Emil Görlitz

Emil Görlitz



Emil Görlitz
Spielerinformationen
Voller Name Emil Anton Görlitz
Geburtstag 13. Juni 1903
Geburtsort KattowitzDeutsches Reich
Sterbedatum 31. Mai 1987
Sterbeort AltenburgDeutschland
Größe 180 cm
Position Torwart, Sturm
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
bis 1917
1917–1924
1924–1925
1925–1926
1927–1933
1934–1937
Preussen 05 Kattowitz
1. FC Kattowitz
Pogoń Lwów
Edera Triest
1. FC Kattowitz
Eintracht Altenburg
Nationalmannschaft
1924–1925 Polen 8 (0)
1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Emil Anton Görlitz (* 13. Juni 1903 in Kattowitz, Deutsches Reich; † 31. Mai 1987 in Altenburg/Thüringen) war ein deutsch-polnischer Fußballspieler. Er war der erste deutschstämmige Oberschlesier in der polnischen Nationalmannschaft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Görlitz wurde in eine katholische deutsche Familie in Kattowitz geboren.[1] Er war das älteste von neun Kindern. Die Eltern arbeiteten als Hausmeister in einer Schule. Nach dem Besuch der Volksschule machte er eine Schlosserlehre, die er mit der Gesellenprüfung abschloss. Er übte zunächst auch den Beruf aus, woher sein Spitzname „Schlosser“ rührte. Als er 19 Jahre alt war, wurde seine Heimatstadt nach der Teilung Oberschlesiens 1922 an Polen angeschlossen, obwohl 85 Prozent der Kattowitzer bei der vorangegangenen Volksabstimmung für den Verbleib beim Deutschen Reich votiert hatten. Görlitz, der somit polnischer Staatsbürger wurde, bekannte sich dazu, dass er zu den „deutschen Optanten“ gehört hatte.[2]

Seine Fußballkarriere führte ihn Mitte 1924 für zwei Jahre ins ostpolnische Lemberg (Lwów), wo er nach eigenen Angaben im Kontakt mit russischsprachigen Vereinskameraden Russisch lernte. Mitte 1926 ging er nach Triest in Italien, von wo er nach einem Jahr nach Kattowitz zurückkehrte. 1934 zog er nach Altenburg/Thüringen um, wo er eine Stelle in der Stadtverwaltung fand.

Mit der deutschen Besatzung Ostoberschlesiens im September 1939 übernahm er die Leitung des Fuhrparks eines von den deutschen Besatzern übernommenen Stahlwerks in Sosnowitz, als „uk gestellt“ wurde er nicht zur Wehrmacht eingezogen. Doch gehörte er keiner NS-Organisation an. Im Februar 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dank einer selbst beigebrachten Knieverletzung konnte er das Lager Glatz in Niederschlesien nach drei Monaten verlassen.[3]

Im Sommer 1945 kehrte er nach Altenburg zurück, wo er als Fahrer in der sowjetischen Kommandantur angestellt wurde. Von 1947 bis 1949 arbeitete er in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Da er nicht der SED beitrat, verlor er seinen Posten. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er anschließend im nahegelegenen VEB Teerverarbeitungswerk Rositz.

Seit 1962 reiste er wiederholt in das wieder polnisch gewordene Kattowitz. Seit 1968 nahm er als DDR-Bürger regelmäßig an den Treffen der „Traditionsgemeinschaft 1. FC Kattowitz“ in Salzgitter teil, der „Patenstadt“ von Kattowitz in der Landsmannschaft Schlesien. 1971 bekam er die Ehrennadel des DFB verliehen.[4]

Vereinsfußball

Noch als Jugendlicher trat Görlitz gemeinsam mit dreien seiner Brüder Preußen 05, dem stärksten der Kattowitzer Vereine, bei. Nach dem Anschluss der Stadt an Polen musste der Verein seinen Namen ändern und hieß von nun an 1. FC. Als Torwart machte er sich weit über Oberschlesien hinaus einen Namen, 1924 warb ihn der polnische Meister Pogon Lwow ab. Mit Görlitz im Tor verteidigte der Verein sowohl 1924 als auch 1925 seinen Meistertitel. Görlitz wurde in Lemberg als Star verehrt.[5]

Nach zwei Jahren nahm er ein Angebot des italienischen Clubs Edera Triest an, wo er einen Profivertrag bekam. Görlitz wurde somit der erste Berufsspieler Polens. Da ihm dort der große Erfolg versagt blieb, kehrte er nach einem Jahr zum 1. FC Kattowitz zurück, wo er Mannschaftskapitän wurde.[6]

Görlitz führte seine Mannschaft an, als sie in der entscheidenden Partie um den Meistertitel gegen Wisla Krakau am 25. September 1927 aus Protest gegen die offenkundige Benachteiligung durch den Schiedsrichter das Spielfeld verließ.[7] Der 1. FC Kattowitz wurde letztlich 1927 Vizemeister.

1934 wurde er als noch aktiver Spieler in den Verwaltungsrat gewählt.[8] Vergeblich protestierte er im selben Jahr gegen die lebenslange Sperre seines Bruders Josef. Der Oberschlesische Verband des polnischen Fußballbundes PZPN beschuldigte diesen, bei einer Schlägerei bei einem Ligaspiel den Schiedsrichter angegriffen zu haben, obwohl zahlreiche Zeugen für den Beschuldigten aussagten.[9] Emil Görlitz verließ Kattowitz, um bei Eintracht Altenburg im Tor zu stehen.

