Karl Küchlin

Karl Küchlin

Karl Küchlin (* 28. Mai 1864: Geburtsort unbekannt; † 30. Juli 1935 in Basel) war ein deutsch-schweizerischer Unternehmer, Theaterdirektor und Mäzen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Küchlin wuchs als Ziehbruder des nachmaligen Kunstprofessors Max Laeuger in Lörrach auf. Die Familie Läuger soll sich sozial engagiert haben, so dass angenommen werden kann, dass Karl Küchlin vielleicht eine Waise war oder aus sozial schwierigen Verhältnissen stammte. Dass Karl Küchlin später das Wappen des ausgestorbenen Breisgauer Rittergeschlechts derer von Küchlin (Namensgeber des heutigen Ortsteils Kiechlinsbergen von Endingen am Kaiserstuhl und der Küchlinsburg in Waldkirch) verwandte, beweist keine Abstammung, zumal der Name Küchlin mit Abwandlungen wie Kiechle im Breisgau verbreitet ist. Für eine Geburt im Raum Freiburg im Breisgau spricht sein Erwerb von Grundbesitz in Horben.

Auch über die beruflichen Anfänge von Karl Küchlin, die ihn bereits im 19. Jahrhundert zu Wohlstand brachten, ist bislang nichts bekannt. Er entwickelte neben geschäftlichen künstlerische Interessen, wie seine Arbeit als Theaterdirektor und seine Haltung als Kunst-Mäzen zeigen. Das Basler Stadtbuch berichtete über seinen Tod 1935: „Karl Küchlin-Länger (71-jährig), Erbauer des Varieté-Theaters ‚Küchlin‘, vorher langjähriger Leiter des ‚Cardinal‘, der Begründer der Varietékunst in Basel, auch ein international angesehener Kenner des Artistentums“.

Küchlin war mit der Berlinerin Charlotte Länger verheiratet und hatte eine Tochter, Elise (1894–1988), die unverheiratet blieb und sich wie ihr Vater als Mäzenin für Kunst und Kultur einsetzte. Die Familie Küchlin lebte in Basel und im Sommer in der von Karl Küchlin erbauten "Villa Küchlin" in Horben bei Freiburg. Sie liegt auf dem Friedhof am Hörnli begraben.

Das Küchlin-Theater in Basel

Seit der Jahrhundertwende betrieb Küchlin ein Varieté-Theater in Basel (Freie Strasse 36/Falknerstrasse 11, Eigentümer: Brauerei Cardinal). Das Programm stellte er selbst zusammen, es enthielt auch Opern und Operetten. Aufgrund von Streitigkeiten über die Höhe der Miete, aber auch, weil das grosse Zuschauerinteresse einen Ausbau erfordert hätte, sah sich Küchlin ab 1905 nach einem anderen Standort um. 1909 konnte er auf dem Grundstück (Steinenvorstadt Nr. 55/57) einen Theater-Neubau nach seinen Vorstellungen errichten.

Das Küchlin-Theater ist ein Pionierwerk der Eisenbetontechnik mit einer bemerkenswerten Einheit aus Gestaltung und Konstruktion. Der Entwurf der Fassade und der wertvollen Innenausstattung mit hervorragender Akustik stammt von Max Laeuger [1], das Fries an der Fassade von Karl Albiker. Die Fassade und der große Saal des Küchlin wurden 2002/2003 durch den Kanton Basel-Stadt unter Denkmalschutz gestellt. In einem Rechtstreit über die Berechtigung dieses Aktes stellte das Bundesgericht fest, das Theater sei ein bemerkenswerter Bau in der Steinenvorstadt und das Varietétheater sei eines der ältesten heute noch bestehenden der Schweiz. Eine große Bedeutung habe auch die Innengestaltung wegen der Art und Weise, wie das klassische Rangtheater aufgegriffen und der anspruchsvolle Jugendstildekor dem Spielzweck des Gebäudes angepasst wird.

Küchlins Programm fand großen Anklang, und auch die Behörden waren ihm wohlgesinnt. Ab 1918 hatte Küchlin mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die ihn dazu brachten, sein Lebenswerk in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Gleichzeitig übergab er die künstlerische Leitung an J. Adelmann und zog sich aus dem Geschäft zurück. Die Basler Bevölkerung behielt den liebenswerten Mann als „Papa Küchlin“ in Erinnerung. Im Küchlintheater probten später Basler Fasnachtscliquen, bevor das „Küchlin“ als Kino genutzt wurde.

