Kirche zum Heilsbronnen

Kirche zum Heilsbronnen
Kirche zum Heilsbronnen

Die neugotische Kirche zum Heilsbronnen im Berliner Ortsteil Schöneberg wurde 1912 einweiht. Im Kriegsjahr 1943 niedergebrannt wurde sie 1956 wieder eingeweiht. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Etwa zwischen 1890 und 1914 entstand als Wohngegend für gehobene Schichten das heutige Bayerische Viertel. Die kirchliche Versorgung durch die Dorfkirche Schöneberg allein reichte nicht mehr aus. Zunächst wurde die Zwölf-Apostel-Kirche gebaut, dann die Apostel-Paulus-Kirche und schließlich neben der Dorfkirche 1910 die Paul-Gerhardt-Kirche.

Nachdem die Königin-Luise-Gedächtniskirche auf dem Gustav-Müller-Platz vollendet war, errichtete Architekt Ernst Deneke nach einem Wettbewerb die neugotische Kirche zum Heilsbronnen in der Heilbronner Straße 20. Am 26. September 1911 erfolgte die Grundsteinlegung für Kirche und Gemeindehaus, am 22. Dezember 1912 die Einweihung der Kirche. 1913 wurde die Gemeinde durch die Abtrennung von Schöneberg selbständig.der Grundstein für die Kirche auf dem letzten freien Grundstück in der Heilbronner Straße 20 gelegt werden. Das für 160.000 Mark erworbene Grundstück wurde ausgewählt, weil es „zwecks kirchlicher Versorgung des großen und vornehmen Viertels zwischen der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und der Apostel-Paulus-Kirche näher dem Viktoria-Luise-Platz gelegen war“. Durch Probebohrungen wurde festgestellt, „dass sich der Boden zu Kirchbauzwecken sowie zur Aufführung von Neubauten gut eignet“. Weil sich auf dem Wiesenstück zuvor eine Quelle befunden haben soll, kann dies bei der Namensgebung für die neue Kirche eine Rolle gespielt haben. Die Baukosten für die Kirche und das Gemeindehaus sollten 360.000 Mark betragen, sie wurden aber um 34 Prozent überschritten. Von 1915 bis 1925 versah Dibelius eine Pfarrstelle an der Kirche, seine erste in Berlin. In der Nacht vom 22. zum 23. November 1943 brannte die Kirche bis auf die Grundmauern nieder. Am 21. Dezember 1956 wurde der neue Kirchraum durch Bischof Otto Dibelius in Anwesenheit von Bundespräsident Theodor Heuss wieder eingeweiht. Beim Wiederaufbau ist im Innern ein moderner Neubau entstanden.

Baubeschreibung

Altar der Kirche zum Heilsbronnen
Orgel der Kirche zum Heilsbronnen

Die T-förmige Anlage besteht aus dem fünfgeschossigen Vorderhaus in geschlossener Bebauung mit Gemeinde- und Wohnräumen, in dessen Mittelteil sich das Portal mit der dahinterliegenden Eingangshalle zur Kirche befindet, worüber sich der Turm erhebt. Die Kirche und das Vorderhaus grenzen bis zum dritten Geschoss aneinander. Die Gebäudeteile beidseitig des Mitteltraktes haben an den Außenachsen Erker, die turmbekrönt sind. Das rückwärtige Quergebäude enthält die einschiffige Saalkirche mit rechteckigem Chor. Der Mauerwerksbau ist mit rotbraunen Ziegeln verkleidet. Die Fassade ist symmetrisch, die Portalzone mit darüber liegendem Kaffgesims ist in der Mitte vorgezogen. Die obere Turmfront hat zwei Pfeilervorlagen und ist mit Blenden gegliedert. Das Glockengeläut besteht aus drei Gussstahlglocken von der Glockengießerfirma Bochumer Verein. Das hohe Satteldach des Turmes mit Giebel zur Straße trägt einen schlanken Dachreiter.

Das Gemeindehaus war durch den Turm bis in den ersten Stock geteilt. Der rechte Torwegeingang bildete den Zugang über den Hof in das erste Geschoss zu den Gemeindesälen und zur Orgel. Da das Orgelwerk bis zur vorderen Hausfront reichte, gab es damals keinen Durchgang im ersten Stock. Vom zweiten bis vierten Geschoss befanden sich Dienstwohnungen über die ganze Breite des Hauses. In der Mitte zwischen den Turmwänden gab es in jedem Stockwerk einen Saal von rund 60 m². Das Haus wurde mit einem Fahrstuhl ausgestattet.

Inneres

Die Vorhalle der Kirche wird von wuchtigen Säulen geziert, in der ab 1922 an der linken Seite das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen von Georges Morin stand. Der Kirchenraum war relativ dunkel, nicht zuletzt wegen der Seitenemporen. Die ließen nur kleinere Fenster im oberen und unteren Teil zu. Auf dem Altar im Halbrund der Apsis standen ein Kruzifix und vier Leuchter. Die Kanzel befand sich an der rechten Seite neben der Sakristei.

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wurde ab November 1955 die Kirche verändert wieder aufgebaut. Die ausgebrannten Emporen wurden abgerissen, sodass die bisherige Aufteilung der Fenster durch die Emporen entfiel und zwölf große durchgehende gotisch-spitzbogige Fenster geschaffen wurden. Der Altarraum mit der Apsis blieb erhalten. Im ersten Geschoss wurde das Haus, das bis dahin zweigeteilt war, verändert. Um einen Durchgang zu den Gemeindesälen zu schaffen, wurde der Orgelbereich, der ursprünglich bis zur Straßenfront reichte, verkürzt. Dennoch gelang es, 1958 eine große Konzertorgel, erbaut von der Firma Schuke einzubauen. Die Gemeindesäle im ersten Geschoss sind mit dem Fahrstuhl erreichbar. Eine durch eine schmiedeeiserne Tür betretbare Taufkapelle wurde im Raum links neben dem Altar geschaffen. Die rechte Seite wurde zur Sakristei umgestaltet.

Die niedrige Vorhalle hat nun eine reich gestaltete Kassettendecke, deren Bemalung die Geschichte des Volkes Israel erzählt. 2004 erfolgte die Einrichtung des vom Vorraum abgehenden Kirchencafès. Über dem Altar in Form eines Sarkophags schwebt eine aus Kupfer gehämmerte Christus-Figur an einem Kreuz aus messingbeschlagener Eiche. Die Kanzel am ersten nördlichen Pfeiler trägt ein aus Messing getriebenes Antependium von Waldemar Otto. Hans Joachim Burgert schuf die zwölf Glasfenster, Lesepult und Osterleuchter, ferner stattete er die Taufkapelle an der Nordseite des Altars aus, deren Wand von den zwölf Aposteln geziert wird, in der Mitte Christus in einer Mandorla.

Literatur

 Commons: Kirche zum Heilsbronnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.

Weblinks

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