Addio, piccola mia

Addio, piccola mia
Filmdaten
Originaltitel Addio, piccola mia
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1979
Länge 123 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Lothar Warneke
Drehbuch Lothar Warneke
Produktion DEFA, KAG „Roter Kreis“
Musik Johann Sebastian Bach
Wolfgang Amadeus Mozart
Gerhard Rosenfeld
Kamera Claus Neumann
Schnitt Erika Lehmphul
Besetzung

Addio, piccola mia ist eine deutsche Filmbiografie der DEFA von Lothar Warneke aus dem Jahr 1979. Sie behandelt Leben und Tod des Schriftstellers Georg Büchner.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Georg Büchner ist Medizinstudent in Straßburg, lebt in armen Verhältnissen und liebt die junge Louise. Im Jahr 1833 kehrt er nach Hessen zu seiner Familie zurück. Hier wird er Zeuge verschiedener revolutionärer Scharmützel einzelner kleiner Gruppen, doch ahnt Büchner, dass nur durch die Masse und da durch die Bauern, die die Steuern drücken, wirklich eine Revolution geschehen kann. Er findet unter anderem in Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig einen Gleichgesinnten. Andere Jugendliche, darunter der Sohn des Präsidenten des Hofgerichts Ludwig Minnigerode, Karl Minnigerode, schließen sich Büchner an und gründen die „Gesellschaft für Menschenrechte“.

Büchner schreibt das Flugblatt Der Hessische Landbote, das unter der Bevölkerung verteilt werden soll. Weidig schreibt es gegen seinen Willen um. Die Gruppe wird schon bald gestört: Weidig wird zunächst nach Ober-Gleen strafversetzt, wo Büchner ihn aufsucht und wegen des umgeschriebenen Flugblatts anklagt, und später inhaftiert. Minnigerode wird beim Abholen der Flugblätter verhaftet, jedoch nach Vortäuschung von Geisteskrankheit freigelassen und von den Eltern nach Amerika geschickt. Ludwig Minnigerode wird unehrenhaft aus dem Staatsdienst entlassen.

Georg Büchner ist zu dieser Zeit bereits nach Straßburg geflohen, wo er erneut mit Louise zusammentrifft. Zwar vollendet er sein Werk Dantons Tod und schreibt den Lenz, widmet sich jedoch überwiegend seinen wissenschaftlichen Untersuchungen zu Fischen. Als ihm das deutsche Ehepaar Caroline und Friedrich Wilhelm Schulz anbietet, ihn mit in die Schweiz zu nehmen, willigt er ein. Erneut muss er sich von Louise verabschieden. In der Schweiz hält er Vorlesungen zum Nervensystem von Fischen und arbeitet am Woyzeck, fühlt sich jedoch zunehmend krank. Er stellt selbst fest, dass er an Typhus erkrankt ist. Kurz vor seinem Tod besucht ihn Louise, deren Präsenz er noch wahrnehmen kann. Wenig später stirbt er. Louise besucht mit Caroline die Wohnung, die Georg Büchner für sie beide anmieten wollte.

Vor dem Abspann werden die Titel der Werke eingeblendet, die Büchner geschrieben und übersetzt hat.

Produktion

Zu den frühesten Filmen der DEFA hatte 1947 die Büchner-Verfilmung Wozzeck gehört. „1947 galt die Übertragung von Büchners sozialer Tragödie auf die Kinoleinwand der Wiederentdeckung eines Dichters, dessen Werke bei den Nazis unerwünscht waren. Heute findet man im Bilde seiner Zeit, des deutschen Biedermeier, manche Parallelen zur Gegenwart des geteilten Landes“, so Heinz Kersten 1979 anlässlich der Premiere von Addio, piccola mia.[1] Der Filmtitel bezieht sich auf die letzten Worte im Brief Büchners an seine Geliebte Wilhelmine Jaeglé (im Film „Louise“), die er am 27. Januar 1837 vor seinem Tod niederschrieb.

In einer Szene, in der Büchner im Hörsaal in Zürich eine Vorlesung hält, wurde das Auditorium mit zahlreichen Regisseuren und Autoren der DEFA besetzt. Im Publikum befanden sich unter anderem: Horst E. Brandt, Heiner Carow, Claus Dobberke, Joachim Hasler, Ralf Kirsten, Gottfried Kolditz, Siegfried Kühn, Kurt Maetzig, Roland Oehme, Konrad Petzold, Günter Reisch, Helga Schütz, Erwin Stranka, János Veiczi, Lothar Warneke, Ulrich Weiß, Konrad Wolf und Herrmann Zschoche.[2]

Addio, piccola mia erlebte am 18. Januar 1979 im Berliner Kino International seine Premiere.

