon trat 1924 als Unteroffizieranwärter in das Infanterieregiment 13 ein und wurde nach zwölf Jahren Dienstzeit 1936 als Oberfeldwebel verabschiedet.

Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er als Leutnant der Reserve zum 6. / Infanterieregiment 470 bei der 260. Infanteriedivision einberufen und nahm mit dieser (als Oberleutnant der Reserve) am Westfeldzug teil. Dort verdiente er sich bei persönlich geführten Stoß- und Spähtrupps bereits das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Er kämpfte anschließend als Chef des 5. / Infanterieregiment 470 (ab Sommer 1941) in Russland beim Vormarsch bis kurz vor Moskau.

Otto Vincon erhielt am 3. August 1942 das Deutsche Kreuz in Gold[1] und bestritt im Herbst 1943 als Hauptmann der Reserve und Führer des I. Bataillons, Grenadierregiment 460 die Rückzugskämpfe in den Raum südostwärts Mogilew. Zu diesem Zeitpunkt trug er bereits die Nahkampfspange in Bronze.

Am 27. Oktober 1943 bereitete Hauptmann Vincon einen Gegenstoß vor, der die Rückeroberung zweier Höhen und der verloren gegangenen Hauptkampflinie bei Teploje zum Ziel hatte. Hierzu bildete er mit einigen Männern seines Stabes und der Kompanien drei Stoßgruppen, die gleichzeitig um 6:30 Uhr aus unterschiedlichen Richtungen antraten. Der von ihm selbst geführten Stoßgruppe mit sechs Soldaten gelang es (zunächst mit wechselndem Erfolg), vom Feind besetzte Grabenteile einzunehmen. Sein Stoßtrupp, mittlerweile nur noch aus drei Männern bestehend, kämpfte gegen einen gut ausgestatteten und vielfach an Stärke überlegenen Feind. Der gegnerische Widerstand versteifte sich immer mehr, so dass die Männer sich unter Einsatz von Handgranaten Meter um Meter vorkämpfen mussten. Nach Eintreffen von einigen Soldaten Verstärkung und eines Flammenwerfers gelang es, den Graben in beide Richtungen freizukämpfen. Ein sowjetischer Gegenangriff blieb ohne Erfolg, um 16:30 Uhr war das Gefecht beendet, die Hauptkampflinie war wieder in deutscher Hand. Hauptmann Vincon, an der Spitze weniger Soldaten, hatte trotz einer Verwundung großen Anteil an diesem Erfolg.

Für diese Tat in Verbindung mit vorangegangenen Abwehrerfolgen, z.B. für seinen entscheidenden Einsatz bei der Abwehr eines russischen Durchbruchsversuchs im Oktober 1943 westlich von Kritschew, erhielt er am 3. Dezember 1943 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.[2] Am 1. März 1944 wurde er zum Major d.R. befördert. Im Mai 1944 bezog die 260. Infanteriedivision südostwärts von Orscha die neue Hauptkampflinie. Hier traf sie am 22. Juni 1944 der sowjetische Großangriff mit voller Wucht. Sein Bataillon, angegriffen von zwei sowjetischen Schützendivisionen, brach auseinander. Die Division wurde innerhalb weniger Tage über den Dnepr zurückgeworfen und bei Minsk Ende Juni 1944 eingekesselt und zerschlagen.

Vincon überlebte die Kesselschlachten bei Minsk, als er sich als Führer einer rund 260 Mann starken Kampfgruppe unter unsäglichen Strapazen aus der Umklammerung nach Westen freikämpfte und unter abenteuerlichen Umständen mit wenigen Soldaten nach 39 Tagen Flucht am 13. August 1944 die deutsche Linien erreichte.
Nach längerem Aufenthalt im Standort-Lazarett in Ludwigsburg infolge von Unterernährung übernahm er als Kommandeur Ende Oktober 1944 das Grenadierregiment 466 der neu aufgestellten 257. Volksgrenadierdivision und kämpfte mit dieser ab Januar 1945 im Unterelsass im Lauterbach-Abschnitt bei Hagenau.

Im Zuge des Rückkämpfererlasses erhielt er am 8. Januar 1945 die Nahkampfspange in Gold[3] und am 5. Februar 1945 für die Leistungen als Kommandeur der 1. / Grenadierregiment 460 das 728. Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes[4].

Mitte März 1945 musste sich die 257. Volksgrenadierdivision dem Rückzug der 1. Armee anschließen, ging bei Karlsruhe über den Rhein und stand hier Anfang April 1945 noch in Abwehrkämpfen.

Seit dem 13. April 1945 gilt Otto Vincon nach einer Erkundungsfahrt im Raum Wildbad-Kaltenbronn im Nordschwarzwald als vermisst, man fand allerdings in der Ortschaft Dobel einen deutschen Major, ohne Papiere und Erkennungsmarke in einem verlassenen Gebäude, von dem man vermutete, es sei Vincon.
Major d.R. Vincon war einer von nur 98 Soldaten der Wehrmacht, die zugleich die Nahkampfspange in Gold und das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes trugen.

Literatur

  • Werner Haupt: Die 260. Infanteriedivision, 1939-1944 erschienen im Podzun-Pallas-Verlag, Bad Nauheim / Dorheim 1970

Einzelnachweise

  1. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.759
  2. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.759
  3. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.759
  4. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.759



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