- Wagenfeld
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Wappen Deutschlandkarte 52.5333333333338.566666666666740Koordinaten: 52° 32′ N, 8° 34′ OBasisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Diepholz Höhe: 40 m ü. NN Fläche: 117,35 km² Einwohner: 6.903 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 59 Einwohner je km² Postleitzahl: 49419 Vorwahlen: 0 54 44 Kfz-Kennzeichen: DH Gemeindeschlüssel: 03 2 51 044 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Pastorenkamp 25
49419 WagenfeldWebpräsenz: Bürgermeister: Wilhelm Falldorf Lage der Gemeinde Wagenfeld im Landkreis Diepholz Wagenfeld ist eine Gemeinde im Landkreis Diepholz in Niedersachsen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Wagenfeld liegt ungefähr in der Mitte zwischen Bremen im Norden und Osnabrück im Südwesten, östlich am südöstlichen Ausläufer des Kellenbergs. Im bzw. am Rand des Gemeindegebiets befinden sich diese größeren Moorgebiete: Großes Moor, Neustädter Moor, Oppenweher Moor und Rehdener Geestmoor.
Flüsse
Durch die Gemeinde fließt die Wagenfelder Aue, ein südöstlicher Zufluss der Hunte. Durch ihr südöstliches Gebiet bei Ströhen fließt die Große Aue, ein Nebenfluss der Weser.
Ausdehnung des Gemeindegebiets
Die Entfernung zwischen den äußersten Grenzpunkten beträgt von Nord nach Süd 9,5 km und von West nach Ost 18 km. Zudem ist Wagenfeld das größte Dorf Deutschlands und das flächenmäßig drittgrößte der Welt.
Gemeindegliederung
Die Einheitsgemeinde Wagenfeld besteht aus den ehemals selbständigen Gemeinden Wagenfeld-Bockel, Wagenfeld-Förlingen, Wagenfeld-Haßlingen, Wagenfeld-Neustadt und Ströhen.
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind - von Norden aus im Uhrzeigersinn: Samtgemeinde Rehden, Samtgemeinde Kirchdorf, Uchte (Landkreis Nienburg), Oppenwehe und Preußisch Ströhen (beide Landkreis Minden-Lübbecke) (Nordrhein-Westfalen) und Samtgemeinde Altes Amt Lemförde.
Geschichte
Der Name Wagenfeld taucht zum ersten Mal um 1280 in einem Verzeichnis der gräflichen ravensbergischen Lehnsgüter auf. Durch das Dorf fließt die Wagenfelder Aue, ein kleiner Nebenfluss der Hunte. Dort ließen die Grafen von Diepholz Ende des 15. Jahrhunderts eine Schutzfeste mit dem Namen Auburg errichten. Diese Wasserburg, auf einer Insel zwischen einem abgezweigten Arm der Aue und der Wagenfelder Aue gelegen, sollte die benachbarten Mindener, die damals regelmäßig in das Gebiet einfielen, abschrecken. Diese fühlten sich jedoch gerade durch den Bau der Auburg provoziert und zerstörten sie in der Folgezeit mehrere Male.
Als im Jahre 1585 der noch nicht einmal 30 Jahre alte Graf Friedrich II. von Diepholz verstarb, brach ein Rechtsstreit über die territoriale Zugehörigkeit des Amtes Auburg aus. Am Ende huldigten noch im gleichen Jahr die Auburger dem Landgrafen von Hessen-Kassel als ihrem neuen Landesherrn.
Erst 230 Jahre später - am 23. September 1815 - kamen im Zuge der Verhandlungen über den Zweiten Pariser Frieden Preußen, Hannover und Hessen überein, dass das Amt Auburg an Hannover abzutreten sei. Fünf Jahre später wurde die Amtsvogtei Auburg wieder dem Amte Diepholz angegliedert.
