- Gasag
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Gasag Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1847 Sitz Berlin, Deutschland - Olaf Czernomoriez, Vorstand
- Andreas Prohl, Vorstand
- Karl Kauermann, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 1.671 (Dezember 2009) Umsatz 1.141Mio € (2009) Branche Energieversorgung Website www.gasag.de Die GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft ist das größte kommunale Gasversorgungsunternehmen Westeuropas. Es entstand 1847 als stadteigenes Gaswerk zur öffentlichen Straßenbeleuchtung mit 2.055 Gaslaternen. In den Jahren bis 1890 vervielfachte sich der Gasbedarf durch den Ausbau von Berlin und die zunehmende Verbreitung von privaten Gasherden. Für die am 26. Oktober 1923 entstehende Städtischen Gaswerke AG bürgerte sich der Begriff Gasag ein.
Im Januar 1937 wurde die Gasag in einen Eigenbetrieb der Stadt unter der Bezeichnung Berliner Städtische Gaswerke (Gasag) umgewandelt. Die Alliierten ordneten im Zusammenhang mit der Berlin-Blockade am 26. Juni 1948 die Abtrennung der Gasversorgung West-Berlins an. Am 26. März 1949 wurden die Berliner Gaswerke (GASAG) im Westteil der Stadt gegründet. Danach gab es eine getrennte Entwicklung in den beiden Teilen der Stadt.
Nach der Wiedervereinigung wandelte das Land Berlin den städtischen Eigenbetrieb in die heutige GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft um und fusionierte am 11. Juni 1993 die GASAG (Westteil) und die Berliner Erdgas AG (Ostteil). In den Jahren 1994, 1995 und 1998 wurde GASAG in mehreren Schritten vollständig privatisiert. Zwischen 1999 und 2006 gründete GASAG verschiedene Tochtergesellschaften aus und entwickelte sich durch Beteiligung an weiteren Energieversorgungs- und Dienstleistungsunternehmen zum GASAG-Konzern.
Geschichte
Die erste Gaserleuchtungsanstalt (1825–1844)
Eine in London gegründete Gasgesellschaft, die Imperial-Continental-Gas-Association (ICGA), hatte sich zur Aufgabe gestellt, die Gasversorgung in den größeren Städten des Kontinents einzuführen. Am 25. April 1825 schloss sie für 31.000 Thaler im Jahr einen Vertrag mit dem Preußischen Ministerium des Innern und der Polizei über die Gasbeleuchtung der Straßen. Der Vertrag hatte eine Laufzeit von 21 Jahren und enthielt das Recht private Brennstellen einzurichten.
Bereits fünf Tage nach Vertragsabschluss erfolgte die Grundsteinlegung für eine „Gas-Erleuchtungs-Anstalt“ auf einem Gelände vor dem Halleschen Tor, der heutigen Gitschiner Straße. Am 21. September 1826 meldete die Vossische Zeitung das Brennen der Gaslaternen in der Straße Unter den Linden bis zur Schlossbrücke.
Die ICGA baute die Länge des Rohrnetzes bis 1846 auf 100 Kilometer aus und versorgte 2.019 öffentliche Laternen und 9.772 „Privatflammen“. Zwischen der Stadt und der ICGA kam es wegen unverhältnismäßig hoher Gaspreise und nicht durchsetzbarer Forderungen der Behörden nach einem weiteren Ausbau des Gasnetzes zum jahrelangen Streit. In der Folge erhielt die Stadt am 25. August 1844 per königlicher Kabinettsorder die Genehmigung, ab dem 1. Januar 1847 die öffentliche Beleuchtung zu übernehmen.[1]
Die Stadt errichtet eigene Gaswerke (1844–1914)
Rudolf Sigismund Blochmann, der in Dresden und Leipzig bereits Gasanstalten gebaut hatte, wurde 1842 mit der Planung zur Gaslieferung an zirka 25.000 Abnahmestellen beauftragt. Vorausschauend hatte die Stadt in unmittelbarer Nähe der englischen Gasanstalten Grundstücke für den Bau der geplanten Gaswerke erworben. Am 1. Juli 1845 war der Baubeginn der beiden ersten städtischen Gaserleuchtungsanstalten. Im nordöstliche Teil entstand unter der Bauleitung des Sohnes Georg Moritz Sigismund Blochmann eine Gasanstalt am Stralauer Platz, im südwestliche Teil eine an der heutigen Gitschiner Straße. Die beiden Gaswerke nahmen am 1. Januar 1847 die Produktion auf. 2.055 stadteigene öffentliche Gaslaternen erleuchteten die Innenstadt.
Die städtischen Gasanstalten, geleitet durch ein „Curatorium für das städtische Erleuchtungswesen“, hatten keine Gewinne zum Ziel, sondern „den Kostenbeitrag für die öffentliche Beleuchtung in mäßiger Weise zu sichern“. Bedingt durch einen Preiswettbewerb mit der ICGA, die zunehmende Verbreitung von Gasherden und die wachsende Bevölkerung stieg die Zahl der Gasanschlüsse schnell an. Die Gasanstalten versorgten Ende 1847 3.350 öffentliche Gasflammen, 2.164 königliche Gasflammen und 15.114 Privatflammen. Die Gasproduktion steigt von ca. 5 Millionen m³ in 1850 auf 149 Millionen m³ im Jahr 1890 an. Vier Gaswerke versorgen 1890 insgesamt 27.900 öffentliche Leuchten und 1,5 Millionen Privatflammen. Neu gebaut und mehrfach erweitert wurden die Gasanstalten in der Müller-/Sellerstraße am Nordhafen und an der Danziger Straße/Greifswalder Straße. 1892 entstand ein Gaswerk im Ortsteil Schmargendorf, 1905 ein Großgaswerk in Tegel.[2]
→ Hauptartikel: GASAG-Geschäftshaus
Die Städtischen Gaswerke hatten sich zum größten Gasversorger Europas entwickelt. Auf Grund der umfangreichen Verwaltungsarbeiten, zum Beispiel der Erstellung von rund 1,2 Millionen Rechnungen pro Jahr, wurde am 26. Oktober 1910 in der Neuen Friedrichstraße 109 (heute Littenstraße) ein zentrales Verwaltungsgebäude bezogen. Das von Ludwig Hoffmann geplante, denkmalgeschützte Gebäude im Neorenaissance-Stil blieb bis 2002 in Nutzung des GASAG-Konzerns. Es wurde nachfolgend Sitz der privaten BEST-Sabel-Fachhochschule Berlin.
