- Bennigsen (Adelsgeschlecht)
-
Bennigsen (auch Benningsen oder Bendisen) ist der Name eines alten niedersächsischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Bennigsen gehören zum Calenbergischen Uradel. Zweige der Familie bestehen bis heute.
Verwandtschaft besteht zu der briefadeligen Familie von Bennigsen, die auf den königlich preußischen Hauptmann Gustav Bennigsen zurückgeht. Er war ein natürlicher Sohn des kurfürstlich braunschweig-lüneburgischen Leutnants Rudolf von Bennigsen († 1800) auf Bennigsen und Arnum und der Sophia Rother und erhielt den Adel durch preußische Adelslegitimation am 27. November 1819.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Herkunft
Das Geschlecht tritt erstmals urkundlich am 24. Juni 1311 mit den Brüdern Burchhardus und Helmicus de Bennekessen in Pattensen auf.[1] Die Stammreihe beginnt mit Asche von Bennekessen (* vor 1440, † um 1502). Den namengebenden Stammsitz Bennigsen, heute eine Ortschaft der Stadt Springe in der Region Hannover, erhielten sie von den schon 1640 ausgestorbenen Grafen zu Schaumburg als Lehn.
Die Benningsen sind eines Stammes mit den ausgestorbenen Adelsgeschlechtern von Crimpe und den von Jeinsen, die bis zum 15. Jahrhundert das gleiche Wappen mit dem schräg gestellten Armbrustschaft führten. Der älteste nachweisliche gemeinsame Vorfahr war Burchard von Crimpe, der 1261 als gräflich schaumburgischer Burgmann zu Stadthagen erscheint.
Linien und Besitzungen
Neben ihren Besitzungen im Calenberger Land konnten Angehörige des Geschlechts schon früh weitere Güter im Bistum Minden und im Bistum Hildesheim erwerben, so unter anderem Banteln, Gronau und Dötzum (heute Ortsteil von Gronau). Später wurden Zweige auch im Magdeburgischen und in der Niederlausitz besitzlich. Im Jahr 1618 teilten sich die Bennigsen in die ältere Linie zu Banteln und die jüngere Linie zu Bennigsen.
Mitglieder aus beiden Linien gelangten in hohe geistliche und weltliche Ämter. Theoderich von Bennigsen war 1586 Abt vom Kloster Corvey, Johann Levin von Bennigsen wurde 1619 Propst im Stift Walbeck und Bethmann Franz von Bennigsen erscheint 1677 als Ordenskomtur zu Buro bei Dessau. Levin Adolph von Bennigsen, Herr auf Banteln, wurde 1679 herzoglich braunschweigischer Schlosshauptmann und Schatzrat des Stifts Hildesheim. Friedrich Hermann von Bennigsen war 1709 kurbraunschweiger Oberst und Schlosshauptmann, sein Bruder Wolf Erich von Bennigsen wurde kursächsischer Rat und Hofrichter zu Wittenberg.
Aus der Linie zu Bennigsen standen in neuerer Zeit mehrere Angehörige in königlich preußischen Hof-, Militär- und Verwaltungsdiensten. August Christian von Bennigsen (* 1765), königlich preußischer Stabsoffizier, zog sich nach dem Tilsiter Frieden auf sein Stammgut zurück. 1813 sammelte er zusammen mit dem General von Dörnberg neue Truppen, mit denen er als Brigadier und Oberstleutnant zur Deutschen Legion stieß. Er starb am 1. September 1815 zu Ostende beim Baden. Seine Nachkommen dienten später als Offiziere in der königlich preußischen Armee. Der aus dieser Linie stammende Rudolf von Bennigsen (* 1824; † 1902) war ein bedeutender deutscher Politiker. Er war Mitbegründer des Deutschen Nationalvereins und der Nationalliberalen Partei. Von 1873 bis 1879 war er Präsident des Preußischen Abgeordnetenhauses und später Oberpräsident der Provinz Hannover.
Aus der Linie zu Banteln stammte der kaiserlich russische General der Kavallerie Levin August von Bennigsen (* 1745; † 1826), Sohn von Levin Friedrich von Bennigsen, Herr auf Banteln und Völksen und herzoglich braunschweiger Oberst und der Henriette von Rauchhaupt. Er war während der Befreiungskriege General en Chef und kommandierender General der polnischen Armee. Ein Sohn von ihm aus vierter Ehe war Alexander Levin Graf von Bennigsen (* 1809; † 1893), der 1848 vom König Ernst August von Hannover mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt wurde und in diesem das Ministerium des Auswärtigen übernahm.
Im Königreich Hannover gehörte die Familie zum ritterschaftlichen Adel. August 1911 feierte das Geschlecht 600-jähriges Jubiläum der Erbauung seiner Stammburg.
