Wiking Modellauto

Wiking Modellauto
Wiking-Modellbau GmbH & Co. KG
Unternehmensform GmbH & Co. KG
Gründung 1931
Unternehmenssitz Lüdenscheid
Produkte

Spielzeugminiaturen

Website

www.wiking.de

Die Wiking-Modellbau GmbH & Co. KG ist ein bekannter Hersteller von Kunststoff-Modellautos − hauptsächlich im Maßstab 1:87 − für Sammler und als Zubehör für Modelleisenbahnen der Nenngröße H0 („Halb-Null“) (z. B. Trix, Märklin, Fleischmann, Roco). Seit 1984 gehört das Unternehmen zur Sieper-Gruppe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Firma

Wiking Passagierdampfer Monte Pasqual mit Leuchtturm, um 1936

Wiking startete bereits in den 1930er Jahren mit dem Bau von Wasserlinien-Schiffsmodellen (Kriegs- und Handelsschiffe) aus Blei/Metall im Maßstab 1:1250. In der Zeit während des Zweiten Weltkrieges dienten die Schiffsmodelle, wie auch die neu geschaffenen Flugzeug- (ab 1934/35) und Wehrmachtsmodelle (ab 1937/38) im Maßstab 1:200 als Erkennungs- bzw. Sandkastenmodelle des Militärs. Im Jahr 1938 wurden die Flugzeuge komplett und einige wenige Schiffe auf Kunststoff umgestellt. Auf der Basis der Wehrmachtsmodelle aus Metall wurde auch die erste Verkehrsmodellserie geschaffen, die dann aber aufgrund des Kriegsausbruches eingestellt wurde (Ausbau der Erkennungsmodelle). Der Verkauf an den Spielwarenhandel ging im Laufe des Krieges immer mehr zurück. Da der Betrieb kriegswichtig war, beschäftigte er auch Zwangsarbeiter.

Nach dem Krieg gab es kurzzeitig Figuren um die Arche Noah, Versuche mit Tonmodellen und anderes mehr, bevor in den Automodellen eine Zukunft gesehen wurde. Um überhaupt etwas produzieren zu können, wurden zuerst Kämme und Knöpfe aus Kunststoff hergestellt. Ferner wurde die Berliner Luftbrücke 1948/49 mit einer kleinen Serie von fünf Flugzeug- und zwei Fahrzeugmodellen im Maßstab 1:400 begleitet.

Seit 1947 werden Automodelle (zunächst im Maßstab 1:100, später 1:90, dann 1:87) und Zubehör wie Ladegut, Garagen, Tankstellen, Personen, Verkehrsschilder und Straßenleuchten aus Kunststoff produziert und an den Spielwarenhandel geliefert. Es gab auch Spielpläne, auf denen die Kinder ihre „Stadt“ aufbauen konnten.

Die Wasserlinien-Schiffsmodelle produzierte man von 1949/50 an wieder, später zum Teil auch modifiziert als Veteranenserie. Etwa 1974/75 wurde diese Produktlinie eingestellt.

In den 1960er Jahren wurde nochmals versucht, Flugzeugmodelle im Maßstab 1:200 (so genannte „Silberserie“) zu verkaufen, jedoch ohne wirtschaftlichen Erfolg.

In den 1950er und 60er Jahren produzierte die Firma Wiking Kunststoffmodelle von Pkw, Lieferwagen, Lkw, Traktoren, Baggern und Gabelstaplern auch in größeren Maßstäben (1:40−1:50) für die Hersteller der Originalfahrzeuge (z. B. Volkswagen, Magirus-Deutz, Hanomag). Sie wurden nicht über den Spielwarenhandel vertrieben, sondern dienten als Werbeartikel dieser Firmen.

1981 starb der Firmengründer und -inhaber Friedrich Karl Peltzer im Alter von 78 Jahren (* 5. Februar 1903; † 20. November 1981). 1982 wurde die Außenstelle Kiel geschlossen, in der o. g. Schiffs- und auch Sondermodelle (größere Maßstäbe, Werbeaufträge) gefertigt wurden. Die Zweigstelle Buer, als Vorläufer von Kiel, war bereits 1953 aufgegeben worden.

Im Jahre 1984 erfolgte der Verkauf an die Sieper-Gruppe (Siku). 1986 fand der Umzug vom alten Stammhaus in Berlin „Unter den Eichen 101“, wo man seit 1936 ansässig war, in die „Industriestraße 1−3“ statt. Begonnen hatte man 1932 in der Dahlemer Straße. Seit 1995 werden Modelle in Polen montiert, 1999 kam China als Fertigungsstätte hinzu. Die Berliner Produktionsstätte wurde zum Jahreswechsel 2008/2009 geschlossen und die Produktion (neben Polen) zu den Siku-Werken nach Lüdenscheid verlegt.

Modelle

Drahtachsermodelle und Zubehör, um 1949
Moderne Wiking-Modelle
Wiking Tatra 87

Ab dem Jahr 1947 begann man zunächst mit Automodellen, die zum Teil nur aus einem Formteil bestanden, von unten hohl und deren Fenster teilweise bemalt waren (Maßstab ca. 1:100).

