- Paul Mehnert
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Karl Paul Mehnert (* 7. Mai 1852 in Klösterlein bei Aue; † 18. Juli 1922 in Norwegen) war ein deutscher konservativer Politiker. Er war langjähriges Mitglied des sächsischen Landtags und Präsident der II. Kammer.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Der Sohn des Landtagsabgeordneten Karl Mehnert (1811–1885) wurde auf dem Rittergut Klösterlein, das sein Vater von 1848 bis 1874 besaß, geboren und erzogen. Nach Besuch der lokalen Volksschule führte sein weiterer Bildungsweg über eine Privatschule und schließlich das Vitzthumsche Gymnasium in Dresden. Als Freiwilliger leistete er anschließend seinen Militärdienst ab und gehörte auch nach dessen Beendigung als Reserveoffizier dem 1. sächsischen Husaren-Regiment an.
An der Universität Leipzig begann er 1873 ein Studium der Rechtswissenschaft, wechselte 1874 kurzzeitig an die Universität Bonn und legte schließlich 1875 nach seiner Rückkehr nach Leipzig sein Examen ab. Nach erfolgreich abgeschlossener Promotion arbeitete er von Oktober 1876 bis zum März 1877 als Accessist beim Amtsgericht in Schandau, bevor er sein Referendarexamen ablegen konnte. Im Mai 1877 wurde er vom Direktorium des Landwirtschaftlichen Kreditvereins, dem sein Vater vorstand, zum Bevollmächtigten bestellt. Gleichzeitig arbeitete er für einen Dresdner Rechtsanwalt. Durch seine Heirat mit Katharina Ackermann (1854–1934) wurde er 1877 zum Schwiegersohn des Landtagsabgeordneten und späteren Kammerpräsidenten Karl Gustav Ackermann. 1883 trat er in die Anwaltskanzlei seines Schwiegervaters ein.
Im Oktober 1885 übernahm er von seinem Vater den Vorsitz des Landwirtschaftlichen Kreditvereins, den er bis zu seinem Tod innehatte. Als Vertreter des 27. ländlichen Wahlkreises (Roßwein, Waldheim, Hainichen, Oederan) wurde er in die II. Kammer des Sächsischen Landtags gewählt, der er von 1885/86 bis 1909 angehörte. Von 1890 bis 1893 war er zusätzlich Mitglied der konservativen Fraktion im Reichstag. 1895 übernahm er den Vorsitz der konservativen Fraktion im sächsischen Unterhaus. Neben Georg von Metzsch-Reichenbach forcierte er entscheidend die Einführung des Dreiklassenwahlrechts in Sachsen, mit dem der aufstrebende Einfluss der Sozialdemokraten eingedämmt werden sollte. Er gilt als einflussreichster Protagonist der sächsischen Konservativen um die Jahrhundertwende und wird als „der ungekrönte König von Sachsen“ bezeichnet. Den Fraktionsvorsitz gab Mehnert auf, als er 1899 zum Nachfolger seines Schwiegervaters als Präsident der II. Kammer wurde. Im gleichen Jahr gab er seine Zulassung als Rechtsanwalt auf. Nachdem 1909 das Pluralwahlrecht in Sachsen eingeführt worden war, erlitten die Konservativen eine heftige Wahlniederlage und büßten die Hälfte ihrer Mandate ein. Eine Wiederwahl in das Präsidentenamt wurde so unmöglich. Der sächsische König Friedrich August III. berief ihn daraufhin auf Lebenszeit in die I. Kammer, der er bis zur letzten Sitzung dieses Parlamentshauses am 6. November 1918 angehörte.
Mehnert besaß die Rittergüter Klösterlein, Medingen und Drebach bei Wolkenstein. Sein Vermögen wurde 1912 auf 1,2 Millionen Mark geschätzt. Neben seiner Parlamentskarriere engagierte er sich als Präsident oder Vorstandsmitglied in diversen landwirtschaftlichen Interessenvertretungen, gehörte dem Aufsichtsrat der Vogtländischen Maschinenfabrik und der Lebensversicherungsbank Arminia AG an.
Mehnert verstarb 1922 auf einer Reise in Norwegen.
Sein Bruder Maximilian Mehnert (1861–1941) war von 1915 bis 1918 ebenfalls Abgeordneter des Sächsischen Landtags.
Ehrungen
Während seines Wirkens im Königreich Sachsen erhielt er die Titel Hofrat und Wirklicher Geheimer Rat, der die Anrede als Exzellenz erlaubte, verliehen.
Literatur
- Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952. Sächsischer Landtag, Dresden 2001, S. 77f.
- Josef Matzerath: Mehnert, Karl Paul. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
- Elvira Döscher, Wolfgang Schröder: Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5236-6, S. 425f. (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 5).
Weblinks
Bis zum Ende des Königreichs Sachsen:
I. Kammer (1831–1918): Ernst Gustav von Gersdorf | Albert von Carlowitz | Friedrich Freiherr von Friesen | Friedrich Ernst von Schönfels | Hermann Joseph | Robert Georgi | Friedrich Ernst von Schönfels | Friedrich Freiherr von Friesen | Ludwig Freiherr von Zehmen | Richard Graf von Könneritz | Friedrich Graf Vitzthum von EckstädtII. Kammer (1831–1918): Wilhelm Friedrich August von Leyßer | Carl Friedrich Reiche-Eisenstuck | Karl Heinrich Haase | Karl Braun | Franz Xaver Rewitzer | Adolf Ernst Hensel | Emil Cuno | Karl Heinrich Haase | Ludwig Haberkorn | Wilhelm Schaffrath | Ludwig Haberkorn | Karl Gustav Ackermann | Paul Mehnert | Paul Vogel
Zwischen den Weltkriegen:
Sächsische Volkskammer (1918–1920): Julius FräßdorfSächsischer Landtag (1920–1933): Julius Fräßdorf | Max Winkler | Albert Schwarz | Kurt Weckel | August Eckardt | Walter Dönicke
Nach dem Zweiten Weltkrieg:
Beratende Versammlung (1946) und Sächsischer Landtag (1946–1952): Otto BuchwitzSächsischer Landtag (seit 1990): Erich Iltgen | Matthias Rößler
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