Wippershain

Wippershain
Wippershain
Koordinaten: 50° 50′ N, 9° 46′ O50.8323416666679.77135414Koordinaten: 50° 49′ 56″ N, 9° 46′ 17″ O
Höhe: 414 m ü. NN
Fläche: 3,52 km²
Einwohner: 665 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Aug. 1972
Postleitzahl: 36277
Vorwahl: 06621

Wippershain ist ein Ortsteil der Gemeinde Schenklengsfeld, der im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, in Hessen liegt. An der Einwohnerzahl gemessen, ist der Ort neben der Kerngemeinde, der größte Ortsteil von Schenklengsfeld.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ausblick über Wippershain in die Kuppenrhön

Der Ortsteil liegt etwa 6,2 Kilometer westlich der Kerngemeinde und etwa 7 km südöstlich von Bad Hersfeld. Im Ortsbereich liegt die Quelle des Wüllersbaches, der über den Fischbach und die Eitra in die Haune entwässert.

Der Ort liegt am südlichen Hang der Wippershainer Höhe. Sein höchster Punkt von 456 Meter liegt nur etwa 600 Meter nördlich des Dorfes. Richtung Süden und Südosten fällt das Gelände leicht zur Hochebene der Kuppenrhön bzw. des Hessischen Kegelspieles hin ab. In westlicher Richtung fällt das Land in das untere Haunetal ab.

Geschichte

Der Ort wurde im Jahre 1317 als Wyprechteshain erstmals erwähnt. Später wurde der Ort Wypersheim genannt und ab dem 16. Jahrhundert setzte sich der heutige Name durch. Es wird angenommen, dass der Ort nach dem Heiligen Wigbert benannt wurde, der im Nahen Kloster Hersfeld begraben wurde. Die Lage an der Altstraße, auf der die Pilger zu dem Heiligengrab in Hersfeld kamen, mag mit dazu beigetragen haben. Die Höhenstraße hieß in diesem Abschnitt „Karlsstraße“, da Karl der Große hier von der Weser kommend nach Würzburg weitergereist sein soll.

Der Ortskern, der 1317 erwähnt wurde, lag vermutlich etwas östlicher, im heutigen Gewann Heckengarten. Schon 1494 wurde der Ort als Wüstung erwähnt[1]. Die Neubesiedelung erfolgte dann im heutigen Ortsbereich, der etwas weiter in das Tal des Wüllersbaches liegt.

Der Ort gehörte zu dem kleinen hersfeldischen Gericht Schildschlag (Schildislo), das im 13. Jahrhundert aus südwestlichen Teilen der kaiserlichen Eherinevirst-Schenkung von 1003, gebildet wurde. Das Gericht wurde während seiner Existenz immer von benachbarten Gerichten regiert, hatte daher auch nie einen eigenen Amtmann bzw. eine Gerichtsstätte. Lange Zeit hatten die Herren von Buchenau das Gericht von Hersfelder Abt zum Lehen. Im 14., 15. und 16. Jahrhundert wechselte das Gericht und damit auch Wippershain oft seine Lehensinhaber. Das waren neben den Buchenauern, die Propstei Johannesberg und Landgraf Wilhelm II. von Hessen. In dieser Zeit wurde Wippershain daher vom südlich gelegenen Buchenau, vom hersfeldischen Johannesberg oder vom hessischen Hauneck aus regiert, wo auch jeweils die Gerichtsstätten lagen. Als die Reichsabtei 1648 rechtsverbindlich an die Landgrafschaft Hessen-Kassel ging, ging auch die Lehensherrschaft an die Landgrafen über. Das Dorf blieb aber in Lehensbesitz der Buchenauer. Erst zwischen 1720 und 1722 wurde Wippershain vollständig hessisch, als der Landgraf von Hessen-Kassel den Lehensbesitz der Buchenauer durch Kauf auslöste. Danach wurde das Gericht Schildschlag aufgelöst und Wippershain wurde dem hessischen Amt Hauneck mit Sitz in Holzheim zugewiesen. Mit der Kreisordnung vom 29. Juni 1821 wurden die alten Gerichte und Ämter aufgelöst und in Kreise aufgeteilt. Seitdem war Wippershain eine Gemeinde im Landkreis Hersfeld. Seit der Gemeindegebietsreform im Jahr 1972 verlor Wippershain seine politische Eigenständigkeit und wurde zur Gemeinde Schenklengsfeld eingemeindet.

Kirche

Wippershainer Kirche

Als größter Ort im Amt befand sich vermutlich seit jeher eine Kirche in Wippershain, die im Dreißigjährigen Krieg 1634 durch kroatische Truppen zerstört wurde. Nach Bittschriften an den Lehnsherren nach Kassel wurde die Kirche im Jahre 1680 neue aufgebaut und ein reformierter Pfarrer eingesetzt. Die Kirche wurde 1783 im Stil der Zeit umgebaut; weitere Umgestaltungen fanden zwischen 1953 und 1955 statt.

In der evangelischen Kirchengemeinde, die etwa 550 Gemeindeglieder hat, ist heute eine halbe Pfarrstelle eingerichtet. Die Kirchengemeinde hat ein Gemeindehaus und betreibt einen Kindergarten mit einer Gruppe. Weiterhin unterstützt die Kirchengemeinde einen Kinder- und Jugendchor.

