Juri Elperin

Juri Elperin

Juri Elperin (auch: Jurij Elperin, Pseudonym: Peter Trenck, * 24. Juni 1917 in Davos) ist ein russisch-deutscher Übersetzer.

Leben

Juri Elperin entstammt einer jüdischen Familie. Sein Vater war Jurist und hielt sich bei Juri Elperins Geburt wegen eines Lungenleidens bereits längere Zeit mit seiner Familie in der Schweiz auf. Juri Elperin wuchs mit Deutsch als Muttersprache auf. 1922 übersiedelte die Familie nach Berlin, wo der Vater eine Buchdruckerei leitete. Juri Elperin besuchte in Berlin die Volksschule und das Gymnasium. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde die Familie Elperin aus dem Deutschen Reich ausgewiesen. Sie hielt sich zuerst zwei Jahre lang in Paris auf, war 1935 aber gezwungen, in die Sowjetunion gehen.

Juri Elperin besuchte in Moskau die deutschsprachige Karl-Liebknecht-Schule; nachdem diese 1937 geschlossen worden war, wechselte er auf eine russischsprachige Schule, an der er die Reifeprüfung machte. Anschließend studierte er Germanistik; er schloss dieses Studium 1941 mit dem Diplom ab. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion meldete er sich freiwillig zur Roten Armee. Als deutscher Muttersprachler gehörte zu seinen Aufgaben das Verhören von in Kriegsgefangenschaft geratenen deutschen Offizieren in einem Lager in der sibirischen Region Krasnojarsk. Gegen Ende der Stalinära wurde Juri Elperin infolge des aufkommenden Antisemitismus aus der Armee entlassen. Die Familie ließ sich nunmehr in dem Künstlerdorf Peredelkino bei Moskau nieder. Elperin bestritt seinen Lebensunterhalt anfangs als Dozent an der Moskauer Hochschule für Fremdsprachen und mit privaten Deutschstunden; ab Mitte der Fünfzigerjahre begann er, russische Autoren ins Deutsche zu übersetzen.

In den folgenden Jahren erschienen zahlreiche Übersetzungen Elperins in sowjetischen und DDR-Verlagen. Ohne der KPdSU anzugehören, wurde er Mitglied des Sowjetischen Schriftstellerverbandes. Seit den Siebzigerjahren arbeitete Elperin auch für Schweizer und westdeutsche Verlage, und abgesehen von den Jahren 1979 bis 1985, als von den sowjetischen Behörden ein Ausreisestopp gegen ihn verhängt worden war, konnte er auch in den Westen reisen. Die Kontakte nach Deutschland verstärkten sich im Laufe der Neunzigerjahre; nachdem ihm auch die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen worden war und der Bundespräsident eine Ehrenpension für ihn ausgesetzt hatte, übersiedelte Elperin im Jahre 2000 mit seiner Ehefrau nach Deutschland. Er lebt heute in Berlin.

Neben seinem übersetzerischen Werk ist Juri Elperin auch Verfasser von journalistischen und essayistischen Arbeiten.

Juri Elperin ist Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller, des Deutschen PEN-Zentrums und der Schriftstellervereinigung "Die Kogge". In der DDR wurde er für seine Leistungen als Übersetzer mit einem Nationalpreis ausgezeichnet.

