- Panzerdivision
-
Panzerdivisionen (PzDiv) sind bewegliche Großverbände der Panzertruppe, die aus Kampfpanzer-, motorisierten oder gepanzerten Infanterie-, Kampfunterstützungs- und Führungsunterstützungverbänden bestehen. Erstmals fasste die deutschen Wehrmacht eigene Kampfpanzer zu selbständigen Divisionen zusammen, wodurch das Deutsche Reich bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieg gegenüber den meisten anderen Staaten eine strategisch-taktische Überlegenheit besaß.
Entwicklung des Konzepts
Die ersten Versuche mit Einheiten, die überwiegend aus Panzern bestanden, fanden auf alliierter Seite im Ersten Weltkrieg statt. Die Panzer wurden dazu in selbständigen Kompanien oder Bataillonen zusammengefasst und bei Durchbruchsoffensiven konzentriert eingesetzt (siehe auch Royal Tank Regiment). Beispiele hierfür sind die Schlacht von Cambrai 1917 und die Schlacht von Amiens 1918. Nach dem Kriegsende wurden erste Panzerformationen in Brigadegröße aufgestellt. In der Zwischenkriegszeit begann in vielen Ländern die Eingliederung mechanisierter und gepanzerter Verbände in die früheren Kavalleriedivisionen, die schließlich komplett von Panzerdivisionen und mechanisierten Divisionen (in Deutschland als Panzergrenadierdivision bezeichnet) abgelöst wurden.
Panzerdivisionen im Zweiten Weltkrieg
Eine deutsche Panzerdivision des Zweiten Weltkriegs bestand aus Kampfpanzern, motorisierter oder mechanisierter Infanterie (Panzergrenadiere), Panzerjägern, Artillerie, Pionieren, Flakartillerieeinheiten, Sanitätseinheiten, Nachrichtenabteilungen, Aufklärungsabteilungen sowie Versorgungs- und Instandsetzungseinheiten.
Bereits die Divisionen der ersten Kriegsjahre bis 1941 litten unter unzureichender Personalstärke und Kampfwagenausstattung. Für den Russlandfeldzug wurde zwar die Zahl der Panzerdivisionen von 10 auf 20 verdoppelt, dies allerdings auf Kosten der Stärke bereits bestehender Divisionen. Diese wurden um je eine Panzerabteilung verkleinert, was deren Kampfkraft theoretisch verringerte. Es hatte sich aber schon im Polenfeldzug gezeigt, dass die Panzerdivisionen zu panzerlastig waren. Stattdessen fehlte es ihnen an unterstützenden motorisierten Infanterieverbänden. Für die Neuaufstellungen mussten bewährte Verbände immer wieder auseinander gerissen werden, um auf diese Weise neue Verbände mit erfahrenem Personal ausstatten zu können. Als Ergebnis wurde zwar die Zahl der Divisionen verdoppelt, doch vermehrten sich die Panzerabteilungen nur um 40 %. Da zusätzlich innerhalb der Abteilungen die Ausstattung mit Panzern geringfügig geändert worden war, ergab sich insgesamt nur eine Verstärkung um etwa 30 %. Weiterhin wiesen die Divisionen einen unüberschaubaren Bestand an Panzermodellen auf, was u. a. der unbefriedigenden Leistung der deutschen Panzerindustrie geschuldet war. So waren mehrere Divisionen nur mit tschechischen oder französischen Beutepanzern ausgestattet, was im Feld unzählige logistische Probleme aufwarf.
Der Wert von Panzerdivisionen zeigte sich im Zweiten Weltkrieg besonders dort, wo Verbände in der Tiefe operieren oder weit umfassende Flankenangriffe führen konnten. Hier zeigte sich die Überlegenheit vollmotorisierter und gepanzerter Wehrmachtsverbände gegenüber der Infanterie, die sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf deutscher Seite wegen zunehmenden Mangels an modernen Transportmitteln wie Kfz und des allgemeinen Übergangs in die Defensive wieder auf traditionelle Kampfformen zurückgeworfen sah. Der Militärhistoriker Martin van Creveld bezeichnete dies als den Prozess der „Entmotorisierung“ der Wehrmacht.
