Kamien Pomorski

Kamien Pomorski
Kamień Pomorski
Wappen von Kamień Pomorski
Kamień Pomorski (Polen)
DEC
Kamień Pomorski
Kamień Pomorski
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Kamień Pomorski
Fläche: 10,75 km²
Geographische Lage: 53° 58′ N, 14° 46′ O53.96666666666714.7666666666677Koordinaten: 53° 58′ 0″ N, 14° 46′ 0″ O
Höhe: 10 m n.p.m
Einwohner: 9.129 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 72-400
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZKA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 103 Kamień Pomorski ↔ Trzebiatów
DW 107 Dziwnówek ↔ Parłowko
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 21 Schulzenämter
39 Ortschaften
Fläche: 208.57 km²
Einwohner: 14.381 (30. Juni 2008[1])
Verwaltung (Stand: 2008)
Bürgermeister: Bronisław Karpiński
Adresse: Stary Rynek 1
72-400 Kamień Pomorski
Webpräsenz: www.kamienpomorski.pl

Kamień Pomorski [ˈkamʲɛɲ pɔˈmɔrsci] (deutsch Cammin, auch Kammin) ist eine Kleinstadt in der nordwestlichen polnischen Woiwodschaft Westpommern. Sie ist Sitz des Powiat Kamieński.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Karte

Die Stadt liegt im Nordwesten der Woiwodschaft Westpommern in Hinterpommern am Zalew Kamienski (Kamminer Bodden), einer Ausbuchtung der zur Ostsee gehörenden Dziwna (Dievenow). Bis zur Ostsee und dem Badeort Dziwno (Klein Berg) sind es zehn Kilometer, nach Stettin etwa 70 Kilometer.

Geschichte

1107 wird ein wendischer Burgwall erwähnt. Als Anfang des 12. Jahrhunderts Polenherzog Bolesław III. Schiefmund Pommern erobert, um es zu christianisieren, holt er zu diesem Zweck Bischof Otto von Bamberg in das Land. In diesem Zusammenhang wird 1124 Cammin erwähnt, als sich Otto dort im Juni aufhält, um die Slawen zu taufen. 1128 unternimmt Otto mit Unterstützung des späteren römisch-deutschen Kaisers Lothar III. eine weitere Missionsreise nach Pommern, in deren Rahmen er sich erneut in Cammin aufhält. Der zwischen 1121 und 1135 regierende Pommernherzog Wartislaw I. hat seine Residenz in Cammin. Im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Stolpe wird 1153 als dessen Ordinator der Bischof Adelbertus von Cammin genannt. Jedoch wird das Bistum Cammin erst nach der Unterwerfung Hinterpommerns durch Heinrich den Löwen im Jahr 1175 mit Bischof Konrad I. von Salzwedel offiziell gegründet. Zu dieser Zeit lässt Herzog Kasimir I. den Dom St. Johannis errichten. Brandenburgische Truppen zerstören 1273 die Ortschaft, die ein Jahr später unter Beteiligung niederdeutscher Einwanderer westlich der Burg wieder aufgebaut wird und welcher 1274 der pommersche Herzog Barnim I. das lübische Stadtrecht verleiht.[2] Die niederdeutschen Zuwanderer besiedeln die Ratswiek, die frühere wendische Siedlung, neu. Die Herzöge Otto I., Barnim III. und Wartislaw IV., Herrscher über Pommern-Wolgast, verkaufen am 16. August 1321 die Stadt für 8.000 Mark an den Camminer Bischof Konrad IV. Im Kampf gegen die im Land marodierenden Raubritter und Plünderer wird Cammin 1417 Mitglied des Wehrbündnisses ostpommerscher Städte gegen „Schinder, Räuber und Bodenstülper“. 1418 wird Pommernherzog Bogislaw VIII. in Cammin beigesetzt. Nachdem 1535 in Pommern die Reformation eingeführt wird, wird 1545 der Stettiner Kanzler Bartholomäus Suawe erster evangelischer Bischof.

Wappen

Nach dem Dreißigjährigen Krieg kommt Cammin zu Schweden. 1679 erwirbt es Brandenburg im Frieden von Saint-Germain. 1650 verzichtet der letzte Titularbischof von Cammin, Herzog Ernst Bogislaw von Croy, gegen eine Abfindung zugunsten des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg auf seine Rechte im Bistum. Als Anfang des 18. Jahrhundert Cammin vom so genannten Sundzoll befreit wird, lassen sich viele Kaufleute aus Lübeck, Rostock und Stralsund in der Stadt nieder.

