- Ludwig Haberkorn
-
Daniel Ferdinand Ludwig Haberkorn (* 2. September 1811 in Kamenz; † 6. April 1901 in Zittau) war ein deutscher konservativer Politiker. Er war Mitglied des sächsischen Landtags und langjähriger Präsident der II. Kammer.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Der Sohn des Buchbinders und Küsters Ferdinand Daniel Ludwig Haberkorn (1782-1824) in Kamenz studierte an den Universitäten Halle (1830) und Leipzig (1831 bis 1833) Jura. Anschließend kehrte er nach Kamenz zurück und trat eine Stelle als Vizeaktuar beim Stadtgericht an, bis er sich 1838 als Advokat niederlassen konnte. Später übte er auch das Amt eines Patrimonialgerichtsdirektors aus.
1846 wurde Haberkorn in den Stadtrat von Kamenz gewählt. Im Sommer 1849 erhielt er ein Abgeordnetenmandat im Sächsischen Landtag und wurde als Mitglied der demokratischen Vaterlandsvereine in das Amt des Vizepräsidenten der II. Kammer gewählt. Auch dem restituierten Landtag, der im Sommer 1850 einberufen wurde, gehörte er an. Er blieb 44 Jahre lang Mitglied der II. Kammer, wechselte jedoch später ins konservative Lager.
In Kamenz wurde er 1856 zum Bürgermeister gewählt, wechselte jedoch schon kurz darauf in das Bürgermeisteramt von Zittau, das er bis zu seinem Rücktritt 1886 ausübte. Auf dem Landtag 1859 wurde er nach dem Mandatsverzicht des über 70-jährigen Karl Heinrich Haase zum Präsidenten der II. Kammer gewählt. Dem Reichstag des Norddeutschen Bundes gehörte er als Mitglied der konservativen Fraktion bzw. als Fraktionsloser von Februar bis August 1867 an. Durch die Wahlrechtsänderung von 1868 verschob sich das Kräfteverhältnis im sächsischen Unterhaus derart, dass das liberale Lager über die Parlamentsmehrheit verfügte. Haberkorn konnte sich angesichts dieser neuen Konstellation nicht mehr im Präsidentenamt halten. Sein Nachfolger wurde Wilhelm Schaffrath. Nachdem sich die Nationalliberalen angesichts des Wahlerfolgs der sächsischen Sozialdemokraten bei der Reichstagswahl 1874 stärker von den Linksliberalen distanzierten, enthielten sie sich bei der Wahl des Präsidenten der II. Landtagskammer zu Beginn des Landtags 1875/76 der Stimme. Als Kandidat der Konservativen profitierte Haberkorn von dieser politischen Konstellation und wurde ein weiteres Mal in das Amt gewählt. Bis zum Landtag 1889/90 behielt er es inne, bevor Karl Gustav Ackermann 1891 seine Nachfolge antrat. Von 1873 bis 1883 war Haberkorn Mitglied des Landtagsausschusses zur Verwaltung der Staatsschulden. Am Landtag der Jahre 1891/92 nahm er noch als einfacher Abgeordneter teil. Am 30. Juni 1893 legt er sein Mandat freiwillig aus Altersgründen nieder. In Zittau war er Mitglied der Freimaurerloge "Friedrich August zu den drei Zirkeln."
Werke
- Die Verfassungsurkunde des Königreiches Sachsens vom 4. September 1831 sonst und jetzt, nebst Nachrichten über Zeit und Dauer der Landtage und ihrer Direction, Dresden 1881
Ehrungen
Haberkorn erhielt 1856 die Ehrenbürgerschaft von Kamenz sowie 1871 die von Zittau verliehen. Die Stadt Zittau ehrte ihn zusätzlich mit einem Denkmal, das sich am Haberkornplatz befindet. 1882 wurde ihm den Titel Dr. jur. h.c. verliehen.
Von den Abgeordneten der II. Kammer wurde er 1885/86 durch die Stiftung eines Ölgemäldes und 1886 mit einem im Direktorialzimmer des Landtags angebrachten Porträts in Lebensgröße geehrt. 1887 wurde er zu einem Geheimen Rat ernannt.
Literatur
- Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952. Sächsischer Landtag, Dresden 2001, S. 70f.
- Josef Matzerath: Haberkorn, Daniel Ferdinand Ludwig. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
- Elvira Döscher, Wolfgang Schröder: Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Ein biographisches Handbuch. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5236-6, (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 5), S. 384f.
- Nachruf auf Geh. Rath Dr. jur. Daniel Ferdinand Ludwig Haberkorn. In: Neues Lausitzisches Magazin (NLM) 77, 1901, ISSN 1439-2712, S. 303f.