Allerdings traten auch sehr schnell die offensichtlichen Nachteile von Panzerdivisionen zu Tage: Hoher Ressourcenverbrauch (Kraftstoff, Ersatzteile) und eine zu Fuß marschierende Infanterie, die nur langsam folgen konnte. Die von Panzern gebildeten Kessel konnten nicht schnell genug von der Infanterie gesäubert werden. 1941 beobachtete man bereits das Phänomen der wandernden Kessel. In unübersichtlichem Gelände wie Wald oder Ortschaften war der Einsatz von Panzerverbänden ohne begleitende Infanterie gegenüber feindlichen Panzerabwehrkräften ebenfalls problematisch.
Panzerdivisionen nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Panzerdivisionen das Kernstück der meisten modernen Armeen. Insbesondere stand sich auf deutschem Gebiet beiderseits der Zonengrenze eine Massierung von Panzerverbänden gegenüber. Sie waren vor allem deshalb dort konzentriert, da die norddeutsche Tiefebene als ideales Einsatzgebiet für Panzer angesehen wurde.
Aufgrund der veränderten sicherheitspolitischen Lage seit dem Ende des Kalten Krieges verloren große Panzerverbände stark an Bedeutung. Gründe dafür sind ihre fehlende globale Beweglichkeit, ihre eingeschränkte Einsatzmöglichkeit in panzerhemmenden Gebieten (Wald, Siedlungen, Gebirge) und die gestiegene Verwundbarkeit des Panzers durch große Fortschritte in der Raketen-, Munitions- und Aufklärungstechnik. Trotz dieser Tendenz wurden allerdings in den letzten zwei Irakkriegen (1991 und 2003) und in Afghanistan (2001) die nach wie vor große Kampfkraft und Schutzwirkung des Panzers erneut bestätigt. Länder, die bereits eine vollständige Ablösung der Panzerwaffe durch leichtere, beweglichere Fahrzeuge in Betracht zogen, änderten dieses Vorhaben wieder ab (so verzichtete Kanada auf die Aufstellung von Stryker-Großverbänden nach dem Vorbild der US Army und beschaffte stattdessen u. a. 20 Leopard 2 A6 zum Einsatz in Afghanistan). Zwar wird der Kampfpanzer somit durchaus weiterhin eine Rolle in Konflikten spielen, allerdings wird er eher in kleinen Gruppen in enger Kooperation mit infanteristischen Einheiten zum Einsatz kommen.
Deutsche Panzerdivisionen
Wehrmacht
- 1. Panzerdivision
- 2. Panzerdivision
- 3. Panzerdivision
- 4. Panzerdivision
- 5. Panzerdivision
- 6. Panzerdivision
- 7. Panzerdivision
- 8. Panzerdivision
- 9. Panzerdivision
- 10. Panzerdivision
- 11. Panzerdivision
- 12. Panzerdivision
- 13. Panzerdivision
- 14. Panzerdivision
- 15. Panzerdivision
- 16. Panzerdivision
- 17. Panzerdivision
- 18. Panzerdivision
- 19. Panzerdivision
- 20. Panzerdivision
- 21. Panzerdivision
- 22. Panzerdivision
- 23. Panzerdivision
- 24. Panzerdivision
- 25. Panzerdivision, teilw. Abspaltung zur Panzerdivision Norwegen
- 26. Panzerdivision
- 27. Panzerdivision
- 45. Panzerdivision Clausewitz
- 116. Panzerdivision
- 155. Panzerdivision
- 178. Panzerdivision
- 179. Panzerdivision
- 232. Panzerdivision
- 233. Panzerdivision
- Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring
- Panzerlehrdivision
Waffen-SS
- 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler
- 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“
- 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“
- 5. SS-Panzer-Division „Wiking“
