Benjamin Button

Benjamin Button
Filmdaten
Deutscher Titel: Der seltsame Fall des Benjamin Button
Originaltitel: The Curious Case of Benjamin Button
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Länge: 166[1] Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12[1]
Stab
Regie: David Fincher
Drehbuch: Eric Roth
Robin Swicord
Produktion: Kathleen Kennedy
Frank Marshall
Ceán Chaffin
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Claudio Miranda
Schnitt: Kirk Baxter
Angus Wall
Besetzung

Der seltsame Fall des Benjamin Button ist ein Film aus dem Jahr 2008, der die Novelle The Curious Case of Benjamin Button von F. Scott Fitzgerald in einer modernen Version frei adaptiert. Die Regie übernahm David Fincher, und die Hauptrollen spielen Brad Pitt und Cate Blanchett. Der Film wurde am 29. Januar 2009 in Deutschland und einen Tag später in Österreich veröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Benjamin Button ist bei seiner Geburt im Jahre 1918 in New Orleans von seinem Geist und seiner Körpergröße her ein Baby, trägt jedoch die körperlichen Merkmale eines alten Menschen (körperliche Gebrechen, Alterssichtigkeit usw.). Er gleicht einem 85-jährigen Mann und wird im Laufe seines Lebens immer jünger. Benjamins Mutter stirbt bei der Geburt und der vom Anblick seines Sohnes entsetzte Vater, ein reicher Fabrikant, legt das Kind an der Schwelle eines Altenpflegeheims ab. Die afroamerikanische Betreiberin nimmt das Findelkind auf und es wächst dort auf. Im Heim lernt Benjamin als Kind die fünf Jahre junge Daisy – die Enkelin einer Heimbewohnerin – kennen, die später eine erfolgreiche Ballerina wird. Als er älter wird, nimmt Benjamins leiblicher Vater Kontakt mit seinem Sohn auf, ohne ihm jedoch zu offenbaren, wer er ist. Als Benjamin 17 wird, verlässt er das Altenpflegeheim, um zur See zu fahren. Anfänglich hält er den Kontakt zu Daisy; doch als er ihr schreibt, dass er sich verliebt habe bricht der Kontakt langsam ab.

Als Benjamin nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach New Orleans zurückkehrt, trifft er Daisy wieder, die inzwischen ein Engagement in einem New Yorker Ballett hat. Obgleich die beiden eine emotionale Verbindung spüren, weist Benjamin Daisys Wunsch, mit ihm zu schlafen, zurück und Daisy reist enttäuscht wieder nach New York ab. Später offenbart sich Benjamins Vater, der spürt, kurz vor seinem Tode zu stehen und bereut, was er getan hat, obwohl er Benjamins Mutter auf dem Sterbebett versprochen hatte, für das Kind zu sorgen. Benjamin verzeiht ihm schließlich und wird durch das Erbe finanziell unabhängig. Später reist Benjamin nach New York, um Daisy zu treffen, muss dort aber feststellen, dass sie inzwischen mit einem anderen Mann liiert ist und kehrt nach Hause zurück. Als er erfährt, dass Daisy, die anlässlich eines Gastspiels in Paris ist, von einem Auto angefahren wurde, wodurch schließlich ihre Tanzkarriere beendet wird, reist er nach Paris, wo Daisy aber nicht ertragen kann, dass er sie so sieht, und ihn auffordert, aus ihrem Leben zu verschwinden.

Einige Jahre später kommt Daisy zurück nach New Orleans, wo beide sofort eine Beziehung anfangen. Beide sind nun um die 40. Benjamin ist damit in der Phase seines Lebens, wo sein Aussehen zu seinem wirklichen Alter passt. Sie verleben einige glückliche Jahre und schließlich wird Daisy schwanger und gebärt ein gesundes Mädchen. Benjamin wird klar, dass er nun selbst bald zum Jugendlichen und Kind werden wird und seiner Tochter daher kein richtiger Vater sein kann. Bevor die Tochter alt genug ist, um eine richtige Erinnerung an ihn aufzubauen, hinterlässt er Daisy und dem Kind sein Vermögen und reist in der Welt umher.

