Burg Brandenstein (Hessen)

Burg Brandenstein (Hessen)
Burg Brandenstein
Brandenstein-002.JPG
Entstehungszeit: um 1240, erwähnt 1278
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ort: Schlüchtern-Elm
Geographische Lage 50° 21′ 24″ N, 9° 34′ 16″ O50.3566666666679.5711111111111325Koordinaten: 50° 21′ 24″ N, 9° 34′ 16″ O
Höhe: 325 m ü. NHN
Burg Brandenstein (Hessen)
Burg Brandenstein
Tor zur Kernburg
Ostseite des Palas
Südseite des Palas
Torverankerung

Burg Brandenstein ist eine hochmittelalterliche Burg in Schlüchtern im Main-Kinzig-Kreis, Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Höhenburg liegt auf 325 m über NN, 4 km östlich des Stadtzentrums von Schlüchtern und etwa 1200 m ostsüdöstlich von Elm auf einem bewaldeten Bergkegel in der Region Bergwinkel. Die Lage bietet einen guten Ausblick über das Kinzigtal. Der Berg ist umliegend heute größtenteils bewaldet, den Südhang nimmt eine Streuobstwiese ein.

Geschichte

Besitzgeschichte

Die Burg wurde 1278 im ältesten erhaltenen urkundlichen Zeugnis als Besitz des Hermann von Brandenstein erwähnt. 1307 ging sie zusammen mit dazu gehörigen Gütern, dem späteren Amt Brandenstein, als Lehen des Hochstifts Würzburg an die Grafen von Rieneck-Rothenfels, 1316 gelangte sie in den Besitz Ulrich IV. von Hanau. Von 1424 bis 1540 befand dich die Burg zunächst als Pfand, später auch als Lehen, im Besitz der Herren von Eberstein. Nach deren Aussterben fiel die Burg an Hanau zurück. 1717 wurde die Burg zusammen mit dem zugehörigen Amt von Hanau für ein Darlehen über 100.000 Gulden an den Landgrafen von Hessen-Kassel verpfändet und seit dem wie ein Teil der Landgrafschaft verwaltet. Die Pfandsumme diente Graf Johann Reinhard III., dem letzten männlichen Mitglied der Hanauer Grafenfamilie, dazu, die Hanau-Lichtenberger Passivlehen des Bistums Straßburg und des Erzbistums Mainz auch über seinen Tod hinaus für seine einzige Tochter, die Landgräfin Charlotte Christine (* 1700; † 1731), verheiratet mit Erbprinz Ludwig (VIII.) von Hessen-Darmstadt (* 1691; † 1768), und deren Erben zu sichern.

Nach dem Tod des Grafen Johann Reinhard III. 1736 erbte Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch die Burg Brandenstein. Das Amt Brandenstein wurde aber zunächst weiter wie ein Landesteil der Landgrafschaft verwaltet, obwohl aufgrund der besonderen Verhältnisse in der Familie der Landgrafen von Hessen-Kassel die Grafschaft Hanau-Münzenberg noch über ein halbes Jahrhundert wie eine Sekundogenitur für jüngere Prinzen behandelt wurde. Erst als Landgraf Wilhelm IX. – zunächst Regent in Hanau – auch die Landgrafschaft erbte, wurden Amt und Burg Brandenstein wieder der Grafschaft Hanau-Münzenberg, nun praktisch insgesamt ein Landesteil von Hessen-Kassel, zugeschlagen. 1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben, ging dann aber im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 auf der Verliererseite stehend, durch Annexion im Königreich Preußen als selbständiger Staat unter. Die Burg gehörte nun dem preußischen Staat.

1895 kam sie wieder in die Hände eines Brandensteiners: Der württembergische Offizier Gustav von Brandenstein kaufte die Burg. 1905 übernahm Alexander von Brandenstein den Besitz. Er heiratete 1909 die Tochter des legendären Grafen Ferdinand von Zeppelin und wurde anlässlich der Hochzeit durch König Wilhelm II. von Württemberg zum Grafen ernannt. Nun trug er den Familiennamen Brandenstein-Zeppelin. Bis heute ist die Burg im Besitz der Familie. Eigentümer der Burg ist heute Dr. Constantin Graf von Brandenstein-Zeppelin.

