Friedrich von Friesen

Friedrich von Friesen
Friedrich Freiherr von Friesen (1796–1871)
Das Schloss Rötha um 1855

Friedrich Freiherr von Friesen (* 11. Oktober 1796 in Dresden; † 21. März 1871 in Dresden) war ein deutscher Rittergutsbesitzer und konservativer Politiker. Er war Mitglied und Präsident der I. Kammer des Sächsischen Landtags.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der Sohn von Johann Georg Friedrich von Friesen (1757–1824), Geheimer Rat und Oberaufseher der Dresdner Kunstsammlungen und Bibliothek und seiner Ehefrau Juliane Caroline geb. Gräfin von der Schulenburg erhielt seine erste Schulbildung wie die meisten Söhne aus Adelsgeschlechtern durch einen Hauslehrer. Nach einem weiterführenden Schulbesuch an der Fürstenschule Pforta zwischen 1808 und 1813 absolvierte er seinen Militärdienst während der Napoleonischen Kriege. 1816 nahm er ein Jurastudium an der Universität Leipzig auf, das er 1820 abschloss. Anschließend hatte er eine kurzzeitige Anstellung bei einem Dresdner Rechtsanwalt, trat dann aber in sächsischen Staatsdienst ein. Bis 1830 hatte er es zum Geheimen Finanzrat im Dresdner Ministerium gebracht.

Die von seinem Vater besessenen drei Rittergüter erbte er 1824 gemeinsam mit seinen beiden Brüdern. Durch Wertausgleich übernahm er Rötha in seinen Besitz und kaufte 1846 seinem Bruder Hermann Freiherr von Friesen (1802–1882) das Rittergut Trachenau ab. 1826 wurde ihm der Titel eines sächsischen Kammerherrn verliehen. Die im selben Jahr geschlossene Ehe mit Johanne Auguste Gräfin von Einsiedel wurde kurze Zeit später wieder geschieden. 1838 ging er mit der 25 Jahre jüngeren Mathilde Gräfin Kanitz eine zweite Ehe ein, blieb aber in beiden Ehen kinderlos.

Als Mitglied der Allgemeinen Ritterschaft nahm er an den vorkonstitutionellen Landtagen 1824, 1830 und 1831 teil, wofür neben dem Rittergutsbesitz die Adelsprobe notwendig war. Im auf Grundlage der Sächsische Verfassung von 1831 begründeten Sächsischen Landtag hatte er zunächst auf den ersten drei Landtagen als Vertreter der Rittergutsbesitzer im Leipziger Kreis ein Mandat in der II. Parlamentskammer, wurde dann aber 1842 von König Friedrich August II. auf Lebenszeit in die I. Kammer ernannt. Er zählte zu den vermögendsten und einflussreichsten Rittergutsbesitzern Sachsens. Auf dem Landtag 1847 fungierte er als Präsident seines Hauses.

Sein liberal gesinnter Zeitgenosse Bernhard Hirschel charakterisierte ihn nach dem Landtag 1846 mit wenig schmeichelhaften Worten als streng konservativen Politiker: „Denn scheint er in seiner Gestalt nach in eine vorweltliche Schöpfung zu gehören, so versetzt ihn seine politische Gesinnung in das feudale Mittelalter, so in die Zeit der Aristokratie an Ludwigs des XVI. Hof. Von den Regungen des 19. Jahrhunderts ist bei ihm nichts sichtbar, ja, er hat nicht mal das Bestreben, sich der Zeit zu accomodiren und unterscheidet sich von dem englischen Hochtory dadurch, daß er auch nicht den geringsten Begriff von einem „Volke“ hat.“.[1] In einem von ihm geführten Tagebuch aus den 1840er Jahren finden sich während des Vormärz für Liberale wie Robert Blum Bezeichnungen wie „Intriganten und Unruhstifter“, die wegen ihres Verhaltens bei den Leipziger Unruhen des Jahres 1845 mit „unerbittlicher und rastloser gesetzlicher Strenge“ verfolgt werden müssten.[2]

Nach den Märzunruhen von 1848 war in der sächsischen Öffentlichkeit ein solcher Reformdruck entstanden, dass er bei Konstituierung des Landtags im Mai 1848 nicht wieder mit dem Amt des Kammerpräsidenten betraut wurde. König Friedrich August II. berief nun den liberal gesinnten Friedrich Ernst von Schönfels auf diesen Posten. In den Debatten über das zukünftige Wahlrecht und die Stellung der adligen Rittergutsbesitzer vertrat Friesen jedoch nicht die kompromisslose Position der streng Konservativen, die den Status quo im Parlament beihalten wollten, sondern nahm eine reformkonservative Haltung ein. Die Suche nach neuen Einflussmöglichkeiten war im Endeffekt jedoch fruchtlos. Mit dem Provisorischen Wahlgesetz vom 15. November 1848 verloren die adligen Rittergutsbesitzer ihre Sitze in der I. Kammer. Dem im Dezember 1848 gewählten Landtag 1848/49 gehörte kein Parlamentarier des 1848er Landtags mehr an.