Nach dem Wiener Kongress gehört Cammin zur preußischen Provinz Pommern und wird 1818 Kreisstadt des Landkreises Cammin. 1876 bis 1913 ist Cammin bei den Wahlen zum preußischen Landtag und zum Reichstag Hochburg der Deutschkonservativen Partei, die jeweils mehr als 50% der Stimmen erhält. 1881 wird Cammin Solbad. 1892 erhält Cammin eine Eisenbahnverbindung nach Stettin. Bei der Volkszählung 1905 geben in der Stadt 98,6% der Bewohner die evangelische und 1,0% die römisch-katholische Konfession an. Zur letzten deutschen Volkszählung 1939 hatte die Stadt 6.070 Einwohner. Während des Zweiten Weltkrieges nimmt Cammin Evakuierte aus Lünen auf. Im März 1945 wird die Stadt von der Roten Armee erobert. Während der Kampfhandlungen wird die Stadt zu 60% mitsamt dem Stadtzentrum zerstört. Danach fällt die Stadt unter polnische Verwaltung. Fast alle bisherigen Bewohner müssen, soweit nicht im Krieg geflohen, die Stadt verlassen.

Die Stadt wird neu besiedelt, zum einen Teil von Polen, die aus Gebieten östlich der Curzon-Linie, insbesondere aus dem heutigen Litauen, vertrieben worden waren, zum anderen Teil von Umsiedlern aus Zentralpolen. Nach 1945 erhält die Stadt ein Marineausbildungszentrum. In den 1960er Jahren wird ein Teil der zerstörten Gebäude wiederaufgebaut und die Stadt um neue Wohnsiedlungen vergrößert. Am 13. April 2009 kamen bei einem Brand in einem Obdachlosenheim mindestens 21 Menschen ums Leben, worauf eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen wurde.[3][4]

Sehenswürdigkeiten

Wolliner Tor und Piasten-Turm, Reste der mittelalterlichen Stadtmauer
St.-Johannes-Kathedrale
Fachwerkhaus am Marktplatz
  • Die Kathedrale St. Johannes war vor 1535 und ist seit 1945 wieder katholisch. Von 1535 bis 1945 diente sie der evangelischen Gemeinde als Dom St. Mariae und Johannes Baptist. Der spätromanisch/frühgotische Bau wurde 1175 begonnen und 1385 vollendet. Das Orgelgehäuse von 1669 schnitzte Michael Birgel. Die heutige Fassade in Form eines Westwerks ersetzte 1936 eine neugotische Frontturmfassade.
  • Inmitten des Marktplatzes steht das gotische Rathaus aus der Mitte des 14. Jahrhundert und ein Fachwerkhaus mit Mansarddach, ehemals Hoefs (17. Jahrhundert)
  • Wolliner Tor
  • Bischofsschloss (16. Jahrhundert)
  • Die St. Nikolauskirche aus dem 16. Jahrhundert beherbergt heute das Heimatmuseum

Städtepartnerschaften

Gemeinde

Zur Stadt- und Landgemeinde Kamień Pomorski gehören folgende 21 Schulzenämter:

Benice (Benz), Buszęcin (Büssenthin), Chrząstowo (Granzow), Chrząszczewo (Gristow), Dusin (Düssin), Grabowo (Grabow), Grębowo (Grambow), Górki Pomorskie (Görke), Jarszewo (Jassow b. Cammin), Jarzysław (Julianenhof), Kukułowo (Kucklow), Połchowo (Polchow), Rekowo (Reckow), Rozwarowo (Ribbertow), Rzewnowo (Revenow), Skarchowo (Scharchow), Stawno (Stäwen), Strzeżewo (Stresow), Szumiąca (Königsmühl), Trzebieszewo (Tribsow) und Wrzosowo (Fritzow).

Umgebung

In der Umgebung der Stadt befinden sich die Badeorte Dziwnówek (Wald Dievenow), Dziwnów (Berg Dievenow) und Pobierowo (Poberow).

Siehe auch

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Verweise

Literatur

  • Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern - Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Sändig Reprint Verlag, Vaduz 1996 (unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1865), ISBN 3253027341, S. 58-66.

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008 (WebCite)
  2. Heinrich Gottfried Philipp Gelgner: Regesten und Urkunden der Verdassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 446 und S. 981-982.
  3. Vgl. radio.lublin.pl
  4. Die Pommersche Zeitung. Nr. 17/2009, S. 5.

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