Erster Weltkrieg (1914–1918)
In den ersten beiden Jahre des Ersten Weltkrieges stieg die Gasabgabe von 304 auf fast 330 Millionen m³, weil die Bevölkerung auf Grund des Kohlenmangels auf Gas auswich. Darüber hinaus wurden kriegswichtige Betriebe neu mit Gas versorgt. Schwere Arbeiten, zum Beispiel Erdarbeiten oder Kohletransporte, wurden 1915/1916 durch Kriegsgefangene oder Auslandsarbeiter in großer Zahl durchgeführt. Kriegsbedingt wurde ab 1917 die Gasentnahme kontingentiert und im Jahr 1919 sogar Sperrstunden für die Entnahme eingeführt.[3]
Infolge des Krieges mit England wurde im Juli 1916 die englische Gasgesellschaft ICGA liquidiert. Die Auflösung der ICGA leitete eine grundlegende Umstrukturierung der Gaswirtschaft im Berliner Raum ein. Zwischen der Stadt Berlin, den Kommunen des Umlandes und den staatlichen Behörden kam es zu schweren Konflikten. Die Stadt Berlin war an einer Vereinheitlichung interessiert, während die Regierungsstellen versuchten die Bestrebungen Berlins zu einem kommunalpolitischen Zusammenschluss in Richtung eines künftigen Groß-Berlins zu unterbinden. Das Angebot des Liquidators einer Minderheitsbeteiligung Berlins wurde durch den Magistrat von Berlin als Affront abgelehnt. Im April 1918 erhielten deshalb die Landkreise Teltow und Niederbarnim den Zuschlag für die gesamte Liquidationsmasse.[4]
Umverteilung der Gaspotentiale (1919–1929)
Am 27. April 1920 verabschiedete die Preußische Landesversammlung das Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin (Groß-Berlin-Gesetz). Durch den Zusammenschluss von 8 Städten, 59 Gemeinden und 27 Gutsbezirken entstand für die Städtischen Gaswerke eine völlig neue Situation. Sie besaß jetzt 16 Gaswerke und Anteile an den Gasgesellschaften der ehemaligen Randgebiete, der Deutschen Gasgesellschaft AG für den Kreis Teltow und der Gasgesellschaft Niederbarnim mbH. Nach Übergangsregelungen wurden durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 26. Oktober 1923 drei gleichartige Aktiengesellschaften für die Städtischen Werke (Gas, Wasser, Elektrizität) gebildet, bei denen die Stadt 100 Prozent der Aktien besaß. Die neue Firmenbezeichnung lautete Städtische Gaswerke AG. Als Abkürzung bürgerte sich der Begriff Gasag ein.[5]
Die kleinen, sehr teuer produzierenden Gemeindegaswerke und die auf 11.375 Mitarbeiter gestiegene Beschäftigungszahl (bei einer Produktionsleistung von 2,172 Millionen m³ pro Tag und einer Rohrnetzlänge von 4.148 km) zwang die Gasag zur Rationalisierung. 1921 wurden die Gaswerke in Wittenau und Tegel geschlossen, 1922 die Gaswerke Gitschiner Straße, Lichtenberg I und Heiligensee, 1923 Friedrichshagen und Rahnsdorf, 1924 Schmargendorf und Hermsdorf sowie 1925 Köpenick. Zur Vereinheitlichung der Berliner Gasversorgung gingen die Gaswerke Oberschöneweide und Weißensee I und II sowie die von ihnen versorgten Gebiete am 1. April 1925 an die Gasag über. Dafür überließ Berlin die versorgten Gebiete im Kreis Niederbarnim dem Kreis kostenlos zur alleinigen Versorgung. Mit dem Anschluss von Falkensee und Staaken in 1927, Gatow/Kladow in 1927/28, Hennigsdorf in 1928 und Wannsee in 1929 war die Ausgestaltung des Fernversorgungsnetzes aus heutiger Sicht im Wesentlichen abgeschlossen.[6]
Gas im Berlin der 1930er-Jahre (1929–1939)
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 erfasste auch Berlin. Die Gasabnahme von Haushalten und Industrie ging von Jahr zu Jahr zurück und erreichte 1934 mit 390.000 Kubikmeter Jahreserzeugung ihren Tiefpunkt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren so schlecht, dass im Jahre 1931 versucht wurde, die Gasag zu verkaufen. Es fand sich jedoch kein Käufer.
Die Gaubehörde der NSDAP empfahl der Stadt 1934, im Laufe der nächsten zehn Jahre mit Investitionen von rund 50 Mio. Mark alle Gaswerke auf modernen Kokereibetrieb umzurüsten. Als erste Maßnahme wurde 1935/1936 das Gaswerk Lichtenberg zur Gaskokerei ausgebaut. Die von den Nationalsozialisten herausgegebene Direktive zur stärkeren Nutzung heimischer Rohstoffe führte 1935 zur Inbetriebnahme einer Gastankstelle für Busse der Berliner Verkehrsbetriebe und zum Bau von Anlagen zur Benzolherstellung in den Werken Lichtenberg, Neukölln und Charlottenburg.
Im Januar 1937 erfolgte die Umwandlung der Städtischen Gaswerke AG in einen Eigenbetrieb der Stadt unter der Bezeichnung Berliner Städtische Gaswerke (Gasag). Infolge der verbesserten Finanzlage war die Stadt Berlin 1939 in der Lage, dem Kreis Teltow alle Aktien der Deutschen Gesellschaft abzukaufen. Damit vergrößerte sich das städtische Gasversorgungsnetz um 2.231 Kilometer auf insgesamt 6.971 Kilometer Länge. Als äußeres Zeichen der nunmehr einheitlichen Besitzverhältnisse im Berliner Raum wurde der Name des Eigenbetriebes auf Berliner Gaswerke geändert.[7]
Krieg und Nachkriegszeit (1939–1949)
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stieg der Gasbedarf durch die Anforderungen der Rüstungsindustrie bis zum Jahr 1942 auf die Rekordabgabe von 871 Millionen Kubikmeter pro Jahr. 93 Prozent der 1,48 Millionen Berliner Haushalte kochten mit Gas, mit 86.000 Gaslaternen erreichte die Gasbeleuchtung ihren Höchststand und auf Grund der Benzinknappheit fuhren bis 1944 mehr als 2.500 Nutzfahrzeuge mit Gas.
Trotz der Luftangriffe der Alliierten und der kriegsbedingten Schäden blieb die städtische Gasversorgung bis zum Beginn der unmittelbaren Kampfhandlungen im April 1945 voll in Funktion. Nach der Schlacht um Berlin und dem Kriegsende lag Berlin in Schutt und Asche. Von den 38 großen Gasbehältern war einer unbeschädigt und nur ein Prozent des 7.000 Kilometer langen Rohrnetzes betriebsfähig.
Die kriegsbedingten Schäden am Rohrnetz konnten bis zum Jahresende 1945 provisorisch repariert werden. Nicht zu lösen war der Kohlemangel und die schnelle Reparatur der Gasbehälter. Die Alliierte Kommandantur ordnete die Einstellung der Gasproduktion in drei Gaswerken ab September 1945 an, jeweils ein Werk im sowjetischen, amerikanischen und britischen Sektor. Trotzdem gelang es bis zum Jahresende 1945 in 15 der 20 Bezirke Berlins eine halbwegs funktionierende Gasversorgung sicherzustellen. Ende 1946 waren wieder 44 Prozent der Vorkriegskapazitäten der Gasproduktion, 88 Prozent des Rohrnetzes und 11.000 öffentliche Gaslaternen in Betrieb.[8]
Als politische Antwort auf die Währungsreform der Westmächte veranlasste die Sowjetunion die Sperrung aller Land- und Wasserwege zwischen den Westzonen und Berlin. Die Berlin-Blockade führte zur Einrichtung der Berliner Luftbrücke ab dem 26. Juni 1948. Das lebenswichtigste Transportgut war neben Lebensmittel Kohle, vor allem für die Aufrechterhaltung der Gas- und Stromversorgung. Am 26. Juni 1948 ordnete die amerikanische Militärregierung die Abtrennung der Gasversorgung West-Berlins an. Mit der Gründung der Berliner Gaswerke (Gasag) am 26. März 1949 im Westsektor erfolgte die organisatorische und rechtliche Trennung der Gasversorgungsbetriebe, die mehrere Jahrzehnte andauern sollte.[9]
Hinweise, dass GASAG in der Zeit des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter eingesetzt hat, liegen nicht vor.[10] Rheinmetall-Borsig hatte auf dem Gelände der GASAG in der Bernauer Straße 96 ein großes Lager mit Namen „Wohnheim West“ errichtet.[11] Im Jahr 2000 zahlte GASAG zusammen mit anderen ehemals öffentlichen Versorgungsunternehmen in Berlin vier Millionen Mark in die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ der deutschen Wirtschaft ein.[12]
Gasversorgung im Ostteil der Stadt (1949–1990)
Der Ost-Teil der Berliner Gaswerke wurde am 1. Januar 1956 in den Volkseigenen Betrieb (VEB) Gasversorgung Berlin umgewandelt. Die Zuständigkeit für den Betrieb wechselte vom Magistrat zum DDR-Ministerium für Kohle und Energie (und im April 1958 wieder zurück).
