Kirill Afanassjewitsch Merezkow

Kirill Afanassjewitsch Merezkow
Marschall der Sowjetunion Kirill Afanasjewitsch Merezkow in Paradeuniform

Kirill Afanassjewitsch Merezkow (russisch Кирилл Афанасьевич Мерецков; * 26. Maijul./ 7. Juni 1897greg. in Nasarjewo, Kreis Saraisk, Gouvernement Rjasan, Russisches Kaiserreich; † 30. Dezember 1968 in Moskau) war ein Marschall der Sowjetunion und Heerführer im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Karriere

Merezkow wurde als Sohn einer armen Bauernfamilie geboren. Von 1904 bis 1912 besuchte er die Elementarschule und arbeitete als Helfer in der elterlichen Landwirtschaft. Nach Abschluss der Elementarschule absolvierte Merezkow von 1912 bis 1915 eine Schlosserlehre und besuchte die Abendschule in Moskau. Nachdem er die Lehre beendet hatte, arbeitete er als Schlosser in Sudogda und ging weiter zur Abendschule, um die Hochschulreife zu erhalten. Gleichzeitig begann Merezkow mit der illegalen Arbeit gegen Krieg und Zarismus mit den Bolschewiki.

Im Jahre 1917 wurde er Mitglied der SDAPR (B) und trat in die Rote Garde ein. Dort wirkte er als Chef des Abteilungsstabes und nahm an der Niederschlagung des Muromer Aufstands der Konterrevolution teil. Als Kommissar einer Abteilung im 227. Wladimirer Regiment im Bestand der 5. Armee wurde Merezkow verwundet. Im Oktober 1918 absolvierte Merezkow einen Lehrgang an der Akademie des Generalstabes, der mehrfach durch Fronteinsätze unterbrochen war. Ab Oktober 1919 war er Gehilfe des Chefs des Stabes der 14. Division der 9. Armee an der Südfront und Chef des Stabes einer Brigade. Vom Sommer 1920 bis Anfang 1921 stand Merezkow an der Südwestfront als Gehilfe des Stabschefs unter Befehl von Alexander Iljitsch Jegorow, (Stabschef N.N. Petin, Mitglied des Kriegsrates J.W. Stalin) in der 1. (Roten)-Reiterarmee unter Semjon Michailowitsch Budjonny (Stabschef S.A. Sotow, Mitglied des Militärrates Kliment Jefremowitsch Woroschilow) in der 4. Kavalleriedivision. Nach dem Abschluss der Akademie im Oktober 1921 diente er als Brigadekommandeur und Chef des Stabes der 1. Tomsker Sibirischen Kavalleriedivision in Belorussland.

Nach dem Ende des Bürgerkrieges wurde Merezkow 1923 Gehilfe des Chefs des Stabes des 15. Schützenkorps im Kaukasus und Stabschef der 9. Don-Schützendivision. Dieser Tätigkeit schloss sich ein Jahr später der Dienst als Leiter der Mobilmachungsabteilung des Moskauer Militärbezirks an. Merezkow stand 1925 als 1. Stellvertreter des Chefs und Kommissar des Stabes des Moskauer Militärbezirks unter Befehl von J.P. Uborewitsch und später A.I. Kork. Danach diente er als Kommandeur und Kommissar der 14. Schützendivision und zeitweilig als Chef des Stabes des Moskauer Militärbezirks. Zwischen den Jahren 1932 und 1935 war Merezkow Chef des Stabes des Belorussischen Militärbezirks und Chef des Stabes der Besonderen Fernöstlichen Rotbannerarmee unter Wassili Konstantinowitsch Blücher. Während des Spanischen Bürgerkrieges diente er von 1936 bis Juni 1937 als Militärberater bei der Republikanischen Regierung Spaniens und wurde anschließend Stellvertreter von Boris Michailowitsch Schaposchnikow als Chef des Generalstabes. Im September 1938 war Merezkow Oberbefehlshaber des Wolga-Militärbezirkes und danach des Leningrader Militärbezirkes. Auf dem XVIII. Parteitag zum Kandidaten des ZK gewählt, diente er im Sowjetisch-Finnischen Krieg 1939/1940 als Oberbefehlshaber der 7. Armee, welche die Mannerheim-Linie durchbrach.

Zweiter Weltkrieg

Im Juni 1940 war Merezkow im Range eines Armeegenerals Stellvertreter des Volkskommissars (Ministers) für Verteidigung, Semjon Konstantinowitsch Timoschenko. Zwei Monate später wurde er Chef des Generalstabes. In der ersten Hälfte des Jahres 1941 wirkte Merezkow als Stellvertreter des Volkskommissars (Ministers) für Verteidigung für Ausbildungsfragen.

