- Botanisches Museum Berlin
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Der Botanische Garten Berlin in Berlin-Lichterfelde ist mit einer Fläche von über 43 Hektar und etwa 22.000 verschiedenen Pflanzenarten der größte Botanische Garten Deutschlands. Er gehört zur Freien Universität Berlin und hat den Status einer fakultätsunabhängigen Zentraleinrichtung. An den Garten ist das „Botanische Museum“ angeschlossen. Garten und Museum werden jährlich von einer halben Million Gäste besucht.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die erste nennenswerte Pflanzensammlung zur Bereicherung des einheimischen Bestandes erfolgte durch den Hofgärtner Desiderius Corbianus im Obst- und Küchengarten des Berliner Stadtschlosses im Jahre 1573 unter Kurfürst Johann Georg. Auch wenn es diesen Begriff damals noch nicht gab, so war dies der erste „Botanische Garten“ in Berlin. Aus diesem Garten entwickelte sich später der bis heute vorhandene Lustgarten.
1679 wurde an der Potsdamer Straße ein Hopfengarten angelegt, der nach Aufgabe der kurfürstlichen Brauereien als Küchen- und Obstgarten genutzt wurde. Carl Ludwig Willdenow erreichte, dass der Garten 1809 der Universität Berlin unterstellt wurde, die ihn zu einem weltweit anerkannten Botanischen Garten mit wissenschaftlichem Charakter entwickelte. Heute befindet sich an dieser Stelle der Heinrich-von-Kleist-Park.
Erste Anregungen zur Verlegung des Botanischen Gartens tauchten 1888 auf, gegeben durch das Bedürfnis, die Pflanzungen auszudehnen und ein Arboretum anzulegen. Zudem hätten ohnehin an mehreren alten Gewächshäusern umfangreiche Sanierungsarbeiten angestanden. Hinzu kamen die ungünstigen Einflüsse des Umfeldes, das zwischenzeitlich durch die Städte Berlin und Schöneberg dicht bebaut war; Luftverschmutzung und Grundwasserabsenkungen schadeten den Pflanzen. Nicht unerheblich waren auch die finanziellen Gesichtspunkte eines Umzuges an den Stadtrand. Aus dem Verkauf des Geländes sollten neben dem neuen Botanischen Garten weitere Universitätsbauten finanziert werden: ein Erweiterungsbau der Charité, das Institut für Infektionskrankheiten, das Hygienische Institut und das Pharmazeutisch-chemische Institut.
Der Garten unterstand damals dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Friedrich Althoff vom Ministerium erteilte dem Interimsdirektor des Botanischen Gartens, Ignaz Urban, den Auftrag für eine Verlegung des Gartens, fragliche Gelände auf der Feldmark um Berlin zu untersuchen und zu bewerten. Mit der 41 Hektar großen Feldmark der Königlichen Domäne Dahlem, bis dahin Kartoffelacker, ermittelte Urban ein in jeder Hinsicht geeignetes Gelände.
Althoff war es dann auch, der mit Adolf Engler den damals führenden Pflanzenkundler nach Berlin holte. 1895 erstellten Adolf Engler und Alfred Koerner einen Plan für die Ausführung der Neuanlage. Engler wurde 1889 zum neuen Direktor des Botanischen Gartens ernannt und für den ähnlich gut qualifizierten Urban wurde die Stelle eines Unterdirektors geschaffen. Am 26. Juni 1897 stimmte der Preußische Landtag dem Projekt zu. Noch im gleichen Jahr begann die Bearbeitung des Geländes. Nach der Plangenehmigung durch den Kaiser am 30. August 1899 wurde mit der Errichtung der Einfriedung und der Bauten begonnen. Engler war nun für die botanische und Koerner für die architektonische Gestaltung des neuen Botanischen Gartens zuständig. Im selben Jahr wurde die Botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien als eigene Abteilung des Botanischen Gartens gegründet.
Das Gelände bekam zwei gleichberechtigte Eingänge am Königin-Luise-Platz und an der Straße Unter den Eichen (damals noch Berliner Straße). Diese sind durch einen acht bis zehn Meter breiten Hauptweg verbunden. Östlich von diesem Weg liegen die meisten Gebäude, inklusive der Pflanzenschauhäuser, westlich erstrecken sich die Freianlagen.
Die ersten Besucher betraten den Garten am 13. April 1903, als er für wenige Stunden geöffnet wurde und rund 2500 Gäste anzog.[1] 1904 wurde das Freigelände fertiggestellt und steht seitdem für Besucher offen. Dieses Datum wurde auch für die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum im Juni 2004 herangezogen. Die „offizielle“ Eröffnung von Garten und Museum fand jedoch erst am 24. und 25. Mai 1910, nach der Fertigstellung aller Gebäude, statt.[2]
Fälschlicherweise wird häufig vom Botanischen Garten in Berlin-Dahlem gesprochen, obwohl sich dieser spätestens seit der Gründung Groß-Berlins im Jahr 1920 komplett in Berlin-Lichterfelde befindet. Selbst bei der Gründung Ende des 19. Jahrhunderts lag nur etwa ein Viertel der Gartenfläche in der „Gemarkung Dahlem“. Der weit größere Teil gehörte zur „Gemarkung Groß-Lichterfelde“ (siehe Höhenplan). Zur Komplettierung der Verwirrung gehörte er postalisch zu Steglitz.
Die Zeit des Nationalsozialismus war für den Botanischen Garten und das Botanische Museum ein großer Rückschlag. Zuerst wurde der für die wissenschaftliche Arbeit benötigte internationale Kontakt und Austausch eingeschränkt, dann erreichten die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auch Berlin und hinterließen ihre Zerstörungen.