Baugeschichte

Die Burg wurde wohl nach 1243 von einem Zweig der Herren von Steckelberg zur Sicherung von deren Vogteigebiet erbaut. Nach 1316 wurde die Burg durch Ulrich IV. von Hanau als Amtssitz ausgebaut. Im 15. Jahrhundert wurde die Burg erweitert. Wegen der Raubzüge Mangolds II. von Eberstein und dessen Fehde gegen die Reichsstadt Nürnberg wurde die Burg 1522 auf kaiserlichen Befehl unter dem Kommando von Kreishauptmann Graf Georg von Wertheim beschossen und erobert. Nach 1540, nach dem Heimfall an die Grafen von Hanau, wurde die Burg zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Während des 30-jährigen Krieges war sie Zuflucht für die Bewohner der umliegenden Dörfer.

Seit 1872 durchquert der 144 m lange Brandensteintunnel der Bahnstrecke Flieden–Gemünden den Burgberg im Bereich der Zufahrtsstraße etwa 100 m vor der Burg. 1895/96 renovierte Gustav von Brandenstein die von ihm neu gekaufte die Burg.

Museen

Seit 1970 befindet sich im einstigen Pferdestall ein Holzgerätemuseum. Über 800 historische hölzerne Gegenstände – von der handgeschnitzten Wäscheklammer bis zur Mehlsackausklopfmaschine – wurden hier zusammengetragen. Seit einigen Jahren wird der Ausstellungsbereich auch zunehmend auf die allgemein zugängliche Hoffläche ausgeweitet.

Im Obergeschoss kann eine Sammlung zum Leben und Wirken des Mediziners und Japan-Forschers Philipp Franz von Siebold, Ururgroßvater des heutigen Burgherren, besichtigt werden.

Im Umfeld der Burg gibt es eine Waldausstellung mit Kunstwerken aus Naturmaterialien und einen Gehölz- und Pflanzenkundelehrpfad.

Literatur

  • Folkhard Cremer: Regierungsbezirk Darmstadt = Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen 2. München 2008, S. 204. ISBN 978-3-422-03117-3
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 367 - 368.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926 S. 60f.
  • Georg Wilhelm Sante(Hrsg.): Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands 4 = Hessen. 1967, S. 59.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990 ISBN 3-89214-017-0, S. 317.

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Burg Brandenstein — ist der Name einer Burg in Hessen, siehe Burg Brandenstein (Hessen), einer Burg in Thüringen, siehe Schloss Brandenstein. Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeich …   Deutsch Wikipedia

  • Brandenstein-Zeppelin — Brandenstein ist der Familienname folgender Personen: Daniel Charles Brandenstein, US amerikanischer Astronaut Constantin von Brandenstein Zeppelin, Präsident des Malteser Hilfsdienstes Albrecht von Brandenstein Zeppelin, Unternehmer Jolanthe von …   Deutsch Wikipedia

  • Brandenstein (Adelsgeschlecht) — Wappen derer von Brandenstein Brandenstein ist der Name eines alten thüringischen Adelsgeschlechts, dessen Stammsitz die Burg Brandenstein bei Ranis war. Das Geschlecht hat die drei Stämme Oppurg Ranis, Wernburg Zöschen und Neudeck, deren… …   Deutsch Wikipedia

  • Brandenstein — ist der Name von Orten: Ortsteil Brandenstein der Stadt Ranis in Thüringen, siehe Brandenstein (Ranis) Ortsteil Brandenstein der Stadt Möckern in Sachsen Anhalt Brandenstein ist der Familienname folgender Personen: Albrecht von Brandenstein… …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Schwarzenfels — Entstehungszeit: 1280 …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Wachenbuchen — Ansicht des Burggeländes von Südosten. Der größte Teil der Anlage wird heute von einem Vogelschutzgehölz be …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Windecken — Inneres Burgtor Alternativname(n): Burg Wunnekke, Wonnecke(n), Wynecke …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Dorfelden — Ansicht der Burgruine von Süden. Im Vordergrund der Wassergraben. Alternativname(n) …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Steckelberg — p3 Burg Steckelberg Entstehungszeit: 1131 (Vorgängerburg) 1387/1 …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Ronneburg — p3 Burg Ronneburg Die Ronneburg Alternativname(n): Raneberg, Roneberg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”