Eduard Mühle

Eduard Mühle

Eduard Mühle (* 21. Juli 1957 in Bad Rothenfelde/Landkreis Osnabrück) ist ein deutscher Historiker.

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Leben

Eduard Mühle wuchs in Ostwestfalen auf, legte 1978 am Ostendorf-Gymnasium in Lippstadt das Abitur ab. In den Jahren 1979–1980 leistete er zivilen Ersatzdienst mit Aktion Sühnezeichen in Israel. 1978–1986 folgte ein Studium der Osteuropäischen und Neueren Geschichte, Slavistik, Philosophie und Theologie in Paderborn, Jerusalem, Münster und London, das im Juli 1986 mit dem Magister Artium abgeschlossen wurde. Die Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster erfolgte im Januar 1990.

1989/90 war Mühle als Lehrbeauftragter am Institut für osteuropäische Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und von 1985–1990 als Freier Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig. Von 1990 bis 1992 leitete er das Vorstandsreferat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Persönlicher Referent des DFG-Präsidenten Hubert Markl) und war von 1992 bis 1995 als Referats- und Abteilungsleiter Internationale Angelegenheiten im Sekretariat der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz Bonn beschäftigt. Von 1995 bis 2005 war er Direktor des Herder-Instituts (für historische Ostmitteleuropaforschung) in Marburg (Institut der Leibniz-Gemeinschaft) sowie Lehrbeauftragter am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg, 2000–2001 Senior Visiting Fellow (Gastprofessur des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft) am St Antony’s College in Oxford und im Frühjahrsemester 2007 Senior Visiting Fellow am Wolfson College in Cambridge.

Im Juli 2004 erfolgten die Habilitation und der Erwerb der Venia legendi für Neuere und Osteuropäische Geschichte an der Philipps-Universität Marburg. Seit September 2005 ist Mühle Professor für Geschichte Ostmitteleuropas und Osteuropas und Direktor der Abteilung für Osteuropäische Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, seit September 2008 Direktor des Deutschen Historischen Instituts Warschau.

Wissenschaftliches Wirken

Eduard Mühle hat sich als Allgemein- und Osteuropahistoriker in seinen bisherigen Forschungen mit einer breiten Palette von Themenfeldern befasst. Seine ersten Studien betrafen die deutsch-jüdische Geschichte. Es folgten Untersuchungen (Magisterarbeit, Dissertation, zahlreiche Aufsätze) zur Geschichte Altrusslands, insbesondere zur Entstehung und frühen Entwicklung altrussischer Städte. Im Kontext seiner fünfjährigen Tätigkeit in der Wissenschaftsverwaltung (DFG, HRK) betrieb er umfangreiche Studien zur Geschichte des osteuropäischen Hochschulwesens und Wissenschaftssystems im 20. Jahrhundert. Mit dem Wechsel in die Leitung des Herder-Instituts rückten das östliche Mitteleuropa, die Zeitgeschichte Ostmitteleuropas und vor allem die Geschichte der deutschen Geschichtsschreibung zum östlichen Mitteleuropa (Geschichte der deutschen Ostforschung) ins Zentrum seines Interesses (Habilitation über Hermann Aubin). Die aktuellen Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der mittelalterlichen Geschichte Ostmittel- und Osteuropas, insbesondere des piastischen Polen.

Eduard Mühle ist (Mit)Herausgeber der Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung (Marburg), der Studia Slaskie (Opole), der Buchreihen „Städteforschungen. Veröffentlichungen des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster. Reihe A: Darstellungen", der Reihen des Deutschen Historischen Instituts in Warschau „Klio in Polen“, „Klio w Niemczech“, „Einzelveröffentlichungen“ und „Quellen und Studien“. Er ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Clio-online (Fachportal für die Geschichtswissenschaften), des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster, im International Advisory Board des Journal of Baltic Studies sowie der Zeitschrift Trames. Journal of the Humanities and Social Sciences (Estnische Akademie der Wissenschaften, Tallinn).