Nach dem Krieg wurde der Botanische Garten von den Alliierten der Stadtverwaltung unterstellt und bereits im Herbst 1945 stand der Garten der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung. Nachdem die Freiflächen bis zum Ende der Berlinblockade als Anbauflächen für Gemüse genutzt wurden, konnte 1949 mit amerikanischer Finanzhilfe der Wiederaufbau begonnen werden. Als erstes großes Gewächshaus wurde 1950 das Victoriahaus wiedereröffnet. 1968 war der Wiederaufbau des Gartens mit der Eröffnung des Großen Tropenhauses abgeschlossen. Der Wiederaufbau des Museums zog sich bis 1987 hin. Die Gebäudeschäden konnten so in 40 Jahren beseitigt werden; der Verlust an einmaligem Material bleibt allerdings dauerhaft.
1996 wurden Garten und Museum in die Freie Universität Berlin eingegliedert. Seitdem haben sie den Status einer fakultätsunabhängigen Zentraleinrichtung.
Nach umfangreichen Mittelkürzungen durch den Senat von Berlin drohte die Universität im Frühjahr 2003 mit der Schließung des Gartens. In wenigen Monaten wurden daraufhin 78.000 Unterschriften für den Erhalt des Botanischen Gartens gesammelt, die der Direktor des Gartens am 7. Juli 2003 dem Berliner Parlamentspräsidenten übergab.[3] Im Ergebnis besteht der Botanische Garten weiter, musste jedoch zwischen 2004 und 2009 eine Budgetkürzung um eine Mio. € auf 6,8 Mio. € hinnehmen, zwanzig Gärtnerstellen wurden gestrichen. [4]
Direktoren des „neuen“ Botanischen Gartens:
- 1889 bis 1921: Adolf Engler
- 1921 bis 1945: Ludwig Diels
- 1945 bis 1950: Robert Knud Friedrich Pilger
- 1950 bis 1951: Johannes Mattfeld (kommissarisch)
- 1951 bis 1958: Erich Werdemann (bis 1955 kommissarisch)
- 1958 bis 1959: Hans Melchior (kommissarisch)
- 1959 bis 1961: Theo Eckardt (kommissarisch)
- 1961 bis 1964: Walter Domke
- 1964 bis 1976: Theo Eckardt
- 1976 bis 1978: Johannes Gerloff (kommissarisch)
- 1978 bis 2008: Werner Greuter (seit 2004 kommissarisch)
- seit 2008 Thomas Borsch
Park und Pflanzen
Einteilung des Gartens
Das Freigelände des Botanischen Gartens wurde von Engler als Landschaftsgarten gestaltet. Die größten Bereiche nehmen die 12,9 Hektar großen geografischen Anlagen und das 13,9 Hektar umfassende Arboretum ein. Die geografischen Anlagen befinden sich direkt westlich des Hauptweges und umschließen den „Italienischen Garten“, der sich gegenüber der Schaugewächshäuser befindet. Ziel war es die Pflanzen der verschiedenen Erdteile und Habitate möglichst in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen. Hierzu wurden Struktur und Art des Untergrundes angepasst und 136.000 m³ Erde bewegt. Auch der bereits vor dem Ausbau zum Botanischen Garten auf dem Gelände vorhandene Karpfenpfuhl, ein Moränentümpel, wurde vergrößert und mit einen zweiten Teich ergänzt, um auch Uferpflanzen zeigen zu können.
Den südlichen und westlichen Teil des Gartens nimmt das Arboretum, eine reichhaltige und systematische Sammlung einheimischer Pflanzen, ein. Das Arboretum grenzt ebenfalls an die Teiche, so dass sich auch einheimische Uferpflanzen in der Sammlung befinden.
In der nordwestlichen Ecke des Gartens wurde eine „Systematische Abteilung“ angelegt, in der die Pflanzen nach ihren Verwandtschaftsverhältnissen geordnet waren. Dieser Teil des Gartens wurde im April und Mai 1945 durch Luftangriffe, Artilleriebeschuss und Bodenkämpfe zerstört und in abgeänderter Form wieder aufgebaut. Er beherbergt nun eine Anlage für das System der Krautigen Pflanzen und die Anlage für Heilpflanzen. Diese Anlage ist in Form eines menschlichen Körpers angelegt worden, wobei die Pflanzen an der Stelle ihres Wirkungsbereichs angepflanzt wurden, sie ist die Nachfolgerin des Apothekergartens. Dieser befand sich etwas weiter östlich, zusammen mit der „Ökonomische Abteilung“, in der Nutzpflanzen gezeigt wurden. Der Apothekergarten war besonders bedeutsam, da er alle Medizinalpflanzen, die im Freien gedeihen, zeigte.
Zwei „Morphologische Abteilungen“ lagen östlich des Hauptweges in den wenigen freien Bereichen zwischen den Gebäuden. Besonders erwähnenswert ist hierbei die Wasser- und Sumpfbeetanlage in der Abteilung II. 262 Becken mit Wasserberieselung und Ableitung des überlaufenden Wassers wurden hierfür aus Zementbeton hergestellt. Für die Sumpfflora der Tropen wurde ein großes Wasserbecken beheizt. Die gesamte Anlage ist noch vorhanden, wurde jedoch nach der Eröffnung des direkt angrenzenden neuen Sumpf- und Wasserpflanzengartens aufgelassen. In der alten Anlage entwickelt sich nun zum Schutz heimischer Wildpflanzen und -tiere ein Biotop.
An Stelle der „Morphologischen Abteilung I“ befindet sich seit 1984 der „Duft- und Tastgarten“, in dem alle Pflanzenschilder auch in Brailleschrift ausgeführt sind. Reliefpläne an den Zugängen zu diesem Bereich erleichtern Blinden die Orientierung. Zudem können an den Kassen Hefte in Brailleschrift ausgeliehen werden. Ebenfalls östlich des Hauptweges befand sich der Kolonialgarten, der für das Studium der in den deutschen Kolonien zu kultivierenden Nutzpflanzen angelegt worden war. In einer weiteren Abteilung östlich des Hauptweges, nahe dem südlichen Eingang, werden seit Eröffnung des Gartens einjährige Staudengewächse und Gartenblumen gezeigt.
