Winterstein (Sächsische Schweiz)

Winterstein (Sächsische Schweiz)
Winterstein (Hinteres Raubschloss)
Fundamentreste der Felsenburg auf dem Winterstein

Fundamentreste der Felsenburg auf dem Winterstein

Höhe 390 m ü. HN
Lage Sachsen
Gebirge Elbsandsteingebirge
Geographische Lage 50° 54′ 38″ N, 14° 16′ 48″ O50.91045277777814.279869444444390.0Koordinaten: 50° 54′ 38″ N, 14° 16′ 48″ O
Winterstein (Sächsische Schweiz) (Sachsen)
Winterstein (Sächsische Schweiz)
Typ Felsmassiv
Gestein Sandstein

Der Winterstein, auch als Hinteres Raubschloss oder als Raubstein bezeichnet, ist ein einzeln stehendes, langgestrecktes Felsmassiv in der Hinteren Sächsischen Schweiz im Freistaat Sachsen. Auf dem Gipfel befand sich einst die mittelalterliche Felsenburg Winterstein, von der noch Reste wie Balkenfalze, ausgehauene Treppenstufen und die Zisterne erkennbar sind.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Umgebung

Der freistehende und seine Umgebung um etwa 90 bis 100 Meter überragende, etwa 120 mal 50 Meter große Winterstein befindet sich in der nahezu siedlungsleeren und dicht bewaldeten Hinteren Sächsischen Schweiz oberhalb des Großen Zschandes. Den südlich des Wintersteins liegenden, etwa 30 Meter höheren Bärfangwänden ist der Fels als verbliebener Sandsteinhärtling[1] etwa 150 Meter vorgelagert. Er liegt damit innerhalb des Nationalparks Sächsische Schweiz, aber knapp außerhalb der Kernzone des östlichen Nationalparkbereichs. Wenige Kilometer östlich liegt im Großen Zschand das Zeughaus. Westlich des Wintersteins erstreckt sich der Kleine Zschand, überragt von Großem und Kleinem Winterberg. Direkt dem Winterstein südlich vorgelagert ist der Klettergipfel Wintersteinwächter.

Zugang zum Winterstein

Der Winterstein ist aus verschiedenen Richtungen gut zu Fuß erreichbar. Vom Kirnitzschtal herauf führt ein Wanderweg am Fuß des Felsmassivs vorbei, der auch über die untere Affensteinpromenade erreicht werden kann. Ein günstiger Ausgangspunkt für den Besuch des Wintersteins ist auch die Neumannmühle im Kirnitzschtal (Gasthaus, Parkplatz, Bushaltestelle). Von dort führt der Weg ein Stück durch den Großen Zschand und dann steil hinauf zur Scharte zwischen Bärfangwänden und dem Winterstein. Von Schmilka (Bf. Schmilka-Hirschmühle, S-Bahn von Dresden) verläuft der Weg über den Großen Winterberg zum Winterstein.

Ein Abzweig führt von der Scharte über Treppen und Leitern auf ein breites Felsband an der Südseite des Felsmassivs zur darin befindlichen großen Klufthöhle. Von dort ist über eine in der Höhle angebrachte Leiter das Gipfelplateau des Wintersteins zu erreichen. Der Winterstein kann außerdem auf schmalen Felsbändern am Sockel umrundet werden, dort befinden sich verschiedene Felshöhlen und Überhänge, die von Bergsteigern als Boofen zur Übernachtung genutzt werden dürfen.[2]

Geschichte

Die Burganlage auf dem Winterstein gilt als die größte und älteste Anlage dieser Art der Hinteren Sächsischen Schweiz. Allerdings liegen nur wenige schriftliche Quellen zu ihrer Entstehung und Geschichte vor. Beides ist daher immer wieder Gegenstand historischer Kontroversen.[3]