Bennigsen-Foerder
Karl von Foerder (auch Förder), Ehemann von Helene Elenore von Foerder, geborene von Eldith, starb am 21. Februar 1790. Mit seinem Tod erlosch der Stamm des Geschlechts, das seit Mitte des 16. Jahrhunderts im Erzbistum Magdeburg begütert war. Seine Witwe, Helene Elenore von Foerder, adoptierte einen Sohn des Stiftskanzlers zu Merseburg, Gustav Rudolph von Bennigsen aus der Linie Bennigsen, welcher eine königlich preußische Genehmigung vom 25. August 1795 zur Namen- und Wappenvereinigung mit der abgestorbenen Familie von Foerder erhielt. Er begründete die Linie Bennigsen-Foerder.
Nach dem Tod von Helene Elenore von Foerder, mit der auch der Name von Foerder vollständig erlosch, fielen die Güter Isterbies (heute Ortsteil von Rosian) und Pöthen (heute Ortsteil von Gommern) im damaligen Landkreis Jerichow an ihren Adoptivsohn. Gustav Rudolph von Bennigsen-Foerder wurde 1809 königlich preußischer Landrat und hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. Ein Sohn wurde später Bürgermeister von Salzwedel.
Standeserhebungen
Der kaiserlich-russische General der Kavallerie Levin August von Bennigsen erhielt von Zar Alexander I. noch auf dem Schlachtfeld der Völkerschlacht bei Leipzig am 19. Oktober 1813 den russischen Grafenstand. Er begründet die gräfliche Linie.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Blau einen schräglinks liegenden silbernen Armbrustschaft. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken zwei auswärts geneigte silberne Armbrustschäfte. Es ist auch das Wappen der briefadeligen Bennigsen.
Das gemehrte Wappen der Herren von Bennigsen-Foerder ist geviert und trägt zwei Helme. Die Felder 1 und 4 zeigen das Stammwappen, 2 und 3 auf grünem Boden ein rotes Eichhörnchen, dass an einer goldenen Nuß nagt († von Foerder). Rechts der Stammhelm mit blau-silbernen Decken, auf dem linken Helm mit rot-goldenen Decken das Eichhörnchen († von Foerder).
Das Wappen des Geschlechts derer von Bennigsen findet sich wieder in den Gemeindewappen von Banteln und Bennigsen:
Personen
- Adelheid von Bennigsen (* 1861; † 1938), Gründerin des Christlich-Sozialen Frauenseminars in Hannover, der jetzigen Fakultät V der Fachhochschule Hannover
- Adolf von Bennigsen (* 1860; † 1902), Landrat des Kreises Springe
- Alexander Levin von Bennigsen (* 1809; † 1893), deutscher Politiker
- Jacob IV. von Bennigsen, (* 1588, † 1622/28), fürstlich braunschweig-lüneburgischer Kammerjunker, Domherr und Kanonikus des Stifts „Unserer Lieben Frauen“ zu Halberstadt
- Johann III. von Bennigsen (* 1558, † 1618), fürstlich braunschweig-lüneburgischer Rat, Domherr und Kanonikus in Halberstadt
- Karl von Bennigsen (* 1789; † 1869), hannoverscher Generalmajor
- Levin August von Bennigsen (* 1745; † 1826), russischer General
- Rudolf von Bennigsen (* 1824; † 1902), deutscher Politiker, Begründer der liberalen Bewegung Deutschlands und Widerpart Bismarcks
- Rudolf von Bennigsen (Gouverneur) (* 1859; † 1912), deutscher Kolonialpolitiker und Gouverneur von Deutsch-Ostafrika
- Rudolf von Bennigsen-Foerder (* 1926; † 1989), deutscher Industriemanager und Chef des VEBA-Konzerns
- Roderic von Bennigsen, (*1950), Cellist und Philanthrop.
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv Hannover, Cop. III, 130
Literatur
- Hans Herzfeld: Bennigsen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 50–52.
- Wilhelm Jenkner, Wilhelm Sagemann: Ortschronik von Bennigsen. 1980.
- Jürgen Huck: Die von Bennigsen und ihr ehemaliges Gut zu Völksen. Hannoversche Geschichtsblätter Bd. 40(1986), S. 1–23.
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1914. Verlagsanstalt Buch u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1914.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser. 1865 (Stammreihe).
- Handbuch des Preußischen Adels. Band 2/1893 (Stammreihe und ältere Genealogie).
- Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 1/1896 (Stammreihe und ältere Genealogie).
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band I, Band 53 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1972, ISSN 0435-2408
Weblinks
Commons: Bennigsen (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Deutsches Adelsgeschlecht
- Niedersächsisches Adelsgeschlecht
Wikimedia Foundation.