- David Fincher
-
David Leo Fincher (* 28. August 1962 in Denver, Colorado) ist ein US-amerikanischer Regisseur, Produzent und Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
David Fincher wurde am 28. August 1962 (anderen Angaben zufolge am 10. Mai 1962[1]) als Sohn des Reporters Howard Fincher geboren, der unter anderem für das Magazin Life arbeitete. Seine Mutter Claire war in einer Klinik zur Rehabilitation von Drogenabhängigen beschäftigt.[2] Als Kind zog er mit seiner Familie ins kalifornische Marin County. Früh hegte er den Wunsch, später als Filmregisseur zu arbeiten. Inspiriert durch George Roy Hills Western-Komödie Zwei Banditen (1969) begann er bereits als Achtjähriger eigene Filme mit einer 8-mm-Filmkamera im heimischen Garten aufzunehmen.[3] Ebenfalls sollte er durch George Lucas’ Science-Fiction-Film Das Imperium schlägt zurück (1981) beeinflusst werden. Er besuchte auch die Dreharbeiten zu Lucas’ American Graffiti (1973), der in Marin County gedreht wurde.[3] Als Schüler besuchte er die Ashland High School in Ashland (Oregon).[2]
Fincher, ein Autodidakt, der nie eine Filmhochschule besuchte, erlernte das Handwerk ab dem 18. Lebensjahr bei der Trickfilm-Firma Korty Films in Mill Valley, Kalifornien.[2] Von 1981 bis 1983 fand er Anstellung bei George Lucas’ Spezialeffekte-Firma Industrial Light & Magic (ILM), wo er als Trickfilmzeichner begann. Nach der Mitarbeit an Projekten wie Lucas’ Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983) oder Steven Spielbergs Abenteuerfilm Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) gründete Fincher 1986 zusammen mit späteren Hollywood-Regisseuren wie Mark Romanek, Michel Gondry, Neil LaBute und Michael Bay die Produktionsfirma Propaganda Films. Der Amerikaner drehte in dieser Zeit unter anderem Musikvideos für Künstler wie Michael Jackson, Madonna, George Michael, Aerosmith oder die Rolling Stones. Zusätzlich produzierte Fincher beginnend mit seinem „rauchenden Fötus“ (1984, American Cancer Society) Werbefilme.[3] Zu seinen Kunden zählten unter anderem Adidas, AT&T, Budweiser, Chanel, Coca-Cola, Heineken, Levi’s und Pepsi.
Mit Alien 3 gab er 1992 sein Debüt als Spielfilmregisseur. Der Film erhielt jedoch keine guten Kritiken und blieb finanziell etwas unter den hohen Erwartungen (1,5 Mio. Besucher in Deutschland und inflationsbereinigt 86 Mio. US-Dollar in den Staaten). „Entschuldigt“ wurde dieser Fehlschlag einige Jahre später, als die katastrophalen Produktionsbedingungen des Films bekannt wurden; während Fincher den Film bereits drehte, wurde gleichzeitig noch am Drehbuch gearbeitet.
Sein Thriller Sieben (1995) konnte drei Jahre später jedoch die Kritiker überzeugen und wurde zudem ein großer Erfolg an den Kinokassen. Das Werk, in dem Morgan Freeman und Brad Pitt einen Psychopathen (gespielt von Kevin Spacey) jagen, der eine Serie krankhafter Morde nach der Reihenfolge der sieben Todsünden begeht, war prägend für die Definition des modernen Thrillers (Neo-Thriller). An den vorangegangenen Erfolg konnte Fincher mit dem Thriller The Game (1997) anknüpfen, in dem ein egoistischer Wirtschaftsboss (Michael Douglas) durch seinen Bruder (Sean Penn) zum unfreiwilligen Teilnehmer in einem lebensbedrohlichen Spiel wird.
Das darauf folgende Werk Fight Club (1999) mit Edward Norton und Brad Pitt in den Hauptrollen konnte zwar die Kritiker, aber nicht an den Kinokassen überzeugen und avancierte erst nach seiner Video- und DVD-Auswertung zum Kultfilm.[3] Mit Pitt arbeitete Fincher auch 2008 beim Drama Der seltsame Fall des Benjamin Button zusammen, der auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald basiert und ihm seine ersten Nominierungen als Regisseur für den Golden Globe und Oscar einbrachten. Dazwischen entstanden die Thriller Panic Room (2002) und Zodiac – Die Spur des Killers (2007), bei denen Fincher mit so bekannten Akteuren wie Robert Downey jr., Jodie Foster, Jake Gyllenhaal und Forest Whitaker zusammenarbeitete. Letztgenannter Film erzählt die Geschichte des gleichnamigen Serienmörders, der Ende der 1960er Jahre in der San Francisco Bay Area für Angst und Schrecken sorgte.
