Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin

Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin
Laterne Nr. 13, Kleiner Bündelpfeiler

Das Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin ist eine ständige Ausstellung von historischen Gaslaternen in unmittelbarer Nähe des Berliner S-Bahnhofs Tiergarten am Rande des Großen Tiergartens. Die Sammlung ist ganzjährig begehbar, die Laternen werden bei Einbruch der Dämmerung eingeschaltet.

Inhaltsverzeichnis

Das Museum

Die Einrichtung des Museums erfolgte 1978 unter der Verantwortung der Berliner Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen in Zusammenarbeit mit den Berliner Gaswerken (GASAG), die auch die benötigte Energie liefern. Das Deutsche Technikmuseum Berlin betreut das Projekt wissenschaftlich, unterstützt durch den Arbeitskreis Licht des Vereins der Freunde und Förderer des Technikmuseums. Zur Eröffnung enthielt die Sammlung 31 Leuchten aus Berlin, Baden-Baden, Düsseldorf und München. Bis 2009 ist sie angewachsen auf 90 Exemplare aus 25 deutschen und elf anderen europäischen Städten, zum Beispiel aus Dublin, London, Brügge, Zürich, Brüssel, Kopenhagen, Amsterdam und Budapest. Die Präsentation endet mit Berliner Laternen aus den 1950er Jahren, es ist geplant, sie bis in die Gegenwart zu erweitern.

Informationstafel

In Berlin begann die Geschichte der Gas-Straßenbeleuchtung im Jahre 1826. Die britische Gesellschaft Imperial Continental Gas Association (I.C.G.A.) hatte den entsprechenden Auftrag erhalten. Sie importierte dazu ihre Camberwell-Laternen – umgerüstete Öllaternen auf gusseisernen Dreier-Bündelpfeiler-Masten im Stil der englischen Neugotik. 27 von ihnen beleuchteten erstmals am Abend des 20. September 1826 den Boulevard Unter den Linden mit einem Licht, das mehrfach heller war, als alle bis dahin bekannten Lichtquellen. Gaslicht zur Beleuchtung von Straßen und Fabriken gewann rasch erhebliche Bedeutung für die beginnende Industrialisierung Preußens und für seine schnell wachsende Hauptstadt. Derzeit (2009) sind auf den Straßen Berlins noch rund 44.000 Gaslaternen in Betrieb, mehr als in irgendeiner anderen Stadt. Ein Exemplar der Camberwell-Laterne, die nach einem Londoner Stadtteil benannt war, befindet sich im Berliner Freilichtmuseum. Dort werden auch mehrere Leuchten vom Typ der weit verbreiteten sogenannten „Schinkel-Laterne“ gezeigt, die allerdings nicht von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde, sondern erst 1892 von den Städtischen Berliner Gaswerken; ihren Namen verdankt sie gusseisernen Schmuckelementen im klassizistischen Stil der Schinkel-Zeit.

Nach 28 Jahren Ausstellungsdauer waren die Museumsstücke stark reparaturbedürftig – allein 140 Glasscheiben waren durch Vandalismus zerstört worden. Innerhalb kurzer Zeit wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen und rechtzeitig vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 abgeschlossen. Alle Laternen wurden grundlegend gereinigt, gestrichen und mit neuen Einzelteilen versehen, schließlich erhielten sie einheitlich gestaltete Schilder mit fortlaufenden Nummern und zum Teil neu erarbeiteten technischen und historischen Angaben zu jedem einzelnen Modell. Die Ausstattung der Museumsanlage wird vervollständigt durch Informationstafeln und neue Parkbänke, auf deren Rücklehnen ein Zitat aus einem Gedicht des Schriftstellers Erich Mühsam angebracht ist: „Ich bin der Lampenputzer dieses guten Leuchtelichts. Bitte, bitte, tut ihm nichts! Wenn wir ihn’ das Licht ausdrehen, kann kein Bürger nichts mehr sehen.“[1]

Objektbeschreibungen (Auswahl)

Die an den Laternen angebrachten Informationstexte werden hier verkürzt wiedergegeben.

  • (13) Kleiner Bündelpfeiler. Kleiner gusseiserner gotisierender Vierer-Bündelpfeilermast mit Leitereisen. Vierflammige Berliner Laterne, Modell 1882. Stand ursprünglich in Nebenstraßen der Stadt Spandau, heute Berlin-Spandau.
  • (14) Wiener Mast. Gusseiserner schwerer Vierer-Bündelpfeilermast mit sechseckigem Sockel. Vierflammige Berliner (Sechseck-) Stadtschloss-Laterne, Kupferdach, Modell 1880. Stand ursprünglich in Berlin-Mitte und im Südwesten Berlins.
  • (15) Camberwell-Laterne. Erster in Berlin aufgestellter Dreier-Bündelpfeilermast mit einseitigem Leitereisen. Camberwell Lamp mit sechsflammigem Schnittbrenner der Firma Sugg Lighting, Crawley, U. K.
  • (35) Charlottenburger (Platz-) Kandelaber (dreiarmig). Gusseiserner (historisch-) eklektizistischer Schmuckkandelaber, Modell 1904. Drei vierflammige Berliner Laternen, Modell 1892. Stand ursprünglich auf Plätzen in Berlin-Charlottenburg, letztes Original (fünfarmig) in der Schloßstraße in Berlin-Charlottenburg, mit Gasbetrieb.
  • (39) Stadt Dresden. Gusseiserner Friedrich-Siemens-Kandelaber (Victoria-Mast), Modell 1881. Vierflammige Aufsatzleuchte. Stand in der Innenstadt von Berlin; letzte erhaltene Originale im Victoria-Park (daher der Name) in Berlin-Kreuzberg aufgefunden.
  • (47) Stadt Freiburg im Breisgau. Gusseiserner Kandelaber süddeutscher Bauart. Vierflammige Viereck-Münsterplatz-Laterne. Stand in der Innenstadt von Freiburg.
  • (52) Stadt Augsburg. Gusseiserner Mast mit sechseckigem Sockel. Vierflammige große Aufsatzleuchte mit beidseitigen Türöffnungen. Stand in Augsburg, heute dort nur noch mit Gas betrieben in der Fuggerei.
  • (70) Charlottenburger (Platz-) Kandelaber (fünfarmig). Gusseiserner (historisch-) eklektizistischer Schmuckkandelaber, Modell 1904. Fünf vierflammige Berliner Laternen, Modell 1892. Stand ursprünglich auf Plätzen in Berlin-Charlottenburg, letztes Original in der Charlottenburger Schloßstraße, mit Gasbetrieb.

Literatur

  • Herbert Limann, Sabine Röck: Gaslaternen-Freilichtmuseum strahlt in neuem Glanz. In Deutsches Technikmuseum, Zeitschrift der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin und der Freunde und Förderer des Deutschen Technikmuseums Berlin e. V., Nr. 3/2006, S. 4–5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der beteiligten Firmen zur Rekonstruktion des Gaslaternen-Freilichtmuseums

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