Karl von Roser

Karl von Roser

Karl Ludwig Friedrich Roser, seit 1828 von Roser (* 20. März 1787 in Vaihingen an der Enz; † 27. Dezember 1861 in Stuttgart) war Staatsrat und kurzzeitig Leiter des Außenministeriums im Königreich Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Karl Roser war der Sohn von Friedrich Karl Roser († 1822) aus Köngen, der von 1784 bis 1793 als Oberamtmann in Vaihingen an der Enz, danach bis 1808 in Winnenden und anschließend bis zu seinem Tod als Oberamtmann in Herrenberg wirkte. Karl Rosers Mutter Elisabeth Ludovika war die früh verstorbene Tochter des Geheimen Rats von Kaufmann aus Stuttgart. Seinen ersten Unterricht erhielt Roser bei Präzeptor Breitschwerdt in Ludwigsburg. Danach besuchte er das Gymnasium in Stuttgart und wohnte als sogenannter Kostschüler im Haus des Professors Roth. Während der Ferien hielt Roser sich in der Familie bei seinem Vater und seinen Geschwistern auf. Roser empfand das Haus des Vaters in Winnenden und die bergige Gegend um das Remstal als seine eigentliche Heimat .

Werdegang

Im Jahre 1804 begann Roser auf Wunsch des Vaters ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen, obwohl er selbst ein Studium der Medizin oder der Naturwissenschaften bevorzugt hätte. Seiner Neigung gemäß betrieb er deshalb eigenständige Beobachtungen der Vorgänge in der Natur und besuchte Vorlesungen über allgemeine Zoologie bei Professor Kielmeyer. Zu seinen Freunden aus der Studienzeit zählten die Jurastudenten Ludwig Uhland und Karl Mayer sowie der Medizinstudent Justinus Kerner. Nach seinem kaum dreijährigen Studium bestand Roser das Advokaten-Examen in Stuttgart mit großem Erfolg und wurde am 29. September 1807 als Rechtsanwalt beglaubigt. Nach dem Jurastudium schloss Roser einen Auslandsaufenthalt in Paris an. Neben der Vertiefung seiner Kenntnisse auf dem Gebiet der Rechtsverhältnisse in Frankreich, des Code civil, hörte er auch Vorlesungen von Cuvier. Er reiste weiter nach Südfrankreich, beschäftigte sich dort mit der Fauna des Mittelmeers, kam nach Neapel und zum Vesuv und kehrte über Rom nach Württemberg zurück. Nach einer Hilfstätigkeit als Aktuar in der Oberamtsschreiberstube seines Vaters in Herrenberg ließ er sich als Rechtsanwalt in Stuttgart nieder. Im Jahre 1811 berief König Friedrich nach Durchsicht eines durch Roser beschriebenen Kriminalfalls den Verfasser dieses Berichts in den Staatsdienst. Seit 1815 war er Sekretär beim Kriegsministerium, und ab 1816 bei der Verfassungskommission. Die Beförderung zum Oberregierungsrat im Ministerium des Innern erfolgte 1817. Mit der Ernennung zum Legationsrat 1819 war der Wechsel vom Innen- ins Außenministerium verbunden. Bei der Versetzung ins Außenministerium spielte die Kenntnis fremder Rechtsverhältnisse und Sprachen, namentlich des Französischen, die er sich durch seine Auslandsreise erworben hatte, eine wesentliche Rolle. Im Außenministerium war Roser als Zensor tätig. Zwar gab es in Württemberg eigentlich per Gesetz seit 1817 Pressefreiheit, aber auf Grund der Karlsbader Beschlüsse war auch in Württemberg die Zensur als übergeordnetes Bundesrecht wieder notwendig worden. Es galt, Zeitungsbeiträge zu verhindern, die die Beziehungen insbesondere zu Österreich oder Preußen stören konnten. Weitere Betätigungsfelder Rosers waren die Belange des Zollvereins, die Ausarbeitung von Verträgen mit fremden Staaten zum Schutz der württembergischen Gewerbeinteressen, das Konsulatswesen und die Sorge um württembergische Untertanen im Ausland in verschiedensten rechtlichen Situationen. Im Jahre 1824 erfolgte Rosers Beförderung zum Geheimen Legationsrat und 1845 wurde er Direktor des Staatsarchivs. Nach der im März 1848 ausgebrochenen Deutschen Revolution übernahm das Kabinett Römer die württembergische Regierung, in welcher Roser die Leitung des Departments der auswärtigen Angelegenheiten ausübte. Dies entsprach nach heutigem Verständnis der Position eines Außenministers, ohne dass Roser je den Titel eines Ministers verliehen bekam. Mit dem Ende der Regierung Römer trat Roser in seine frühere Stellung als Direktor und vortragender Rat im Außenministerium zurück und wurde 1851 zum Direktor des Lehenrats ernannt. Nach 45 Jahren im Staatsdienst trat er 1856 in den Ruhestand. Im selben Jahr war er zum Staatsrat erhoben worden. Er stand dem Außenministerium noch bis zu seinem Tod in beratender Funktion zur Verfügung.

Privatleben

Karl Roser war evangelisch und heiratete am 31. Oktober 1814 in Berg die aus Calw stammende Luise Vischer (* 1796; † 1841). Sie war die Schwester von Emilie Vischer (* 1799; † 1881), der Ehefrau Ludwig Uhlands. Beide Schwestern waren Nichten des Landtagsabgeordneten und Stuttgarter Oberbürgermeisters Willibald Feuerlein. Die Freunde Roser und Uhland konnten es über viele Jahre so einrichten, dass sie miteinander in einem Haus wohnten. Aus der Ehe von Karl und Luise Roser entstammten vier Söhne und zwei Töchter, darunter der Marburger Chirurgie-Professor Wilhelm Roser. Ein Ur-Ur-Enkel Karl Rosers ist der Puppenspieler Albrecht Roser.
Die naturwissenschaftlichen Interessen, die sich anfänglich auf die gesamte Natur und Naturgeschichte erstreckten, grenzte Karl Roser schließlich aus Zeitmangel auf ein engeres Gebiet ein. So betrieb er über 30 Jahre intensiv Insektenkunde und beschäftigte sich mit deren Klassifikation, Metamorphosen und Lebensweisen und sammelte Präparationen von etwa 20.000 Insektenarten. Nach zwei Schlaganfällen, die sich 1859 und im Sommer 1861 ereigneten, verstarb der vielseitig interessierte Pensionär kurz nach Weihnachten 1861.

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Königlich-Württembergisches Hof- und Staatshandbuch 1831, S. 32
  2. Königlich-Württembergisches Hof- und Staatshandbuch 1843, S. 32

Literatur

  • Schwäbische Kronik, Nr. 65, 16. März 1862, S. 577 f.
  • Wilhelm Elben: Die Nachkommen des Regierungsrats Carl Friedrich Feuerlein, Schwarzwälder Bote, Oberndorf am Neckar 1966, S. 88 f.


Vorgänger Amt Nachfolger
Joseph Ignaz von Beroldingen Chef des württembergischen Ministeriums (Departements) der auswärtigen Angelegenheiten
1848–1849
Karl von Waechter-Spittler

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