In den Jahren 2006–2008 war er Mitglied und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Historischen Instituts Warschau, 2004–2006 des deutsch-tschechischen Projektes „Migration und Transformation. Dokumentenedition zu Verlauf und Wirkung von Vertreibung, Zwangsaussiedlung und Neubesiedlung in den böhmischen Ländern (1945–1950)“; 1997–2000 des deutsch-polnischen Editionsprojektes „Niemcy w Polsce. Wybór dokumentów“; 2006–2008 des Vorstands des Instituts für Interdisziplinäre Baltische Studien Münster, 1995–2005 des Kuratoriums des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas, Leipzig und 1999–2005 des Vorstandes des Verbandes der Osteuropahistoriker/Innen.

Buchveröffentlichungen (Auswahl)

  • Briefe des Ostforschers Hermann Aubin aus den Jahren 1910–1968 [Quellen zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas, Bd. 7], Marburg 2008, 610 S.
  • Für Volk und Deutschen Osten. Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung [Schriftenreihe des Bundesarchivs, Bd. 65], Düsseldorf 2005, 732 S.
  • Resettled, Expelled and Displaced: The Baltic Experience 1939–1951. Some Observations on the Current State of Research. in: Norbert Angermann: Ostseeprovinzen, Baltische Staaten und das Nationale. LIT Verlag, Münster 2005, ISBN 3-8258-9086-4. 565–390
  • (mit Norbert Angermann) Riga im Prozess der Modernisierung. Studien zum Wandel einer Ostseemetropole im 19. und frühen 20. Jahrhundert [Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung, Bd. 21], Marburg 2004.
  • Germany and the European East in the Short Twentieth Century [German Historical Perspectives, Bd. XVII], Oxford-New York 2003.
  • Mentalitäten – Nationen – Spannungsfelder. Studien zu Mittel- und Osteuropa im 19. und 20. Jahrhundert. Beiträge eines Kolloquiums zum 65. Geburtstag von Hans Lemberg [Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung, Bd. 11], Marburg 2001. 191 S.
  • (zusammen mit Jerzy Kłoczowski und Witold Matwiejczyk) Doświadczenia przeszłości. Niemcy w Europie Środkowo-Wschodniej w historiografii po 1945 r./ Erfahrungen der Vergangenheit. Deutsche in Ostmitteleuropa in der Historiographie nach 1945 [Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung, Bd. 9], Lublin-Marburg 2000, 250 S.
  • The Baltic Lands, National Historiographies, and Politics in the ‚Short Twentieth Century‘, Vancouver 1999 [= Special Issue of Journal of Baltic Studies 30 (1999), S. 283–391].
  • Vom Instrument der Partei zur ‘Vierten Gewalt’. Die ostmitteleuropäische Presse als zeithistorische Quelle [Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung, Bd. 3], Marburg 1997, 311 S.
  • Die 'Entsowjetisierung' der russischen Hochschule. Historische Voraussetzungen, Anliegen und Verlauf der Hochschulreform in Rußland seit 1985. Mit einem Quellenanhang in Übersetzungen von Gunhild Kaschlun [Dokumente zur Hochschulreform, Bd. 103/1995], Bonn 1995, 326 S.
  • Perspectives on the Reform of Higher Education in Central and Eastern Europe. Proceedings of a Seminar held by the German Rectors' Conference and the World Bank at the Villa Vigoni, Menaggio-Italy, 18th – 21st July, 1993, Bonn 1994, 252 S.
  • Hochschulreform in Ungarn. Das Ungarische Hochschulgesetz vom 13. Juli 1993 [Dokumente zur Hochschulreform, Bd. 93/1994], Bonn 1994, 122 S.
  • Die Neugründung der Russischen Akademie der Wissenschaften. Analyse und Dokumente [Dokumente zur Hochschulreform, Bd. 81/1993], Bonn 1993, 113 S.
  • Die städtischen Handelszentren der nordwestlichen Rus'. Anfänge und frühe Entwicklung altrussischer Städte (bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts) [Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa 32], Stuttgart 1991, 371 S.
  • Peter Krekšin: Peters des Großen Jugendjahre, Stuttgart 1989 (übersetzt, eingeleitet und herausgegeben gemeinsam mit Thomas Busch, Norbert Kersken, Ekkehard Kraft und Frank Kämpfer) [Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa, Bd. 30], 223 S.

Weblinks


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