Als seine Tochter ein Teenager geworden ist, kommt er schließlich – nun selbst ein junger Mann – nochmals nach New Orleans zurück, um Daisy zu treffen. Diese hat zwischenzeitlich geheiratet. Der Stiefvater gilt als der Vater des Kindes. Daisy, in ihren späten 50ern, und Benjamin, nun optisch in den 20ern, verbringen letztmals eine Liebesnacht miteinander, gehen aber getrennte Wege. Als Benjamin schließlich äußerlich ein Kind geworden ist, wird er von seiner Stiefschwester wieder in dem Altenheim aufgenommen, die dieses nach dem Tod seiner Stiefmutter übernommen hat. Zum Schluss zieht Daisy ihrerseits in das Altersheim und pflegt dort den inzwischen zum Kleinkind und Baby gewordenen Benjamin, der schrittweise sein Gedächtnis verliert, bis zu seinem Ende.

Der Film beginnt im August 2005, einige Jahre nach Benjamins Tod, zur Zeit des Hurrikans Katrina, als die alte Daisy im Sterben liegt. Ihre Tochter, die bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht weiß, wer in Wirklichkeit ihr Vater ist, möchte sie auf ihrem letzten Weg begleiten und wird von ihrer Mutter gebeten, aus dem Tagebuch eines Freundes – Benjamin Button – vorzulesen. Die eigentliche Handlung stellt sich als Rückblick auf die Aufzeichnungen von Benjamin dar. Die Tochter erinnert sich auch an die Begegnung als Teenager mit dem jungen Mann, der in Wahrheit ihr Vater war. Benjamins Aufzeichnungen enden in seiner Kindheit, und Daisy erzählt von ihrem „Zusammenleben“ im Altersheim aus ihrer eigenen Erinnerung.

Literarische Vorlage

Die Inspiration des Films, die Novelle The Curious Case of Benjamin Button, wurde 1922 von F. Scott Fitzgerald veröffentlicht. Bei Fitzgerald ist Benjamin Button allerdings zu Beginn der Geschichte auch von seiner Körpergröße her ein alter Mann. Da in der Verfilmung neben dem geänderten Protagonisten auch die Epoche und der Ort, in der die Erzählung spielt, eine ganz andere ist – Fitzgeralds’ beginnt 1860 in Neuengland, die des Films 1918 in New Orleans – ist auch die Handlung deutlich verändert. Der Film ist – anders als Fitzgeralds Werk – auch primär eine Liebesgeschichte.

Kritiken

Von der deutschen Filmkritik wurde der Film sehr positiv aufgenommen und rief nur vereinzelt negative Kritik hervor.

Die Süddeutsche Zeitung lobte den Film als „eine große Geschichte vom Altwerden“, der von den 13 Oscars, für die er nominiert wurde, „jeden verdient hätte“.[2]

Verena Lueken hob in der Frankfurter Allgemeine Zeitung besonders die Montage, in der Daisy von einem Taxi erfasst wird, als „eine filmisch brillante Reflexion über Zeit und Zufall und darüber, dass beides nicht unserer Kontrolle unterliegt“ hervor. Fincher bringe es fertig, „völlig mühelos die Beziehungen zwischen den Figuren vor unseren Augen zu entwickeln“.[3]

Im Kölner Stadtanzeiger lobte Frank Olbert die „in Bilder übersetzte philosophische Reflexion über die Existenz, das Altern und den Tod“ und hebt hervor, der Film spüre dem letzten Moment des Lebens „auf unvergleichlich empfindsame, ja zärtliche Weise nach“. Er bewertet den Film abschließend als „Meisterwerk“.[4]

Das Kinomagazin Cinema erteilte dem Film mit einem nach oben zeigenden Daumen und der Bewertung „100 %“ seine Höchstwertung und lobte ihn als „zutiefst bewegendes Meisterwerk und eine Beschwörung der grotesken Komik“. Pitts Schauspiel wird als seine „bisher beste Darstellerleistung“ hervorgehoben.[5]

Iris Radisch rühmt in der Wochenzeitung Die Zeit, dass die Abweichung des Drehbuchs von der Literaturvorlage diese „bereichert und vertieft“ habe, und wertet Brad Pitts Benjamin Button als „glaubwürdigste[n] Charakter dieses Films“. Auch wegen seiner Abschlussszene werde man diesen „Ars-Moriendi-Film“ „nicht so schnell vergessen“.[6]

Laura Bader lobt Der seltsame Fall des Benjamin Button auf Focus Online als einen „Film über die einfachen Dinge des Lebens – mit einmaligen Effekten und viel Gefühl“. Hervorgehoben wird auch das Spiel Brad Pitts, der es schaffe, „die Diskrepanz zwischen Benjamins äußerem und innerem Alter auf beeindruckend glaubhafte Weise darzustellen“.[7]