Mit dem Projekt The Social Network, das im Februar 2010 abgedreht wurde und im Oktober 2010 in die Kinos kam, nahm sich Fincher der Entstehungsgeschichte des sozialen Netzwerkes Facebook an. Die Hauptrolle des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg übernahm Jesse Eisenberg. Das „komplexe Geflecht aus Rückblenden, Perspektivwechseln, Anekdoten und Abschweifungen, dessen gewagtes Tempo eine sogartige Wirkung entfaltet“[4] stand trotz Kritik am Wahrheitsgehalt der Geschichte[5] in der Gunst von Publikum und Kritikern. „Hollywoods Parforce-Kunsthandwerker“ wurden daraufhin zahlreiche Auszeichnungen zuteil,[4] darunter die Regiepreise der Filmkritikervereinigungen von Los Angeles und New York, der National Board of Review Award, der National Society of Film Critics Award, der Golden Globe Award sowie eine Oscar-Nominierung.
Fincher dreht seit Zodiac (2007) seine Filme mit digitalen Kinokameras. In der Filmbranche gilt das „Wunderkind“[1] als Perfektionist. So ließ Fincher unter anderem den achtminütigen Anfangsdialog zu The Social Network mit Jesse Eisenberg und Rooney Mara 98 Mal nachdrehen.[3] Gegenwärtig bereitet er mit Mara und Daniel Craig die Hollywood-Verfilmung von Stieg Larssons „Millennium-Trilogie“ vor. Die Veröffentlichung des ersten Teils, The Girl with the Dragon Tattoo, ist für Dezember 2011 geplant.[6]
David Fincher war von 1990 bis 1995 mit Donya Fiorentino verheiratet. Er ist Vater einer Tochter.[2]
Filmografie
Kinofilme
Regie
Erscheinungsjahr Filmtitel Originaltitel Darsteller (Auswahl) 1992 Alien 3 Alien³ Sigourney Weaver, Charles Dance, Charles S. Dutton 1995 Sieben Se7en Morgan Freeman, Brad Pitt, Gwyneth Paltrow 1997 The Game The Game Michael Douglas, Sean Penn, Deborah Kara Unger 1999 Fight Club Fight Club Edward Norton, Brad Pitt, Helena Bonham Carter 2002 Panic Room Panic Room Jodie Foster, Kristen Stewart, Forest Whitaker 2007 Zodiac – Die Spur des Killers Zodiac Jake Gyllenhaal, Robert Downey junior, Mark Ruffalo 2008 Der seltsame Fall des Benjamin Button The Curious Case of Benjamin Button Brad Pitt, Cate Blanchett, Spencer Daniels 2010 The Social Network The Social Network Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, Justin Timberlake Darsteller
- 1999: Being John Malkovich (als Christopher Bing)
- 2001: Alien Evolution (als David Fincher)
- 2004: Murder by Numbers (als David Fincher)
- 2002: Voll Frontal (Original: „Full Frontal“; als Regisseur)
Spezialeffekte
- 1983: Die Rückkehr der Jedi-Ritter
- 1983: Twice upon the Time
- 1984: Die unendliche Geschichte
- 1984: Indiana Jones und der Tempel des Todes
Produzent und andere Funktionen
- 2000: Glauben ist alles! (in Dankesliste genannt)
- 2001: The Hire (Ausführender Produzent)
- 2001: Driving Techniques (Regie)
- 2001: Making of the Hire (Regie)
- 2004: Dogtown Boys
Musikvideos
- 1985: The Motels – Shame
- 1986: The Outfield – All The Love
- 1986: The Outfield – Everytime You Cry
- 1986: The Stabilizers – One Simple Thing
- 1987: Wire Train – She Comes On
- 1987: Eddie Money – Endless Nights
- 1987: Patty Smyth – Downtown Train
- 1987: The Hooters – Johnny B
- 1987: Mark Knopfler – Storybook Story
- 1987: The Outfield – No Surrender
- 1987: Martha Davis – Don’t Tell Me The Time
- 1988: Johnny Hates Jazz – Heart of Gold
- 1988: Sting – Englishman in New York
- 1988: Johnny Hates Jazz – Shattered Dreams (second version)
- 1988: Ry Cooder – Get Rhythm
- 1988: Steve Winwood – Roll With It
- 1988: Paula Abdul – The Way That You Love Me (first version)
- 1988: Steve Winwood – Holding On
- 1989: Gipsy Kings – Bamboleo (second version)
- 1989: Paula Abdul – Straight Up
- 1989: Jody Watley – Real Love
- 1989: Gipsy Kings – Bamboleo (third version)
- 1989: Roy Orbison – She’s A Mystery To Me
- 1989: Paula Abdul – Forever Your Girl
- 1989: Madonna – Express Yourself
- 1989: Don Henley – The End Of The Innocence
- 1989: Paula Abdul – Cold Hearted
- 1989: Madonna – Oh Father
- 1989: Aerosmith – Janie’s Got A Gun
