- Hans Weidemann
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Hans Jakob Weidemann (* 22. Mai 1904 in Essen; † November 1975) war ein deutscher Propagandist zur Zeit des Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Weidemann, Sohn eines Tischlermeisters[1], studierte mit Hilfe eines Stipendiums zehn Semester an der Kunstakademie Düsseldorf.[2] Er trat bereits Ende der 1920er Jahre der NSDAP (Mitgliedsnr. 97.362) bei. Ab 1930 war Weidemann Progandaleiter im Gau Essen-Ruhr und ab 1932 stellvertretender Gauleiter unter Josef Terboven. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war Weidemann ab März 1933 Referent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP). Im November 1933 wurde Weidemann bei der Reichskulturkammer Präsidialrat und bekleidete diese Funktion auch in der Reichskammer der bildenden Künste, wo er zusätzlich Vizepräsident war. Bei der NS-Organisation Kraft durch Freude (KdF) leitete Weidemann 1934 vorübergehend das Kulturamt, wurde jedoch auf Anordnung von Adolf Hitler von diesem Posten wieder entfernt. Hintergrund für diese Maßnahme war Weidemanns Sympathien für sogenannte Entartete Kunst.[3] Weidemann war Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP.[2]
Ab Juni 1935 leitete Weidemann das Referat Redaktion im (RMVP) und war danach an der der Herstellung der Wochenschau im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda maßgeblich beteiligt. Zudem wurde Weidemann im August 1935 Leiter der Fachschaft Film in der Reichsfilmkammer und bereits drei Monate später Vizepräsident der Reichsfilmkammer.[3] Weidemann hatte die künstlerische Oberleitung zu Jugend der Welt, einem NS-Film über die Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen (Regie: Carl Junghans und Herbert Brieger). Dieselbe Funktion kam ihm beim Film Verräter (Regie: Karl Ritter, 1936) zu. 1937 und 1939 führte Weidemann zusammen mit Junghans und Lothar Bühle Regie beim NS-Film Jahre der Entscheidung, zwischenzeitlich (1938) auch mit Junghans und Gert Stegemann bei Die große Zeit.
Im April 1938 trat Weidemann der SS bei (Mitgliedsnr. 293.074). Ab August 1941 war Weidemann Kriegsberichterstatter bei der Waffen-SS. Für den antibritischen Propagandafilm Anschlag auf Baku (Regie Fritz Kirchhoff, 1940/41), an dessen Herstellungsleitung er beteiligt war, schrieb er zusammen mit Hans Wolfgang Hillers das Drehbuch. Im Juli 1943 erschien die von ihm verfasste Denkschrift Vorschläge zur Einleitung einer Propagandaschlacht an allen Fronten.[3] 1944 leitete Hans Weidemann die Waffen-SS-Propaganda-Einheit Südstern. Seit 1944 war Weidemann mit Henri Nannen befreundet und als SS-Obersturmführer, Ortskommandant von Bevilacqua (Venetien) in der Provinz Verona.[2]
Nach Kriegsende
Nach Kriegsende lebte Weidemann alias „Hans Wallraff“ zunächst in Carolinensiel in Friesland und arbeitete als Maler. Weidemann wurde 1950 als Mitläufer in Hamburg, auch aufgrund von Persilscheinen von Künstlern, entnazifiziert.[2] 1962 war Weidemann Pressechef beim Strumpfhersteller Opal und veranstaltete mit Heinz Fehling Schönheitswettbewerbe.[4] Von 1964 bis 1970 arbeitete Weidemann bei der Zeitschrift Stern.[3] In den 1970er Jahren war Weidemann Bundeswettbewerbsleiter der „Stern“-Aktionen „Jugend forscht“ und „Jugend trainiert für Olympia“.[5] Weidemann ließ sich 1970 von seiner Tätigkeit beim Stern beurlauben und zeigte sich in Hamburg und Verona selbst an. Hintergrund waren Vorwürfe des Journalisten Gerhard Löwenthal, Weidemann hätte während des Zweiten Weltkrieges Kenntnis von Hinrichtungen nach Sabotagetageaktionen durch Partisanen bei Bevilacqua gehabt beziehungsweise sei an diesen indirekt beteiligt gewesen. Auch Nannen soll laut Löwenthal davon gewusst haben. Die Vorwürfe gegen Weidemann und Nannen bestätigten sich jedoch nicht.[2] Der Rechtsstreit führte schließlich zu einem Vergleich:
„Untersagt wurde dem ZDF zu behaupten,
- Weidemann sei In Bevilacqua für Verhör und Hinrichtung von Partisanen verantwortlich gewesen,
- Weidemann trage die Verantwortung für den Tod eines unbeteiligten jungen Mannes nach der Brückensprengung Im Gebiet von Bevilacqua.
- Weidemann sei an den Vorgängen in Bevilacqua beteiligt gewesen,
- Nannen könne ‚aus der Kenntnis von diesen angeblichen Kriegsverbrechen‘ und Weidemanns ‚Stern‘-Engagement ‚ein Vorwurf gemacht werden‘.“[6]
Literatur
- Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 ?. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-59617153-8.
Weblinks
- Hans Weidemann in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Hans Weidemann auf www.filmportal.de
- Hans Weidemann in Verbindung mit Heinz Fehling
Anmerkungen
- ↑ Degeners Wer ist's, 1935, S. 1698.
- ↑ a b c d e Affären / Weidemann – Derart belastet; in: Der Spiegel, Ausgabe vom 14. Dezember 1970, S. 88–89.
- ↑ a b c d Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2007, S. 586.
- ↑ Industrie/Opal – Die letzte Masche. In: Der Spiegel, Ausgabe vom 15. August 1962, S. 22ff., (pdf)
- ↑ Diese Woche im Fernsehen. In: Der Spiegel, Ausgabe vom 2. August 1976, S. 151f, (pdf)
- ↑ ZDF/Stern – Knüppel und Sack; in: Der Spiegel, Ausgabe vom 4. Januar 1971, S. 52f
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