- Kloster Diesdorf
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Das Kloster Diesdorf, ursprünglich Kloster Marienwerder, war ein Kloster der Augustiner im Ort Diesdorf im Nordwesten Sachsen-Anhalts. Die Klosterkirche St. Maria und Crucis (Maria und dem Kreuz geweiht) ist heute die Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Diesdorf. Sie wird der Backsteinromanik zugerechnet und liegt an der Straße der Romanik.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Kloster wurde 1161 neben dem Ort Diesdorf durch den Grafen Hermann von Lüchow und Warpke auf einer Talsandinsel gegründet. Es galt als Missionszentrum für das Wendland; viele Kirchen wurden von hier aus gegründet. Ursprünglich gehörten acht wendische Dörfer zum Kloster. Die Klosterkirche wurde ab 1182 bis 1230 von Jerichower Baumeistern[1] im spätromanischen Stil aus Backstein errichtet, etwa zeitgleich mit der Klosterkirche Arendsee. Sie war die erste gewölbte Kirche der Altmark im voll ausgebildeten gebundenen System. Anfangs war das Kloster ein Augustiner-Chorherren- und Nonnenkloster. Um 1300 wurde der Mönchskonvent jedoch geschlossen. 1332 wurde die Heilig-Grab-Kapelle im nördlichen Seitenschiff erstmals erwähnt. Am Ende des Mittelalters gehörten 46 Dörfer zum Kloster.[2] 1551 wurde es im Zuge der Reformation säkularisiert und wurde Domänenamt der Mark Brandenburg und evangelisches Frauenstift. Die Kirche wurde Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde. Das Stift wurde 1810 vom damaligen Königreich Westphalen aufgelöst.
Bis 1827 stand ein Dachreiter über dem Chor. Die Orgel wurde zwischen 1863 und 1872 mit einem neugotischen Orgelprospekt gebaut.[1] In der selben Zeit wurde auch eine neuromanische Kanzel eingebaut, schließlich wurde 1872 der Westturm über dem Mittelteil des Westriegels im neuromanischen Stil errichtet. 1966 bis 1972 wurde die Kirche wegen Nässeschäden restauriert; 1990 wurde die Orgel restauriert und teilweise erneuert.
Von dem Kloster bestehen heute die sehr gut erhaltene Klosterkirche, einige mittelalterliche Wirtschaftsgebäude und große Teile der Klostermauer.
Architektur, Ausstattung und Nutzung der Kirche
Die Klosterkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, Chor, Apsiden und Westriegel. Sie verfügt über ein vollständiges Kreuzgratgewölbe und wurde im gebundenen System errichtet. Außen befinden sich Schmuckelemente wie Lisenen und verschiedene Friese wie Kreuzbogenfries, Rautenfries, Zickzackfries und Deutsches Band.[3] Das Innere der Kirche ist farblich durch den Kontrast von rotem Backstein und weiß getünchten Wänden geprägt.
Zu den wenigen erhaltenen Kunstschätzen aus dem Mittelalter gehört ein „Heiliges Grab“, ein Sarg, in dem eine geschnitzte Christusfigur liegt. Sie befindet sich in der Heilig-Grab-Kapelle in einem Schrein. Die Figur wurde an Ostersonntagen hervorgeholt und ausgestellt. In demselben Seitenschiff befindet sich das Grab des Grafen Hermann II. von Lüchow, der 1273 starb, mit einer Ritzzeichnung, die den Verstorbenen zeigt.
Zur Ausstattung gehört ein silbernvergoldeter Kelch aus dem 18. Jahrhundert mit spätromanischem Fuß, auf dem Medaillons mit Reliefs der vier Evangelisten angebracht sind. Ein weiterer Kelch aus dem 16. Jahrhundert stammt aus dem Kloster Althaldensleben. Ein hölzernes Armreliquiar, eine spätgotische Kaselstickerei von etwa 1500, die später als Antependium verwendet wurde, sowie drei spätgotische Knaggen gehören ebenfalls zu den Kunstschätzen der Kirche. Die Triumphkreuzgruppe stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts. Unter der ehemaligen Nonnenempore befindet sich ebenerdig ein Raum, der mit vier gemauerten Pfeilern und einem Kreuzgratgewölbe einer Krypta ähnelt.[4] Die schlichte Kanzel ist neuromanisch. Das neugotische Taufbecken stammt aus dem Jahr 1920 und besteht aus Zink.[5]
Die Kirche wird als Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde Diesdorf genutzt.
Klostergelände
Westlich der Kirche befindet sich das „Alte Amtshaus“, ein Fachwerkhaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Nördlich davon steht ein noch älteres Amtshaus aus dem 14. und 16. Jahrhundert, dessen frühere Funktion im Kloster unklar ist, sowie die „Alte Darre“, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde und ehemals als Brau- und Backhaus diente. Diese Häuser sind ebenfalls aus Backsteinen gebaut. Die ostwärts führende alte Landstraße nach Dähre verließ das Klostergelände durch einen Zwinger und eine Toranlage; vom Zwinger sind Reste erhalten. Das Gelände ist von einer weitgehend erhaltenen, einst 1,2 Kilometer langen Klostermauer aus Feld- und Backstein umgeben. Außerhalb der Klostermauern stehen zahlreiche Eichen, die mehrere Jahrhunderte alt sind. Das Gelände liegt etwas nördlich des Diesdorfer Ortszentrums.
Literatur
- Peter Seyfried: Die Klosterkirche zu Diesdorf (Große Baudenkmäler, Heft 463). 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1998, ohne ISBN
- Peter Fischer: Klöster, Kirchen und andere Denkmale. In: Die nordwestliche Altmark – Eine Kulturlandschaft. Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, Gifhorn 1991, ohne ISBN
- Peter Fischer: Denkmale des Kreises Salzwedel. Freilichtmuseum Diesdorf, Diesdorf 1990, ohne ISBN
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Fotos und weitere Informationen zur Klosterkirche, abgerufen am 18. Dezember 2010
- ↑ Altmark Zeitung vom 27. Juli 2011
- ↑ Peter Fischer: Klöster, Kirchen und andere Denkmale. In: Die nordwestliche Altmark – Eine Kulturlandschaft. Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, Gifhorn 1991, ohne ISBN, S. 119
- ↑ Peter Fischer: Denkmale des Kreises Salzwedel. Freilichtmuseum Diesdorf, Diesdorf 1990, ohne ISBN, S. 66, 80–82
- ↑ Informationen auf der Website der Verbandsgemeinde, abgerufen am 22. April 2011
52.75258333333310.876722222222Koordinaten: 52° 45′ 9″ N, 10° 52′ 36″ OKategorien:- Kirchengebäude im Altmarkkreis Salzwedel
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