Grenz- bzw. Sühnekreuz

Das mittelalterliche Sandsteinkreuz bei Wippersain

An der 3. Straße, direkt an der Kreisstraße 17 steht ein Sandsteinkreuz in Form eines Malteserkreuzes. Es wurde in einer Grenzbeschreibung zwischen den Amt Schildschlag und dem Amt Landeck am 3. November 1531 erwähnt, da sich hier die Grenze zwischen dem Gericht Schildschlag und dem Amt Landeck befand. Das Kreuz sank mit der Zeit in die Erde und wurde vergessen. Erst im Jahre 1911 wurde es wieder gefunden und vom Förster am ursprünglichen Standort wieder aufgestellt. Anfang der 1980er Jahre wurde die Kreisstraße erneuert, worauf hin das Kreuz um einige Meter an den jetzigen Standort versetzt wurde.

Angesichts der oben genannten urkundlichen Erwähnung liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein Grenzkreuz handelt. Da aber entsprechende Überlieferungen fehlen kann es sich ebenso um ein Sühnekreuz handeln.[2]

Einwohnerentwicklung

Jahr 1630 1830 2001 2006 2009
Einwohner 516 350 686 709 665

Wirtschaft und Infrastruktur

Das Dorf ist über die Kreisstraße 17, die von Bad Hersfeld zum Schenklengsfelder Ortsteil Wüstfeld führt, erreichbar. Sowohl die Kreisstraße 76 (13. Straße) als auch die 3. Straße führen von der K 17 aus in den Ort. Der öffentliche Personennahverkehr erfolgt durch die ÜWAG Bus GmbH mit der Linie 345.

Eine Besonderheit in diesem Ort ist, wie es der obere Absatz schon andeutet, dass es nur nummerierte Straßennamen gibt (siehe dazu auch unter Idealstadt). Hierbei sind die von Ost nach West führende Straßen mit den Nummern 3, 7, 9, 10, 11 und 13 benannt. Die davon nach Norden abzweigenden Straßen werden um einen Zehnerpotenz erhöht und von Ost nach West durchgezählt. So hat zum Beispiel die zweite Querstraße der 10. Straße, den Namen 102. Straße. Eine Ausnahme hiervon sind die 12., 6. (eine Verlängerung der 12. Straße) und die 8. Straße. Dies sind Straßen, die von Süden nach Norden die Ost-Weststraßen kreuzen, aber nicht dem oben genannten System folgen. So ergeben sich für den Ort 20 Straßennamen.

Die 3,52 km² die zu dem Dorf gehören, teilen sich wie folgt auf (Stand: 2001):

  • Hof- und Gebäudefläche: 21,84 ha
  • Verkehrsfläche: 31,73 ha
  • Landwirtschaftliche Fläche: 255,88 ha
  • Gewässerfläche: 1,75 ha
  • Forstwirtschaftliche Fläche: 39,99 ha
  • Sonstige Flächen: 1,44 ha

Vereinsleben

Gemeinsam mit dem Nachbardorf Rotensee und dem Ort Schenklengsfeld gibt es den Fußballclub SV Rotensee/Wippershain/Schenklengsfeld. Der Sportplatz des Vereins befindet sich auf dem höchsten Punkt der Wippershainer Höhe. Im Rahmen des Breitensportförderverein 1989 Wippershain e.V. gibt es weitere Sportgruppen.

Des Weiteren gibt es die „Freiwillige Feuerwehr Wippershain“, die Kirmesburschen und verschiedene Chöre.

Sendetürme

Der Sender Wippershainer Höhe befindet sich etwa 1,3 Kilometer nördlich von Wippershain, in der Nähe von Bad Hersfeld auf 454 m ü. NN. Drei weitere Stahlfachwerktürme, direkt am Sportplatz, werden für Richtfunk- und Mobilfunkantennen genutzt. Des Weiteren nutzt der Ortsverein F 69 Bad Hersfeld des Deutschen Amateur-Radio-Clubs e.V. (DARC) diese Türme für seine Relaisstation, den Repeater und den Digipeater.

Sonstiges

Im Ort gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus.

In 2011 enstand in Wippershain das erste LEGO-Modellflugzeug eines Airbus 380. Gefertigt wurde es in 300 Arbeitsstunden durch den Wippershainer Zahntechniker Nils Hartwig. Das Modell ist derzeit als Leihgabe am Flughafen Rhein-Main in einer Glasvitrine ausgestellt.[3]

Quellen

  • Elisabeth Ziegler: Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen bis 1821. N. G. Elwert'sche Buchhandlung, Marburg 1939, S. 115-120. (Kapitel Gericht Schildschlag)

Einzelnachweise

  1. Dr. Groscurth: Dörfer des Landkreises Hersfeld. In: Mein Heimatland. Januar 1962 Band 20. (Beilage der Hersfelder Zeitung)
  2. Heinrich Riebeling: Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen. Werner Noltemeyer Verlag, Dossenheim/Heidelberg 1977, ISBN 3-88172-005-7.
  3. Ein Traum wurde wahr: Nils Hartwig übergab Flieger an Fraport. auf: osthessen-news.de, 30. April 2011.

Weblinks


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