- 1990: Madonna – Vogue
- 1990: Billy Idol – Cradle of Love
- 1990: Billy Idol – L.A. Woman
- 1990: George Michael – Freedom '90
- 1993: Madonna – Bad Girl
- 1993: Michael Jackson – Who Is It? (second version)
- 1994: The Rolling Stones – Love Is Strong
- 1996: The Wallflowers – 6th Avenue Heartache
- 2000: A Perfect Circle – Judith
- 2005: Nine Inch Nails – Only
Auszeichnungen (Auswahl)
- Fantasporto 1996: Großer Preis für Sieben
- Hochi Film Award 1996: bester fremdsprachiger Film für Sieben
- Blue Ribbon Awards 1997: bester fremdsprachiger Film für Sieben
- Premios Sant Jordi 1997: bester fremdsprachiger Film für Sieben
- Directors Guild of America Award 2004: bester Regisseur für die Werbefilme Gamebreakers, Speed Chain (beide Nike) und Beauty for Sale (Xelibri Phones)
- National Board of Review Award 2008: bester Regisseur für Der seltsame Fall des Benjamin Button
- London Critics Circle Film Awards 2009: bester Regisseur für Der seltsame Fall des Benjamin Button
- Golden Globe 2009: Nominierung als bester Regisseur für Der seltsame Fall des Benjamin Button
- British Academy Film Awards 2009: Nominierung als bester Regisseur für Der seltsame Fall des Benjamin Button
- Oscar 2009: nominiert als bester Regisseur für Der seltsame Fall des Benjamin Button
- National Board of Review Award 2010: bester Regisseur für The Social Network
- Boston Society of Film Critics Awards 2009: bester Regisseur für The Social Network
- Los Angeles Film Critics Association Awards 2010: bester Regisseur für The Social Network
- New York Film Critics Circle Awards 2010: bester Regisseur für The Social Network
- Satellite Awards 2010: bester Regisseur für The Social Network
- Vancouver Film Critics Circle Awards 2010: bester Regisseur für The Social Network
- National Society of Film Critics Awards 2011: bester Regisseur für The Social Network
- Broadcast Film Critics Association Awards 2011: bester Regisseur für The Social Network
- Golden Globe 2011: bester Regisseur für The Social Network
- British Academy Film Awards 2011: bester Regisseur für The Social Network
- Oscar 2011: nominiert als bester Regisseur für The Social Network
Literatur
- Schnelle, Frank (Hg.): David Fincher, Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-929470-81-0
- Henry Keazor, Thorsten Wübbena: Video Thrills The Radio Star. Musikvideos: Geschichte, Themen, Analysen. Bielefeld 2005, S. 260ff., S. 303ff, S. 404ff.
- Charles Martig: David Fincher: Die Hölle auf Erden oder David Finchers negative Theologie der Offenbarung. In: Thomas Bohrmann, Werner Veith, Stephan Zöller (Hrsg.): Handbuch Theologie und Populärer Film. Band 1. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-506-72963-7, S. 201-211.
Weblinks
- Biographie auf film-zeit.de
- David Fincher im All Movie Guide (englisch)
- David Fincher in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Essay zu den Filmen David Finchers auf filmzentrale.com
- Literatur von und über David Fincher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Filme und Infos zu David Fincher auf moviepilot.com
Einzelnachweise
- ↑ a b vgl. Biografie bei allmovie.com (englisch; aufgerufen am 9. Januar 2011)
- ↑ a b c d vgl. David Fincher. In: Internationales Biographisches Archiv 26/2009 vom 23. Juni 2009, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 39/2010 (aufgerufen via Munzinger Online)
- ↑ a b c d e Walker, Tim: All the best connections. In: The Independent, 9. Oktober 2010, S. 38
- ↑ a b vgl. Kritik von Ulrich Kriest im film-dienst 20/2010 (aufgerufen via Munzinger Online)
- ↑ vgl. Rohrer, Finlo: Is the Facebook movie the truth about Mark Zuckerberg? bei bbc.co.uk, 30. September 2010 (aufgerufen am 10. Januar 2011)
- ↑ vgl. The Girl with the Dragon Tattoo bei imdb.com (aufgerufen am 9. Januar 2011)
Kategorien:- Filmproduzent
- Filmregisseur
- Schauspieler
- Spezialeffekt-Künstler
- Golden-Globe-Preisträger
- US-Amerikaner
- Person (Denver)
- Geboren 1962
- Mann
Wikimedia Foundation.