Nahkampfspange

Nahkampfspange
Heinrich Himmler verleiht die Goldene Nahkampfspange an Angehörige des Heeres und der Waffen-SS, Oktober 1944
Generaloberst Heinz Guderian bei der Verleihung der Goldenen Nahkampfspange

Die Nahkampfspange des Heeres war eine deutsche Militärauszeichnung im Zweiten Weltkrieg und wurde per Verordnung vom 25. November 1942 durch Adolf Hitler gestiftet. Sie war die höchste infanteristische deutsche Kriegsauszeichnung des Zweiten Weltkriegs. Ihre Stiftung erfolgte in drei Stufen und konnte an Soldaten aller Dienstgrade verliehen werden, die sich in typischen Nahkampfeinsätzen der Infanterie, d. h. in Stoßtrupps, im Grabenkampf, beim Stürmen einer Stellung, bei der Abwehr eines Infanterieangriffs oder beim Antreten von Nahkampftrupps gegen Panzer, bewährt hatten.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte zur Schaffung dieser Auszeichnung

Die zunehmende Härte des Krieges zwang die Oberste Heeresleitung, eine Auszeichnung, vor allem für die Infanterie zu schaffen, die es bisher in der deutschen Ordensgeschichte nicht gegeben hatte. Die betraf sowohl die Verleihungsbedingungen als auch deren Aussehen.

Aussehen

Die Nahkampfspange ist eine zweiseitig gegliederte Flügelspange. Sie wurde in der Regel aus Feinzink gefertigt. Die Goldene Nahkampfspange war hingegen feuervergoldet. Als Vorlage haben möglicherweise die Frontflugspangen der Luftwaffe gedient. In ihrer Mitte befindet sich ein Viereck, welches mit Eichenlaub umrahmt ist. An dessen oberen Seite ist der Reichsadler sichtbar, der in seinen Fängen ein auf dem Kopf stehendes Hakenkreuz hält. Mittig kreuzen sich ein Seitengewehr und eine Stielhandgranate, welche beide das Symbol der Infanterie widerspiegeln sollen. Die Rückseite des Vierecks war mit einem schwarzen Blättchen verschlossen. Die Flügelspitzen links und rechts der Spange bestehen aus vier auslaufenden Eichenblättern.

Verleihungsbedingungen

  • 1. Stufe (Bronze) 15 Nahkämpfe* 2. Stufe (Silber) 25 Nahkämpfe* 3. Stufe (Gold) 50 Nahkämpfe

Es handelt sich um Nahkämpfe, nicht Tage, d.h. es konnten auch zwei Nahkämpfe an einem Tag gefochten worden. Alle Schlachten und Daten mußten offiziell von den verschiedenen Kommandanten, Generälen und allen möglichen Kriegsabteilungen dokumentiert, beglaubigt und bestätigt werden, bevor eine Nahkampfspange verliehen werden konnte.

  • a) alle Nahkämpfe, an denen die auszuzeichnenden Kämpfer Gelegenheit fanden, "das Weiße im Auge des Feindes" zu sehen, d.h. mit Nahkampfwaffen mit dem Gegner Mann gegen Mann im Kampf bis zur letzten Entscheidung gestanden zu haben.
  • b) Dieses konnte also im Großangriff, beim Spähtruppgang, in der Abwehr, bei einem einzelnen Meldegang, bei einem feindlichen Spähtruppunternehmen usw. gegeben sein.
  • c) Der Ort - bei den Gefechtsvorposten, im Vorfeld, in der Hauptkampflinie, in der Artillerie-Feuerstellung, im rückwärtigen Heeresgebiet (z.B. Partisanenkampf, der jedoch ab 4. August 1944 durch Befehl des OKH nicht mehr angerechnet werden durfte. Siehe Bandenkampfabzeichen) oder einem Überfall auf einen Lazarettzug oder eine Versorgungskolonne) - spielte dabei keine Rolle.