- 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“
- 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“
- 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“
Nationale Volksarmee (NVA)
- 7. Panzerdivision (Standort: Dresden)
- 9. Panzerdivision „Heinz Hoffmann“ (Standort: Eggesin)
Bundeswehr
- 1. Panzerdivision
- 3. Panzerdivision
- 5. Panzerdivision
- 7. Panzerdivision
- 10. Panzerdivision
- 12. Panzerdivision
Australische Panzerdivisionen
- 1st Armoured Division
- 2nd Armoured Division
- 3rd Armoured Division
- 4th Armoured Division
- 5th Armoured Division
Britische Panzerdivisionen
- Guards Armoured Division
- 1st Armoured Division
- 2nd Armoured Division
- 6th Armoured Division
- 7th Armoured Division
- 8th Armoured Division
- 9th Armoured Division
- 10th Armoured Division
- 11th Armoured Division
- 42nd Armoured Division
- 79th Armoured Division
Französische Panzerdivisionen
Frankreichfeldzug
- 1. Leichte mechanisierte Division (1re DLM)
- 2. Leichte mechanisierte Division (2e DLM)
- 3. Leichte mechanisierte Division (3e DLM)
- 1. Gepanzerte Division (1re DCr)
- 2. Gepanzerte Division (2e DCr)
- 3. Gepanzerte Division (3e DCr)
- 4. Gepanzerte Division (4e DCr)
Nach 1943
- 1. Französische Panzerdivision (1re DB)
- 2. Französische Panzerdivision (2e DB)
- 3. Französische Panzerdivision (3e DB)
- 5. Französische Panzerdivision (5e DB)
- 6. Leichte Panzerdivision (6e DLB)
- 7. Französische Panzerdivision (7e DB)
Italienische Panzerdivisionen
- 131. Panzerdivision Centauro
- 132. Panzerdivision Ariete
- 133. Panzerdivision Littorio
- Panzerdivision Pozzuolo del Friuli
Kanadische Panzerdivisionen
- 4th (Armoured) Division
- 5th (Armoured) Division
Polnische Panzerdivisionen
Sowjetische und russische Panzerdivisionen
Zweiter Weltkrieg
- 1. bis 61., 101., 102., 104., 105., 107. bis 112. Panzerdivision
(Nach 1942 setzte die sowjetische Armee anstelle von Panzerdivisionen insgesamt 31 sogenannte Panzerkorps ein, die meist aus drei Panzerbrigaden sowie einer motorisierten Schützenbrigade und Unterstützungstruppen bestanden. Verschiedene dieser Einheiten wurden mit der Benennung als Garde-Einheiten ausgezeichnet.)
Nach 1945
- 4. Gardepanzerdivision
- 5. Gardepanzerdivision
- 10. Gardepanzerdivision
- 17. Gardepanzerdivision
- 21. Gardepanzerdivision
- 90. Gardepanzerdivision
- 193. Panzerdivision
Südafrikanische Panzerdivisionen
- 6th Armoured Division
US-amerikanische Panzerdivisionen
- 1st Armored Division „Old Ironsides“
- 2nd Armored Division „Hell on wheels“
- 3rd Armored Division „Spearhead Division“
- 4th Armored Division
- 5th Armored Division „Victory Division“
- 6th Armored Division „Super Sixth“
- 7th Armored Division „Lucky Seventh“
- 8th Armored Division „The Iron Snake“
- 9th Armored Division „Phantom Division“
- 10th Armored Division „Tiger Division“
- 11th Armored Division „Thunderbolt“
- 12th Armored Division „Hellcat Division“
- 13th Armored Division „Black Cat Division“
- 14th Armored Division „Liberator Division“
- 16th Armored Division
- 20th Armored Division
- 49th Armored Division „Lone Star“
- 1st Cavalry Division „The First Team“
- 2nd Cavalry Division
- 3rd Armored Cavalry Division
- 11th Armored Cavalry Division „Black Horse“
Wikimedia Foundation.