Bereits Mitte der 1950er-Jahre fiel die Entscheidung, einen Scheibengasbehälter in Lichtenberg zu bauen und Ost-Berlin an das Stadtgas-Verbundnetz der DDR anzuschließen. Der Gasbehälter wurde im Oktober 1961 übergeben, die Ferngasleitung und die Übernahmestation erst Ende 1962. Die Eigenproduktion sank nach 1964 über die Jahre und betrug 1973/1974 noch 40 Prozent, 1978 knapp 15 Prozent des Gesamtbedarfs in Ost-Berlin.
Das Politbüro des ZK der SED fasste im Januar 1977 den Beschluss, die Gasversorgung der Hauptstadt bis 1985 auf Erdgas umzustellen. Die vollständige Umstellung wurde nach zwölf Jahren im Oktober 1990 erreicht. Die VEB Gasversorgung Berlin wurde mit Wirkung zum 1. Januar 1979 mit dem VEB Energieversorgung zum VEB Energiekombinat Berlin (Elektrizität-, Fernwärme- und Gasversorgung) vereinigt.
Gasversorgung im Westteil der Stadt (1949–1990)
Der West-Teil der Berliner Gaswerke, seit 1964 Berliner Gaswerke (GASAG) geschrieben, wurde wie in der Vorkriegszeit als städtischer Eigenbetrieb geführt. Die Gasag war somit als Sondervermögen aus der allgemeinen Verwaltung der Stadt herausgelöst und wirtschaftete eigenständig.
Die Anfangsjahre bis 1952 waren von Aufbauarbeiten bestimmt. Durch den Verbleib der einstigen Hauptverwaltung im Ost-Teil der Stadt existierten keinerlei Arbeitsunterlagen und Rohrnetzpläne. Die Insellage West-Berlins zwang die Gasag zur Forcierung der Eigenerzeugung von Gas. Das Gaswerk Mariendorf wurde ab 1952 mit Hilfe von Mitteln des European Recovery Programs (Marshallplan) in vier Ausbaustufen modernisiert.
Die Modernisierungsmaßnahmen wurden 1959 im Gaswerk Charlottenburg fortgesetzt. Hierbei stand die Schaffung von Speicherraum zur Sicherstellung der Versorgung in den abnahmestarken Wintermonaten im Vordergrund. Im Jahr 1965 ging in Charlottenburg die erste Leichtbenzinspaltanlage zur Gaserzeugung in Betrieb. Der Anteil des aus Kohle gewonnenen Gases in West-Berlin sank kontinuierlich, bis im April 1980 die letzte, in Mariendorf eingesetzte Kohleentgasungsanlage abgeschaltet wurde. Der Ausbau der Werke Mariendorf und Charlottenburg machte es möglich, 1953 das stark kriegsbeschädigte Gaswerk Tegel und 1966 Neukölln außer Betrieb zu nehmen.[13]
Neben der Eigenproduktion von Gas aus Kohle und Mineralölprodukten wurde seit den 1960er-Jahren zusätzlich der Bezug von Erdgas erörtert. Dagegen sprach die damit zusammenhängende größere Abhängigkeit, die im Krisenfall die Versorgung West-Berlins gefährdet hätte. Durch die Entspannung in der Ostpolitik konnte 1983 ein Vertrag zwischen der Ruhrgas AG und der sowjetischen Außenhandelsgesellschaft V/O Sojuzgasexport unterzeichnet werden, der West-Berlin in sowjetische Erdgaslieferungen einbezog. In Folge dessen wurde eine Ferngasleitung über die Tschechoslowakei eingerichtet und am 1. Oktober 1985 das erste sowjetische Erdgas in das West-Berliner Netz eingespeist. Die westliche Stadthälfte folgte damit dem Ostteil der Stadt, der bereits seit 1979 mit Erdgas versorgt wurde.[14]
Wiedervereinigung und Privatisierung (1991–1998)
Das VEB Energiekombinat wurde nach dem Mauerfall von der Treuhandanstalt am 1. Mai 1990 in die Energieversorgung Berlin AG (Strom- und Wärmeversorgung) und die BEAG Berliner Erdgas AG umgewandelt. Um die betriebliche Vereinigung von GASAG und BEAG voranzutreiben, kaufte das Land Berlin, vertreten durch die GASAG, am 7. November 1991 von der Treuhandanstalt 51 % der Anteile der BEAG. Die GASAG erhielt auf der Grundlage des Kommunalvermögensgesetzes zugleich die restlichen 49 % Anteile. Damit bestanden zwar weiterhin zwei Gasversorgungsbetriebe in Berlin, aber die gleiche personelle Besetzung der Unternehmensleitungen sorgte für eine einheitliche Geschäftspolitik.
Nach schwierigen Verhandlungen mit den Betriebsräten und Gewerkschaften wird am 25. Juni 1992 der städtische Eigenbetrieb GASAG in die GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft umgewandelt. Das von einer Unternehmensberatung erstellte Konzept „GASAG 2000“ wird im Oktober 1992 den Führungskräften und Belegschaftsvertretern beider Häuser präsentiert. Es geht von einer Fusion und dem Aufbau einer „kundenorientierten, flexiblen und ergebnisorientierten Organisationsstruktur“ mit sechs eigenständigen Niederlassungen als dezentrale Einheiten aus. Am 11. Juni 1993 verschmilzt die BEAG durch Aufnahme mit der GASAG. Die neue GASAG wurde das größte kommunale Gasversorgungsunternehmen Westeuropas mit rund 835.000 Gasabnehmern, einem Rohrnetz von rund 6.685 km Länge und 3.800 Mitarbeitern.[15]
Wegen der drastischen Minimierung der jahrzehntelang gewährten Zuschüsse des Bundes für das Land Berlin, hatte sich der Berliner Senat im Sommer 1993 zum Verkauf von GASAG-Aktien entschlossen. Die Privatisierung der GASAG erfolgte in zwei Phasen: In der ersten Phase wurden Aktienanteile von jeweils 11,95 Prozent an die Ruhrgas AG und die RWE Energie AG (April 1994), die Bewag (Juni 1994) sowie 12,95 Prozent an die VEBA Energiebeteiligungs-GmbH verkauft (Juni 1995). Das Land Berlin konnte mit 51,2 Prozent verbleibendem Eigenanteil weiterhin als Mehrheitsaktionär agieren. Die chronische Finanznot des Landes Berlin führte in der zweiten Phase zur vollständigen Privatisierung der GASAG. Nach einem intensiven Bieterwettbewerb erhielten am 6. Februar 1998 die Gaz de France 38,16 Prozent und die Bewag 13,04 Prozent der GASAG-Anteile. Damit endete die Geschichte der städtischen Gasversorgung im 151. Jahr nach ihrem Beginn.[16]
Im Frühjahr 1991 begann die Umstellung des Westteils Berlin auf Erdgas, die im Jahr 1996 vorfristig beendet wurde. Ab Februar 1993 wurden die Stadtgas-Erzeugungsanlagen schrittweise stillgelegt und im Mai 1995 beziehungsweise Mai 1996 die Gaswerke Charlottenburg und Mariendorf außer Betrieb genommen. Die Sanierung der Rohrnetze und die systematische Beseitigung von Leckstellen bildeten im Westteil bis 2000 und im Ostteil bis 2003 den Schwerpunkt der weiteren technischen Arbeiten.
