- Bruno Pittermann
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Bruno Pittermann (* 3. September 1905 in Wien; † 19. September 1983 ebenda) war ein österreichischer Politiker und Staatsmann. Er war von 1957 bis 1967 Vorsitzender der SPÖ und von 1957 bis 1966 Vizekanzler unter den ÖVP-Bundeskanzlern Julius Raab, Alfons Gorbach und Josef Klaus. Zudem war er (als Vorgänger von Willy Brandt) Präsident der Sozialistischen Internationale (SI).
Leben und Wirken
Bruno Pittermann promovierte 1928 in Geschichte und Geografie, war anschließend Bildungsreferent in der Arbeiterkammer Klagenfurt. 1938 schloss er ein Zweitstudium in Wien ab. Der Dr. iur. wurde ihm wegen seiner Ehe mit einer Jüdin von den eben einmarschierten Nazis verweigert, worauf er für kurze Zeit ins Ausland ging.
Politisch betätigte sich Pittermann seit seinem 18. Lebensjahr in der illegalen Bewegung der „Revolutionären Sozialisten“. Er wurde 1945 Kammeramtsdirektor (Erster Sekretär) der Wiener Arbeiterkammer. Als Abgeordneter zum Nationalrat bereitete Pittermann seine vielbeachteten Reden genau vor und sprach dann frei und temperamentvoll. Bald zum geschäftsführenden Obmann der Parlamentsfraktion befördert, lieferte er sich mit Hermann Withalm, dem Klubobmann der ÖVP und kongenialen Gegner, hitzige Rededuelle.
Nach der Wahl des langjährigen SPÖ-Vorsitzenden und Vizekanzlers Adolf Schärf zum Bundespräsidenten wurde nicht Innenminister Oskar Helmer, sondern Pittermann am 8. Mai 1957 zum Parteivorsitzenden gewählt und zwei Wochen später als Vizekanzler der Koalitionsregierung ÖVP-SPÖ angelobt. 1959 erhielt die SPÖ unter Pittermanns Führung bei den Nationalratswahlen mehr Stimmen, aber ein Abgeordnetenmandat weniger als die ÖVP, woraufhin sie erfolgreich Anspruch auf das Außenministerium zu Gunsten von Bruno Kreisky erhob, der an der Spitze der österreichischen Diplomatie Leopold Figl ablöste. Das Klima in der langjährigen Großen Koalition wurde jedoch krisenanfällig. 1965 forcierte Pittermann nach Schärfs Tod die Präsidentschaftskandidatur des Wiener Bürgermeisters Franz Jonas, der sich mit einem ganz knappen Vorsprung gegen den ÖVP-Kandidaten, den Ex-Kanzler Alfons Gorbach, behaupten konnte.
Pittermann war in der Bundesregierung für die Verstaatlichte Industrie verantwortlich; innerparteilich erwuchsen ihm in Karl Waldbrunner, vor allem aber in Franz Olah, dem einflussreichen Präsidenten des ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund) und Innenminister gefährliche Gegner. Der populäre Olah stellte den Führungsanspruch und strebte eine kleine Koalition mit den Freiheitlichen an, um sich so die Kanzlerschaft zu sichern. Olah wurde 1964 als Innenminister abberufen und auf Betreiben des Justizministers Christian Broda wegen zweifelhafter Medienpolitik (illegaler Finanzierung des Massenblatts „Neue Kronen Zeitung“ aus Gewerkschaftsmitteln) aus der SPÖ ausgeschlossen. Er gründete daraufhin die DFP, die zum Wahldebakel der SPÖ 1966 entscheidend beitrug.
Bei der Nationalratswahl am 6. März 1966 errang die ÖVP mit 85 von 165 Mandaten die absolute Mehrheit. Olahs DFP, die rund 150.000 Stimmen, aber kein Mandat bekam, hatte den Sozialisten empfindlich geschadet. Zudem hatte sich Pittermann von einer Wahlempfehlung der Kommunisten unter Franz Muhri nicht eindeutig genug distanziert, was der ÖVP unter Klaus ermöglichte, mit einem „Volksfront“-Gespenst auf Stimmenfang zu gehen. Einige Wochen nach der Wahl führte Pittermann die SPÖ in die Opposition, da die Verhandlungen über eine neue Große Koalition an sehr unterschiedlichen Reformplänen und dem Willen von Klaus, eine Alleinregierung zu bilden, gescheitert waren.
Infolge dieser Wahlniederlage musste er 1967 als SPÖ-Chef Bruno Kreisky weichen, dessen Wahl er bis zuletzt mit einer Gegenkandidatur von Hans Czettel vergeblich zu durchkreuzen versuchte. Erst nach einigen Jahren unterstützte Pittermann Kreisky, der ihm das Amt des geschäftsführenden Klubobmanns im Nationalrat überließ.
1964–1976 war Bruno Pittermann Präsident der Sozialistischen Internationale und setzte sich – wie schon im Europarat – für Menschenrechte und Anliegen der Dritten Welt ein. Er prangerte mit aller Vehemenz die Obristendiktatur in Griechenland und das Franco-Regime in Spanien als Schandflecken in einem demokratischen Europa an. Während einer Londoner Präsidiums-Sitzung der Internationale erlitt er 1975 einen Schlaganfall, dem drei weitere folgten. Nach einem achtjährigen Leidensweg (Pflege durch Freunde und seine Tochter Elisabeth) erblindete er und starb 1983. Er gehörte ferner zu den Initiatoren des Österreichischen China-Forschungsinstituts und engagierte sich für die 1971 erfolgte Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Österreich und der Volksrepublik China. 1974 wurde er in Peking von Deng Xiaoping empfangen.
Pittermann wurde in einem Ehrengrab in der Gruppe 14C, Nummer 40 auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. In Wien wurde der Bruno-Pittermann-Platz nach ihm benannt und die unter diesem Platz liegende U-Bahn-Station Längenfeldgasse hat den Platz als Untertitel.
Auch seine Tochter, die renommierte Ärztin Elisabeth Pittermann war als SPÖ-Mitglied Abgeordnete zum Nationalrat sowie Wiener Stadträtin für Gesundheit.
Dies und Das
Eine von Pittermanns Spezialitäten waren seine Virginia-Zigarren, gutes Essen bzw. seine Korpulenz, und häufige Tarockpartien. Sein Humor schützte die politischen Gegner allerdings nicht vor ätzenden Worten, die auch zum Zerfall der Koalition mit Josef Klaus beitrugen.
Weblinks
- Literatur von und über Bruno Pittermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Bruno Pittermann auf den Webseiten des österreichischen Parlaments
- Wiener Zeitung - Vizekanzler Bruno Pittermann
- Eintrag über Bruno Pittermann im Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie
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