Weblinks
- Ludwig Haberkorn in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Literatur von und über Ludwig Haberkorn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag im Biographischen Lexikon der Oberlausitz
Bis zum Ende des Königreichs Sachsen:
I. Kammer (1831–1918): Ernst Gustav von Gersdorf | Albert von Carlowitz | Friedrich Freiherr von Friesen | Friedrich Ernst von Schönfels | Hermann Joseph | Robert Georgi | Friedrich Ernst von Schönfels | Friedrich Freiherr von Friesen | Ludwig Freiherr von Zehmen | Richard Graf von Könneritz | Friedrich Graf Vitzthum von EckstädtII. Kammer (1831–1918): Wilhelm Friedrich August von Leyßer | Carl Friedrich Reiche-Eisenstuck | Karl Heinrich Haase | Karl Braun | Franz Xaver Rewitzer | Adolf Ernst Hensel | Emil Cuno | Karl Heinrich Haase | Ludwig Haberkorn | Wilhelm Schaffrath | Ludwig Haberkorn | Karl Gustav Ackermann | Paul Mehnert | Paul Vogel
Zwischen den Weltkriegen:
Sächsische Volkskammer (1918–1920): Julius FräßdorfSächsischer Landtag (1920–1933): Julius Fräßdorf | Max Winkler | Albert Schwarz | Kurt Weckel | August Eckardt | Walter Dönicke
Nach dem Zweiten Weltkrieg:
Beratende Versammlung (1946) und Sächsischer Landtag (1946–1952): Otto BuchwitzSächsischer Landtag (seit 1990): Erich Iltgen | Matthias Rößler
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Ludwig von Zehmen — Ludwig Eduard Victor Freiherr von Zehmen (* 1. Februar 1812 in Wermsdorf; † 24. Oktober 1892 in Stauchitz) war ein deutscher Rittergutsbesitzer und konservativer Politiker. Er war Mitglied und Präsident der I. Kammer des Sächsischen Landtags … Deutsch Wikipedia
Haberkorn — ist der Familienname folgender Personen: Heinz Haberkorn (1943–2011), deutscher Maler und Grafiker Ludwig Haberkorn (1811–1901), deutscher Politiker und Präsident der II. Kammer des sächsischen Landtags Peter Haberkorn (1604–1676), lutherischer… … Deutsch Wikipedia
Ludwig von Biegeleben — Ludwig Maximilian Balthasar von Biegeleben (seit 1868 österreichischer Freiherr) (* 14. Januar 1812 in Darmstadt; † 6. August 1872 in Rohitsch Sauerbrunn) war Diplomat in Diensten des Großherzogtums Hessen. Während der Revolution von 1848 war er… … Deutsch Wikipedia
Haberkorn — Haberkorn, Daniel Ferdinand Ludwig, konservativer sächs. Politiker, geb. 2. Sept. 1811 zu Kamenz (Oberlausitz), gest. 6. April 1901 in Zittau, studierte die Rechte, wurde 1838 Advokat, dann Gerichtsdirektor in Kamenz und war 1846–56 Bürgermeister … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Ludwig Philipp Hanneken — Philipp Ludwig Hanneken Philipp Ludwig Hanneken (* 5. Juni 1637 in Marburg; † 16. Januar 1706 in Wittenberg) war ein deutscher lutherischer Theologe. Inhaltsverzeichnis 1 … Deutsch Wikipedia
Philipp Ludwig Hanneken — (* 5. Juni 1637 in Marburg; † 16. Januar 1706 in Wittenberg) war ein deutscher lutherischer Theologe. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Liste der Mitglieder des Sächsischen Landtags 1887 — Diese Liste gibt einen Überblick über die Mitglieder des außerordentlichen Sächsischen Landtags, der vom 2. bis zum 5. März 1887 tagte. Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung der I. Kammer 1.1 Präsidium 1.2 Vertreter des Königshauses und der… … Deutsch Wikipedia
Liste der Abgeordneten des konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes — Die Liste der Abgeordneten des konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes enthält alle Abgeordneten, die 1867 dem konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes angehörten. Wahl und Legislaturperiode Die Wahl zum konstituierenden… … Deutsch Wikipedia
Richard von Könneritz — Richard Leo Graf von Könneritz (* 29. Juli 1828 in Erdmannsdorf; † 4. Juli 1910 in Wurzen) war ein deutscher Rittergutsbesitzer, Diplomat und Politiker. Er war Mitglied und Präsident der I. Kammer des Sächsischen Landtags. Leben und Wirken … Deutsch Wikipedia
Wilhelm Friedrich August von Leyßer — (1771 1842) Wilhelm Friedrich August von Leyßer (* 17. Juli 1771 in Holzminden[1]; † 21. Dezember 1842 in Dresden) war ein … Deutsch Wikipedia