Relativ neu und doch bezugnehmend auf die ältesten Wurzeln des Botanischen Gartens ist der „Kurfürstengarten“ im nördlichen Innenhof des Gewächshauskomplexes. Hier ist ein Hof- und Küchengarten entstanden, wie er im 17. Jahrhundert auch am Berliner Stadtschloss zu finden war. In dem 1663 von Johann Sigismund Elsholtz veröffentlichen Buch „Flora Marchica“ ist die Bepflanzung der damaligen Anlagen überliefert.
Einteilung in den Schauhäusern
Folgende Schaugewächshäuser stehen den Besuchern zur Verfügung:
- A: Großes Tropenhaus (bis Ende 2008 geschlossen)
- B: Begonien
- C: Tropische Nutzpflanzen
- D: Orchideen und Kannenpflanzen
- E: Pflanzen der feuchten Tropen
- F: Tropische und subtropische Farne
- G: Bromeliengewächse
- H: Sukkulente Pflanzen Afrikas
- I: Kakteen und andere sukkulente Pflanzen Amerikas
- K: Südafrika
- L: Tierfangende Pflanzen und Pflanzen der Südhemisphäre
- M: Australien und Neuseeland
- N: Kamelien und Azaleen
- O: Victoriahaus und Sumpfpflanzenhaus (bis Ende 2008 geschlossen)
- P: Mittelmeer- und Kanarenhaus
Besondere Pflanzen
In der Artenvielfalt steht der Botanische Garten in Berlin mit 22.000 Arten weltweit an der dritten Stelle[5]. Die älteste Pflanze im Botanischen Garten ist ein 160 Jahre alter Palmfarn, der bereits im alten Botanischen Garten in Schöneberg grünte[1]. Beeindruckend ist auch der Riesen-Bambus im Großen Tropenhaus, der eine Wuchshöhe von 25 m, einen Halmdurchmesser von 15 cm und einen Größenzuwachs von bis zu 30 cm[6] täglich erreichen kann. Eine botanische Rarität ist eine über 20 Jahre alte Welwitschie. Sie ist das weltweit einzige Exemplar, das in einem Botanischen Garten Samen produziert. Seit 3. Mai 2006 besitzt der Botanische Garten eine weitere Seltenheit: eine zwei Meter große Wollemie (Wollemia nobilis) im Australienhaus. Diese Baumart war nur von Millionen Jahre alten Fossilienfunden bekannt, bis 1994 in Australien in einer abgelegenen Schlucht lebende Exemplare entdeckt wurden.
Unterstützung
Zur finanziellen Unterstützung der Arbeit des Botanischen Gartens besteht die Möglichkeit, eine Patenschaft für eine Pflanze zu übernehmen, die, je nach Größe und Seltenheit der Pflanze, 250 bis 1500 € jährlich kostet. Prominente Pflanzenpaten sind unter anderem:
- Wigald Boning (Borstenfarn),
- Nina Ruge (Kalebassenbaum),
- Renate Künast (Pfauenradfarn),
- Suzanne von Borsody (Goldkugelkaktus) und
- Dr. Motte (Liebesperlenstrauch und Brennende Liebe)[7]
Weiterhin ist es möglich, für 60 € pro Quadratmeter einen Weg nach sich benennen zu lassen, wobei der Betrag gleichzeitig der Renovierung des Weges zugute kommt.[1]
Kunst
Zahlreiche Kunstwerke wurden im Laufe der Jahre, vor allem im Italienischen Schmuckgarten, aufgestellt:
- Irma Langhinrichs: „Geteilte Form“ von 1975, Aufstellung 1988, am Hauptweg in der Nähe des Eingangs Königin-Luise-Platz
- Makoto Fujiwara: Brunnenplastik von 1987 im Wassergarten
- Irma Langhinrichs: „Zellkörper“ von 1964 im Wasserbecken im Italienischen Garten
- Constantin Starck: „Flötenspieler“ und „Mädchen mit Oleanderzweig“ von 1928 im Italienischen Garten, 1991/92 rekonstruiert
- Arthur Lewin-Funcke: „Hingebung“ von 1916 im Italienischen Garten
- Gedenkstein für Christian Konrad Sprengel von 1916
- Hermann Joachim Pagels: „Sämann“, 1920er Jahre, in der Nähe des Eingangs Unter den Eichen
- Fritz Klimsch: „Junges Mädchen“ zwischen Systematischer Abteilung und Arzneipflanzenabteilung
Bauten
Gewächshäuser
Die 16 Schaugewächshäuser, von denen heute noch 15 vorhanden sind, wurden am Südwesthang des Fichtenberges angelegt. Die Struktur des Geländes ermöglichte eine optimale Anordnung. 14 Gewächshäuser bilden einen rechteckigen Komplex, der vom Großen Tropenhaus dominiert wird. Dieses und weitere große Gewächshäuser liegen „in der zweiten Reihe“, die flacheren Gewächshäuser durch die Hanglage drei Meter tiefer, direkt am Hauptweg. Dies hat zur Folge, dass der Sonneneinfall optimal ausgenutzt wird und eine gegenseitige Verschattung ausgeschlossen ist. Allen Gewächshäusern gemeinsam ist die damals neuartige Bauweise, bei der das stählerne Traggerüst komplett innerhalb (Beispiel Subtropenhaus) oder komplett außerhalb (Beispiel Großes Tropenhaus) des jeweiligen Gewächshauses liegt. Hierdurch konnte ein Wärmeverlust über die Tragwerke und die ungünstige Bildung von Tropfwasser an den Stahlträgern vermieden werden.
Die Grundfläche aller ursprünglich angelegten beheizten Schaugewächshäuser betrug 8192 m². Hierzu kamen nichtgeheizte Erdhäuser für Frühbeete mit einer Fläche von etwa 1500 m².
