Wolf Meyer-Erlach

Wolf Meyer-Erlach

Wolf Meyer-Erlach (ursprünglich Wolfgang Meyer, * 21. September 1891 in Kitzingen; † 15. November 1982 in Idstein) war ein deutscher Evangelischer Theologe, Hochschullehrer und Universitätsrektor.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Meyer-Erlach studierte evangelische Theologie in Erlangen und Tübingen. Von 1914 bis 1916 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Nach seiner Ordination wurde er 1917 Pfarrer im bayerischen Fessenheim. Schon in den ersten Jahren der Weimarer Republik fand er in völkisch-nationalsozialistischen Kreisen seine Heimat. Im Jahre 1922 wurde er Propagandaredner der NSDAP. Mit dem Jahre 1929 wirkte er als Pfarrer in Heidingsfeld. Seine Teilnahme an der Einweihung der Synagoge in Heidingsfeld im selben Jahr als Vertreter der Pfarrerschaft wurde ihm später zur Last gelegt. Von 1931 an wirkte er als Rundfunkpfarrer beim Bayerischen Rundfunk. Zu dieser Zeit war er bereits Gauleiter der Deutschen Christen in Mittel- und Unterfranken. Im März 1933 trat er der NSDAP bei.[1] Im November des gleichen Jahres wurde er ohne Promotion (Doktor) und Habilitation Ordinarius für Praktische Theologie an der Universität Jena. Im Jahre 1934 wurde er zum Dekan der Fakultät berufen. In kirchlicher Funktion war er Mitglied des 4. Landeskirchentages der Thüringer Kirche. Von 1935 bis 1937 wurde er zum Rektor der Friedrich-Schiller-Universität berufen. Zu Beginn seines Rektorates hielt er die „erste durch und durch nationalsozialistische Rektoratsrede in Jena“[2] mit wissenschaftsfeindlicher Attitüde im NS-Propagandastil.

Wolfgang Schenk berichtet, dass er 1935 seinen Namen „Meyer“ in „Meyer-Erlach“ änderte, „damit er nicht zu missverständlich jüdisch klinge“.[3] An der Universität war er der Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Germanentum und Christentum“. Bei einem Gastaufenthalt 1937 in Athen erhielt er dort den Ehrendoktor der Theologie. 1938 ernannte er Walter Grundmann ohne notwendige Qualifikation und ohne Zustimmung des Dekans der Theologischen Fakultät zum Professor. Sein antisemitisches Feindbild gab er bei zahlreichen Vorträgen in kirchlichen Kreisen weiter. So lieferte in Pirna der Superintendent der Sächsischen Kirche, Leichte, den theologischen Begleittext zum Novemberpogrom. Er rief über die Presse zu Veranstaltungen auf. Eingeladen hatte er dazu u.a. Wolf Meyer-Erlach. In „Gottesfeiern“ der „Markgemeinde Pirna der ‚Deutschen Christen‘ (Nationalkirchliche Einung)“ sprach dieser über „Wende des Glaubens“ und in den Nachversammlungen über das Thema „Luther und die Juden“; und zwar in Königstein am 11. November, Heidenau am 12. November, und in Pirna am 13. November 1938.[4]

Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.[5]In dieser Funktion war er sehr aktiv und hielt Vorträge sogar 1942 beim siebenbürgischen Ableger des Instituts in Hermannstadt.

Im Jahre 1945 ging er aller Ämter verlustig, auch eine Wiedereinstellung in der bayerischen Landeskirche blieb ihm versagt. Von 1951 bis 1963 jedoch wurde er Pfarrverwalter in Wallrabenstein und Wörsdorf bei Idstein im Taunus. Von ihm wurden historische Sujets wie das Stück „Anno 1634“ aufgeführt.[6] 1963 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.[1]

Werke

  • Nordische Seher und Helden. München: J. F. Lehmanns Verlag 1927. Auch in 5 Teilen (Dante, Shakespeare, Cromwell, Carlyle) einzeln erhältlich.
  • Universität und Volk: Rektoratsrede über den Neubau der deutschen Universität. Jena: Fischer 1935 (Jenaer akademische Reden; H. 22)
  • Ansprachen zum Gedächtnis der Frau Dr. phil. h.c. Elisabeth Förster-Nietzsche bei den Trauerfeierlichkeiten in Weimar und Röcken am 11. und 12. November 1935. - Weimar, 1935. - 18 Bl. Enthält die Ansprachen von Richard Leutheußer, Adalbert Oehler, Wolf Meyer-Erlach, Fritz Sauckel, Superintendent Förster, Walter Jesinghaus und des Röckener Ortspfarrers Thörel sowie einen Nachruf von Walter Fritz Otto
  • Meister Eckehart. Ein Künder deutscher Frömmigkeit. Mit einer Chronik der Universität für das Jahr 1936/37. Jena 1937 (Jenaer akademische Reden 25)
  • Ist Gott Engländer? Freiburg: Sturmhut-Verlag 1940

Literatur

  • Susannah Heschel: The Theological Faculty at the University of Jena as »a Stronghold of National Socialism« In: Kämpferische Wissenschaft. Studien zur Universität Jena im Nationalsozialismus. Herausgegeben von Uwe Hoßfeld, Jürgen John, Oliver Lemuth, Rüdiger Stutz, Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2003, S. 452-470
  • Klaus Raschzok: Wolf Meyer-Erlach und Hans Asmussen – Ein Vergleich zwischen der Praktischen Theologie der Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche. In: Klaus Raschzok (Hrsg.): Zwischen Volk und Bekenntnis: Praktische Theologie im Dritten Reich. Leipzig 2000, S. 167-202.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 409.
  2. Forschungsprojekt Rektoratsreden online
  3. Wolfgang Schenk: Der Jenaer Jesus, in: Peter von der Osten-Sacken (Hg.), Das mißbrauchte Evangelium. Studien zu Theologie und Praxis der Thüringer Deutschen Christen, Berlin 2002.
  4. http://www.geschichte-pirna.de/kirche.htm
  5. Hans Prolingheuer, Wir sind in die Irre gegangen, Köln 1987.
  6. http://www.vannoerdlingen.de/html/chronik.html

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