Entstehung der Burg

Entstanden ist die Burg vermutlich, wie auch weitere Felsenburgen im Elbsandsteingebirge, durch das böhmische Adelsgeschlecht der Berken von der Duba im Zuge des Ausbaus ihrer Herrschaft im 13. Jahrhundert. Früheste Keramikfunde datieren in die Mitte dieses Jahrhunderts.[1] Die Annahme, dass die Berken damit eine Handelsstraße von Schandau bzw. Postelwitz nach Zittau durch ihr Gebiet schützten, wird allerdings in der neueren Literatur bestritten, ja sogar die Existenz dieser Straße in Frage gestellt.[3] Anstelle der Berken kommt aufgrund von Vergleichen mit der Felsenburg Neurathen als Bauherren auch das böhmische Adelsgeschlecht der Markwartitze in Frage.[1] Eine andere Annahme ist, dass der Winterstein – wie auch andere Felsenburgen der damals böhmisches Grenzgebiet bildenden Sächsischen Schweiz – Teil des systematischen Ausbaus von Befestigungen im Zuge des Mongolensturms und des Rückzugs des böhmischen Königs Wenzel I. nach der Niederlage des schlesischen Herzogs Heinrich II. in der Schlacht bei Liegnitz 1241 war.[4] In den Quellen als unmittelbare Konsequenz des Mongolensturms für das Gebiet der heutigen Sächsischen Schweiz fassbar ist allerdings lediglich die Oberlausitzer Grenzurkunde von 1241 zwischen dem König und dem Bischof von Meißen, in der der Winterstein aber nicht genannt wird.[5]

Erstmals wird der Winterstein erst im Jahre 1379 urkundlich genannt, als er im Zubehör des Burgbezirkes Pirna, jedoch als selbständiger Pfandbesitz, vom böhmischen König Wenzel IV. an seinen Kämmerer Thimo von Colditz (Besitzer der Herrschaft Graupen) verpfändet wurde. Diese Pfandschaft wurde 1381 bestätigt, 1391 aber von Wenzel IV. wieder eingelöst. Immer noch zu Pirna gehörend, erfolgte 1396 eine neuerliche Verpfändung des Wintersteins an König Wenzels Kammermeister Burkhard Strnad von Janowitz. Der König forderte die Bewohner der verpfändeten Gebietsteile 1397 auf, ihre Steuern an Strnad abzuführen.[6] Daraus folgt, dass zum Winterstein auch Dörfer mit Einnahmen gehörten. Leider fehlen genauere schriftliche Quellen und Angaben, um welche Dörfer es sich handelte.

Unklare Besitzverhältnisse der Burg

König Wenzel IV.

Zu weiteren Besitzwechseln gibt es teilweise nur Vermutungen. Burkhard Strnad von Janowitz wurde bereits 1397 im Auftrag Herzog Johanns II. von Troppau-Ratibor ermordet. Danach scheint Johann von Wartenberg, der Herr von Blankenstein bei Tetschen, Inhaber der Pfandschaft gewesen zu sein.[7] Der Winterstein ging 1404 zusammen mit der bis dahin zur böhmischen Krone gehörenden Pflege Pirna an den meißnischen Markgrafen Wilhelm I. Dieser Besitzerwechsel steht in Zusammenhang mit der Dohnaischen Fehde, in deren Nachgang der Markgraf bestrebt war, das gesamte Gebiet der heutigen Sächsischen Schweiz in seinen Besitz zu bringen.[8] In der Folge erscheint der Winterberg in den markgräflichen Rechnungsbüchern und in den Dresdner Kämmereirechnungen[3], wonach zwischen 1406 und 1408 auf dem Winterstein eine markgräflich-meißnische Besatzung unter dem Hauptmann von Techerwitz lag. Dort werden aber keine Einnahmen, sondern nur Ausgaben vermerkt.