Das Große Tropenhaus ist mit seiner Länge von 60,04 m, Breite von 29,34 m und Höhe von etwa 25 m trotz seines einhundertjährigen Bestehens noch heute eine der größten Stahl-Glas-Konstruktionen der Welt[8] und das bedeutendste Werk seines Architekten Alfred Koerner. Konstrukteur und Statiker für dieses Gebäude war Heinrich Müller-Breslau. Die Bauarbeiten dauerten von 1905 bis 1907. Die Grundfläche beträgt 1728 m² und der Raum umfasst 36.200 m³. Allein das Pflanzbeet in der Mitte des Hauses besaß eine Fläche von 1000 m² und eine Erdtiefe von 3,50 m. Unter dem Mittelbeet wurde der Kellerraum mit den Heizkörpern angeordnet. Zusätzlich befanden sich in drei Ringen Heizrohre im Glasdach, die wegen des geringen Durchmessers jedoch nicht negativ in Erscheinung traten. Für Wartungsarbeiten ist das Große Tropenhaus mit drei ringsum laufenden Galerien versehen worden, die vom Glasturm auf der Rückseite des Gebäudes erreichbar sind.
Die Stahlkonstruktionen der Gewächshäuser wurden im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Allerdings überstanden die meisten Scheiben die Druckwellen von in der Nähe explodierenden Sprengbomben im Herbst 1943 nicht. Die meisten tropischen Pflanzen erfroren, einige wenige sollen in Küchen und Wohnzimmern von engagierten Mitarbeitern überlebt haben.
Der Wiederaufbau nach dem Krieg begann 1949 und im folgenden Jahr wurde die Wiedereröffnung des Victoria-Hauses gefeiert. 1958 standen dem Publikumsverkehr wieder neun Gewächshäuser offen und erst am 22. Mai 1968 konnte als letztes Schaugewächshaus das mit 3,45 Mio. DM wiederhergestellte Große Tropenhaus nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet werden. Mit dem Wiederaufbau erfolgte eine Modernisierung der technischen Anlagen des Gebäudes. Statt Silikatglas wurde Acrylglas zur Eindeckung genutzt, da es günstigere Eigenschaften aufweist; es absorbiert weniger UV-Licht, die Wärmeleitfähigkeit ist geringer, das Material ist leichter und es kann besser verformt verarbeitet werden, wodurch größere Scheiben (1 × 2 Meter) eingesetzt werden konnten. Ein Nachteil des Materials zeigte sich jedoch am 31. Juli 1969: es ist nicht feuerfest. Ein aus ungeklärter Ursache im oberen Kuppelbereich ausgebrochener Brand richtete an der Kunststoffverglasung erheblichen Sachschaden an. Vor dem Kälteeinbruch konnten die Schadstelle geschlossen werden, die Wiedereröffnung des beschädigten Gebäudes konnte aber erst am 12. Juni 1970 stattfinden. Weiterhin wurde bei der Sanierung in den 1960er Jahren die Heiztechnik überarbeitet. Im Kellergewölbe wurde eine Luftumwälzanlage mit 16 Ventilatoren installiert. Die warme Luft wurde über Schächte in drei verschiedenen Höhen in das Haus eingeblasen und sechs bis acht Mal pro Stunde umgewälzt. Zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit wurde im Firstgewölbe eine Beregnungsanlage mit 66 Düsen installiert, mit der pro Minute 130 Liter Wasser versprüht werden konnten. Außerdem wurden 96 Leuchten mit Hochdruckquecksilberdampf-Lampen von je 400 Watt montiert.
Knapp 40 Jahre nach der Wiedereröffnung war eine Grundsanierung des Großen Tropenhauses erneut dringend erforderlich. Im März 2004 musste das Haus bereits für kurze Zeit geschlossen werden, da die Aufhängungen von Deckenleuchten durchgerostet waren und diese herabzustürzen drohten. Im Januar 2006 konnten nach einem Heizungsschaden im benachbarten Victoria-Haus die Pflanzen nur mit Mühe vor dem Erfrieren gerettet werden.[9] Ein ähnlicher Schaden im Großen Tropenhaus wäre verheerend gewesen. Zahlreiche gesprungene Scheiben waren nur notdürftig geklebt. Am 16. Februar 2006 beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus die 16 Mio. € teure Sanierung. Finanziert wird die Sanierung außer von der Freien Universität und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie mit Fördermitteln aus dem Umweltentlastungsprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, aus dem Hochschulbauprogramm des BMBF und dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung der Europäischen Union[10]. Nach dem Umsetzen der Pflanzen in andere Gewächshäuser und in ein eigens errichtetes provisorisches Gewächshaus, begann im August 2006 die Sanierung des Bauwerks. Bis Ende 2008 soll sie abgeschlossen sein.[11]
In der Mittelachse erstreckte sich vor dem Großen Tropenhaus das Haus O für Tropische Wasserpflanzen mit einer Länge von zehn und einer Breite von acht Metern. Bereits im alten Garten waren die Riesenseerosen ein Besuchermagnet mit einem Schauhaus an exponierter Stelle und so erhielten sie auch im neuen Botanischen Garten im Zentrum des Gewächshauskomplexes ihre neue Heimat. Die heute bestehende Verbindung zum Großen Tropenhaus wurde jedoch erst 1966 bis 1969 hergestellt. Das Victoria-Haus wurde von 214 m² auf 254 m² Grundfläche erweitert und das Sumpfpflanzenhaus mit 170 m² Grundfläche angebaut. Auch das Wasserbecken im Victoria-Haus wurde von 70,3 m² auf 113 m² vergrößert.
Gleichzeitig mit der Vergrößerung des Victoria-Hauses wurde die gesamte Eingangssituation in den Gewächshauskomplex neu gestaltet. Das Victoria-Haus bekam ein öffentlich zugängliches Untergeschoss mit zwei Sumpfpflanzenbecken und zwölf Aquarien für die verschiedenen Wasserpflanzen aller Erdteile. Von diesem Untergeschoss, in dem sich neben Diensträumen heutzutage auch ein Laden (für den Zeitraum der Gewächshaussanierung umgezogen in das Museum) und ein Café befinden, bestehen direkte Zugangsmöglichkeiten zum Großen Tropenhaus und zu den beiderseits liegenden Gewächshäusern G und H, den Startpunkten der Rundgänge. Die Eröffnung diese baulichen Neugestaltung erfolgte am 19. Juni 1969.
