Hugo Julius

Hugo Julius
Faktura von Albert Meyer - Inhaber Hugo Julius - von 1918

Hugo Julius (* 15. September 1870 in Hamburg; † 21. Mai 1949) war ein deutscher Berufsfotograf in Hannover.[1]

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Lehre und Wanderschaft

Hugo Julius absolvierte seine Fotografen-Lehre bei seinem Onkel Ignaz Julius, der in Hamburg in der Straße Große Bleichen ein eigenes Atelier betrieb. Der Onkel stellte noch Fotos als Daguerreotypien her, nutzte anfangs auch noch das Kollodium-Nassplatten-Verfahren.[2]

Nach seiner Lehre und einer langen Wanderschaft nahm Julius seinen Wohnsitz in Hannover.[2]

Braunschweig und Hannover

Um 1900: Carte de Visite von Albert Meyer aus seiner Hannover-Zeit

Im Jahr 1900 heiratete Hugo Julius Clara Abbelona Koch. 1904 wurde er Teilhaber am renommierten Atelier des Hoffotografen Albert Meyer[1], der sein Atelier in der vornehmen Georgstraße 24 betrieb, „vis-à-vis dem Hoftheater“.[3]

„Aus seiner Braunschweiger Zeit“ liegt eine Anekdote über ein missglücktes Foto des Schriftstellers Wilhelm Raabe vor: Dieser habe sich erst nicht fotografieren lassen wollen, dann aber auch nicht richtig positionieren können, und, als es endlich soweit war - bekam Hugo Julius einen Hexenschuss. Raabe soll daraufhin gebrummt haben: „I c h habe es ja nicht gewollt!“[4][5]

In der Zeit der Teilhaberschaft mit Albert Meyer bekam das Ehepaar Julius drei Kinder: Ilse (* 1907), Kurt (* 1909) und Käthe (* 1910).[1] Tochter Katja heiratete später den Filmregisseur Rudolf Jugert.[6][7]

1912[8] kaufte Julius von Albert Meyer auch dessen Anteile und wurde damit zum Alleininhaber[9], führte den berühmten Firmennamen »Albert Meyer« jedoch bis mindestens 1918 weiter mit dem Zusatz „Inhaber: Hugo Julius“.[10]

Georgstraße 38, zuvor Hausnummer 24, ehemaliger Eingang zur „Schauhalle“ und den Ateliers von Albert Meyer und Hugo Julius

Das vergleichsweise riesige Atelier, daß im Erdgeschoss mit „Meyer's Wärmehalle“ lockte,[11] in der Georgstraße 24 wurde durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde das Atelier im Juni 1943 zerstört.[12] Erhalten hat sich nur (unter der heutigen Hausnummer 38) die Fassade des Erdgeschosses.[13] Auch das Ausweichatelier im Nachbargebäude, mittlerweile von dem Sohn Kurt Julius geführt, wurde im Oktober 1943 durch Bomben zerstört.[12]

„Hugo Julius verstarb nach kurzer Krankheit am 21. Mai 1949.“[1][14]

Auszeichnungen

Ungeklärt sind bisher noch die Ernennungen zum Hoffotografen: Während Albert Meyer um 1900 hierzu noch den - 1902 verstorbenen König Albert von Sachsen sowie den „Herzog von Sachsen-Altenburg“ und den Herzog von Sachsen-Meiningen nennen durfte, konnte Hugo Julius neben dem letztgenannten (den er vermutlich mit dem Firmennamen gekauft hatte) noch den „Fürsten zu Lippe-Detmold“ anführen.[15]

Neben zahlreichen anderen Anerkennungen erhielt Hugo Julius 1926 auf der Internationalen Ausstellung 1926 in Zaragoza das „Grand Diploma de Honor“ und wurde mit dieser höchsten Auszeichnung „zum Ehrenmitglied ernannt“.[1][16]

Bekannte Werke

Aus dem in bester Lage unmittelbar gegenüber dem Opernhaus gelegenen Atelier sind Fotografien der Prominenz bekannt, so etwa der Tenöre Blankenhorn oder Stieber-Walter.[2] Neben dem Foto von Wilhelm Raabe im Sessel gibt es eine Studie mit August Waterbeck und eines mit Dr. Richard Strauss und Orchester im unzerstörten Opernhaus im November 1932.[1] In der Eingangs-Schauhalle zum Atelier in der Georgstraße konnten darüber hinaus „alle Personen mit Rang und Namen, nicht zuletzt Mitglieder der Fürstenhäuser [...] auf lichtbildnerischen Kunstwerken betrachtet werden.“[2]