Unsicher ist der weitere Besitz des Wintersteins. Alfred Meiche und mit ihm die meisten Forscher nehmen an, dass der Winterstein um 1440 erneut in böhmischen Besitz übergegangen ist.[7] In den Quellen ist ab 1441 ein „Recke zcum Wintersteine“[8] oder auch „Racek von oder zum Wintersteine“[3] aufgeführt, der sich als Raubritter betätigte. Im gleichen Jahr bereits forderte Kurfürst Friedrich der Sanftmütige von den Berken von der Duba als Herren der Herrschaften Wildenstein und Hohnstein sowie von Johann von Wartenberg auf Blankenstein, dass sie dem Racek vom Winterstein und weiteren namentlich genannten böhmischen Burgrittern keine Unterstützung zu leisten, sondern vielmehr ihn und auch den Bischof von Meißen bei dessen Bekämpfung zu unterstützen hätten.[8] Entsprechend der Zusage der Berken und der Wartenberger scheint dem Recken noch im gleichen Jahr die Burg abgenommen worden zu sein. Die Burg des Racek zum Winterstein kam danach in den Besitz Johanns von Wartenberg, der sie am 24. Juli 1441 an den Oberlausitzer Sechsstädtebund verkaufte.[7]

Die Zuordnung des Racek zum Winterstein und auch des anschließenden Verkaufs an den Städtebund zur Felsenburg auf dem heutigen Winterstein in der Sächsischen Schweiz ist jedoch umstritten, zumal die Existenz einer Handelsstraße – eine wesentliche Voraussetzung für Raubrittertum – in der Nähe des Wintersteins ebenfalls bezweifelt wird.[3] Bereits im 19. Jahrhundert vermuteten einzelne Forscher, dass es sich bei der Burg des Racek zum Winterstein und deren Kauf um eine Burg Winterstein in der Umgebung von Lückendorf im Zittauer Gebirge handelt, die gemeinsam mit der Jahrhunderte später Karlsfried genannten Burg Neuhaus erworben wurde. Die genaue Lage konnte bisher nicht ermittelt werden.[9] Möglicherweise war es mit dem Neuhaus zusammen eine Doppelburg. Die Kaufurkunde existiert nicht mehr, nur eine Eintragung im Görlitzer Stadtbuch. Abbrucharbeiten wurden laut den Eintragungen in den Stadtbüchern nur am Neuhaus gemacht. Ein Abbruch eines Wintersteins ist nicht schriftlich bezeugt. Meiche und mit ihm die meisten Autoren gehen jedoch davon aus, dass der Winterstein nach dem Kauf im Jahr 1442 durch den Städtebund abgerissen wurde.[7]

Verfall nach 1400

Nach Abzug der markgräflichen Besatzung wurde der Winterstein daher wahrscheinlich nicht mehr dauerhaft genutzt und verfiel, wonach die Berken von der Duba ihn erneut in Besitz nahmen. Mit Verkauf der Herrschaft Wildenstein durch die Berken gelangte auch der einstmals bebaute Winterstein 1451 endgültig an Sachsen.[3] Bereits 1456 wurde der Winterstein im sogenannten Burgenverzeichnis nur mehr zu den Burgen gezählt, die „vor geczyten sind gebuwet gewest“ (zitiert nach Müller/Weinhold, 2010, S. 8.).

In der von Matthias Oeder erstellten Karte zur Landesaufnahme des Kurfürstentums Sachsen von 1592 wird der Winterstein nochmals genannt, danach ist der Name in den historischen Quellen mehr als 300 Jahre lang nicht mehr schriftlich dokumentiert. Der Fels wurde in Erinnerung an die angeblich dort wohnenden Raubritter in der Bevölkerung nur noch als Hinteres oder Großes Raubschloss bezeichnet. Auch Wilhelm Leberecht Götzinger war der Name noch unbekannt, er bezeichnete den Fels als Raubstein.[7][10] Erst mit Veröffentlichung der Oederschen Karte 1889 kam der Name wieder in Gebrauch und konnte dem Hinteren Raubschloss zugeordnet werden.[3]