Jeder Soldat, der ungeschützt und zu Fuß in eine der oben genannten Lage gekommen war und sich hierbei bewährte, erfüllte die Anwartschaft auf die Spange. Zwar war die Definition des Nahkampfes vorgegeben, die Beurteilung und Dokumentierung eines solchen "Nahkampfes" allerdings wurde der Truppe, d.h. dem kämpfenden Truppenverband an der Front, überlassen. Durch den harten Alltag an der Front kam es oft vor, dass Nahkampflisten unzuverlässig geführt und zu spät aktualisiert wurden, was dazu führte, dass viele Soldaten die ihnen zustehende Nahkampfspange verspätet oder überhaupt nicht erhielten. Mit der Verleihung der Goldenen Nahkampfspange war zudem ein Sonderurlaub von 21 Tagen verbunden. Spätestens bei Verleihung der Goldenen Nahkampfspange war zu überprüfen, ob der Beliehene nicht auch gleichzeitig das Deutsche Kreuz in Gold zu erhalten hatte.

Sonderverleihungsbedingungen bei Verwundungen

Der Divisionskommandeur konnte an Soldaten, für die durch schwere Verwundung in Zukunft keine Gelegenheit zum Nahkampf mehr bestand die Nahkampfspange verleihen.

  • 1. Stufe (Bronze) mindestens 10 Nahkämpfe* 2. Stufe (Silber) mindestens 20 Nahkämpfe* 3. Stufe (Gold) mindestens 40 Nahkämpfe

An Gefallene, Verstorbene und tödlich verunglückte wurde die Nahkampfspange bei Vorliegen der Voraussetzungen nachträglich (posthum) verliehen. Die Spange selbst wurde dann mit der Besitzurkunde den Hinterbliebenen übersandt. In Kriegsgefangenschaft geratene oder vermisste Soldaten verloren den Anspruch auf die Nahkampfspange, auch wenn diese erfüllt war.

Führen der Nahkampflisten

Der Kompanieführer der jeweiligen Einheit, in dessen der zu Beleihende seinen Dienst verrichtet, legte in einer sogenannten "Kampfliste" die Namen der am Tag beteiligten und bewährten Soldaten selber fest. Die Liste wurden üblicherweise durch Unterschrift des Einheitsführers mit Stempel abgeschlossen. Die Nahkampflisten wurden dem jeweiligen Kriegstagebuch der Einheit als Anlage beigefügt und sodann an die übergeordneten Stelle weitergeleitet. Jeder Soldat hatte zudem in seinem Soldbuch bzw. Wehrpass ein Blatt bei sich zu tragen, in dem der anzurechnende Nahkampftag durch den nächsthöheren Vorgesetzten einzutragen und zu bescheinigen war.

Dieser hohe Verwaltungsaufwand führte in der Praxis zu einem heillosen Durcheinander. War die Führung der "Nahkampflisten" in den Jahren 1942/1943 noch relativ unproblematisch gewesen, verschlechterte sich diese im Spätherbst 1944, insbesondere im Winter 1944/1945 rapide. Dem einzelnen Soldaten an der Front war es des Öfteren gar nicht mehr möglich, seine Listen durch einen vorgesetzten Offizier bestätigen zu lassen. Auf der einen Seite spielte der harte Überlebenskampf des Soldaten im Alltag des Frontgeschehens eine wichtigere Rolle, als das Ausfüllen irgendwelcher Listen, auf der anderen Seite kamen noch andere Faktoren hinzu, wie das Fehlen von Schreibmaschinen, Stempel oder Stempelfarbe an der Front (Bleistift und Tinteneintragungen wurden oft durch Regen und Schnee verwaschen). Ob die Nahkampflisten noch in den letzten Kriegsmonaten geführt und ergänzt worden sind, ist, abgesehen von wenigen Ausnahmen, nicht mehr feststellbar. So waren viele der geführten Listen lückenhaft oder gingen kriegsbedingt bei den amtlichen Stellen bzw. überhasteten Rückzug der jeweiligen Einheit, verloren.