Werdegang der Nachkommen

Sein Sohn Kurt Julius übernahm das Atelier des Vaters, Tochter Ilse Julius betrieb ein eigenes Atelier in Hannover und Tochter Käthe Julius wurde Fotoreporterin und Presseleiterin in der Filmindustrie.[2] Auch die in Hannover geborene Enkelin Claudia Polak arbeitet als selbständige Fotografin.[17]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Claudia Polak: Hugo Julius Vita (siehe Abschnitt „Quellen“)
  2. a b c d e N.N.: Er fotografierte, was Rang und... (s. Literatur).
  3. siehe Rückseite dieser Carte de Visite von Albert Meyer
  4. N.N.: Vergebens bemüht, in: Hannoversche Presse vom 14. September 1970
  5. Ein Foto von Wilhelm Raabe datiert die Enkelin von Julius auf ihrer Webseite auf das Jahr 1905, also die Zeit der Teilhaberschaft an Meyer's Atelier in Hannover. Die Hannoversche Presse schrieb aber über eine „Braunschweiger Zeit“. Da Raabe 1910 in Braunschweig gestorben ist, muss eine „Braunschweiger Zeit“ von Hugo Julius also vor seiner Niederlassung in Hannover liegen, möglicherweise als Teil seiner „langen Wanderschaft“.
  6. Hugo Thielen: Jugert, Rudolf, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 191, online:
  7. Anm.: Claudia Polak erwähnt diese Tochter nicht; möglicherweise handelt es sich auch um eine Falschreibung des Vornamens.
  8. Paul Siedentopf: Das Buch der alten... (s. Literatur)
  9. Anm.: Die Enkelin Claudia Polak schreibt auf ihrer privaten Webseite das Datum 1912 für den Kauf, der Zeitungsausriss auf der selben Seite nennt das Jahr 1908, und im Wikipedia-Artikel zu Albert Meyer wird das Datum 1913 genannt
  10. siehe diese Rechnung von 1918
  11. Volker Kluge: Albert Meyer: Ein deutscher Fotograf und Chronist der ersten Olympischen Spiele, in: Stadion, Bd. 29, Sonderband. Olympic Games · Olympische Spiele · Jeux Olympiques, hrsg. von Andreas Höfer, Manfred Lämmer und Karl Lennartz, 2004, ISBN 3-89665-329-6, S. 88 teilweise online:
  12. a b Claudia Polak: Kurt Julius Vita, online:
  13. Vergleiche dieses Foto der historischen Eingangschauhalle, zur geänderten Hausnummer vergleiche dieses Foto:. Das Gebäude war das ehemalige „Haus Frensdorff/Bühring“, das der Architekt Ludwig Brockmann 1873/74 im Stil der Neorenaissance erbaut hatte (Quelle hierfür: Helmut Knocke, Hugo Thielen: Georgstraße, in: Hannover / Kunst- und Kulturlexikon / Handbuch und Stadtführer, 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, hrsg. von Dirk Böttcher und Klaus Mlynek, Verlag zu Klampen, Springe 2007, ISBN 9-783-934920-53-8, S. 120. Die erhaltene Fassade des Erdgeschosses war in den 1970er Jahren nicht in der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland gelistet.
  14. Anm: Die Hannoversche Presse (siehe Quellen) schrieb jedoch 1948 als Todesjahr.
  15. Vergleiche die Carte de Visite von Meyer um 1900 und die Rechnung von Hugo Julius von 1918
  16. Anm.: Unklar ist noch, für welche Gesellschaft die Ernennung „zum Ehrenmitglied“ war
  17. Claudia Polak: Claudia Polak Vita, online:

Literatur

  • Paul Siedentopf: Albert Meyer, in: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, Werkdruck: Culemannsche Buchdruckerei; Druck der vier Kunsttafeln: Gebrüder Jänecke; Einband: Edler & Krische; Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig (1927), S. 144

Quellen

  • Claudia Polak: Hugo Julius Vita, in: Fotokunst in Dritter Generation, online:
  • N.N.: Er fotografierte, was Rang und Namen hatte, in: Hannoversche Presse vom 14. September 1970, online:

Weblinks

 Commons: Hugo Julius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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