Die Achsen bestanden aus Draht mit flach gekniffenen Enden; sie wurden heiß in den Kunststoff gequetscht und sind nicht beweglich, lediglich die Räder rollten auf den Achsen. Diese frühen Versionen werden von Sammlern auch „Knips-/Draht-/Quetschachser“ genannt. Später bekamen die Modelle eine Bodenplatte und mitrollende Achsen (Maßstab ca. 1:90), genannt „unverglaste Modelle/Rollachser“. Seit Ende der 1950er Jahre gibt es die „Verglasten“ mit Fenstern aus transparentem Kunststoff. Inneneinrichtungen vervollständigen seit den 1960ern das Bild. Der Maßstab wurde inzwischen auf 1:87 (H0) angepasst. In den 1990er Jahren wurden Formen der aufgegebenen Firma Roskopf übernommen. Wenige Modelle daraus wurden zunächst unter dem alten Markennamen, später als Wiking-Modelle verkauft.

Bei den heutigen Modellen wird versucht, sich den weiter entwickelten technischen Möglichkeiten, den Marktgesetzen und den Mitbewerbern, wie Herpa, Brekina etc. anzupassen, aber dennoch die Liebhaber der alten Modellserie zu bedienen. So werden auch neu geprägte Modelle aus alten Formen − teilweise mit heute möglichen Verfeinerungen durch Bedruckungen − angeboten.

Da die heute für den Verkauf von Markenabbildern zu zahlenden Lizenzen Wiking offenbar zu teuer sind, werden seit einiger Zeit im Bereich aktueller Pkw nur noch Modelle von VW, Audi und Mercedes-Benz heraus gebracht. Diese produziert Wiking zunächst als Werbemodelle für die Kfz-Hersteller, bevor sie − etwas zeitversetzt − in den Modellhandel gehen. Andererseits werden seit einigen Jahren vermehrt Kfz-Modelle vergangener Jahre neu entwickelt. Besonders der Bereich Landwirtschaft wird mit einigen (als Modell des Maßstabs 1:87 bisher noch nicht erhältlichen) Traktoren ausgebaut, aber auch einige ältere Pkw, Lieferwagen und Lkw erscheinen aus neu konstruierten Formen (z. B. Opel Rekord, VW Transporter, Mercedes-Benz Kurzhauber). Die Serie (ausländischer) Pkw (Sportwagen) der 1950er bis 70er Jahre wurde nicht fortgesetzt.

Seit 1969 werden Kfz-Modelle im Maßstab 1:160 produziert, die neben den Spur N-Modelleisenbahnern auch einen eigenen Liebhaberkreis gefunden haben.

Seit Oktober 2008 gibt es die neue Produktreihe „WIKING CONTROL 87“ mit funkferngesteuerten Modellen im HO-Maßstab. Das erste Modell dieser Reihe ist ein Feuerwehrmodell mit funktionierenden Scheinwerfern, Rückleuchten, Blinkern, Blaulicht und Sirene. Es handelt sich um ein Löschfahrzeug (LF10/6 CL) von Rosenbauer auf MAN TGL. Für das Frühjahr 2009 ist ein ferngesteuertes Modell des „Panther“ Flugfeldlöschfahrzeugs von Rosenbauer angekündigt.

Wiking-Modelle als Sammelgebiet

Werbemodell Thyssen, das bislang teuerste Wiking-Modell
Culemeyer-Straßenschwertransport mit Zugmaschine (Mercedes LPS 332, ca. 1966) und Kleinlokomotive (Märklin, 2007)

Seit den 1970er Jahren sind ältere Wiking-Modelle gesuchte Sammlerstücke, die eine Vielzahl von Sammlern, überwiegend Männer im Alter von 35 bis 70 Jahren, begeistern. Wiking wird als Sammelgebiet in einem Atemzug mit Märklin-Metallspielzeug, Steiff oder Käthe-Kruse-Puppen genannt und findet als Sammelgebiet häufig Beachtung in überregionalen Fernseh- oder Zeitungsberichten.

Das teuerste jemals gehandelte Wiking-Modell ist ein maigrüner Mercedes-Tankwagen, der 1962 für die Firma Thyssen als Werbemodell produziert wurde. Auf der regelmäßig in Köln stattfindenden Wiking-Auktion erzielte das Fahrzeug 10.100 Euro im Juni 2006. Eine Dekorationsplatte mit elf Schiffsmodellen hat sechs Jahre zuvor 8272 Euro erzielt.

Literatur

  • Ulrich Biene: WIKING − Kleine Autos, große Liebe Historie und Faszination der legendären Berliner Miniaturen. Delius-Klasing Verlag, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-7688-2595-5.
  • Ulrich Biene: Der Modell-Mythos WIKING − Wie es wirklich war. Delius-Klasing Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-1943-5.
  • Karl A. Koch: Neuer Gelber Katalog 2002, Das Jahrbuch des Wiking-Sammlers. ISBN 3-932396-11-1 (verschiedene Jahrgänge).
  • Rüdiger Walsdorff: WIKING − die Peltzer-Ära. Menschen und Miniaturen. Die Geschichte einer Modellbaufirma in Berlin-Lichterfelde. Portus Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-00-014769-1.
  • Rüdiger Walsdorff: WIKING − das Peltzer-Erbe. Schiffe, Flugzeuge und Automodelle. Portus Verlag, Berlin.
  • Peter Schönfeldt: Wiking-Modelle. Die Schiffe und Flugzeuge. Koehler, Hamburg 1998, ISBN 3-7822-0731-9.
  • Carsten Saure: WIKING-Handbuch der alten Modelle − Preisführer Ausgabe 2008. Auktionshaus Saure Selbstverlag, ISBN 978-3-00-023145-2.

Weblinks


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