Umgestaltung des Unternehmens (1999–2006)
Vor dem Hintergrund millionenschwerer Verluste der letzten Jahre kam es 1999 zu einem tiefgreifenden Sanierungsprogramm, das nicht nur bis zum Jahr 2003 die Anzahl der Konzernbeschäftigten von 2.450 halbieren sollte, sondern auch zu einer kompletten Neugliederung der Unternehmensstruktur führte.[17] Nach harten Debatten schlossen Vorstand und Betriebsrat im April 1999 eine Vereinbarung zum Interessenausgleich und zum Sozialplan ab, in der betriebsbedingte Kündigungen nicht generell ausgeschlossen wurden. Die zusätzlich ausgelobte Sonderprämie für das freiwillige, schnellentschlossene Ausscheiden („Goldener Handschlag“) wurde von rund 450 Mitarbeitern angenommen.
In den Jahren 1999 bis 2001 gründete die GASAG vier Tochtergesellschaften aus, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und am Drittmarkt neue Leistungen anzubieten. Den Anfang bildet am 1. September 1999 die Tochtergesellschaft BAS Berliner Abrechnungs- und Servicegesellschaft (heute BAS Abrechnungsservice) für Kundenservice- und Abrechnungsdienstleistungen.[18] Die unternehmenseigene Informationsverarbeitung wurde 2000 in die mit dem Berliner Stromversorger Bewag (heute Vattenfall Europe) neu gegründeten Tochter BerlinDat Gesellschaft für Informationsverarbeitung und Systemtechnik (heute Vattenfall Europe Information Services) ausgelagert.[19] Im Frühjahr 2001 gliederte die GASAG ihr Wärmegeschäft in die GASAG WärmeService aus, um zukünftig neben Erdgas mehr aus Erdgas gewonnen Wärme abzusetzen. Idee war es neben Industrie- und Gewerbekunden auch Privatkunden Anlagen- und Betriebsführungscontracting anzubieten. Der vierte ausgelagerte Unternehmensbereich war 2001 die BEGA.tec Berliner Gasanlagen und Messtechnik für technische Dienstleistungen.
Mit der Übertragung eines 80 Prozentanteils an dem Regionalversorger Erdgas Mark Brandenburg GmbH (EMB) in Potsdam in 2001 von der Gaz de France betätigte sich die GASAG zum ersten Mal außerhalb von Berlin. Die EMB, die neben 116.000 Endkunden sieben Stadtwerke und einen Regionalversorger im Land Brandenburg beliefert, erwarb in den Jahren 2003 bis 2006 Minderheitsbeteiligungen an den HSW Havelländische Stadtwerke in Werder (Havel), der Gasversorgung Zehdenick, der EVO Erdgasversorgung Oranienburg und den Stadtwerken Brandenburg.
Im Januar 2006 gründeten GASAG und EMB die Konzerntochter NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg. Die NBB ist als unabhängiger Netzbetreiber für das Leitungsnetz der GASAG, EMB und HSW zuständig und bietet Dienstleistungen bundesweit an.
Entwicklung seit 2007
GASAG hat im Jahr 2007 das Strategieprojekt GASAG 2015 gestartet. Das Unternehmen will sich strategisch auf Wachstum im Wettbewerb ausrichten und ein führender, deutschlandweiter Partner für Energiedienstleistungen und Energieeffizienz werden. Im Jahr 2008 wurde nach Abschluss der konzeptionellen Arbeiten mit der Umsetzung der Wachstumsoptionen begonnen. Diese betreffen den Speicherausbau, den Vertrieb in Fremdmärkten, Trading, Erneuerbare Energien, Contracting, Smart Metering und Netze.[20]
Im Heimatmarkt Berlin hat GASAG seit Oktober 2006 mehr als 40.000 Kunden an Wettbewerber verloren. Der Marktanteil bei Heizgas liegt bei ungefähr 87 %. Zur Kompensation der Verluste sollen bis 2013 25 % des Gasabsatzes (ca. fünf Milliarden kWh) außerhalb des Heimarktmarktes und 25 % des Umsatzes (heute 95 %) außerhalb des bisherigen Kerngeschäftes Erdgasvertrieb realisiert werden.[21] Nach eigenen Angaben wurden mit Stand August 2009 deutschlandweit Verträge mit einem Gesamtvolumen von über einer Milliarde kWh abgeschlossen.[22]
Im Rahmen der Wachstumsziele hat Gasag Anfang 2008 zur Erweiterung des Kerngeschäftes 74,9 % der Anteile an der Stadtwerke Forst, einem Querverbundsunternehmen mit den Sparten Gas, Strom, Wärme und Wasser erworben. Die Direktvermarktung von Produkten wurde 2008 in der Tochtergesellschaft DSE Direkt-Service Energie gebündelt. Die zum 1. Oktober 2007 erworbene Gesellschaft NGT Neue Gebäudetechnik wurde 2008 in die NGT Contracting und die NGT Service getrennt. GASAG plant weiteres Wachstum durch Zukäufe und den Erwerb von Beteiligungen.
Wirtschaftliche Entwicklung (seit 1990)
GASAG AG (nach HGB) 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Umsatzerlöse in Mio. EUR 383 463 499 456 431 411 499 654 611 660 649 731 965 787 925 918 Gasabsatz in TWh 10,9 12,8 15,7 14,5 14,3 14,8 15,0 17,0 17,8 17,9 18,2 17,8 17,5 15,9 16,1 17,4 Jahresüberschuss in Mio. EUR −69 −54 −22 −50 −46 −45 27 55 57 60 54 50 49 49 34 55 Bilanzsumme in Mio. EUR k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 874 915 907 902 922 983 1.075 1.631 1.600 Eigenkapital in Mio. EUR k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 471 513 516 513 509 505 504 490 510 Eigenkapitalquote in Prozent 42 k.A. k.A. k.A. 35 k.A. k.A. 54 56 57 57 55 51 47 30 32 Cashflow lfd. Tätigkeit in Mio. EUR k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 47 65 72 62 46 106 −0,1 58 241 Die GASAG hatte nach der Verschmelzung von Alt-GASAG und BEAG eine Reihe von strukturellen Problemen: Die alte GASAG wurde jahrzehntelang als kommunaler Betrieb geführt und erheblich subventioniert. Auf Grund der Insellage Berlins musste die seit den 1960er-Jahren steigende Heizgasnachfrage durch eine eigene, teure Gasproduktion gedeckt werden. Die Kosten wurden aus politischen Gründen nicht an den Verbraucher weitergegeben. Zudem entstanden dem Eigenbetrieb wegen des Speicherbaus in den 1980er-Jahren Finanzverbindlichkeiten, die auf die GASAG übertragen wurden. Zu diesen westlichen Altlasten kam der teilweise sehr schlechte technische Zustand des Gasnetzes im Ostteil der Stadt, der entsprechend hohe Aufwände für die Sanierung und Leckstellenbeseitigung nach sich zog. Im Kern war das Unternehmen auf Grund der Größe und der jahrzehntelang geprägten Mentalität schwerfällig bis unbeweglich.