Die Eckpunkte in der hinteren Reihe der Gewächshäuser bilden die Gewächshäuser C und M. Sie weisen eine quadratische Grundfläche von 393 m² und eine Firsthöhe von 11,50 m auf. Mit dem Großen Tropenhaus waren sie durch die flacheren Gewächshäuser B und N verbunden. Diese besaßen nur eine Höhe von 4,50 m und eine Grundfläche von 288 m². Die Verbindung von der hinteren Gewächshausreihe zur vorderen wird durch die mit 3,30 m Höhe noch flacheren Gewächshäuser D und L hergestellt. Sie besitzen eine Grundfläche von jeweils 231 m².
In vorderer Front wurden vier gleich große Gewächshäuser (E, G, H und K) mit 9,30 m Firsthöhe und 154 m² Grundfläche angelegt. Zwischen jeweils zwei dieser Gewächshäuser befanden sich die mit 4,50 m Höhe flachen Häuser F und I mit jeweils einer Grundfläche von 191 m².
1979 bis 1987 wurden alle Gewächshäuser der vorderen Reihe (E bis K) abgerissen und durch Neubauten nach Entwürfen des Architekten und Künstlers Engelbert Kremser ersetzt. Baulicher Verfall und wachsender Raumbedarf werden als Gründe für die Baumaßnahme genannt. Kremser nutze die Möglichkeiten der modernen Gestaltung und arbeitete mit vielen Rundungen im Anklang an organische Formen. Diese Rundungen setzte er sowohl im Verlauf der Fronten als auch in den Übergängen zu den Dächern ein.
Etwas abseits des Hauptkomplexes befindet sich der zweite architektonische Höhepunkt der Gewächshausgestaltung, das Kalthaus für subtropische Gewächse, auch Mittelmeerhaus genannt. Mit seiner dreischiffigen Anlage und den zwei Portaltürmen weist es einen fast kathedralen Charakter auf. Die Grundfläche des Hauses beträgt 878 m² bei einer Firsthöhe von 15,8 m. Die Position dieses Gewächshauses ergab sich „technisch“ aus der Entfernung, die notwendig war, um auch bei flachem Sonneneinfall im Winter eine Verschattung der anderen Gewächshäuser zu vermeiden. Das Haus wurde zwischen 1989 und 1992 grundlegend renoviert.
Das kleine Gewächshaus für koloniale Nutzpflanzen lag abseits des Gewächshauskomplexes im Kolonialgarten in der Nähe des Kesselhauses. Es war einfacher Gestalt, besaß eine Höhe von 3,70 m, eine Grundfläche von 134 m² und ist heute nicht mehr vorhanden.
Pavillons
In den Freianlagen bieten zahlreiche Pavillons die Möglichkeit sich auszuruhen, Literatur zu studieren oder Schutz vor Regen zu suchen. Koerner zeigte hier seine umfangreichen architektonischen Fähigkeiten, indem er die Bauten in unterschiedlichsten Stilen, angepasst an das botanische Umfeld, entwarf. Teilweise sind diese Pavillons mit kleinen Schmuckanlagen verbunden.
Im Bereich der geografischen Anlagen, die die Flora Ostasiens zeigen, befindet sich im Mittelpunkt eines japanischen Ziergartens die „Japanische Laube“.
An zentraler Stelle im Arboretum befindet sich die „Rosenlaube“. Aus Basaltlava errichtete Koerner hier ein halbrundes massives Bauwerk in romanischen Formen. Es ist umgeben von wilden Rosen, die es überwuchern und vor dem dunklen Gebäude besonders eindrucksvoll ihre Blütenpracht zeigen können.
In der systematischen Abteilung, heute inmitten ausgedehnter Wiesen, befindet sich eine offene Vortragshalle. Engler suchte diese mit seinen Studenten gerne auf, um hier Vorlesungen abzuhalten. Sie trägt heute deswegen auch den Namen „Engler-Pavillon“.
In der ehemaligen „Morphologischen Abteilung I“, dem heutigen „Duft- und Tastgarten“, befindet sich ein pilzförmiger bedeckter Sitzplatz. Dieser etwas klobig erscheinende Pavillon verbirgt unter sich einen 180 m³ fassenden Sammelbrunnen, in dem das Regenwasser aller Glasdächer, in Summe immerhin etwa 8000 m², gesammelt wird. Dieses Wasser wird zur Versorgung entsprechend empfindlicher Pflanzen genutzt.
Eine Kombination aus Pavillon und Wirtschaftsgebäude stellt das „Alpenhäuschen“ dar. Am Rande des Alpengartens wurde es in den Formen des schweizerischen Holzbaus errichtet. Neben seinem Bestimmungszweck als Gärtnerarbeitshaus bietet es auch eine Sitz- und Schutzhalle für Besucher. Weitere Schutzhallen wurden in Zusammenhang mit den Pförtnerlogen an beiden Eingängen errichtet.
Erst später hinzugekommen ist der „Dorotheen-Pavillon“ am Ufer des oberen Sees.
Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Heizkraftwerk
Besondere Anforderungen wurde an die Heizanlage gestellt, da nur durch zusätzliche Beheizung in den Gewächshäusern die für die verschiedenen Pflanzen benötigten Temperaturen erreicht werden. Dabei ist ein durchgehender Betrieb notwendig, da auch nachts und auch im Sommer geheizt werden muss.
Angesichts der hohen Anforderungen und des hohen Energiebedarfs wurde im Botanischen Garten ein eigenes Heizkraftwerk mit drei Warmwasserkesseln und einem Dampfkessel errichtet. Folgende Leistungen hatte das Kraftwerk zu erbringen:
- Versorgung der Heizungssysteme mit Dampfwarmwasser und Niederdruckdampf,
- Versorgung der Gewächshäuser mit Wasserdampf für die Luftbefeuchtung und die Tropennebel,
- Versorgung der Gärtnereien mit Warmwasser,
- Energieversorgung des Wasserhebewerks, der Regenwasserdruckleitung, der elektrischen Beleuchtung und der elektrischen Arbeitsmaschinen.