Der Friedrichshof in Horben

Der Friedrichshof in Horben

In einem Brief der Gemeinde Horben [2] von 1908 wird berichtet, Küchlin habe sich „seit 1894 im Bohrertal angesiedelt und fördernd auf die ganze Gegend gewirkt und ein bedeutendes Vermögen bei uns in seinen vielseitigen Unternehmungen angelegt“. Als 1895/1896 die neue Schauinslandstraße eröffnet wurde, hatte er an der Gabelung nach Horben das Hotel „Friedrichshof“ (benannt nach Großherzog Friedrich I. von Baden) mit Gartenwirtschaft durch einen nicht bekannten Architekten erbauen lassen. Das Hotel erfreute sich zunächst wegen seiner günstigen Lage und der angenehm schattigen Gartenwirtschaft großer Beliebtheit. 1921 verkaufte Küchlin es mangels Rentabilität an die Josefine und Eduard Portmann-Stiftung für Wissenschaft und Kunst in Heidelberg. Bereits 1925 erwarb die Stadt Freiburg das Gebäude und betrieb dort bis 1937 ein Kindererholungsheim. Wenn Küchlin in Horben weilte, verwöhnte er die kleinen Insassen mit Schweizer Schokolade. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand dort das ausgebombte Mütter- und Säuglingsheim des Evangelischen Stifts Aufnahme bis 1963. Danach zogen das Amt für Zivilschutz und der Bundesverband für Selbstschutz in das Gebäude ein. Heute wird es privat genutzt.

Das Projekt Villensiedlung im Bohrertal, Horben

Schon vorher hatte Küchlin die bis heute zur „Villa Küchlin“ gehörenden Flächen (25 ha) sowie Quellrechte erworben, mit dem Ziel, eine Villensiedlung auf der „Großmatte“ im Bohrertal zu errichten. Er hatte dazu eine private Wasserleitung vom oberen Bohrertal zum Friedrichshof bauen lassen. 1904 ließ Küchlin durch Max Laeuger ein Modell und Zeichnungen der Villensiedlung anfertigen. Diese Planung bezeichnete Hilde Spenger [3] als eine „günstige Verbindung ästhetischer und praktischer Vorteile“. Das Ganze bilde bei aller individuellen Durchbildung bis ins Einzelne doch einen einheitlichen und durchaus selbstständigen Organismus. Dazu gehörte auch ein Parzellierungsplan von 1909 für eine Bebauung mit 35 Villen, eine „Bauordnung“ und Werbematerial. Küchlin beauftragte den aus Lörrach-Stetten stammenden Maler Hermann Daur, sein Areal in Aquarellen darzustellen und ließ als Werbematerial von diesen Motiven Postkarten drucken. Die Villensiedlung scheiterte am Krieg und – trotz Unterstützung durch die Gemeinde – am Landschaftsschutz.

Die Villa Küchlin in Horben

Die Villa Küchlin in Horben
Gedenkstein in Horben

Inmitten seines im Landschaftsschutzgebiet liegenden Grundbesitzes durfte Küchlin 1923 noch seine Sommerfrische, die „Villa Küchlin“, errichten. Max Laeuger entwarf ein schlichtes, wohlproportioniertes Landhaus (Architektur) in neoklassizistisch-neobarockem Stil sowie eine weitläufige Parkanlage am Westhang des Bohrertales. Der Park ist seit den 1970er Jahren in Wald umgewandelt. Vor dem Eingang der Villa befindet sich ein Gedenkstein für ihren Erbauer. An ihn erinnert auch die Bushaltestelle "Küchlin" an der L 124 (Schauinslandstraße).

Literatur

  • Augustinermuseum Freiburg: Jugendstil in Freiburg: Begleitbuch zur Ausstellung Jugendstil in Freiburg, 2. März–13. Mai 2001, S. 121 u. 158.
  • Kury, Dr. Josef (Hrsg): Horben bei Freiburg - zur Geschichte des Dorfes und des Bohrerwaldes, Villingen
  • Ulrich Maximilian Schumann: Das Phänomen Max Laeuger: Diplomatie im Auftrag der Kunst. Sonderdruck aus: Urs Robert Kaufmann (Hrsg.): Die Schweiz und der Deutsche Südwesten. Oberrheinische Studien, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein e.V., Bd. 25.
  • Hilde Sprenger: Professor Dr.-Ing. e.h. Oberbaurat Maximilian Laeuger (1864–1952): sein Lebensbild. (Diss. Universität Karlsruhe), S. 163, 164.
  • Lorenzo Vasella: Im Küchlin war die Welt in Ordnung.
  • K. Widmer: Neuere Arbeiten von Max Laeuger-Karlsruhe. In: Dekorative Kunst. X., Juni 1907, S. 377 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. hierzu: K. Widmer in: Dekorative Kunst, Juni 1907
  2. Vgl. hierzu: Josef Kury (Hrsg.), Horben bei Freiburg
  3. Vgl hierzu: Hilde Spenger, Prof. Maximilian Laeuger: sein Lebensbild

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