Kritik

„Szenaristin Helga Schütz […] hat sich bei der Schilderung der letzten drei Lebensjahre des Mediziners, Dramatikers und Revolutionärs Büchner […] eng an Dokumente gehalten. Trotzdem ist dies kein biographischer Film im herkömmlichen Sinne geworden – eher ein stimmungsvoller Bilderbogen aus einer Zeit der Repression und Restauration, zugleich das Porträt einer Generation scheiternder Revolutionäre“, schrieb die Frankfurter Rundschau 1979.[1] Andere Kritiker sahen genau das eher negativ und schrieben, dass Struktur und Erzählweise des Films „weniger Vorgänge als Stimmungen entwickeln, mehr Momente ausmalen als Zusammenhänge aufdecken“, wodurch der Blick auf die Geschichte erschwert und behindert werde. Der Film sei dadurch nicht anspruchsvoll, sondern eher kunstvoll.[3]

Der film-dienst schrieb: „Als historischer Rückblick, Biografie und zeitlose Studie zugleich angelegt, ist der opulent ausgestattete Film ganz seiner Entstehungszeit verhaftet und vermag nicht vollends zu überzeugen.“[4] Addio, piccola mia sei „ein Film eindringlicher Bilder, tiefer Stimmungen […], historisches Selbst-Gefühl und Nachdenken anregend, aber mit dieser Stimmungslage dem tragischen Forte des Büchnerschen Denkens, Schreibens, Scheiterns auch etliches schuldig bleibend.“[5]

Literatur

  • Addio, piccola mia. In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 17–18.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Heinz Kersten: Ein Büchner für die Nach-Mai-Generation. In: Frankfurter Rundschau, 15. Februar 1979.
  2. Vgl. filmportal.de
  3. Peter Ahrens in: Weltbühne, Nr. 9. 1979.
  4. Vgl. zweitausendeins.de
  5. Ralf Schenk (Red.), Filmmuseum Potsdam (Hrsg.): Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946–1992. Henschel, Berlin 1994, S. 232.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nationales Spielfilm-Festival der DDR — Das Nationale Spielfilmfestival der DDR war ein im Jahr 1980 in der DDR ins Leben gerufenes Filmfestival für ausschließlich nationale Spielfilmproduktionen. Es wurde erstmals vom 24. bis zum 27. April in Karl Marx Stadt ausgetragen. Das Nationale …   Deutsch Wikipedia

  • Nationales Spielfilmfestival der DDR — Das Nationale Spielfilmfestival der DDR war ein im Jahr 1980 in der DDR ins Leben gerufenes Filmfestival für ausschließlich nationale Spielfilmproduktionen. Es wurde erstmals vom 24. bis zum 27. April in Karl Marx Stadt ausgetragen. Das Nationale …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Hirschmeier — (* 19. März 1931 in Berlin Pankow; † 27. März 1996 in Potsdam) war ein deutscher Szenen und Bühnenbildner, der den Großteil seiner etwa 65 Film Szenografien für die DEFA entwarf, wo er bis heute als einer der wichtigsten Filmarchitekten gilt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Christiane Dorst — (* 14. August 1939 in Babelsberg) ist eine deutsche Kostümbildnerin und Bühnenbildnerin. Sie besuchte von 1945 bis 1953 die Grundschule und von 1953 bis 1957 die Oberschule, welche sie mit dem Abitur abschloss. 1957 bis 1962 studierte sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Hilmar Eichhorn — (* 18. August 1954 in Dresden) ist ein deutscher Schauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie 3 Einzelnachweise 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Lothar Warneke — (* 15. September 1936 in Leipzig; † 5. Juni 2005 in Potsdam) war ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Filmografie …   Deutsch Wikipedia

  • Ute Lubosch — (* 10. März 1953 in Erfurt) ist eine deutsche Schauspielerin. Leben Ute Lubosch studierte Schauspiel an der Theaterhochschule Leipzig und im Schauspielstudio des Staatstheaters Dresden. In Dresden hatte sie ihr erstes Engagement, es folgten… …   Deutsch Wikipedia

  • Hirschmeier — Alfred Hirschmeier (* 19. März 1931 in Berlin Pankow; † 27. März 1996 in Potsdam) war ein deutscher Szenen und Bühnenbildner, der den Großteil seiner etwa 65 Film Szenografien für die DEFA entwarf, wo er bis heute als einer der wichtigsten… …   Deutsch Wikipedia

  • Thomas Gumpert — (* 11 December 1952 in Lauchhammer, Germany) is a German actor.He did a studied acting from 1972 to 1976 in Leipzig.Since 2003, he played the role of the patriarch Johannes von Lahnstein in the soap opera Verbotene Liebe . TheaterSince 1972… …   Wikipedia

  • Annemone Haase — (* 13. November 1930 in Breslau) ist eine deutsche Schauspielerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie (Auswahl) 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”