Bis zu seiner Außerbetriebnahme wurde das Kraftwerk mit Steinkohle betrieben und benötigte rund 1500 Tonnen pro Jahr. Am 13. September 1967 wurde der Botanische Garten an das Fernwärmenetz des Fernheizwerkes Steglitz angeschlossen und bezieht seither von dort die benötigte Wärme. Der jährlicher Energieverbrauch beträgt 8580 Gcal (Giga-Kalorien), wovon allein ungefähr ein Drittel für das Große Tropenhaus benötigt wird. Durch die Sanierung des Großen Tropenhauses wird dessen Energiebedarf deutlich gesenkt werden, so dass er nach Abschluss der Arbeiten nur noch bei etwa einem Fünftel des verringerten Gesamtenergiebedarfs liegen wird.
Wasserwerk
Ähnlich wichtig wie die Versorgung mit Wärme ist die ausreichende Versorgung mit Frischwasser. Für den Massenbedarf des Gartens wurden zwei 50 m tiefe Brunnen angelegt. Das dort vorgefundene Tiefenwasser war für die Freilandpflanzungen ohne weitere Behandlung geeignet. Zur Förderung des Wassers wurde ein Wasserwerk mit Dampfpumpen, die vom oben erwähnten Heizwerk mit Dampf versorgt wurden, angelegt. Das Wasser wurde direkt in das Leitungsnetz des Gartens sowie in den 550 m³ fassenden Wasserturm hinter den Schauhäusern gepumpt. Die Pumpanlage war für eine Tagesleistung von 1000 m³ Wasser ausgelegt.
Das Wasser für die Versorgung der Gebäude wurde von Beginn an vom öffentlichen Netz bezogen. In Notfall hätte auch das öffentliche Netz als Ersatz für das Wasserwerk eingesetzt werden können.
Die Technik wurde modernisiert und die Pumpen sind heute elektrisch betrieben, die Tiefbrunnen stellen jedoch auch heute noch die Wasserversorgung des Botanischen Gartens sicher.
Wohnhäuser
Für Engler und Urban, Direktor und Unterdirektor, wurden in enger räumlicher Nähe zwei Wohnhäuser inmitten eines Schmuckgartens errichtet. Sie lagen westlich des Eingangs am Königin-Luise-Platz. Das Wohnhaus für den Unterdirektor wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, das Direktorenwohnhaus ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Ebenfalls erhalten ist das ehemalige Wohnhaus für den Oberinspektor des Gartens. Es befindet sich in der Nähe des südlichen Eingangs an der Straße Unter den Eichen und wird heute als Pädagogisches Zentrum (Pädagogische Beratungsstelle im Botanischen Garten /Botanikschule) genutzt. Entsprechend der Stellung der Personen differierte auch die ausgebaute Wohnfläche; für den Direktor 245 m², für den Unterdirektor 193 m² und für den Oberinspektor 150,5 m².
Zwei mehrgeschossige Gebäude mit Wohnungen für Angestellte des Gartens wurden ebenfalls innerhalb des Gartens errichtet, die sogenannten Gärtnerwohngebäude I und II. In diesen befanden sich neben den Wohnbereichen auch Gemeinschaftsräume wie Speiseräume, Lesezimmer und Schreibstube sowie Diensträume wie Samenstube, Vorratsräume oder Räume für die Gartenverwaltung. Beide Gebäude befinden sich im südlichen Gartenbereich zwischen dem öffentlichen Garten und dem Wirtschaftshof.
Alle fünf Wohngebäude wurden im Ziegelbau im Bereich der Vollgeschosse und im Holzfachwerkbau im Bereich der ausgebauten Dachgeschosse ausgeführt.
Botanisches Museum, Herbarium und Bibliothek
Museum, Herbarium und Bibliothek sind in einem gemeinsamen Gebäude an der Königin-Luise-Straße untergebracht, das zwischen 1903 und 1906 errichtet wurde. Der von Koerner entworfene viergeschossige Bau mit ausgebautem Dachgeschoss besteht aus einem Hauptbau an der Straße und zwei Gartenflügeln. Der westliche 48,68 m lange Gartenflügel beherbergte das Museum und die Botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien, der östliche Gartenflügel (28,17 m lang) war für Herbarium und Bücherei errichtet worden. Der Flügel war so gestaltet, dass später bei Bedarf eine Verlängerung hätte erfolgen können. Im 78,9 m langen Hauptbau befanden sich Verwaltungsräume, Arbeitszimmer, Unterrichtsräume und an der Nordwestecke ein großer Hörsaal.
Die Eingangshalle des Gebäudes erstreckt sich über zwei Stockwerke und vermittelt die Zugänge zu den verschiedenen Bereichen des Gebäudes.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude sehr stark beschädigt. Am 1. März 1943 durchschlug eine Sprengbombe das Dach des Herbar- und Bibliothekflügels und setzte diesen in Brand. Auch Phosphorbomben trafen das Gebäude. Der Herbar- und Bibliotheksflügel und Teile des Hauptbaues brannten bis zum nächsten Tag nieder. Der Museumsflügel stand zwar noch, hatte jedoch erhebliche Schäden durch die Druckwellen der Sprengbomben hinnehmen müssen. Bei einem Luftangriff am 29. Januar 1944 wurde dann auch der Museumsflügel getroffen und brannte weitgehend aus.
1953 bis 1959 wurden der Westflügel und der Hauptbau wieder aufgebaut. Herbarium, Bibliothek und Museum mussten sich nun den Westflügel vorerst teilen, so dass allen deutlich weniger Fläche zur Verfügung stand. Von 1983 bis 1987 wurde ein neuer Ostflügel, größer als der ursprüngliche, nach Entwürfen von Rainer G. Rümmler errichtet.
Botanisches Museum
1879 erhielt das Herbarium im alten Botanischen Garten ein eigenes Gebäude und somit erstmals die Möglichkeit, Sammlungsstücke der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bereits ein Jahr später wurde eine Ausstellung zur „Belehrung nicht fachlich ausgebildeter Besucher“ eröffnet. Dies war der erste Vorläufer des Botanischen Museums.