Touristische und klettersportliche Erschließung seit 1800

Aufstieg zum Gipfelplateau in der Klufthöhle des Wintersteins

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierte eine Steiganlage auf den Winterstein. Adrian Zingg bildete sie auf einem um 1790 entstandenen Kupferstich des von ihm noch als Raubstein bezeichneten Wintersteins ab.[11] Das Datum ihrer Errichtung ist jedoch unbekannt, für 1812 ist zumindest eine erste Instandsetzung belegt.[12] Die ältesten Fotografien vom Winterstein erstellte Hermann Krone bereits um 1850, sie zeigen unter anderem die damals in der Klufthöhle existierende Holzleiter. Krone nutzte dabei den hinteren Teil der Höhle als Dunkelkammer.[13]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Stiege baufällig. Anstelle einer Sanierung wurde die Stiege am 23. Mai 1948 durch Mitglieder des Kletterclubs Wanderlust 1896 mit der Begründung der Unfallgefahr und der Felsverschandelung abgerissen. Aufgrund der nunmehr fehlenden Aufstiegsmöglichkeit für Wanderer und Spaziergänger entsprach der Winterstein der Klettergipfeldefinition im Klettergebiet Sächsische Schweiz und konnte als Kletterfelsen genutzt werden. Da Mitglieder dieses Clubs in der Folgezeit zahlreiche Erstbegehungen am Winterstein durchführten, wird vermutet, dass sie zuvor auch beim Verfall der Stiege entsprechend „nachgeholfen“ hatten.[12][10] Insgesamt gab es in dieser Zeit am Winterstein 19 Kletterwege sowie einige Varianten.

Die Naturfreunde Bad Schandau erbauten 1952 eine neue Stiege an der alten Stelle, womit die kurze Geschichte des Wintersteins als Klettergipfel wieder beendet war. Seither ist das Gipfelplateau des Wintersteins wieder für schwindelfreie Wanderer erreichbar. Lediglich der vorgelagerte Klettergipfel Wintersteinwächter (klettersportliche Erstbesteigung 1921) dient weiterhin dem Klettersport, da er vom Gipfelplateau – anders als zu Zeiten der Felsenburg – nicht mehr fußläufig erreichbar ist.[10]

Die Burganlage

Felsband des ehemaligen Wehrgangs
Wandnische in der Unterburg

Wie auch bei den übrigen Felsenburgen der Umgebung bestanden die Bauten des Wintersteins weitgehend aus Holz und Fachwerk. Daher sind nur noch wenige bauliche Reste vorhanden, im Wesentlichen Balkenfalze und Verankerungen für Bohlen und Holzstreben sowie Fundamentreste. Die Burg bestand aus verschiedenen Teilen und den dazugehörigen Bauten. Von der Unterburg aus, die sich auf dem breiten Felsband auf der Südseite etwa in einem Drittel der Gesamthöhe des Felsens befindet, war über die große Klufthöhle und darin angebrachte Leitern die Oberburg auf dem Gipfelplateau zu erreichen.[14] Anhand der Spuren vor allem in der Unterburg deutlich zu unterscheiden sind auch mindestens zwei unterschiedliche Bauphasen.[15] Diese lassen sich allerdings mangels genauerer Spuren und schriftlicher Überlieferung nicht genauer datieren.

Zugang und Unterburg mit Klufthöhle

Postenstand in der Südwand am Beginn des Wehrgangs

Der heutige Zustieg zum Winterstein in einem Winkel in der Südwestecke des Felsens entspricht dem früheren Burgzugang in einer zweiten Bauphase. Am Beginn der heute vorhandenen ersten Stahlleiter sind Balkenlager eines hölzernen Tores erkennbar. Die anschließenden Stufen im Sandstein stammen ebenfalls von den Erbauern der Burg. Über sie wird das Felsband der Unterburg direkt am Fuß der Wände des Wintersteins erreicht. Sichtbar sind von den Bauten der Unterburg noch verschiedene Balkenfalze sowie aus dem Fels geschlägelte Nischen. Gut zu erkennen ist vor allem ein etwa mannshoher und 90 Zentimeter tiefer Postenstand, der in die Südwand geschlagen wurde. Auf dem gesamten Band zog sich entlang der Südseite über mehr als 100 Meter ein überdachter Wehrgang entlang, von dem noch im Boden und in der Felswand Spuren von Balkenlagern und Falzen zur Aufnahme der Dachsparren erkennbar sind. Der Wehrgang verlief auch entlang der vom „Wintersteinwächter“ gebildeten Ostwand und endete an der Nordostecke.[14]