Übersetzungen

  • Čingiz Ajtmatov: Du meine Pappel im roten Kopftuch, Zürich 1986
  • Čingiz Ajtmatov: Liebesgeschichten, Zürich 1998 (übersetzt zusammen mit Hartmut Herboth)
  • Vasilij P. Aksënov: Drei trafen sich wieder, Berlin 1962
  • Vaxt'ang S. Ananyan: Armenische Jagderzählungen, Moskau 1971
  • Aleksej N. Arbuzov: Verschlungene Wege, Berlin 1954 (übersetzt unter dem Namen Peter Trenck)
  • Viktor P. Astaf'ev: Ilja Werstakow, München 1978
  • Ol'ga F. Berggol'c: Tagessterne, Berlin 1963
  • Jurij V. Bondarev: Heißer Schnee, Berlin 1971
  • Jurij V. Bondarev: Das Ufer, Berlin 1977
  • Michail S. Bubennov: Adlersteppe, Berlin 1961
  • Das Buch aus reinem Silber, Düsseldorf 1984
  • Michail Bulatov: Mascha und der Bär, Moskau 1967
  • Nikolaj Dement'ev: Ingas Weg, Berlin 1960
  • Der falbe Hengst, Moskau 1965
  • Grigorij A. Fedoseev: Das letzte Lagerfeuer, Berlin 1975
  • Ruvim Fraerman: Dingo oder Die erste Liebe, Moskau 1968
  • Oleš T. Hončar: Mensch und Waffen, Moskau 1963
  • Oleš T. Hončar: Der Zyklon, Berlin [u.a.] 1976
  • Fazil' A. Iskander: Mein Onkel brav und bieder, Berlin 1978
  • Fazil' A. Iskander: Das Sternbild des Ziegentur. Klumparm, Berlin 1984
  • Viktor Jusefovič: David Oistrach, Stuttgart 1977
  • Maksim K. Kantor: Haus im Niemandsland, Berlin 1993
  • Lev A. Kassil': Ein früher Aufstieg, Berlin 1956
  • Valentin P. Kataev: Der heilige Brunnen, Berlin 1968
  • Valentin P. Kataev: Vor den Toren der Stadt, Berlin 1957
  • Il'ja D. Konstantinovskij: Verjährungsfrist, Berlin 1966
  • Georgij M. Markov: Aufbruch, Berlin (übersetzt zusammen mit Helga Gutsche)
    • 1 (1984)
  • Georgij M. Markov: Sibirien, Berlin 1977
  • Georgij M. Markov: Vater und Sohn, Berlin 1968
  • Nikolaj N. Michajlov: Von Pol zu Pol, Moskau 1960
  • Jurij M. Nagibin: Die Tabakspfeife, Moskau 1955
  • Pavel F. Nilin: Der Kriminalassistent, Berlin 1960
  • Jurij Karlovič Oleša: Die Liste der Wohltaten, Köln-Marienburg 1974
  • Valerij D. Osipov: Der letzte Brief, Berlin 1960
  • Pinegin macht reinen Tisch, Moskau 1963
  • Vladimir F. Popov: Havarie im Stahlwerk, Berlin 1973
  • Petr L. Proskurin: Schicksal, Berlin 1975 (übersetzt zusammen mit Arno Specht)
  • Valentin G. Rasputin: Geld für Maria, München 1978
  • Aleksandr E. Rekemčuk: Es sollten nur drei Tage sein, Berlin 1964 (übersetzt zusammen mit Dieter Pommerenke)
  • Anatolij N. Rybakov: Der Bronzevogel, Moskau 1958
  • Anatolij N. Rybakov: Jahre des Terrors, Köln 1990
  • Anatolij N. Rybakov: Die Kinder vom Arbat, Köln 1988
  • Anatolij N. Rybakov: Schwerer Sand, Düsseldorf 1980
  • Anatolij N. Rybakov: Stadt der Angst, München 1994
  • Jurij S. Rytcheu: Der alte Memyl lacht am besten, Moskau 1955 (übersetzt zusammen mit Hilde Angarowa)
  • Dmitrij A. Ščeglov: Ruf über die Front, Moskau 1964
  • Das schlaue Füchslein, Moskau 1966
  • Konstantin M. Simonov: Sofia Leonidowna, Berlin 1989
  • Viktor V. Smirnov: Trau nicht dem Septemberfrieden, Berlin 1975
  • Juhan Smuul: Der wilde Kapitän, Berlin 1967
  • Leonid Sobolev: Der grüne Strahl, Berlin 1956
  • Michail A. Šolochov: Neuland unterm Pflug, Berlin 1960 (übersetzt zusammen mit Nelly Drechsler)
  • Michail A. Šolochov: Sie kämpften für die Heimat, Berlin 1975 (übersetzt zusammen mit Hilde Angarowa)
  • Mychajlo P. Stel'mach: Menschenblut ist kein Wasser, Berlin 1958
  • Vladimir F. Tendrjakov: Der Fremde, Berlin 1956 (übersetzt zusammen mit Dora Hofmeister)
  • Vladimir F. Tendrjakov: Der fremde Hof, Bukarest 1956
  • Vladimir F. Tendrjakov: Kurzschluß. Iwan Tschuprows Fall, Berlin 1982
  • Matvej G. Tevelev: Werchowina, Land der Berge, Moskau 1955
  • Vladislav Titov: Ich trotze dem Tod, Moskau 1974
  • Anatolij Toboljak: Geschichte einer Liebe, Berlin 1979
  • Gavriil N. Troepol'skij: Prochor XVII., König der Klempner, Berlin 1955
  • Lev Efimovič Ustinov: Fräulein Rührmichnichtan, München 1981
  • Zoja E. Žuravleva: Insulaner, Berlin 1977

Weblinks


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