Verleihungszahlen

Den hohen Stellenwert der Nahkampfspange unterstreicht die vergleichsweise niedrige Anzahl an Verleihungen. Von den schätzungsweise 18 bis 20 Millionen Soldaten der Wehrmacht erhielten etwa

  • ca. 36.400 die Bronze-Stufe,
  • ca. 9500 die Silber-Stufe
  • und mindestens 631 die Gold-Stufe.

Die Anzahl der Verleihungen der Nahkampfspange in Gold von 631 sind jedoch als nicht gesichert anzusehen. Bis Ende April 1945 warem dem Heerespersonalamt lediglich 403 Träger der höchsten Stufe von Heer, Luftwaffen(feld)verbänden und Waffen-SS gemeldet worden. Beliehene Angehörige der Luftwaffenfelddivisionen konnten im Falle der Verleihung der Nahkampfspange des Heeres diese in die Nahkampfspange der Luftwaffe umtauschen.

Stufen

Die Nahkampfspange des Heeres wurde in drei Stufen verliehen.

Nahkampfspange Heer Bronze.jpg
Nahkampfspange Heer Silber.jpg
Nahkampfspange Heer Gold.jpg
Bronze (1. Stufe) Silber (2. Stufe) Gold (3. Stufe)

Die ersten Verleihungen der Goldenen Nahkampfspange fanden am 27. August 1944 statt. An diesem Tag erhielten 14 Soldaten des Heeres sowie der Waffen-SS die Nahkampfspange in Gold von Hitler persönlich. Unter anderem folgende Personen:

Trageweise

Tragweise der Nahkampfspange
Abbildung der Nahkampfspange in der 57er Version

Die Nahkampfspange des Heeres wurde 1cm über der Ordensschnalle an der linken Brusttasche über allen anderen Auszeichnungen getragen, um ihren hohen Stellenwert zu unterstreichen. Bei Erwerb einer höheren Stufe, war die vorhergehende Stufe abzulegen, verblieb jedoch im Besitz des Trägers. Eine Ausführung der Nahkampfspange in Stoffausführung (vgl. Stoffausführung Deutsches Kreuz) war beabsichtigt gewesen. Dementsprechende Muster wurde zwar angefertigt, sind aber nie zur Verleihung bzw. Aushändigung gekommen. Die Nahkampfspange konnte zu allen Uniformen der Wehrmacht, zur bürgerlichen Kleidung jedoch in verkleinerter Form, als Nadel oder am Frackkettchen, getragen werden.

Ungeschriebene Etikette bei Empfängen oder Truppenbesuchen vor Ort war, Träger der Nahkampfspange in Gold mit dem Hitlergruß vor allen anderen Anwesenden zu grüßen. Dies galt auch bei der gleichzeitigen Anwesenheit von Trägern des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz. Damit sollte der bereits erwähnte hohe Stellenwert dieser Auszeichnung weiter unterstrichen werden.

Sonstiges

Laut dem Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen vom 26. Juli 1957 ist das Tragen der Auszeichnung in der Bundesrepublik Deutschland nur ohne nationalsozialistisches Emblem gestattet. Daher wurde der Heeresadler und das Hakenkreuz entfernt und durch die sich kreuzenden Symbole der Infanterie, das Schwert und die Stielhandgranate ersetzt.

Siehe auch

Literatur

  • Allgemeine Heeresmitteilung 1942, 28. Ausgabe, S.573, Ziffer 1030
  • Allgemeine Heeresmitteilung 1943, 4. Ausgabe, S.78, Ziffer 114 und Ziffer 115
  • Manfred Dörr: Die Träger der Nahkampfspange in Gold, Heer-Luftwaffe-Waffen-SS 1943 - 1945 ISBN 3-7648-2585-5
  • Melchior: Die Auszeichnungen des Grossdeutschen Reichs, Nachtrag Seite 3ff, ISBN 978-3-939791-93-5
  • Kurt-Gerhard Klietmann: Auszeichnungen des Deutschen Reiches 1936-1945, 11. Auflage 2004, S.102ff, ISBN 3-87943-689-4

Einzelnachweise

  1. Zeitschrift Uniform Markt Ausgabe 6/1944

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