Nationalmannschaft

Am 18. Mai 1924, als er noch beim 1. FC Kattowitz spielte, hütete er als 20-Jähriger zum ersten Mal das Tor der Nationalmannschaft im Stockholmer Spiel gegen Schweden (1:5). Als Reservetorhüter nahm er an den Olympischen Spielen in Paris 1924 teil, kam aber nicht zum Einsatz.

Insgesamt bestritt er acht Partien für die Nationalelf, die letzte war der 2:1-Sieg gegen die Türkei in Istanbul am 2. Oktober 1925. Bei diesen acht Einsätzen musste Görlitz insgesamt 15 Treffer hinnehmen, während die polnischen Stürmer nur 7 Tore erzielten.

1928 wurde er zum besten deutschen Fußballer in Oberschlesien gewählt.[10] In einem 2011 erschienenen Bildband über die Geschichte des PZPN wird er als bester Torwart Polens in den zwanziger Jahren gewürdigt.[11]

Literatur

  • Thomas Urban: Schwarzer Adler, weißer Adler. Deutsche und polnische Fußballer im Räderwerk der Politik. Göttingen 2011, S. 13–16. ISBN 978-3-89533-775-8
  • Oberschlesischer Kurier (Salzgitter), 24. Mai 1973, S. 6.

Einzelnachweise

  1. Górnoślązacy w polskiej i niemieckiej reprezentacji narodowej w piłce nożnej - wczoraj i dziś. Hrsg. Haus der Deutsch-Polnische Zusammenarbeit. Gliwice 2006, S. 9.
  2. Kattowitzer Zeitung, 23. November 1924, S. 14.
  3. Dziennik Zachodni, 23./24. Juli 2011, S. 20.
  4. Oberschlesischer Kurier (Salzgitter), 24. Mai 1973, S. 6.
  5. Andrzej Gowarzewski: Lwów i Wilno w ekstraklasie. Katowice 1997, S. 165.
  6. Gazeta Wyborcza (Ausgabe Katowice), 27. Dezember 2003, S. 12.
  7. Thomas Urban: Schwarze Adler, weiße Adler. Deutsche und polnische im Räderwerk der Politik. Göttingen 2011, S. 13.
  8. Kattowitzer Zeitung, 19. Januar 1934, S. 8.
  9. Kattowitzer Zeitung , 29.4.1934, S. 8.
  10. Gazeta Wyborcza (Ausgabe Katowice), 23./24. Juli 2011, S. 12.
  11. Andrzej Gowarzewski: 90 lat PZPN. Katowice 2011, S. 47.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Emil Jannings — Données clés Nom de naissance Theodor Friedrich Emil Janenz Naissance 23 juillet 1884 Rorschach, Suisse Nationalité  Allemande …   Wikipédia en Français

  • Emil von Schenckendorff — Emil Gustav Theodor von Schenckendorff (* 21. Mai 1837 in Soldin; † 1. März 1915 in Berlin) war ein preußischer Reformpädagoge, MdA, Offizier, Reichstelegrafendirektionsrat und Förderer der Sportbewegung …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Jannings — Saltar a navegación, búsqueda Emil Jannings Nombre real Theodor Friedrich Emil Janenz Nacimiento 23 de julio de 1884 Ror …   Wikipedia Español

  • Emil Jannings — Rückkehr Emil Jannings’ aus Amerika, 1929 Emil Jannings, eigentlich Theodor Friedrich Emil Janenz (* 23. Juli 1884 in Rorschach; † 2. Januar 1950 in Strobl) war ein deutsche …   Deutsch Wikipedia

  • Görlitz — This article is about the town in Germany. For other uses, see Görlitz (disambiguation). Görlitz St. Peter s Church and some cityscape …   Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter Görlitz — Inhaltsverzeichnis 1 Die Ehrenbürger der Stadt Görlitz 2 Söhne und Töchter der Stadt 3 weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbind …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Görlitz — Görlitz war in den vielen Jahrhunderten seiner Geschichte Geburts , Wirkungs und Sterbeort zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten. Inhaltsverzeichnis 1 Bekannte, in Görlitz geborene Personen 1.1 Bis 1800 …   Deutsch Wikipedia

  • Albrecht Theodor Emil Graf von Roon — Albrecht Graf von Roon Albrecht Theodor Emil Graf von Roon (* 30. April 1803 in Pleushagen (heute: Plesna) bei Kolberg ; † 23. Februar 1879 in Berlin) war ein preußischer Generalfeldmarschall und als Politiker ein Mitarbeiter Bismarcks in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Michael Görlitz — 2010 im Trikot des Halmstads BK Spielerinformationen Voller Name Michael Görlitz Geburtstag 8. März 1987 …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Emil Brachvogel — (* 29. April 1824 in Breslau; † 27. November 1878 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Brachvogel wurde durch zwei Werke bekannt. Sein Trauerspiel Narziß huldigt dieser griechischen Sagengestalt und war auf der Bühne recht er …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”