Kronberg (Adelsgeschlecht)

Kronberg (Adelsgeschlecht)
Wappen der Ritter von Cronberg im Scheiblerschen Wappenbuch
Burg und Stadt Kronberg, Blick von Mammolshain
Schlacht bei Kronberg 1389

Die Herren von Kronberg (auch Cronberg) waren ein Reichsrittergeschlecht, das von etwa 1220 bis zum Aussterben der männlichen Linie 1704 seinen Stammsitz auf der Burg Kronberg im Taunus über der heutigen Stadt Kronberg im Taunus hatten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft

Stammvater war der 1194 urkundlich erwähnte Walter von Hescheburnen. Die Familie besaß eine kleine Motte in Eschborn. 1252–1399 teilte sie sich in die drei Stämme Kronenstamm, Flügelstamm und Ohrenstamm. Otto I. von Eschborn aus dem Kronenstamm verlegte 1230 seinen Sitz auf die neu erbaute Burg Kronberg und nannte sich fortan von Cronberg. Ab etwa 1250 nahm auch der Flügelstamm dort seinen Sitz.

Kronberger Fehde

Hauptartikel: Kronberger Fehde

Am 16. Februar 1389 erklärten Johann, Walther und Frank von Kronberg zusammen mit ihren Verbündeten, dem Grafen Ulrich V. von Hanau und anderen Rittern, der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main die Fehde. Hinter dem Konflikt standen zum einen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im Rhein-Main-Gebiet zum anderen die sozialen Umschichtungen am Ende des Mittelalters, als Ritter und niederer Adel gegenüber aufkommendem Bürgertum und dem hohen Adel, der mit dem Territorialisierungsprozess an Macht gewann, abzusinken drohten. Ein Symptom dieser Auseinandersetzungen war das Raubrittertum, das Geleitzüge städtischer Kaufleute überfiel. Am 14. Mai besiegten die verbündeten Adeligen die Frankfurter Streitmacht in der Schlacht bei Eschborn und nahmen über 620 Frankfurter Bürger gefangen, darunter alle Bäcker und einen der beiden Bürgermeister. Gegen ein Lösegeld von 73.000 Gulden ließen sie die Gefangenen frei. Die Stadt schloss daraufhin ein Bündnis mit den Kronbergern und band sie so in ihre Politik ein: 1394 verpflichtete sie Hartmut von Kronberg als Amtmann für die Frankfurter Dörfer mit Sitz in Bonames, 1395 verbündete sie sich auch mit Johann von Kronberg.

Frühe Neuzeit

Hartmut XII. von Cronberg, ein Cousin des Franz von Sickingen, hatte diesem bei dessen Angriff auf Trier und Worms beigestanden. 1522 belagerte deshalb eine Koalition aus dem Trierer Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads, Ludwig von der Pfalz und dem Landgrafen Philipp dem Großmütigen Stadt und Burg Kronberg und erzwang deren bedingungslose Kapitulation. Hartmut XII. floh. Landgraf Philipp hielt Kronberg in den folgenden Jahren besetzt und es wurde 1526 unter ihm lutherisch. 1540 schloss Philipp eine zweite morganatische Ehe mit dem sächsischen Hoffräulein Margarethe von der Saale, noch zu Lebzeiten seiner Frau. Mit dieser Bigamie handelte sich Philipp politisch weitreichende Schwierigkeiten ein. Deshalb musste er unter anderem 1541 Burg und Stadt Kronberg an Hartmut XII. zurückgeben. Das geschah aber unter der Bedingung, dass die lutherische Reformation erhalten bliebe.

Bedeutung

Die Familie zählte zum Rheinischen Ritterkreis.[1]. 1617 erlosch mit dem Tod des Johann Eberhard von Kronberg, Vicedominus des Rheingaus und Mainzer Erbtruchsess, der Flügelstamm derer von Kronberg. 1618 wurden die Kronberger in den Freiherrnstand erhoben, 1630 zu Grafen. 1632 erhielten die Kronberger Rothenberg im Odenwald zu Lehen.

1704 starb die Familie mit dem Tod des Johann Nicolaus von Cronberg (letzter des Kronenstamms) aus. Die Herrschaft Rothenberg fiel an die von Degenfelds, die Herrschaft Kronberg an Kurmainz.

Wappen

Blasonierung: Geviert; Feld 1: In Rot eine goldene Krone, Feld 2 und 3: In Silber vier (2:2) blaue Eisenhütlein, Feld 4: Rot. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine schwarze Disteldolde.[2] Im Scheiblerschen Wappenbuch sind die Felder spiegelbildlich vertauscht, das Wappen ist also gewendet dargestellt; des Weiteren sind die Helmdecken bei Scheibler schwarz-silbern.