GASAG-Konzern (nach IFRS) 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Umsatzerlöse in Mio. EUR 910 1.035 1.181 1.004 1.178 1.141 Gasabsatz in TWh 26,1 25,5 24,8 22,5 21,8 22,1 Jahresüberschuss in Mio. EUR 54 50 49 78 93 91 Bilanzsumme in Mio. EUR 2.893 2.873 2.451 2.466 2.391 2.368 Eigenkapital in Mio. EUR 625 624 647 678 702 760 Eigenkapitalquote in Prozent 22 22 26 27 29 32 Cashflow lfd. Tätigkeit in Mio. EUR 144 106 224 96 145 321 Das Unternehmen wies bis 1999 jährlich hohe Jahresfehlbeträge aus. Die hohen Aufwendungen für die Sanierung des Niederdrucknetzes, die beschleunigte Erdgasumstellung im westlichen Versorgungsgebiet und die Bildung von Rückstellungen für den Rückbau von Stadtgaserzeugungsanlagen führten 1994 zu einem Jahresfehlbetrag von 134,7 Mio. DM. Obwohl im Jahr 1995 erheblich mehr Gas verkauft wurde, lag der Fehlbetrag bei 105,9 Mio. DM. Der hohe Fremdkapitalbedarf und die hohen Bankverbindlichkeiten führten 1996 zu einem negativen Zinsergebnis von knapp 90 Mio. DM. Die Darlehenslast war so hoch, dass für die weitere Entwicklung des Unternehmens wenig Spielraum blieb. Um den stetig wachsenden Schuldenberg teilweise abtragen zu können, setzte die GASAG den Erdgasspeicher in einem Sale-Lease-Back-Geschäft ein. Dabei floss dem Unternehmen Liquidität zu, ohne auf den Speicher verzichten zu müssen. Die Bankschulden konnten um 439 auf 856 Millionen Mark gesenkt werden. Trotzdem belastete weiterhin der hohe Fremdkapitalanteil zur Finanzierung der Investitionen den Zinsaufwand.[23]
Die Eigenkapitalquote sank von 52 % im Jahr 1992 bis auf 35 % im Jahr 1998. Zerwürfnisse innerhalb des Vorstands und zwischen Aufsichtsrat und Vorstand führten 1998 zu einem Umbau des Vorstands.[24] Vor dem Hintergrund einer extrem angespannten wirtschaftlichen Situation und einer drohenden Insolvenz kam es 1999 zu einem tiefgreifenden Sanierungsprogramm und dem Beginn einer grundlegenden Veränderung der Konzernstruktur.
GASAG und BEAG hatten im Jahr 1991 zusammen 4.216 Mitarbeiter und zum Zeitpunkt der Fusion noch knapp 3.800 Mitarbeiter. Die Zahl sank durch Vorruhestandsregelungen bis 1998 auf 2.450 ab. Durch die Umsetzung der 1999 am „Runden Tisch“ zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern getroffenen Entscheidungen und den Umbau der GASAG konnten die Kosten deutlich reduziert werden. Ein weiterer, wesentlicher Schritt der wirtschaftlichen Gesundung war ein Ende 2000 durchgeführtes Sale-and-lease-back-Geschäft, bei dem das Gasnetz veräußert und anschließend wieder zurückgemietet wurde. Erstmalig im Jahr 2000 konnte GASAG einen Jahresüberschuss ausweisen und in 2001 Dividenden an die Anteilseigner ausschütten. Aus dem ehemaligen Eigenbetrieb des Landes und Gaserzeuger hatte sich ein zunehmend agiler Erdgasendverteiler entwickelt, der über seine Tochtergesellschaften Dienstleistungen anbot und in neue Geschäftsfelder investierte.[25]
In den Jahren 2003 und 2004 war die Unternehmensentwicklung weiter stabil. Der Gasabsatz und der Anteil am Wärmemarkt wurde sukzessive gesteigert. Das Jahresergebnis 2005 und teilweise auch 2004 wurde durch den Erdgasspeicherunfall erheblich belastet. Im Zuge des intensiveren Gas-zu-Gas-Wettbewerbs hat GASAG in der Zeit von 2006 bis 2009 ca. 13 Prozent des Heizgasmarktes an Wettbewerber verloren. Gleichzeitig wurden auf dem externen Markt in Kiel, Lübeck und Nordrhein-Westfalen neue Kunden gewonnen. Im Zuge des Strategieprogramms GASAG 2015 bleibt das Kerngeschäft der Vertrieb von Gas und Wärme. Der Dienstleistungsbereich wie zum Beispiel Kundenservice und Abrechnung oder die Beratung und der Bau von Energieanlagen wurde in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die Tochterunternehmen agieren in den entsprechenden Wettbewerbsmärkten weitgehend selbstständig.
Konzernstruktur
Tochtergesellschaften
Durch die Gründung von Tochtergesellschaften sowie durch den Erwerb von Beteiligungen reagierte die GASAG auf den zunehmenden Wettbewerb im Energiemarkt. Zu den Konzerntöchtern gehören:[26][27]
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anteilUmsatz 2008
(Mio. Euro)Mitarbeiter
(31. Dez. 2009)BAS Abrechnungsservice GmbH & Co. KG, Berlin Kundenservice- und Abrechnungsdienstleistungen 100 % 25,3 387 BEGA.tec GmbH, Berlin Wartung und Instandsetzung energietechnischer Anlagen; Zählermanagement 100 % k.A. 220 DSE Direkt-Service Energie GmbH, Berlin Verkauf von Produkten und Dienstleistungen der Energiewirtschaft und Haustechnik 100 % k.A. 36 EMB Erdgas Mark Brandenburg GmbH, Potsdam Vertrieb und Handel mit Energie 75,09 % 343 53 GASAG WärmeService GmbH (GWS), Berlin Planung, Errichtung und Betrieb von Energie- und Wärmeversorgungsanlagen 100 % 62,8 17 NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg GmbH & Co. KG, Berlin Betrieb Netze, Dienstleistungen 83,5 % 278,3 345 NGT Contracting GmbH, Essen Energie-Contracting 100 % k.A. 14 NGT Service GmbH, Erfurt Anpassung Gasgeräten, Hausanschluss- und Zählerservice 100 % k.A. 94 SpreeGas Gesellschaft für Gasversorgung und Energiedienstleistung mbH, Cottbus Erdgasversorgung, Energiedienstleistung 41,5 % 120,1 83 Stadtwerke Forst GmbH, Forst (Lausitz) Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Fernwärme 74,9 % k.A. 27 umetriq Metering Services GmbH, Berlin Entwicklung einer Messsystemtechnologie 100 % k.A. 6 Anteilseigner
Anteil Anteilseigner 36,85 % E.ON Ruhrgas AG, Essen 31,575 % Gaz de France International S.A.S, Paris 31,575 % Vattenfall Europe AG, Berlin Die Anteilseigner der seit 1998 vollständig privatisierten GASAG sind die zum E.ON-Konzern gehörende E.ON Ruhrgas, die zum international tätigen Energieversorgungskonzern GDF Suez gehörende Gaz de France sowie die Tochtergesellschaft Vattenfall Europe des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall.
Die E.ON kündigte am 12. August 2009 an, ihre Tochter Thüga Aktiengesellschaft, München an eine Gruppe um die Mainova aus Frankfurt am Main, die N-ERGIE aus Nürnberg, die Stadtwerke Hannover und das Betreiberkonsortium KOM9 zu verkaufen.[28] Das Bundeskartellamt hat diesem Verkauf am 1. Dezember 2009 zugestimmt.[29] Der GASAG-Anteil der Thüga ist von diesem Verkauf nicht betroffen. E.ON parkt den Anteil bei der E.ON Ruhrgas.[30]
Unternehmensführung
Der Vorstand der GASAG besteht aus zwei Mitgliedern. Olaf Czernomoriez, seit 1993 im Unternehmen und seit 2003 Mitglied des Vorstands, ist zuständig für die Bereiche Kaufmännisches (Finanzen, Controlling, Unternehmensentwicklung, Einkauf), Recht und Stab IV-Konzernstrategie. Andreas Prohl, seit 1999 im Unternehmen und seit 2002 Mitglied des Vorstands, ist zuständig für die Bereiche Vertrieb, Technik, Personal, Speicher und Stab Konzernkommunikation.