20. Jahrhundert
1937 erwarb die damalige Samtgemeinde Wagenfeld, die 1909 aus den Gemeinden Bockel, Förlingen, Haßlingen und Neustadt gebildet worden war, das Gebäude der Auburg sowie 26 Morgen Land. Während des NS-Regimes wurden 12 ehemals in Wagenfeld ansässige jüdische Bürger und deren Ehegatten von ihren damaligen Wohnorten in 6 unterschiedliche Ghettos und Konzentrationslager (Auschwitz, Riga, Stutthof, Theresienstadt, Treblinka und Trostinez) deportiert und ermordet. Weitere 20 jüdische Wagenfelder konnten bis 1938 zum größten Teil in die USA, nach Großbritannien, Palästina oder Argentinien fliehen. Seit dem 14. September 2008 erinnert ein Gedenkbaum mit Gedenkplatte nahe dem Herrenhaus Auburg an die Wagenfelder Opfer der Schoah.
Am 1.Januar 1967 schlossen sich die vier Gemeinden Wagenfeld-Bockel, Wagenfeld-Förlingen, Wagenfeld-Haßlingen und Wagenfeld-Neustadt zur Einheitsgemeinde Wagenfeld zusammen. Am 1.März 1974 wurde die Gemeinde Ströhen eingemeindet.
Heute befindet sich auf dem Gelände der Auburg nur noch das Herren- und Gesindehaus. Nach 1945 wohnten dort zunächst acht Jahre lang Flüchtlingsfamilien. Danach dienten die Gebäude bis 1967 als landwirtschaftliche Berufsschule.
Gegenwart
In den Jahren 1998/1999 wurde das historische Gebäude der Auburg restauriert. Seither bietet der "Kulturkreis Auburg" in seinen Räumlichkeiten ein abwechslungsreiches Kulturprogramm an.
Erwähnenswert ist auch, dass Wagenfeld von 1961 bis 2002 Bundeswehrstandort war: Die Luftwaffe unterhielt dort die 3. Batterie des Flugabwehrraketenbattallions 25 (3. Batt./FlaRakBtl. 25), das der 4. Luftwaffendivision (Aurich) zugeordnet war. Dazu waren in dem Ort bis 1988 Soldaten der 42. US-Artillerie-Abteilung stationiert, die die kleine Zahl Atomsprengköpfe bewachten, die im Verteidigungsfall - nach Freigabe durch die Amerikaner - durch Bundeswehrsoldaten abgeschossen worden wären. Als Waffensystem wurden anfangs konventionelle Nike Ajax-Raketen, danach über viele Jahre Nike Hercules-Raketen (mit sowohl konventionellen als auch nuklearen Sprengköpfen) verwendet, die schließlich ab 1989 durch die MIM-104 Patriot (konventionell) abgelöst wurden. Die Umrüstung auf das Patriot-System machte die kleine US-Garnison überflüssig. Im Zuge ihrer Verkleinerung nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes hat die Bundeswehr ihren Standort Wagenfeld schließlich aufgelöst. Zu sehen sind bis heute die Kaserne, die geräumte Raketen-Abschussstellung (Bunker) sowie der ehemalige Feuerleit-Bereich (frühere Radarstellung).
Politik
Gemeinderat
Der Rat setzt sich wie folgt zusammen:
CDU SPD FDP UWG Gesamt 2006 9 Sitze 4 Sitze 3 Sitze 4 Sitze 20 Sitze 2011 8 Sitze 4 Sitze 2 Sitze 4 Sitze 18 Sitze Stand:Kommunalwahl am 11. September 2011)
Bürgermeister
Seit 1997 vertritt Wilhelm Falldorf als erster gewählter hauptamtlicher Bürgermeister die Gemeinde Wagenfeld.
Städtepartnerschaften
- Kanton Vibraye (Frankreich)
Wappen
Blasonierung: Das Wappen ist geteilt. Oben in Silber ein schreitender roter Löwe. Unten eine Schachtung von Blau und Silber angeordnet in drei Reihen zu fünf Plätzen.