Aufzugsfundamente auf dem Gipfelplateau des Wintersteins

In einer ersten Phase war der Zugang etwa 70 Meter weiter östlich, etwa in der Mitte des erst in einer zweiten Phase errichteten Wehrgangs. Erkennbar sind hier noch ausgehauene Felsstufen, über die das Band des Wehrgangs erreicht werden konnte. Der eigentliche Bereich der Unterburg begann damals erst in Höhe des Postenstands in der Südwand, die dort erkennbaren Balkenfalze lassen auf eine entsprechende Sperre schließen.[15] Der Bereich des heutigen Zugangs wurde demnach erst später in die Unterburg einbezogen.

An den Wehrgang schloss sich in der Nordostecke des Wintersteins eine Reihe von Palisaden, Unterständen und schmalen Bauten an. Da hier zwischen den Sockelfelsen ein etwa sieben Meter breiter steiler Hang Zugangsmöglichkeiten eröffnete, war dieser Bereich der Burg damit besonders gesichert worden.[15] Auch dieser Bereich wurde erst in einer zweiten Bauphase errichtet.

Die Klufthöhle war ebenfalls in die Unterburg einbezogen und war zu diesem Zweck künstlich erweitert worden. Im hinteren Teil wurden Bankreihen aus dem Felsen geschlagen, was die Nutzung für Wohn- und Schlafzwecke vermuten lässt. Im vorderen Teil war eine an ihren Balkenlagern erkennbare hölzerne Wehrplattform eingezogen, die zur Verteidigung von Burgtor und Hof der Unterburg diente. Am hinteren Ende der Höhle befindet sich eine Zisterne, die durch hölzerne Zuleitungen von oben und entlang der Höhlenwände gespeist wurde. Die entsprechenden Falze sind von der zur Oberburg führenden Leiter zu erkennen.

Oberburg

Sandsteinfundament des Wohnturms

Über an Stelle der heutigen Stahlleiter befindliche Holzleitern bestand der einzige Zugang zur Oberburg, die vom Ende der Leiter durch ansteigende Felskamine erreicht wurde. Auf dem Gipfelplateau waren verschiedene Wohn- und Wehrbauten errichtet worden. Auf einem etwas erhöhten Felssockel im östlichen Teil des Plateaus ist noch ein Gebäudefundament aus Sandsteinquadern mit einer Grundfläche von etwa 6,1 mal 7,4 Metern erhalten. Über seine Nutzung und bauliche Gestaltung gibt es unterschiedliche Annahmen. Ursprünglich wurde dort nur eine Wachstube vermutet.[16] Durchgesetzt hat sich aber die Annahme, dass es sich um den zentralen, durch den Burgherrn genutzten Wohnturm handelte. Ob über dem Sockelgeschoß aus Sandstein die weiteren Stockwerke aus Stein oder aus Fachwerk errichtet wurden, ist nicht eindeutig geklärt.[14][17] In den Felssockel war der Keller des Turms geschlagen worden, der noch heute erhalten und zugänglich ist. Er diente sehr wahrscheinlich nicht, wie früher vermutet, als Verlies.[14] Einen echten Bergfried stellte der Turm wahrscheinlich nicht dar, da über den in den Fels gehauenen Zugang zum Keller und dessen Öffnung zum Sockelgeschoss keine dauerhafte Abriegelung der oberen Stockwerke möglich war.[17]