Der Aufsichtsrat besteht neben dem Vorsitzenden Karl Kauermann aus 15 Mitgliedern:[31]
- als Vertreter der Anteilseigner: drei Vertreter für Gaz de France, drei Vertreter für Vattenfall Europe, ein Vertreter für E.ON Ruhrgas
- als Vertreter der Arbeitnehmer: Stellvertretender Vorsitzende Andreas Otte, sechs Angestellte des Konzerns, ein unternehmensunabhängiger Vertreter der Gewerkschaft
Engagement im Bereich Umwelt
Das Land Berlin und die GASAG haben im Mai 2006 einen fünfjährigen Kooperationsvertrag „Klimaschutz und Luftreinhaltung“ geschlossen, in dem sich GASAG verpflichtet den jährlichen CO2-Ausstoß um 52.000 Tonnen zu reduzieren.[32] Über den Kooperationsvertrag hinausgehend, setzt sich die GASAG mit dem Ende 2007 aufgesetzten Programm „Berlin verpflichtet“ für die Anwendung bewährter und innovativer Erdgastechnologien in Gebäuden und im Verkehr ein. Bis 2015 will GASAG den jährlichen CO2-Ausstoß um über eine Million Tonnen senken.[33] GASAG unterstützt damit das Ziel des Senats, bis 2020 die CO2-Emissionen in Berlin gegenüber dem Stand von 1990 um 40 Prozent zu vermindern. Die Hauptstadt produziert jährlich rund 25 Millionen Tonnen CO2.
GASAG ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE), ein Interessenverband zur Verbreitung und Weiterentwicklung von umweltschonenden Erdgas-Anwendungen.
Dezentrale Energieversorgung
Die GASAG fördert den Ausbau dezentraler Blockheizkraftwerke, die sich in verschiedene Größenklassen unterscheiden lassen. Im oberen Leistungssegment werden Blockheizkraftwerke etwa für die Versorgung von Siedlungen und Großverbrauchern eingesetzt. Die Gesellschaft GASAG Wärmeservice bietet der Wohnungswirtschaft sowie Industrie- und Gewerbebekunden dazu Contracting-Modelle an.
Im mittleren Segment fördert GASAG seit 2004 die Einführung von Mini-Blockheizkraftwerke (Mini-Kraft-Wärme-Kopplung).[34] Dies sind Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen) mit einer Anschussleistung von 0 bis 50 kWel. Im Gegensatz zu thermischen Wärmekraftwerken, die nur auf Stromproduktion ausgelegt sind, wird bei KWK-Anlagen durch die gleichzeitige Abgabe von Strom und Wärme ein sehr viel höherer Nutzungsgrad erreicht. Durch KWK kann somit Brennstoff eingespart werden.
Im unteren Leistungssegment, den Mikro-KWK-Anlagen, liefern „stromerzeugende Heizungen“ in Ein- und Zweifamilienhäuser sowie im Kleingewerbe Strom und Wärme. Mit dem so genannten „WhisperGen“ ging im Juli 2006 die erste für ein Einfamilienhaus entwickelte Mikro-KWK-Anlage Berlins in Betrieb. Mit Stand August 2009 haben 32 Geräte in einem Feldtest ihre Alltagstauglichkeit bewiesen. Die WhisperGen-Serienproduktion beginnt in der zweiten Jahreshälfte 2009 in Spanien. GASAG will als deutscher Vertriebspartner die Anlagen in Deutschland in hoher Stückzahl vertreiben.[35]
Regenerative Energien
Die GASAG-Gruppe hat eine erste Biogasanlage in Rathenow errichtet. Die neun Millionen Euro teure Anlage wird ab dem dritten Quartal 2009 pro Jahr ca. 44 Millionen kWh Biomethan in das Erdgasnetz und ca. 2.315 MWh Elektroenergie aus dem Blockheizkraftwerk in das öffentliche Stromnetz einspeisen. Die Anlage in Rathenow soll auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie Mais und Roggen arbeiten, die künftig von Landwirten speziell für die Produktion von Biomethan angebaut werden. Die Leistung der Anlage reicht zur Versorgung von etwa 250 Einfamilienhäusern und trägt zu einer CO2-Emissionsminderung von 20.000 Tonnen pro Jahr bei. Weitere sieben Biogasanlagen sind in Planung. Die nächste Inbetriebnahme einer weiteren Anlage ist im Jahr 2010/2011 vorgesehen.[36]
Die GASAG fördert seit 2007 im Rahmen der Solarthermie-Kampagne „Erdgas+Solar XXL“ die Installation großer Solarkollektoranlagen (über 20 Quadratmeter Kollektorfläche) an gasversorgten Bestandsgebäuden oder Neubauten.[37]
Innovative Technologien
GASAG fördert die Umrüstung und den Neukauf von Erdgasfahrzeugen. Der Einsatz von Erdgas als Kraftstoff hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt. Ende 2008 fuhren in Berlin ca. 2.850 gegenüber 732 Erdgasfahrzeugen Ende 2003. Der Absatz stieg von 20 Mio. kWh im Jahr 2003 auf 70,5 Mio. kWh Erdgas im Jahr 2008, davon 59,5 Mio. kWh an 14 öffentlichen Gastankstellen.[36] Mit rund 200 erdgasbetriebenen Fahrzeugen betreibt GASAG die größte Flotte in Berlin. Seit 2006 fahren fünf Erdgasbusse der BVG im regulären Liniendienst, die an einer betriebseigenen Tankstelle betankt werden. Die BSR hat seit 2002 50 gasbetriebene Müllwagen im Einsatz.
Die GASAG mischt ab Herbst 2009 an ihren Erdgastankstellen dem Kraftstoff pro Jahr rund 23 Mio. kWh Biogas bei. Das entspricht rund einem Drittel des Absatzes von über 70 Mio. kWh. Durch die Beimischung erfüllt GASAG vorfristig die Anforderungen aus der Selbstverpflichtung der deutschen Gaswirtschaft, ab dem Jahr 2020 dem Kraftstoff Erdgas bis zu 20 Prozent Biogas beizumischen.
Die mit Erdgas betriebene Wärmepumpe ist eine weitere CO2-reduzierende Technologie. In einem zweijährigen, bundesweiten Feldtest bis 2008 wurden mit insgesamt 22 Gaswärmepumpen Erfahrungen im Praxisbetrieb gesammelt. Die GASAG erprobte in Berlin acht Geräte, die im Vergleich zur Brennwerttechnik eine Energieeinsparung um rund 20 Prozent ergaben. Die Erkenntnisse fließen in die Entwicklung einer nächsten Gerätegeneration ein, die im Herbst 2009 der GASAG für weitere Tests zur Verfügung stehen soll.[38]
Berliner Einrichtungen mit Bezug zur GASAG
Erdgasspeicher
Die GASAG verfügt in der Glockenturmstraße im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf über einen Untergrundspeicher, der für rund 1,1 Milliarden m³ Erdgas zugelassen ist. Der Aquiferspeicher befindet sich etwa 800 Meter tief unter einem Gebiet, das westlich des Berliner Olympiastadions beginnt und sich bis in den Grunewald und die anliegenden Gewässer erstreckt.[39]
Der Speicher wurde auf Verlangen der westlichen Alliierten gebaut, bevor West-Berlin, das bis dato sein Gas auf dem Stadtgebiet selbst herstellte, russisches Erdgas über Ferngasleitungen beziehen durfte. Der Speicher war für den Verbrauch West-Berlins eines Jahres bemessen und wurde ab September 1992 genutzt. Heute dient der Speicher, zu dem Bohrungen aus vier unterschiedlichen Standorten niedergebracht sind, zur Abdeckung des saisonalen Bedarfs. Sein Volumen sichert etwa ein Fünftel des heutigen jährlichen Gasverbrauchs in Berlin. Zur Erweiterung des Speichers auf seine zulässige Gesamtkapazität werden bis Anfang November 2009 zwei Tiefbohrungen durchgeführt.[40]
Gaslaternen-Freilichtmuseum
→ Hauptartikel: Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin
1978 wurde von der Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr in Zusammenarbeit mit der GASAG das Gaslaternen-Freilichtmuseum eröffnet. Die Ausstellung befindet sich in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs Tiergarten und ist mit 90 historischen Exponate aus 25 deutschen und 11 weiteren europäischen Städten die größte seiner Art in Europa.
