- Weihnachtslieder
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Ein Weihnachtslied ist ein Lied, das an Weihnachten gesungen wird, weil der Liedtext einen Bezug zum Feiertag herstellt. Sie werden sowohl bei christlichen Gottesdiensten gesungen als auch als Hintergrundmusik in Kaufhäusern gespielt.
In der englischen Sprache existiert der Begriff „Christmas carol“, der nicht alle Weihnachtslieder umfasst, sondern nur solche, bei denen die Musik eine traditionellere Form annimmt. So wäre White Christmas z. B. nach dieser Definition kein „carol“, sondern „nur“ ein Lied, weil das musikalische Stil nicht zur Tradition der Carols angepasst ist. Bezüglich des Texts wird jedoch nicht zwischen Carols und andere Weihnachtsliedern unterschieden.
Dennoch gibt es auch unterschiedliche sprachübergreifende Definitionen, was als Weihnachtslied zu bezeichnen ist. Manche Lieder haben nur einen winterlichen, nicht aber einen explizit weihnächtlich-religiösen Bezug. Sie werden dennoch nur in der Zeit rund um Weihnachten gesungen; so z. B. Jingle Bells, dessen Text von einer Schlittenfahrt handelt, die genauso gut etwa in Februar stattfinden könnte. Es gibt auch Lieder, die eng mit weihnächtlichen Bräuchen verbunden sind, aber eher als Bettel- oder Trinklied einzustufen sind, beispielsweise das Lied A Bone, God Wot! aus dem 16. Jahrhundert, das in der Wassailing-Tradition eingeordnet werden kann, aber vom Cottonian Collection des Britischen Museums als Christmas Carol eingestuft wird.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ältesten Weihnachtslieder im westlichen Kulturkreis waren lateinische Hymnen, die in der Messe und im Stundengebet gesungen wurden. Im Mittelalter entwickelte sich der Brauch, diese mit deutschen Liedern, den Leisen, zu verbinden. Ein Beispiel dafür ist Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 23), dessen erste Strophe von 1380 stammt und das zur Sequenz der Mitternachtsmesse Grates nunc omnes gesungen wurde. In manchen Weihnachtsliedern hat sich diese deutsch-lateinische Mischform erhalten, so in In dulci jubilo und im Quempas. Eine andere Wurzel des Weihnachstliedes war das Kindelwiegen, ein in Frauenklöstern entstandener weihnachtlicher Brauch, und die hier gepflegte Mystik. Aus diesem Kreis stammt das älteste deutsche Weihnachtslied Joseph, lieber Joseph mein, das dem Mönch von Salzburg (um 1305) zugeschrieben wird und ein Wiegenlied ist.
Bei aller reformatorischen Kritik an Formen des volkstümlichen Weihnachtsbrauchs scheute sich jedoch auch Martin Luther nicht, volkstümliche Weisen aufzunehmen, und schuf mit Vom Himmel hoch ein Weihnachtslied, das eine Bearbeitung eines Kranzlieds war.
Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden Lieder, die zunächst für die private oder häusliche Andacht gedacht waren und von dort aus ihren Weg in kirchenmusikalische Werke und dann in die Gesangbücher fanden. Dazu gehört Ich steh an deiner Krippen hier von Paul Gerhardt.
Im 19. Jahrhundert fanden auch Lieder aus anderen Ländern ihren Weg nach Deutschland. Friedrich Heinrich Ranke schrieb 1823 das Weihnachtslied Herbei, o ihr Gläubigen (nach dem lateinischen Adeste Fideles, Musik vermutlich von John Francis Wade, 1711-1786, EG 45), und Johannes Daniel Falk (1768–1826) und Heinrich Holzschuher (1798-1847) schrieben O du fröhliche auf die Melodie des italienischen Marienliedes O sanctissima. Karl Riedel (1827-1888) machte das böhmische Lied Kommet ihr Hirten in Deutschland heimisch und leitete eine Renaissance der älteren Weihnachtslieder wie Den die Hirten lobeten sehre und Es ist ein Ros entsprungen ein.