Bedeutende Familienmitglieder

Siehe auch Stammliste des Hauses Kronberg

Literatur

  • Helmut Bode: Hartmut XII. von Cronberg, Reichsritter der Reformationszeit, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-7829-0356-0
  • H. Gensicke: Die von Kronberg. In: Nassauische Annalen 98 (1987).
  • Walther Möller: Zur Genealogie der von Cronberg. In: Nassauische Annalen 45, 1916/17, S. 223–229.
  • Markwart Mueller-Hillebrand: Cronberg: Geschichte eines Rittergeschlechts., Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1950
  • Wolfgang Ronner: Die von Kronberg und ihre Frauen: Begegnungen mit einem Rittergeschlecht, ISBN 3-7686-6035-4
  • Wolfgang Ronner: Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg. Kronberg 1981, ISBN 3-9800322-1-3.
  • Wolfgang Ronner: Die Herren Von Kronberg und ihr Reichslehen 1189–1704. Regesten und ergänzende Texte. Kramer, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-7829-0507-5.
  • C. Frh. Roth von Schreckenstein: Geschichte der ehemals freien Reichsritterschaft in Schwaben, Franken und am Rheinstrome. Bd. 2, 1859ff, S. 594.

Einzelnachweise

  1. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. 4. Auflage. München 1992, S. 319.
  2. Nach Siebmachers Wappenbuch Tafel 124.

Weblinks

 Commons: Kronberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kronberg — heißen: Kronberg im Taunus, eine Stadt im Hochtaunuskreis (Rhein Main Gebiet), nordwestlich von Frankfurt am Main Kronberg im Holzland, Ortsteil der Gemeinde Winhöring, Landkreis Altötting, Bayern Kronberg (Bergen), Ortsteil der Gemeinde Bergen,… …   Deutsch Wikipedia

  • Stammliste des Hauses Kronberg — Wappen der Ritter von Cronberg im Scheiblerschen Wappenbuch Stammliste des Hauses Kronberg mit den in der Wikipedia vertretenen Personen und wichtigen Zwischengliedern. Bei vielen Mitgliedern des Hauses Kronberg sind das Geburts und Sterbejahr… …   Deutsch Wikipedia

  • Rumpenheim (Adelsgeschlecht) — Die Herren von Rumpenheim waren ein deutsches Adelsgeschlecht mit Sitz in Rumpenheim, heute Stadtteil von Offenbach am Main. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Namensträger 3 Einzelnachweise 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Eppstein (Adelsgeschlecht) — Das Wappen der Eppsteiner im Scheiblerschen Wappenbuch Die Herren von Eppstein waren ein deutsches Uradelsgeschlecht und stammten von den seit 1107 nachweisbaren Herren von Hainhausen (auch Herren von Hagenhausen genannt) im Rodgau ab. Ihr… …   Deutsch Wikipedia

  • Hartmuth — ist der Vorname von: Hartmuth XII. von Cronberg (1488–1549), Anhänger Luthers und Wegbereiter der Reformation in Süddeutschland, siehe Kronberg (Adelsgeschlecht) Peter Hartmuth Spohr (1828–1921), preußischer Artillerie Offizier und Autor… …   Deutsch Wikipedia

  • Burggrafschaft Friedberg — Stadt und Burg Friedberg im 17. Jahrhundert. Stich von Matthäus Merian. Die Burggrafschaft Friedberg war ein Territorium des Heiligen Römischen Reichs. Sie entstand im späten Mittelalter aus der Burgmannschaft der Reichsburg Friedberg in Hessen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Schneidhain — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Falkenstein (Taunus) — Burgruine Falkenstein Die Burg Falkenstein im Jahr 2001. Blick auf Tor und Bergf …   Deutsch Wikipedia

  • Wetterauische Grafenbank — Der Wetterauer Grafenverein war ein Zusammenschluss gräflicher Häuser mit dem ungefähren geografischen Zentrum in der Wetterau. Er entstand in der frühen Neuzeit und bestand formal bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Adelsgeschlechter A–M — Diese Liste umfasst nur Adelsgeschlechter im deutschen Sprachraum (Deutschland, Österreich, Schweiz und teilweise Polen und Italien), die schon in der deutschsprachigen Wikipedia enthalten sind. Ausländische Geschlechter, die nicht in den… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”