Abbau der Berliner Gasbeleuchtung
Der vorher von der GASAG durchgeführte Betrieb, Wartung und Reparatur der Gasleuchten wurde im Januar 2001 privatisiert und auf die Firma AT.Lux übertragen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung plant den Großteil der wesentlich im Westteil der Stadt stehenden ca. 44.000 Gaslaternen[41] durch elektrische Leuchten zu ersetzen. Grund dafür sind geplante Einsparungen in Millionenhöhe bei Verbrauch und Wartung. Erhalten bleiben sollen die sogenannten „Schinkelleuchten“, von denen ca. 5.600 überwiegend in touristischen Bereichen stehen. In einem ersten Schritt sollen bis 2013 mit einem Aufwand von 25 Mio. Euro ca. 8.400 Peitschenlampen ausgetauscht werden. In einem zweiten Schritt ab 2014 ist der Abbau von weiteren 30.000 Gasleuchten geplant.[42] Eine Initiative zum Erhalt der Gasleuchten hat sich am 1. März 2009 gegründet.[43]
Das Shell-Haus
→ Hauptartikel: Shell-Haus
Die vorher an sechs Standorten über Berlin verteilten Abteilungen der GASAG zogen im April 2000 in die neue Hauptverwaltung im Shell-Haus. Das Shell-Haus ist ein unter Denkmalschutz stehendes Bauwerk am Reichpietschufer. Es entstand von 1930 bis 1932 nach einem Entwurf des Architekten Emil Fahrenkamp. Der fünf- bis zehngeschossige Bau ist eines der ersten Stahlskelett-Hochhäuser Berlins und gilt als eines der bedeutendsten Bürohäuser der Weimarer Republik.
Mitte März 2011 verabschiedete sich das Unternehmen vom Shell-Haus und ist in ein neues Hauptgebäude im Hackeschen Quartier gezogen.[44] Der neue gemietete Unternehmenssitz am Henriette-Herz-Platz 4 ist ein energieeffizientes Gebäude. Größter Mieter mit insgesamt 8.500 m² ist die GASAG AG mit verschiedenen Tochtergesellschaften und dem Kundenzentrum. Die Tochtergesellschaft NBB hat zusätzlich 5.000 m² gemietet.[45]
Gasometer Schöneberg
→ Hauptartikel: Gasometer Schöneberg
Der Gasometer Schöneberg ist die Bezeichnung für einen bis Januar 1995 genutzten, denkmalgeschützten Niedrigdruckgasbehälter im Ortsteil Schöneberg. Auf dem von GASAG 2007 verkauften Gelände soll das „Europäische Energie Forum“ (EUREF) entstehen, eine interdisziplinäre Plattform rund um das Thema Energie. Kernstück des Vorhabens ist die Errichtung einer privaten Energieuniversität.[46][47]
Öffentliche Wahrnehmungen
Positive Wahrnehmungen
Als traditionsreiches Unternehmen Berlins sieht sich GASAG in einer gesellschaftlichen Verantwortung und fördert Kultur, Sport, Soziales und Natur in der Hauptstadt. Die GASAG hat sich 1997 für Kultursponsoring[48] entschieden, um Zielgruppen, die mit der klassischen Werbung nicht erreichbar sind, anzusprechen und den Imagetransfer zu nutzen. Schwerpunkt ist der Nachwuchsbereich in der bildenden und darstellenden Kunst. Eine Studie der Fachhochschule Potsdam stellte fest, dass „die GASAG ihre Ziele mit dem Kultursponsoring weitgehend erreicht. Insbesondere die Stiftung und Verleihung von Preisen sind ein hervorragendes Instrument im Bereich der Kundenpflege. Für die Mitarbeiterkommunikation sind die eingesetzten Instrumente jedoch nur bedingt geeignet.“[49]
Der GASAG-Kunstpreis wurde mit der Universität der Künste Berlin entwickelt und war von 1998 bis 2001 ein Preis zur Förderung von Meisterschülern. Nach einer fünfjährigen Zusammenarbeit mit der Universität wurde die Kooperation Ende 2001 beendet. Mit dem neuen Partner Kunstfabrik am Flutgraben e. V. wird der Kunstpreis seit 2002 jährlich als Nachwuchsförderpreis verliehen.[50]
Unter dem Titel „Kunst im Bau“ werden im Shell-Haus seit 2002 die Flure, Treppenhäuser und Verkehrsflächen auf insgesamt sechs Etagen künstlerisch gestaltet. Auf diese Weise ist eine Sammlung mit aktuellen Werken zeitgenössischer Kunst entstanden.[51]
Die Neuköllner Oper führt alle zwei Jahre den von der GASAG gestifteten Kompositionswettbewerb Berliner Opernpreis durch. Der Opernpreis würdigt junge Komponisten für überzeugende kompositorische und musiktheatralische Gestaltungen. Gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendtheater GRIPS vergibt GASAG jährlich in einem Nachwuchs-Autorenwettbewerb für das zeitgenössische Kindertheater den Berliner Kindertheaterpreis.[52] Für das 2003 initiierte Sozialsponsoringprojekt ACADEMY, eine Bühnenkunstschule für Berliner Jugendliche, erhielt die GASAG im Jahr 2007 den Deutschen Kulturförderpreis.[53]
GASAG ist seit 1995 Hauptsponsor des Eishockey-Clubs Eisbären Berlin im Profi- und Juniorenbereich. Die Eisbären gewannen in den Jahren 2005, 2006, 2008 und 2009 den Meistertitel in der Deutschen Eishockey Liga. Das Team spielt in der im September 2008 eröffneten Multifunktionsarena O2 World, bei der GASAG Gründungspartner und Energielieferant ist.
Darüber hinaus fördert GASAG seit Beginn des Jahres 2009 das Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin am Teufelssee im Grunewald. GASAG erhielt 2008 den Deutschen Multimedia Award für den kreativen Internet-Auftritt GASAG-City[54] und wurde 2008 und 2009 vom TÜV Süd für hervorragende Servicequalität zertifiziert.[55]
Negative Wahrnehmungen
Gasunglücke
Am 8. Dezember 1995 entfernte ein betrunkener Wohnungsinhaber den Verschluss zu einer Gasleitung. Es kam in der Glienicker Straße in Köpenick zur Explosion und sieben Verletzten.[56] Das schwerste Gasunglück in der Nachkriegsgeschichte Berlins ereignete sich im August 1998 in Steglitz. Bei der Explosion eines Mietshauses kamen sieben Menschen ums Leben. Tatverdächtigt war ein 13-jähriger Junge, dem seine Schuld nie zweifelsfrei bewiesen werden konnte.[57] Die Staatsanwaltschaft ermittelte im August 2000 gegen Unbekannt wegen versuchten Mordes. Die Gasleitung im Keller eines Hauses in Charlottenburg wurde manipuliert und neun Menschen zum Teil schwer verletzt.[58] Ein Selbstmörder manipulierte im Januar 2005 eine Gasleitung in einem Haus in Oberschöneweide. Die Explosion zerstörte das viergeschossige Haus und führte zu zwei Verletzten.[59]
Bei Reinigungs- und Wartungsarbeiten kam es am 23. April 2004 auf dem Sondenplatz des GASAG-Erdgasspeichers zu einer Explosion mit Folgebrand. Drei Personen erlitten schwere Verletzungen.[60] Nach einem von der Berliner Staatsanwaltschaft beauftragten Gutachten wurde die Explosion durch den Einsatz von Wasserstoffperoxid zur Reinigung an einem in 900 Meter Tiefe gelegenen verstopften Filter ausgelöst. Aus dem Wasserstoffperoxid hat sich im Bohrloch Sauerstoff abgespalten, der sich mit dem Erdgas zu einem zündfähigen Gemisch vereinigte. [61] Rund zweieinhalb Jahre nach der Explosion hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Geldauflagen abgeschlossen. Den Verantwortlichen sei zwar vorzuwerfen, dass sie die Gefahr einer Explosion falsch eingeschätzt hätten. Sie hätten sich aber ernsthaft bemüht, das Gefahrenpotenzial zutreffend zu bewerten und Unfälle zu vermeiden.[62] Der Speicherbetrieb wurde wieder aufgenommen, weil die Explosionsursache auf einen technischen Fehler hinweist, nicht aber die Sicherheit des Speichers in Frage stellt.