Erst als das vormärzliche Parlament und das Wahlrecht von 1831 durch die Regierung unter Ferdinand Zschinsky im Sommer 1850 staatsstreichartig restituiert worden waren, konnte er wieder einen Sitz im Landtag einnehmen. In diesem ernannte der sächsische König den liberalen Politiker Friedrich Ernst von Schönfels wieder zum Kammerpräsidenten, um die politische Lage in Sachsen nicht unnötig aufzuheizen. 1854 übernahm Friesen das Amt des Vizepräsidenten der Kammer und rückte erst wieder in das Amt des Kammerpräsidenten auf, als Schönfels nach Verkauf seines Ritterguts Reuth im Dezember 1862 die Berechtigung für sein Landtagsmandat einbüßte.

In seiner Zeit als Kammerpräsident erhielt er von König Johann 1869 den Titel Wirklicher Geheimer Rat verliehen, mit dem er das Recht auf Anrede mit „Exzellenz“ erlangte. Letztmalig präsidierte er 1869/70 über dem Landtag. Durch Einsetzen eines fideikommissarischen Erbrechts konnte er sein Rittergut der männlichen Nachkommenschaft der Familie Friesen vorbehalten.

Friesen starb 1871 in Dresden und wurde in Rötha bestattet.

Schriften

  • Vortrag an die ritterschaftlichen Herren Stände des Leipziger Kreises, Leipzig 1844
  • Den Herren Ständen des Leipziger Kreises in treuer Verehrung und Dankbarkeit gewidmet, Rötha 1863.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bernhard Hirschel: Sachsens Regierung, Stände und Volk, Mannheim 1846, S. 190 (Digitalisat)
  2. Josef Matzerath: Aspekte Sächsischer Landtagsgeschichte..., S. 16

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich Friedrich von Friesen — (* 26. August 1681 in Holland; † 8. Dezember 1739 in Cette) war ein kursächsischer General und Diplomat. Er war der Sohn von Graf Julius Heinrich von Friesen (* 17. Juni 1657; † 28. August 1706) und Amalia Catharina von Dohna (* 12.November 1658; …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Georg Friedrich von Friesen — Johann Georg Friedrich Freiherr von Friesen (1757–1824) Johann Georg Friedrich Freiherr von Friesen (* 28. April 1757 in Rötha; † 18. Januar 1824) war ein deutscher Rittergutsbesitzer, Oberkammerherr, Geheimer Rat und Oberaufseher der Dresdner… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich von Arnsberg — (genannt Friedrich der Streitbare) (* 1075; † 11. Febr. 1124) war Regent der Grafschaft Arnsberg Werl von 1092 bis 1124. Zeitgenössische Quellen bezeichnen ihn auch als Graf von Westfalen. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Leben und… …   Deutsch Wikipedia

  • August Heinrich von Friesen — (* 25. November 1727 in Dresden; † 29. März 1755 auf Schloss Chambord) war ein französischer Maréchal de camp. Er war der Sohn von Heinrich Friedrich von Friesen (* 26. August 1681; † 8. Dezember 1739) und Auguste Constanze von Cosel (* 24.… …   Deutsch Wikipedia

  • Richard von Friesen — Richard Freiherr von Friesen, Fotografie um 1870 Richard Freiherr von Friesen (* 9. August 1808 in Thürmsdorf; † 25. Februar 1884 in Dresden) war ein sächsischer Politiker. Leben Friesen, der einer alten Adelsfamilie entstammt, studierte ab 1825… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst von Friesen — Ernst Freiherr von Friesen (* 9. Februar 1800 in Dresden; † 19. Juni 1869 in Kassel Wilhelmshöhe) war ein königlich preußischer Landrat.[1] Leben Er stammte aus der Adelsfamilie von Friesen auf Rammelburg (heute Friesdorf (Mansfeld)). Sein Vater… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich von Friesen-Rötha — Friedrich Otto Heinrich Freiherr von Friesen Rötha (* 23. Mai 1831 in Dresden; † 5. Oktober 1910 in Rötha) war Majoratsherr und Mitglied des Deutschen Reichstags. Leben Friesen war der Sohn des Shakespeare Forschers Hermann Freiherr von Friesen… …   Deutsch Wikipedia

  • Richard Freiherr von Friesen — Richard Freiherr von Friesen, Fotografie um 1870 Richard Freiherr von Friesen (* 9. August 1808 in Thürmsdorf; † 25. Februar 1884 in Dresden) war ein sächsischer Politiker. Leben Friesen, der einer alten Adelsfamilie entstammt, studierte ab 1825… …   Deutsch Wikipedia

  • Friesen (Begriffsklärung) — Friesen ist die Bezeichnung für: einen germanischen Volksstamm: siehe Friesen siehe auch: Friesland (Begriffsklärung) eine friesische Regionalpartei; siehe Die Friesen eine Pferderasse; siehe Friese eine ehemalige deutsche Rinderrasse, später in… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Friedrich von Fabrice — Alfred von Fabrice Georg Friedrich Alfred Graf von Fabrice (* 23. Mai 1818 in Quesnoy sur Deûle bei Lille; † 25. März 1891 in Dresden) war ein sächsischer General der Kavallerie und von 1876 bis zu seinem Tod Vorsitzender des sächsischen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”