Nach dem Beginn des deutschen Krieges gegen die Sowjetunion am 22. Juni 1941 wurde Merezkow zum Vertreter des Oberkommandos (STAWKA) und Berater beim Hauptquartier berufen. Doch nur kurz darauf verhaftete ihn der NKVD und unterzog ihn schwerer Folter. Erst Anfang September wurde Merezkow wieder entlassen und nach dem Kriegseintritt Finnlands (→ Fortsetzungskrieg) mit dem Befehl über die 7. selbständige Armee, welche am Swir den finnischen Truppen entgegentrat, betraut.[1] Während Merezkow an seinem Frontabschnitt erfolgreich verteidigte, brach an seiner linken Flanke die sowjetische 4. Armee des Generals Jakowlew zusammen und zog sich ungeordnet zurück. Damit ergab sich die Gefahr, dass die 7. selbständige Armee durch die deutsche Heeresgruppe Nord im Rücken gefasst werden konnte. Nachdem am 8. November 1941 Tichwin gefallen war, ernannte die STAWKA Merezkow auch zum Befehlshaber der 4. Armee. Bis zum 9. Dezember gelang Merezkow die Rückeroberung Tichwins. Am 17. Dezember formierte die STAWKA aus der 4., 52., 26. und der in Aufstellung befindlichen 59. Armee die Wolchow-Front und unterstellte sie Merezkow. Ihre Aufgabe war die Zerschlagung der deutschen Heeresgruppe Nord und die Wiederherstellung der Verbindung zum belagerten Leningrad. Zur Umsetzung dieser Befehle fehlten den sowjetischen Truppen jedoch die Kräfte.

Von Januar bis April 1942 wurden unter Merezkows Befehl blutige und erfolglose Offensiven gegen die deutschen Truppen geführt (→ Wolchow-Schlacht). Um die Aktionen der Leningrader Front und der Wolchowfront besser zu koordinieren beschloss die STAVKA deren Zusammenlegung unter dem Befehl des Leningrader Frontoberkommandos. Diese Maßnahme brachte jedoch organisatorische Schwierigkeiten mit sich und führte zu ernsten Rückschlägen an der Front. Im Juni 1942 wurde die Wolchowfront darum wieder dem Befehl Merezkows übertragen. Dieser hatte in der Zeit von April bis Juni als Stellvertreter des Oberbefehlshabers der Westrichtung, G. K. Schukow, und Oberbefehlshaber der 33. Armee fungiert. Nach weiteren, teilweise erfolgreichen Offensiven gegen die Heeresgruppe Nord (→ Ladoga-Schlachten) erhielt Merezkow am 31. Oktober 1943 die Beförderung zum Marschall der Sowjetunion. An der erfolgreichen Durchführung der Leningrad-Nowgoroder Operation (14. Januar – 1. März 1944) hatte Merezkow entscheidenden Anteil. Mit dieser Offensive wurde die deutsche Heeresgruppe Nord in das Baltikum zurückgedrängt. Da die Front daher erheblich kürzer geworden war, wurde im Februar 1944 eine Umorganisation durchgeführt. Die Wolchowfront wurde aufgelöst und ihre Truppen anderen Fronten zugeführt. Merezkow übernahm nun zunächst die Karelische Front gegen Finnland. Hier führte er das Kommando in der Wyborg-Petrosawodsker Operation (10. Juni – 9. August 1944), welche die finnische Regierung so unter Druck setzte, dass sie im September einen Waffenstillstand mit der UdSSR abschloss. Merezkow übernahm im März 1945 den Befehl über die 1. Fernostfront im Krieg gegen Japan (→ Operation Auguststurm). Mit dem Ende des Pazifikkrieges endete im September 1945 auch diese Verwendung.

Nachkriegszeit

Merezkow auf einer Briefmarke 1977

In den Jahren nach dem Ende des Krieges diente Merezkow als Oberbefehlshaber in verschiedenen Militärbezirken. Von 1955 bis 1964 arbeitete er im Stab des Verteidigungsminister. Parallel dazu war er Vorsitzender des sowjetischen Komitees der Kriegsveteranen. Ab 1964 gehörte er zur Gruppe der Generalinspekteure des Ministeriums der Verteidigung der UdSSR.

Merezkow wurde 1945 mit dem Siegesorden ausgezeichnet. Nach seinem Tod wurde seine Urne an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt.

Literatur

  • Klaus Dorst / Birgit Hoffmann: Kleines Lexikon Sowjetstreitkräfte (1. Auflage), Militärverlag der DDR, Berlin (Ost) 1987. ISBN 3-327-00279-7
  • П. Я. Егоров: Маршал Мерецков, Москва 1974 (dt. Petr J. Egorov: Maršal Mereckov).
  • Geoffrey Jukes: Kirill Afanasievich Meretskov, in: Harold Shukman (Hrsg.): Stalin's generals, Grove Press, New York 1993, S.127–134. ISBN 0-8021-1487-3
  • K. A. Мерецков: На службе народу, Москва 1971. (Online-Version)
  • K. A. Merezkow: Im Dienste des Volkes (1. Auflage), Militärverlag der DDR, Berlin (Ost) 1972.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bernd Bonwetsch: Die Repression des Militärs und die Einsatzfähigkeit der Roten Armee im »Großen Vaterländischen Krieg«, in: Bernd Wegener (Hrsg.): Zwei Wege nach Moskau, München 1991, S.409

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