Das bekannteste und vermutlich weltweit am weitesten verbreitete Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht stammt ebenfalls aus dem 19.Jahrhundert. Ebenso zahlreiche weitere Weihnachtslieder aus dem englischsprachigen Raum, wie z. B. die ersten Druckfassungen von God Rest Ye Merry, Gentlemen, The First Noel, I Saw Three Ships und Hark! The Herald Angels Sing, die allesamt in Christmas Carols Ancient and Modern (1833) von William B. Sandys erschienen. Komponisten wie Arthur Sullivan halfen mit, dem Weihnachtslied zu neuer Beliebtheit zu verhelfen, und aus dieser Periode stammen Lieder wie Good King Wenceslas und It Came Upon the Midnight Clear, ein Weihnachtslied aus Neuengland von Edmund H. Sears und Richard S. Willis.
Gleichzeitig ließen jedoch die Veränderungen in der Frömmigkeit und das Aufkommen der bürgerlichen Weihnachstfeier im 19. Jahrhundert erstmals Lieder entstehen, in denen nicht mehr von der Geburt Jesu die Rede ist. Das bis heute bekannteste dieser Lieder ist O Tannenbaum. Dies war ursprünglich kein Weihnachtslied, sondern ein trauriges Liebeslied von August Zarnack, dessen zweite Strophe mit „O Mägdelein, o Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüte“ begann. Später wurde es von Ernst Anschütz umgeschrieben. Der Weihnachtsmann (Morgen kommt der Weihnachtsmann) und naturromantische Elemente (Leise rieselt der Schnee) sind weitere Motive, die im 19. Jahrhundert hinzukamen.
Wieder aufgegriffen wurde diese Strömung im 20. Jahrhundert während der Zeit des Nationalsozialismus, etwa bei Hans Baumann mit Hohe Nacht der klaren Sterne, das in der damit aufgewachsenen Generation sehr beliebt geblieben ist. Ältere Weihnachtslieder wurden oft umgedichtet. Diese Umdichtungen haben sich meist nicht durchsetzen können. Jedoch ist Es ist für uns eine Zeit angekommen die völlige Text-Neufassung und Umwandlung des Argauer Sterndrehermarsches, einer Schilderung der Weihnachtsgeschichte, in ein Winterwanderlied bis heute bekannt. [2]
Auch in der DDR gab es mit Liedern wie Sind die Lichter angezündet und Tausend Sterne sind ein Dom neue Beispiele nichtchristlicher Weihnachtslieder.
Im Zuge der Globalisierung und Kommerzialisierung von Weihnachten kamen vermehrt auch fremdsprachige Lieder (v. a. englisch) nach Deutschland. Außerdem werden Weihnachtslieder heute auch schon in der Adventszeit gespielt. Besonders in den Kirchen wird jedoch die Tradition des Advent bewahrt; dort werden stattdessen Adventslieder gespielt und gesungen.
Bekannte Weihnachtslieder
Siehe Liste deutschsprachiger Weihnachtslieder und Liste fremdsprachiger Weihnachtslieder
Siehe auch
- Geistliches Lied
- Liste der Kirchenlieder
- Portal:Weihnachten
Anmerkungen
- ↑ http://www.hymnsandcarolsofchristmas.com/Hymns_and_Carols/a_bone_god_wot.htm
- ↑ Siehe Irmgard Benzig-Vogt (Lit.)
Literatur
Ausgaben
- Siegfried Köhler und Johannes Weyrauch: Unsere schönsten Weihnachtslieder. 27 beliebte Lieder zur Weihnachtszeit. Leipzig o. J. [1970]
- Wolfgang Schneider: Die schönsten Weihnachtslieder. Insel-Verlag, Frankfurt/M.–Leipzig 2006, ISBN 3-458-34931-6 (Insel-Taschenbuch 3231)
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. Musikalische Bearbeitung von Hilger Schallehn. 10. Auflage, Serie Musik: Nr. 8213. Atlantis-Musikbuch-Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-254-08213-3 (1. Auflage: Schott, Mainz 1982, ISBN 3-7957-2061-3)
Studien
- Irmgard Benzig-Vogt: Vom Kind in der Krippe zum Kind in der Wiege. Das Weihnachtslied der NS-Zeit. In: Neue Musikzeitung 46 (1997/98), S. 49–51
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit. Bucher, Luzern u. a. 1978, ISBN 3-7658-0273-5
- Friederike Lepetit: Weihnachten - ein sozialistisches Friedensfest? Christliche Motive und Traditionen im Musikunterricht der DDR am Beispiel des Weihnachtsfestes. Ed. Kirchhof und Franke, Leipzig–Berlin 2006, ISBN 3-933816-31-9.
Weblinks
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