Beschreibung: Das Gemeindewappen ist den Familienwappen der Freiherren von Cornberg entlehnt, und ist nur farblich etwas verändert. Der schreitende Löwe steht für die Abstammung der Familie von den Landgrafen von Hessen. Die Schachtung steht im Familienwappen für ein Schachbrett und ist im Familienwappen in den Farben Blau Rot und Silber gehalten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Im Wagenfelder Freilichttheater ("Freilichtbühne Wagenfeld") wird jedes Jahr aufs Neue im Sommer plattdeutsches Laientheater von hoher Qualität gezeigt.
Tierpark
Im ganzjährig geöffneten Tierpark Ströhen kann man Tiere aus aller Welt finden. Im Tierpark befindet sich außerdem das Vollblut Araber Gestüt Ismer.
Jüdischer Friedhof
Der Jüdische Friedhof in Wagenfeld ist ein Kulturdenkmal. Er ist einer von acht gut erhaltenen jüdischen Friedhöfen im Landkreis Diepholz. Auf dem Friedhof in einem Wäldchen an der „Barver Straße“ befinden sich 27 Grabsteine aus den Jahren 1811 bis 1927 für jüdische Verstorbene.
Regelmäßige Veranstaltungen
Seit über 400 Jahren findet am letzten Freitag im August der Wagenfelder Großmarkt statt. Aus dem anfänglichen Tanzvergnügen und Handel der bäuerlichen Bevölkerung ist im Laufe der Zeit ein Vergnügungsmarkt entstanden.
Draisinenverkehr
Auf der ehemaligen Bahnstrecke Ströhen (Han.)-Rahden wird heute ein Eisenbahn-Draisinenverkehr für Touristen angeboten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
Die Grundschule Wagenfeld mit Schulkindergarten und die Grundschule in Ströhen, sowie die weiterführenden Schulen Haupt- und Realschule (Schulzentrum) stellen das Schulangebot der Gemeinde dar.
Literatur
- Wilhelm Falldorf: 'Häst all hört?' Sagen un annere lögenhaftige Geschichten ut Wagenfeld un Ströhen. Wagenfeld 1986, 72 S.
- Wilhelm Falldorf: Wagenfeld und Ströhen. Ein geschichtlicher Überblick. Wagenfeld 1988.
- Wilhelm Falldorf: Wagenfeld und Ströhen in alten Bildern. Band I (Hrsg.: Gemeinde Wagenfeld), Wagenfeld 1986, 96 S. m. 80 Abb.
- Timo Friedhoff: Kirche und Kirchengeschichte in Wagenfeld. Wagenfeld 2001
- Timo Friedhoff: 'Richtschnur meines Lebens …' - Das Leben der Freifrau Henriette von Cornberg-Auburg, geb. Freiin von Freitag-Daren. (Monographie), Wagenfeld 2001
- Timo Friedhoff: Wagenfelder Fragmente. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Wagenfelds vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Geest-Verlag, Vechta-Langförden 2008; ISBN 978-3-86685-138-2
- Julius Hummel: Chronik der Gemeinde Wagenfeld und des Amtes Auburg. (Hrsg.: Gemeinde Wagenfeld), Wagenfeld 1972, 209 S. mit zahlr. Abb.
- Rolf Ismer: Der Naturtierpark Ströhen. Wagenfeld 2001.
- Almuth Lessing: Wagenfeld. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2 (1668 S.), Göttingen 2005, Seite 1524-1527
- Gerold Schmidt: Die Familie Scheide. Teil I: Die Herkunft aus Wagenfeld (Kreis Diepholz) und Ausdehnung nach Oldenburg. Oldenburgische Familienkunde, Heft 1/2, Jahrg. 38/1996, 106 S.
Einzelnachweise
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
Weblinks
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