Östlich des Turms befanden sich weitere Gebäude, ebenso auf dem Wintersteinwächter. Die Kluften zwischen dem Winterstein und dem Wintersteinwächter waren hierzu mit Bohlen überbrückt worden. Am Sockel des Wohnturms und auf dem Wintersteinwächter sind zudem noch ausgeschlägelte Rillen erkennbar, mit denen Regenwasser aufgefangen und Fässern sowie der Zisterne in der Klufthöhle zugeleitet wurde. Die Standorte von Fässern sind am Sockel sowie auf dem Wintersteinwächter noch zu erkennen. Auf dem Wintersteinwächter befand sich zudem ein Wachturm, der auf dessen östlichstem Felskopf stand.

Eine weitere Warte sowie verschiedene Gebäude waren am Westende des Felsmassivs errichtet worden. Aufgrund der großen Entfernung zum Wohnturm und der isolierten Lage vermutet Mau, dass sich hier das Verlies der Burg befand. Dafür sprechen auch einige der dort noch vorhandenen Balkenfalze, die wahrscheinlich eine Abriegelung der dortigen, etwas unterhalb des Gipfelplateaus befindlichen Felsbänder aufnahmen.[17] Außerdem war hier ein Postenstand mit Signalfeuerstelle und Sichtverbindung zur vorgelagerten Burgwarte auf der Wartburg untergebracht.

Der Versorgung der Burg dienten verschiedene Lastenaufzüge, sowohl zur Unterburg als auch zur Oberburg. Auf dem Gipfelplateau haben sich die massiv ausgeführten Widerlager und Balkenfalze erhalten.[14]

Burgwarte und Wachturm

Blick vom Winterstein nach Westen zum Kleinen Winterberg, rechts unterhalb im Wald erkennbar die Wartburg

Zur Burganlage gehörte auch noch eine Burgwarte auf dem etwa 300 Meter westlich des Wintersteins liegenden, etwa 15 Meter hohen heutigen Klettergipfel Wartburg. Auch an diesem Felsen sind in den Sandstein gehauene Stufen und Balkenfalze erkennbar.[8] Im Wesentlichen bestand die Burgwarte aus einem Fachwerkgebäude auf dem östlichen Plateau der Wartburg. Als Zugang diente eine schmale, aus einem Felsgrat herausgemeißelte Treppe auf der Nordseite. Der Versorgung diente ein Lastenaufzug neben dem Gebäude.[18]

Weitere etwa 300 Meter talwärts in Richtung Kleiner Zschand liegt der sogenannte Bärenfang, der ebenfalls zur Felsenburg auf dem Winterstein gehörte. Dabei handelt es sich um einen etwa zwei Meter tiefen, rechteckigen und über 35 Quadratmeter großen, aus dem Sandstein ausgehauenen Raum. Ausgemeißelte Stufen führen aus dem Raum zum Standort eines hölzernen Wachturms, erkennbar an den noch vorhandenen Pfostenlöchern. Entgegen der volkstümlichen Bezeichnung diente der Bärenfang nie zum Fang dieser Tiere, sondern war wahrscheinlich ein Wach- und Kontrollposten im Zugang zur Burg sowie am alten, in den Großen Zschand führenden Straßenzug, etwa entlang der heutigen Zeughausstraße.[16] Die tatsächliche Funktion dieser Grube ist allerdings ungewiss.[17]

Literatur

  • Hermann Lemme, Gerhard Engelmann: Zwischen Sebnitz, Hinterhermsdorf und den Zschirnsteinen. 3. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1966 (Werte der deutschen Heimat. Band 2). S. 130 ff.
  • Christian Maaz: Winterstein – eine kritische Analyse historischer Quellen, in: Burgenforschung aus Sachsen, Heft 20 (2007), Deutsche Burgenvereinigung e. V., Landesgruppe Sachsen, S. 57–72, ISBN 978-3-937517-75-9.
  • Matthias Mau: Die Felsenburg Winterstein, Stiegenbuchverlag, Halle/Saale 2008.
  • Anne Müller, Matthias Weinhold: Felsenburgen der Sächsischen Schweiz. Neurathen – Winterstein – Arnstein. Reihe Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Band 23, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2303-2.

