- Jasper Hanebuth
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Jasper Hanebuth (* 1607 (getauft am 8. Februar 1607) in Groß-Buchholz bei Hannover; † 4. Februar 1653 in Hannover) war ein Söldner im Dreißigjährigen Krieg und ein Räuber und Mörder.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jasper Hanebuth wurde auf dem „Hof Pieper“ geboren,[2], einem nach einem Wirbelsturm 1831 wieder aufgebauten und heute denkmalgeschützten Fachwerkkomplex am Groß-Buchholzer Kirchweg 72.[3] Er war ein Sohn des Vollmeiers Hans Hanebuth, einem Kötner in Groß-Buchholz.[1]
Jasper Hanebuth wurde im Dreißigjährigen Krieg Söldner in schwedischen Diensten. Noch im Krieg erwarb er das Bürgerrecht der Stadt Hannover, verlor es jedoch bald wieder, da er seine Steuerschulden nicht bezahlte.[1]
Später wurde er Räuber vorwiegend in der Eilenriede, einem Waldgebiet nahe dem heutigen Zoo von Hannover. Seine Überfälle verübte er teilweise zusammen mit anderen, darunter Caspar Reusche und Hänschen von Rode, einem Abkömmling einer alten hannoverschen Patrizierfamilie. Seine Opfer schoss er oft aus der Ferne nieder, ohne zu wissen, ob Geld bei ihnen zu finden sei.
Hanebuth wird als roher Mensch geschildert, dessen Wutanfälle gefürchtet waren. Er gilt als Beispiel für die alltägliche Gewalt und Verrohung der Sitten nach Ende des Dreißigjährigen Krieges. Zu seinen Opfern gehörte auch seine „Räuberbraut“.
Zuletzt verdingte sich Hanebuth als Pferdehändler, bis er wegen eines Pferdediebstahls angezeigt und am 14. Februar 1652 verhaftet wurde. Doch dann gestand er 10 Diebstähle und - 19 Morde.[1] Trotz wiederholter Folterandrohungen, „penibel nach den Regeln der »Hochnothpeinlichen Halsgerichtsordnung«“, im Ratskeller des (Alten) Rathauses, ließen seine Schuldgeständnisse jedoch auch Zweifel aufkommen.[4] Doch nach knapp einem Jahr Haft verurteilte ihn das Halsgericht am 3./4. Februar 1653, „mit dem Rade durch Zerstoßung seiner Glieder vom Leben zum Tode gerichtet zu werden“.[1]
Am 4. Februar 1653 wurde Räuber Hanebuth an der Richtstätte vor dem Steintor durch Rädern hingerichtet.
Nachwirkungen
Hanebuth ist bis heute im Bewusstsein der Hannoveraner präsent:
- Für Jasper Hanebuths 1661 verstorbenen jüngeren Bruder Hinrich schuf der Bildhauer Peter Köster seinerzeit einen Grabstein,[1] der noch heute an der St.Nicolai-Kirche in Bothfeld zu finden ist.[5]
- Etliche Legenden, die sich um den Räuber ranken, lassen sich anhand historischer Quellen jedoch nicht bestätigen; so die Legende, er habe eine Schnur über die Waldchausee gespannt, die mit einem Glöckchen verbunden war, um so angeläutet zu werden, wenn Kaufleute vorbeikamen. Ebenso wenig hatte er sein Zuhause in einer Räuberhöhle in der Eilenriede. Gleichermaßen ist nicht erwiesen, dass er die Armen aus dem nahe gelegenen Dorf Groß-Buchholz mit seiner Beute unterstützt hat.
- Ein Kreuz, das am Beginn des Steintorfeldes bereits aus der Zeit vor der Hinrichtung von Jasper Hanebuth existierte, wurde später fälschlicherweise dem Ereignis zugeordnet, gab aber dann dem 1929 so benannten Weiße-Kreuz-Platz an der Lister Meile seinen Namen.[6]
- Bei „Hanebuths Gang“ Am Hohen Ufer „handelt es sich vermutlich um den Rest eines Durchgangs unter der Stadtmauer zur Leine“,[1] der jedoch nach kurzer Strecke zugeschüttet wurde.[7]
- Noch um die Wende zum 19. Jahrhundert gab es Ansichtskarten mit dem Motiv von „Hanebuth's Block“ am Schiffgraben vor dem seinerzeitigen Eingangsgebäude des Zoos.[8]
- Die 1967 angelegte Straße Hanebuthwinkel in Groß-Buchholz an der Eilenriede beim Steuerndieb erinnert mit ihrer Namensgebung an den Räuber.[1]
- Seit 1991 erinnert die Info-Tafel „Hof Pieper“ am Geburtsgehöft Hanebuths an den Verbrecher.[2]
- Vor dem Geburtshaus von Jasper Hanebuth wurde die Skulptur „Großer Sockeltorso XX“ aufgestellt, eine Arbeit des Bildhauers Waldemar Otto aus dem Jahr 1986 und Leihgabe der Galerie Stübler.[9] Am Betonsockel unterhalb der armlosen Skulptur wurde ein zusätzliches Schild angebracht mit der Inschrift „Räuber Hanebuths letztes Opfer“.[10]
- Bezug auf Hanebuth nimmt der 2010 erschienene Historienroman Die Konkubine des Mörders von Bettina Szrama,[11] in dem Hanebuth „eine Wiederauferstehung als düsterer Romanheld“ erfährt.[4]
Literatur
- Joachim Lehrmann: Räuberbanden zwischen Harz und Weser – Hannover, Braunschweig, Hildesheim – Ein historischer Rückblick. Lehrte 2004, Seite 64–76, ISBN 3-9803642-4-0.
- August Jugler: Der Raubmörder Jasper Hanebuth. Ein Lebensbild aus dem dreißigjährigen Kriege. Nach den Kriminal=Akten, Hahn'sche Buchhandlung, Hannover 1880, 35 Seiten
- Karl Henninger, Johann von Harten, Niedersachsens Sagenborn, August Lar Verlag, 3. Aufl. 1927, S. 15 ff.
- Helmut Zimmermann: Zur Herkunft des Raubmörders Jasper Hanebuth, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 41 (1987), S. 31–38
- ders.: Hanebuth ... (Jasper u. A.), in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 149, 206, 408; teilweise online: über Google-Bücher
- ders.: Hanebuth, Jasper, in: Stadtlexikon Hannover, S. 252
- Simone Benne: Hannovers Raubmörder Hanebuth und sein sagenhafter Nachruhm, Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) vom 19. Februar 2010
Weblinks
Commons: Jasper Hanebuth – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Helmut Zimmermann: Hanebuth, Jasper, in: Stadtlexikon Hannover, S. 252
- ↑ a b Infotafel „Hof Pieper“ vom Pinkenburger Kreis
- ↑ Gerd Weiß: Groß-Buchholz, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 74ff.; sowie Groß-Buchholz, in Anlage: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 01.07.1985, S. 17
- ↑ a b Simone Benne: Hannovers Raubmörder Hanebuth und sein sagenhafter Nachruhm, HAZ vom 19. Februar 2010
- ↑ Hugo Thielen: Köster (auch Koster, Kuster, Küster), Peter, in: Stadtlexikon Hannover, S. 361
- ↑ Carl-Hans Hauptmeyer: 1653, in: Hannover Chronik, S. 52
- ↑ Foto von Stefan Arend
- ↑ Ansichtskarte Nummer „283“ von Karl F. Wunder
- ↑ Infotafel zur Leihgabe
- ↑ Inschrift
- ↑ Info der Deutschen Nationalbibliothek
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