Harald Peters kritisierte den Film in der Welt am Sonntag als „vollgestopft mit überflüssigen Figuren und Handlungssträngen“. Die Hauptfigur Benjamin Button bezeichnete er als „möglicherweise die langweiligste Person, die es gibt“.[8]

Lars-Olav Beier bezeichnete den Film in Spiegel Online als brillant, er sei die größte Kino-Romanze seit Titanic. Der Film sei ergreifend und bewegend wie kaum eine andere Hollywood-Produktion, und mit 13 Nominierungen war er einer der Favoriten für die Oscarverleihung 2009.[9]

Auszeichnungen

Gewonnen

  • Oscar
    • Bestes Szenenbild
    • Bestes Make-Up
    • Beste visuelle Effekte
  • Austin Film Critics Association
  • National Board of Review
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Bestes adaptiertes Drehbuch (Eric Roth)

Nominiert

  • Oscar
    • Bester Film
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Bester Hauptdarsteller (Brad Pitt)
    • Beste Nebendarstellerin (Taraji P. Henson)
    • Beste Drehbuchadaption (Eric Roth)
    • Beste Kamera
    • Beste Filmmusik
    • Bester Schnitt
    • Bestes Kostüm-Design
    • Beste Tonmischung
  • Golden Globe
    • Bestes Filmdrama
    • Bester Hauptdarsteller (Brad Pitt)
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Bestes Drehbuch (Eric Roth)
    • Beste Filmmusik (Alexandre Desplat)
  • Broadcast Film Critics
    • Bester Film
    • Bester Hauptdarsteller (Brad Pitt)
    • Beste Hauptdarstellerin (Cate Blanchett)
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Beste Nebendarstellerin (Taraji P. Henson)
    • Beste Besetzung
    • BFCA Critics’ Choice Award für Bestes Drehbuch (Eric Roth)
    • Beste Filmmusik (Alexandre Desplat)
  • Satellite Awards
    • Bestes adaptiertes Drehbuch (Eric Roth und Robin Swicord)
    • Bestes Grafik und Production Design (Donald Graham Burt und Tom Reta)
    • Beste Kamera (Claudio Miranda)
    • Bestes Kostümdesign (Jacqueline West)

Musik

Die Musik zum Film wurde vom französischen Komponisten Alexandre Desplat komponiert und mit einem 87-köpfigen Ensemble der Hollywood Studio Symphony aufgenommen.[10] Einige Songs wie beispielsweise Didn’t Leave Nobody But the Baby wurden ebenfalls in dem Film O Brother, Where Art Thou? verwendet. Das Klavierstück, das Benjamin lernt und das am Ende des Films wiederholt wird, ist Bethena: A Concert Waltz von Scott Joplin.

Besonderheiten

Der Film spielt immer wieder auf reale historische Ereignisse an. Diese werden jedoch teilweise künstlerisch neu interpretiert. So taucht im Laufe der Handlung ein Pygmäe auf, der dem heranwachsenden Benjamin zum ersten Mal die Welt außerhalb des Altersheims zeigt. Der Pygmäe erzählt Benjamin von seiner Zeit als Touristenattraktion im Zoo und entpuppt sich als äußerst lebens- und reiselustig. Andere in den Film eingebettete historische Ereignisse sind der Erste und der Zweite Weltkrieg, der Start einer Apollo-Rakete und die Flutkatastrophe in New Orleans, hervorgerufen durch den Hurrikan Katrina.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Freigabekarte der SPIO
  2. Filmkritik: Junge, komm bald wieder! in Süddeutsche Zeitung vom 28. Januar 2009
  3. Filmkritik: Zeit und Zufall: „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ in Frankfurter Allgemeine Zeitung
  4. Filmkritik: Literaturverfilmung – Der seltsame Fall des Benjamin Button in Kölner Stadtanzeiger
  5. Filmkritik: Der seltsame Fall des Benjamin Button in Cinema
  6. Filmkritik: Tod mit Goldrand in Die Zeit vom 29. Januar 2009
  7. Filmkritik: Bewegendes Epos um Liebe und Verlust in Focus Online vom 27. Januar 2009
  8. Harald Peters: Gut geschminkt ist halb gewonnen. Abgerufen am 25. Januar 2009.
  9. Lars-Olav Beier: Der Greis ist heiß. Abgerufen am 29. Januar 2009.
  10. Alexandre Desplat scores David Fincher’s The Curious Case of Benjamin Button.

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