Schloss Naumburg

Schloss Naumburg
Blick auf die Schloss Naumburg durch das Eingangstor

Das Schloss Naumburg ist ein aus einem ehemaligen Benediktinerkloster hervorgegangenes Schloss südlich von Erbstadt, einem Stadtteil Nidderaus, im Main-Kinzig-Kreis in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Umgeben von hohen Bäumen ist nur wenig vom Gebäude zu sehen.

Das Schloss steht auf einer Anhöhe in der Wetterau, am nordöstlichen Rand des Rhein-Main-Gebiets, nördlich von Frankfurt am Main, östlich des Taunus und südwestlich des Vogelsbergs. Es liegt somit in einer alten Kulturlandschaft, die auch vor- und frühgeschichtliche Besiedlungsspuren aufweist. In unmittelbarer Nähe befand sich ein römischer Gutshof (Villa rustica).

Gebäude

Das Kloster hatte eine romanische dreischiffige Basilika und etwas abseits davon stand eine der Jungfrau Maria geweihte Kapelle. Letztere war älter als die Basilika und vermutlich die erste Kirche des Klosters.

Geschichte

Kloster

Erstmals erwähnt wird das Cyriakuskloster Naumburg im Jahre 1035 als castello Nuwenburg. Später war es dem Heiligen Kreuz geweiht. Heinrich IV. schenkte 1086 den Besitz Rüdiger Huzmann, Bischof von Speyer. Sein Nachfolger, Günther von Henneberg, übertrug die zu diesem Zeitpunkt bereits bestehende Benediktiner-Propstei 1149 dem Kloster Limburg a. d. Haardt.

Die Mönche des Klosters kamen in der Regel aus Adelsfamilien der Wetterau. Das Kloster hatte so eine gute materielle Ausstattung. Herausragende Reliquie war ein Splitter aus dem Holz des Kreuzes Christi.

Im Deutschen Reich gehörte das Kloster zum Freigericht Kaichen[1].

Seit dem 13. Jahrhundert lag die Vogtei über das Kloster bei den Herren und Grafen von Hanau. Seit 1354 konnten sie bei einem Aufenthalt dort freie Verpflegung und Unterkunft beanspruchen. Mehrfach wurde in Kriegszeiten das Archiv des Klosters in einer Burg der Herren und Grafen von Hanau gesichert und der Hanauer Graf schlichtete Streitigkeiten zwischen dem Kloster und seinen Nachbarn.

Der Zerstörung der Anlage in den Wirren des Landshuter Erbfolgekrieges folgte ein Wiederaufbau im Jahre 1505, nicht mehr durch das Kloster Limburg a. d. Haardt, sondern durch das Kloster Seligenstadt, das in der Folge auch die geistliche Hoheit über Naumburg beanspruchte. Aus dem Jahr 1514 ist ein reich bebildertes Buch im Hessischen Staatsarchiv Marburg erhalten, das Salbuch des Kloster Naumburg. Es wurde erstellt anlässlich der Ausmessung und Aussteinung des Klosterbesitzes im Freigericht und enthält Darstellungen der Reichsburg Friedberg, des heiligen Georg und des Kloster Naumburg.[2] Zur gleichen Zeit aber befand sich das Ordensleben in Naumburg bereits in fortgeschrittenem Verfall: Die Mönche feierten keinen Gottesdienst mehr und hielten auch kein Stundengebet mehr ab, sondern trieben „nichts denn Fressen, Saufen, Spiel und Huren“, wie ein Zeitgenosse klagte.

Kellerei Naumburg

Der Niedergang des Klosters führte dazu, dass es zunächst 1561 von der Grafschaft Hanau-Münzenberg gekauft wurde und 1642 als Pfand an die Landgrafschaft Hessen-Kassel gelangte. Zu den Einzelheiten siehe: Kellerei Naumburg.

Privatisierung

Linkes Säulenrelief im Eingangsbereich

Prinz Georg von Hessen-Kassel kaufte die ehemalige Klosteranlage, ließ sie abreißen und errichtete in den Jahren 1750 bis 1754 ein Jagdschloss. Aus dieser Zeit stammt auch das reich verzierte Eingangsportal.

Nach dem Untergang des kurhessischen Staates im Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 fiel auch Naumburg an Preußen. Die Anlage wurde von der Gemeinde Erbstadt erworben und 1882 weiter in private Hände verkauft. In der Folge wechselten Eigentümer und Nutzung des Schlosses mehrmals. Seit 1949 wurde die Anlage dann – in unterschiedlicher Trägerschaft – bis 1972 wurde das Kloster als Altenheim genutzt.

1973 kaufte die Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden Deutschlands (ACD) (heute: Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) das Schloss und richtete dort eine Tagungs- und Begegnungsstätte ein. In Schloss Naumburg fand 1981 das „1. Nationale Trainingscamp (NTC)“ der christlichen Pfadfinderschaft Royal Rangers (RR) statt. Dieses gilt als der offizielle Startschuss für die RR-Arbeit in Deutschland. Außerdem beherbergte das Schloss Ende der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre die „Schule für Jüngerschaft und missionarische Gemeindedienste - Evangelium Offensiv (EO)“.

Die Schloss in 1980

Seit 1997 haben Ingrid Schiener und Julia Singh das Anwesen denkmalgerecht aufgewertet. Von 1997 bis 2002 gab es dort ein Café namens „Café Provisorisch“.

Schloss Naumburg befindet sich heute wieder in Privatbesitz. Führungen durch das Schloss finden nicht statt. Am Eingangstor befindet sich lediglich eine Tafel mit wichtigen Daten dieses Gebäudes.

Literatur

  • Wilhelm Dersch: Hessisches Klosterburch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915. S. 93.
  • H.P. Brodt: Die Naumburg. In: Hanau Stadt und Land. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Hanau 1954, S. 335-341.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990 ISBN 3-89214-017-0, S. 275f.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der Deutschen Länder. 4. Auflage. München 1992, S. 295. ISBN 3-406-35865-9.
  2. Schätze des Staatsarchivs Marburg.

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