Preispolitik
GASAG ist auf Grund von zwei Preiserhöhungen im Jahr 2006 stark in die Kritik geraten. Nach GASAG-Angaben gingen 41.000 Beschwerdebriefe ein. Fast alle diese Kunden erklärten, ihre Rechnung nur unter Vorbehalt zu zahlen. 3.000 Kunden kürzten ihren Rechnungsbetrag.[63] Die Verbraucherzentrale Berlin strengte wegen unbilliger Preiserhöhungen eine Sammelklage beim Berliner Landgericht an. Das Landgericht hat im Juni 2006 entschieden, dass die GASAG-Preiserhöhung zum 1. Oktober 2005 unrechtmäßig und damit unwirksam war.[64] Dieses Urteil wurde vom Kammergericht am 28. Oktober 2008 bestätigt. Im Revisionsverfahren hat der Bundesgerichtshof (BGH) noch kein Urteil gefällt.
In einem anderen Fall entschied der BGH am 15. Juli 2009 über die Gültigkeit einer Preisanpassungsklausel, die die GASAG von Mai 2005 bis Ende 2006 in fast allen Verträgen mit ihren Heizgaskunden verwendet hat. In dieser Zeit erhöhte die GASAG zwei Mal die Gaspreise. Der BGH vermisste in der Formulierung die ausdrückliche Pflicht, den Preis gegebenenfalls auch nach unten zu korrigieren und erklärte die Klausel für unwirksam.[65] Kunden, die nur unter Vorbehalt die erhöhten Preise gezahlt hätten, können nach Meinung der Berliner Verbraucherzentrale eine Erstattung der zu viel gezahlten Gaspreise verlangen. Die Verbraucherzentrale erwartet von der GASAG darüber hinaus, dass die Rückzahlung für alle Kunden gilt. Die GASAG entgegnet, dass Rückforderungsansprüche seitens der Kunden nicht bestehen. Der BHG habe keine Entscheidung getroffen, ob dem klagenden Einzelkunden Rückforderungsansprüche zustehen und ob sein Gaspreis angemessen war. Die Angemessenheit der Preiserhöhungen sei allerdings in einer Vielzahl von Gerichtsverfahren vor Berliner Gerichten bestätigt worden. Die GASAG habe Preiserhöhungen immer nur in dem Umfang vorgenommen, in dem die Vorlieferanten ihr gegenüber den Gaspreis erhöht hätten. Dies sei für jede Erhöhung von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer begutachtet worden. Hätte die GASAG eine vom BGH unbeanstandete Preisanpassungsklausel verwandt, hätten ihre Kunden zu keiner Zeit einen anderen Preis bezahlt.[66]
Das Bundeskartellamt hat ein im Jahr 2008 durchgeführtes Preismissbrauchsverfahren gegen GASAG in Bezug auf das Jahr 2007 eingestellt, da ein Preismissbrauch für diesen Zeitraum nicht festgestellt werden konnte. Die GASAG hat laut Bundeskartellamt in beträchtlichem Umfang eigene gestiegene Gasbezugskosten nicht an die Endkunden weitergegeben. Die Ermittlungen in Bezug auf das Jahr 2008 wurden aufgrund der Besonderheiten des Berliner Gasmarktes sowie der von GASAG angebotenen wettbewerbsfördernden Maßnahmen und der Zusage, eine Preissenkung bereits auf den 1. Februar 2009 vorzuziehen, ebenfalls eingestellt.
Literatur
- Hilmar Bärthel: Die Geschichte der Gasversorgung in Berlin. GASAG (Hrsg.), Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1997, ISBN 978-3875846300
- GASAG: Berlin verpflichtet: Dezentrale Energieversorgung als Chance. Berlin 2007 (PDF; 478 kB)
- GASAG: Geschäftsbericht 2008, ISSN 1439-6114, (PDF 3,2 MB)
- Brigitte Jacob: Emil Fahrenkamp: Bauten und Projekte für Berlin. Jovis Verlag, Berlin, ISBN 978-3939633310
- Landesarchiv Berlin: Öffentliches Findbuch für das Jahr 2006, B Rep. 155, Berliner Gaswerke (GASAG). Landesarchiv, Berlin 2006 (PDF; 676 kB)
- Ulrike Schuster: Chronik der Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft 1994-2005. GASAG (Hrsg.), Trurnit & Partner Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3980698672
Weblinks
Commons: Gasag – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Bärthel, S. 16ff.
- ↑ Bärthel, S. 24ff.
- ↑ Bärthel, S. 78
- ↑ Bärthel, S. 79
- ↑ Bärthel, S. 80/81
- ↑ Bärthel, S. 81–89
- ↑ Bärthel, S. 90–96
- ↑ Bärthel, S. 97–106
- ↑ Bärthel, S. 107–109
- ↑ Bernhard Bremberger: Forschung zur Zwangsarbeit in Deutschland
- ↑ Klaus Neitmann (Hrsg.): Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. Ab Band 45. Zeitschrift für vergleichende und preussische Landesgeschichte: Band 53; ISBN 978-3598232022, Verlag K G Saur, S. 227/279
- ↑ Berliner Zeitung: BSR, BVG und Bewag zahlen NS-Entschädigung, 19. Dezember 2000
- ↑ Bärthel, S. 136–151
- ↑ Landesarchiv: Findbuch S. 5
- ↑ Bärthel, S. 161–163
- ↑ Schuster: S. 17/18 und 75–78
- ↑ Berliner Zeitung: Gasag-Vorstand plant den Abbau von mehr als 1000 Arbeitsplätzen, 23. März 1999
- ↑ Welt: Gasag gliedert ihren Abrechnungs-Service aus, 1. Juli 1999
- ↑ Schuster: S. 106-110
- ↑ GASAG: Geschäftsbericht 2008, S. 4, 35/36
- ↑ GASAG: Geschäftsbericht 2008, S. 4
- ↑ GASAG: GASAG deutschlandweit erfolgreich, 20. August 2009
- ↑ Ewald B. Schulte: Gaspreise sinken in Westberlin. In: Berliner Zeitung. 17. Juni 1997.
- ↑ Warmer Winter verhagelt erste Gasag-Bilanz nach Privatisierung. In: Tagesspiegel. 20. März 1998.
- ↑ Jan Jurczyk: Die GASAG hat noch viel vor. In: Berliner Morgenpost. 29. Juli 2002.
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- ↑ GASAG: Geschäftsbericht 2009, S. 119
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- ↑ GASAG: GASAG sieht keinen Raum für Rückforderungen, 15. Juli 2009
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