Weblinks

 Commons: Winterstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Peter Rölke (Hrsg.): Wander- & Naturführer Sächsische Schweiz, Band 1, Verlag Rölke, Dresden 1999, ISBN 3-934514-08-1, S. 127 ff.
  2. Bekanntmachung des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft über den Pflege- und Entwicklungsplan für den Nationalpark Sächsische Schweiz/ Teil Bergsportkonzeption, Abschnitt Freiübernachtung, Az.: 63-8842.28, vom 12. August 2002 (abgerufen am 6. November 2011)
  3. a b c d e f g Christian Maaz: Winterstein – eine kritische Analyse historischer Quellen, in: Burgenforschung aus Sachsen, Heft 20 (2007), Deutsche Burgenvereinigung e. V., Landesgruppe Sachsen, S. 57–72.
  4. Erich Pilz: Über die Entstehung der Wehranlagen in der Sächsischen Schweiz, Sebnitz 1964–1988. (abgerufen am 13. Juni 2011)
  5. Alfred Meiche: Deutsche Geschichte im Spiegel der Sächsischen Schweiz, in: Der Bergsteiger, Heft 3, Verlag E. Beutelspacher& Co., Dresden 1924, S. 22
  6. Alfred Meiche: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, Dresden 1927, Königstein, S. 134. (abgerufen am 2. Oktober 2011)
  7. a b c d e Alfred Meiche: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, Dresden 1927, Winterstein, S. 380 f. (abgerufen am 2. Oktober 2011)
  8. a b c d Hermann Lemme, Gerhard Engelmann: Zwischen Sebnitz, Hinterhermsdorf und den Zschirnsteinen. 3. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1966 (Werte der deutschen Heimat. Band 2). S. 130 ff.
  9. Richard Klos und Miloslav Sovadina: Eine geheimnisvolle Burg in den Lausitzer Bergen, in: Oberlausitzer Heimatblätter, Heft 5, 2005.
  10. a b c Dietmar Heinicke (Hrsg.): Kletterführer Sächsische Schweiz. Band Affensteine, Kleiner Zschand, Berg- & Naturverlag Rölke, Dresden 2002, S. 320.
  11. Wiedergabe bspw. in: Bernd Arnold: Zwischen Schneckenhaus und Dom, Panico Alpenverlag, Köngen 1999, ISBN 3-926807-69-5, S. 73
  12. a b Burgenanlagen in der Sächsischen Schweiz: Burg Wildenstein (Hinteres Raubschloss). (abgerufen am 1. Oktober 2011)
  13. Axel Mothes: Der Weg ist das Ziel. Ein Streifzug über 50 Steiganlagen der Sächsischen Schweiz, Eigenverlag, Halle/Saale 2005, S. 124
  14. a b c d e Anne Müller, Matthias Weinhold: Felsenburgen der Sächsischen Schweiz. Neurathen – Winterstein – Arnstein. Reihe Burgen, Schlösser und Wehrbauten in Mitteleuropa, Band 23, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2303-2, S. 28–36.
  15. a b c Matthias Mau: Die Felsenburg Winterstein, Stiegenbuchverlag, Halle/Saale 2008, S. 15–32.
  16. a b Peter Rölke (Hrsg.): Wander- & Naturführer Sächsische Schweiz, Band 1, Verlag Rölke, Dresden 1999, ISBN 3-934514-08-1, S. 130.
  17. a b c d Matthias Mau: Die Felsenburg Winterstein, Stiegenbuchverlag, Halle/Saale 2008, S. 49–65.
  18. Matthias Mau: Die Felsenburg Winterstein, Stiegenbuchverlag, Halle/Saale 2008, S. 73.
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