- Paul Vogel (Sachsen)
-
Paul Wilhelm Vogel (* 6. August 1845 in Chemnitz; † 14. Februar 1930 in Dresden) war ein deutscher nationalliberaler Politiker. Er war langjähriges Mitglied des sächsischen Landtags und Präsident der II. Kammer.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Der Sohn des Chemnitzer Kommerzienrats, Möbelstoff- und Papierfabrikanten Adolf Friedrich Wilhelm Vogel (1810–1870) und dessen Ehefrau Thekla geb. Schneider, Schwester des sächsischen Justizministers (1866-1871) Robert Schneider, erhielt seine erste Schulbildung auf einer Chemnitzer Bürger- und Realschule sowie auf einem Progymnasium. Seit 1859 besuchte er die Meißner Fürstenschule St. Afra, legte sein Abitur jedoch an einem Zwickauer Gymnasium ab, nachdem er kurz vor Abschluss der Oberprima die Fürstenschule nach einem Streit mit dem dortigen Direktor verlassen hatte. Er studierte in der Folge die Fächer Chemie und Physik an den Universitäten in Wien, Berlin und Leipzig. 1866 wechselte er nach Heidelberg, wo er sich für die Fächer Mathematik und Philosophie immatrikulierte. 1868 schloss er dort seine Studienzeit mit einer juristischen Dissertation ab.
Im Oktober 1868 stieg er als Prokurist in das väterliche Unternehmen ein, dass er von 1876 bis 1887 zusammen mit seinem Bruder Hermann Vogel (1841–1917) leitete. Danach stieg er aus dem Unternehmen aus, zog nach Dresden und engagierte sich politisch für die Nationalliberale Partei. 1890 wurde er zum Vorsitzenden des Nationalliberalen Reichsvereins gewählt. Im Dresdner Stadtverordnetenkollegium war er von 1894 bis 1898 und 1906 bis 1919 Mitglied und ab 1909 erster Vizevorsteher. Ab dem Landtag 1901/02 war er Abgeordneter in der II. Kammer des Sächsischen Landtags und fungierte dort zwischen 1903 und 1908 als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der nationalliberalen Landtagsfraktion. Seit 1909 war er zudem stellvertretender Parteivorsitzender der Nationalliberalen Partei Deutschlands auf Reichsebene. Zudem war er in mehreren Interessenvertretungen der Industrie engagiert. Seit 1905 gehörte er dem Direktorium des Centralverbands der Deutschen Industriellen an.
Im Sächsischen Landtag zählte er zu den Befürwortern des Pluralwahlrechts, das 1909 das Dreiklassenwahlrecht ablöste, das die Konservativen Partei begünstigt hatte. Nach der Landtagswahl von 1909 verschoben sich die Kräfteverhältnisse zugunsten der Nationalliberalen, so dass Vogel anstelle von Paul Mehnert zum Kammerpräsidenten gewählt wurde. Dieses Amt behielt er bis zur Auflösung des Landtags 1918, als der Dresdner Arbeiter- und Soldatenrat das Dresdner Ständehaus besetzte. In der Weimarer Republik gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Volkspartei.
Schriften
- Der Begriff des gegen die guten Sitten verstoßenden Rechtsgeschäftes nach §138 Abs. 1 BGB, Diss. Leipzig 1906
- Erinnerungen aus meiner öffentlichen Tätigkeit in Dresden. In: Dresdner Kalender 1925, S. 208–215
Literatur
- Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952. Sächsischer Landtag, Dresden 2001, S. 79f.
- Elvira Döscher, Wolfgang Schröder: Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5236-6, S. 484f. (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 5).
Weblinks
- Josef Matzerath: Vogel, Paul Wilhelm. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
Bis zum Ende des Königreichs Sachsen:
I. Kammer (1831–1918): Ernst Gustav von Gersdorf | Albert von Carlowitz | Friedrich Freiherr von Friesen | Friedrich Ernst von Schönfels | Hermann Joseph | Robert Georgi | Friedrich Ernst von Schönfels | Friedrich Freiherr von Friesen | Ludwig Freiherr von Zehmen | Richard Graf von Könneritz | Friedrich Graf Vitzthum von EckstädtII. Kammer (1831–1918): Wilhelm Friedrich August von Leyßer | Carl Friedrich Reiche-Eisenstuck | Karl Heinrich Haase | Karl Braun | Franz Xaver Rewitzer | Adolf Ernst Hensel | Emil Cuno | Karl Heinrich Haase | Ludwig Haberkorn | Wilhelm Schaffrath | Ludwig Haberkorn | Karl Gustav Ackermann | Paul Mehnert | Paul Vogel
Zwischen den Weltkriegen:
Sächsische Volkskammer (1918–1920): Julius FräßdorfSächsischer Landtag (1920–1933): Julius Fräßdorf | Max Winkler | Albert Schwarz | Kurt Weckel | August Eckardt | Walter Dönicke
Nach dem Zweiten Weltkrieg:
Beratende Versammlung (1946) und Sächsischer Landtag (1946–1952): Otto BuchwitzSächsischer Landtag (seit 1990): Erich Iltgen | Matthias Rößler
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Paul Vogel — ist der Name folgender Personen: Paul Vogel (Württemberg), deutscher Politiker, MdL Paul Vogel (Sachsen) (1845–1930), deutscher Politiker (NLP, DVP), MdL Paul Vogel (Kameramann) (1899–1975), US amerikanischer Kameramann Diese Seite ist ei … Deutsch Wikipedia
Vogel (Familienname) — Vogel ist ein deutscher Familienname. Herkunft des Namens Vogel war der mittelhochdeutsche Übername für einen Vogelfänger oder händler; übertragen auch für einen sangesfrohen, beschwingten Menschen. Häufigkeit Der Familienname Vogel liegt in… … Deutsch Wikipedia
Paul Mehnert — Karl Paul Mehnert (* 7. Mai 1852 in Klösterlein bei Aue; † 18. Juli 1922 in Norwegen) war ein deutscher konservativer Politiker. Er war langjähriges Mitglied des sächsischen Landtags und Präsident der II. Kammer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben… … Deutsch Wikipedia
Paul Näcke — Paul Adolf Näcke (* 23. Januar 1851 in Sankt Petersburg, Russland; † 18. August 1913) war ein deutscher Psychiater und Kriminologe. Näcke ist durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Schriften zur Homosexualität bekannt. Er führte den Begriff… … Deutsch Wikipedia
Paul Gottfried Sperling — (* 18. Februar 1652 in Wittenberg; † 23. Februar 1709 ebenda) war ein deutscher Mediziner. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werkauswahl 3 Literatur 4 … Deutsch Wikipedia
Vogel von Vogelstein — Carl Christian Vogel von Vogelstein (Porträt von Friedrich von Amerling, 1837) … Deutsch Wikipedia
Carl Christian Vogel — von Vogelstein (Porträt von Friedrich von Amerling, 1837) … Deutsch Wikipedia
Carl Vogel von Vogelstein — Carl Christian Vogel von Vogelstein (Porträt von Friedrich von Amerling, 1837) … Deutsch Wikipedia
Karl Christian Vogel von Vogelstein — Carl Christian Vogel von Vogelstein (Porträt von Friedrich von Amerling, 1837) … Deutsch Wikipedia
Carl Christian Vogel von Vogelstein — (Porträt von Friedrich von Amerling, 1837) … Deutsch Wikipedia