Mit dem Umzug nach Dahlem erhielt das Museum 1907 auf drei Etagen eine deutlich vergrößerte Ausstellungsfläche. Dies wurde zur Erweiterung der pflanzengeografischen und paläobotanischen Ausstellung um Abteilungen u. a. zu Fortpflanzungsverhältnisse im Pflanzenreich und zu Grundtypen der Pflanzengestalten genutzt.
Nach der Zerstörung von Gebäude und zahlreichen Exponaten wurde 1957 mit dem Wiederaufbau eines Museums auf deutlich reduzierter Fläche in einer Etage begonnen. Nach dem Umzug von Herbarium und Bibliothek in den neu aufgebauten Ostflügel konnte das Museum erweitert werden. Am 11. März 1991 wurde die zweite Etage eröffnet. 2004/05 erfolgte eine Überarbeitung und Umgestaltung der ersten Etage.
Das Museum versteht sich heute als Ergänzung zum Garten und will die Themen der Botanik präsentieren, die im Garten nicht ohne weiteres beobachtet werden können. Hierzu gehören geschichtliche Entwicklung, Entwicklung über das Jahr, innere Pflanzenaufbauten, vergrößerte Mikrostrukturen, Artenverbreitung sowie Pflanzenprodukte und -nutzung.
Herbarium und Bibliothek
Erste Pflanzensammlungen wurden bereits von Elsholtz um 1657 noch vor der Gründung des Botanischen Gartens durchgeführt. Der Grundstock von Herbarium und Bibliothek geht jedoch auf das Jahr 1818 zurück, als der damalige Direktor Heinrich Friedrich Link unter der Fürsprache des preußischen Ministers Karl vom Stein zum Altenstein erreichte, dass aus dem Nachlass von Willdenow dessen Privatherbarium und -bibliothek für den Botanischen Garten erworben wurden. Neben zahlreichen Sammlungen, die von Mitarbeitern des Botanischen Gartens durchgeführt wurden, gingen dem Herbarium in der Folgezeit zahlreiche Sammlungen führender Botaniker zu.
Beim Umzug der Bibliothek in das neue Gebäude nach Dahlem betrug die Anzahl der Bände und Separata etwa 37.000. Das Herbarium bestand zu diesem Zeitpunkt aus 17.500 Mappen, davon 3200 mit Kryptogamen. Einige wichtige Sammlungen, wie die von Willdenow oder die Himalaya-Sammlung von Prinz Waldemar, wurden getrennt aufbewahrt und nicht in das Generalherbar integriert.
Durch den Bombentreffer am 1. März 1943 und den nachfolgenden Brand wurde annähernd die gesamte Sammlung, mit teilweise 300 Jahre alten unwiederbringlichen Stücken, sowie die Bibliothek vernichtet. In der Bibliothek verbrannten 80.000 Bände und 200.000 Drucke. Sofort nach dem Verlust der Bibliothek wurde durch Schenkungen und antiquarische Käufe mit deren Wiederaufbau begonnen. Anfang 1945 war der Bestand wieder auf 20.000 Bände und 50.000 Drucke angewachsen. Durch die Wirren, die mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verbunden waren, ging jedoch auch dieser Bestand zu großen Teilen wieder verloren.
Nach dem erweiterten Wiederaufbau des Ostflügels zogen Herbarium und Bibliothek 1987 dort ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bibliothek mit etwa 85.600 Monografien und Zeitschriftenbänden den Vorkriegsumfang erreicht.
1993 wurde eine Langzeit-Samenlagerung für vom Aussterben bedrohte Pflanzen eingerichtet. 5000 verschiedene Samenarten sind mittlerweile vorrätig, die bei Bedarf kostenlos an wissenschaftliche Einrichtungen in der ganzen Welt verschickt werden.
Begräbnisstätte
Vom Eingang am Königin-Luise-Platz kommend befindet sich links vor dem Gewächshauskomplex ein kleines Gräberfeld. Als erstes wurde der 1908 verstorbene Friedrich Althoff hier beigesetzt. Althoff war es, der als Hochschulreferent im Preußischen Kultusministerium die Entwicklung des Dahlemer Hochschulstandortes entschieden beförderte und der auf eigenen Wunsch im Botanischen Garten beerdigt wurde. Das Grabmal für Althoff wurde 1911 von Hans Krückeberg geschaffen. Es erinnert an einen klassizistisch gestalteten Sarkophag, auf dem sich ein Sockel mit einer trauernden Frauengestalt aus Marmor befindet. Diese symbolisiert die trauernde Wissenschaft.
Als zweites wurde der bedeutende Afrikaforscher und Kustos am Botanischen Garten Georg Schweinfurth beigesetzt. Er verstarb 1925.
Die dritte Grabstelle gehört dem 1930 verstorbenen Adolf Engler und seiner 1943 verstorbenen Frau Marie. Engler war der erste Direktor des neuen Botanischen Gartens, hatte dessen Aufbau und Struktur bis in die heutige Zeit beeinflusst und wurde hier in seinem Lebenswerk beigesetzt.
Wenige Meter weiter befindet sich das Grab des 1945 verstorbenen Ludwig Diels. Diels war enger Mitarbeiter Englers, bevor er nach Englers Emeritierung dessen Nachfolge antrat.
Etwas weiter abseits der drei vorgenannten Grabstellen, die sich in einer Reihe befinden, liegt ein weiterer Leiter des Gartens begraben. Es handelt sich um Erich Werdemann, der den Garten von 1951 bis 1958 leitete und 1959 verstarb. Ein Grabstein in der Nähe von Althoffs Grab lässt hier auch die Grabstätte von Ignaz Urban vermuten. Es handelt sich jedoch um einen Kenotaph. Urbans Grabstein wurde erst nach Auflassung seiner Grabstelle in Lichterfelde zu seinem Gedenken in den Botanischen Garten versetzt.
Bunker
Noch 1943 wurde unter dem Fichtenberg in ca. 10 m Tiefe der Bau einer Bunkeranlage begonnen. Der Zugang zu diesem Bunker war ausschließlich über zwei Zugänge vom Wirtschaftshof des Botanischen Gartens möglich. Gebaut wurde der Bunker für das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt, das seinen Standort ca. 500 m entfernt in der Straße Unter den Eichen 126–135 hatte. Benutzt wurde der Bunker für die Unterbringung des Aktenbestands und des Personals während der Luftalarme. Die Anlage des Bunkers ist ungewöhnlich, da es nur sehr wenig Räume gab und die recht langen Stollen mit unterschiedlichen Bauverfahren vorangetrieben wurden. Im Ende eines im Schildvortriebsverfahren erstellten Stollens befindet sich noch bis heute der 1944 bei Einstellung der Arbeiten zurückgelassene Bohrschild.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Zugänge der Bunkeranlage gesprengt. Einige Gänge sind zwischenzeitlich auch eingestürzt. Der Rest der Anlage dient heute als Winterquartier für Fledermäuse.
Bahnhof
Bereits seit dem Jahre 1838 verkehrte die erste Preußische Eisenbahn von Berlin nach Potsdam in geringem Abstand zur Chaussee von Berlin nach Potsdam, an der nun der südliche Ausgang des Botanischen Gartens angelegt wurde. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Gelände südlich der oben genannten Chaussee auch von Grundstücksgesellschaften vermarktet. Diese Vermarktung stand möglicherweise auch in Zusammenhang mit der gestiegenen Attraktivität des Geländes durch die Ansiedlung des Botanischen Gartens. Die Grundstücksgesellschaft und die Architekten Gustav Erdmann und Ernst Spindler finanzierten jedenfalls auch die Anlage eines neuen Bahnhofs an der „Stammbahn“, der auch den Namen „Botanischer Garten“ erhielt. In architektonischer Anlehnung an diesen wurde hier erstmals ein Bahnsteigzugang im „Gewächshausstil“ angelegt, der nachfolgend weite Verbreitung fand und zu einem typischem Merkmal Berliner S-Bahnhöfe wurde. Der Bahnhof wurde am 1. Mai 1909 eröffnet. Am 15. Mai 1933 hielten nach der „Großen Elektrisierung“ erstmals S-Bahn-Züge im Bahnhof. Der Betrieb wurde wegen des Streiks der West-Berliner Reichsbahner am 18. September 1980 eingestellt. Nach der Übernahme der S-Bahn in West-Berlin durch die BVG 1984 wurde der Bahnhof Botanischer Garten als Station der S1 erst am 1. Februar 1985 wieder eröffnet.
Quellenangaben
- ↑ a b c Berliner Zeitung: Vor 100 Jahren konnte Berlin erstmalig den Botanischen Garten angucken, 12. April 2003
- ↑ Zepernick/Karlsson, S. 99
- ↑ Berliner Morgenpost: Botanischer Garten: 78 000 Unterschriften übergeben, 8. Juli 2003
- ↑ Berliner Morgenpost: Ohne Moos doch was los, 7. Juni 2004
- ↑ Brigitte Zimmer in der Berliner Zeitung: „100 Jahre wären umsonst“, 24. April 2003
- ↑ Hagemann/Zepernick 1992, S. 57
- ↑ Berliner Zeitung: Der Gründer der Love Parade wird Pflanzenpate im Botanischen Garten, 9. Juli 2003
- ↑ Berliner Zeitung: Botanischer Garten schließt das Tropenhaus - Deckenlampen drohen herunterzustürzen, 12. März 2004
- ↑ Der Tagesspiegel: Tropenpflanzen in letzter Sekunde gerettet, 11. Januar 2006
- ↑ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Großes Tropenhaus im Botanischen Garten wird umweltgerecht saniert, 24. August 2006
- ↑ Berliner Zeitung: Bis 2008 bleibt der imposante Glas-Stahl-Bau im Botanischen Garten wegen Sanierung geschlossen, 7. Juli 2006
Literatur
- Christiane Borgelt, Regina Jost, Florian Folk: Botanisches Museum & Gewächshäuser der Freien Universität Berlin. Stadtwandel Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-937123-10-5 (=Die Neuen Architekturführer. Nr. 53).
- Botanischer Garten Berlin-Dahlem. Virtuelle Tour durch die Gewächshäuser. eloqu metabasis, Berlin 2002 (CD-ROM).
- Isolde Hagemann, Bernhard Zepernick: Der Botanische Garten in Berlin-Dahlem. Führer durch das Freiland und die Gewächshäuser. Förderkreis der naturwissenschaftlichen Museen Berlins e.V., Berlin 1992, ISBN 3-921-800-35-8.
- Alfred Koerner: Der neue Botanische Garten in Dahlem bei Berlin. In: Zeitschrift für Bauwesen. Jg. 59, 1909, S. 202–222, 335–359 und 478–495.
- Horst Kraft: Der Botanische Garten. In: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Teil XI: Gartenwesen. Ernst & Sohn, Berlin 1972, ISBN 3433-00587-7, S. 124–132.
- Hans Walter Lack (Red.): Botanisches Museum Berlin. Prestel, München u.a. 1999, ISBN 3-7913-2202-8.
- Hans Walter Lack, Ingo Haas: Botanisches Museum Berlin. Adolf Engler – Die Welt in einem Garten. Prestel, München 2000, ISBN 3-7913-2315-6.
- Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten (Hrsg.): Der Königliche Botanische Garten und das Königlich Botanische Museum zu Dahlem. Horn & Raasch, Berlin 1909.
- Bernhard Zepernick, Else-Marie Karlsson: Berlins Botanischer Garten. Haude & Spener, Berlin 1979, ISBN 3-7759-0207-4 (=Berlinische Reminiszenzen. Bd. 51).
Weblinks
- Webseite des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums
- Virtuelle Tour durch Garten, Tropenhalle und weitere Gebäude mit 360-Grad-Panoramafotos
- Verein der Freunde des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem e.V.
- Botanischer Garten im Jahrbuch Steglitz 1999
- Neues Glashaus im Botanischen Garten
52.4541413.306653Koordinaten: 52° 27′ 14,9″ N, 13° 18′ 24″ O
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