- Le Fort (Adelsgeschlecht)
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Le Fort, auch Lefort, ursprünglich Lifforti, ist der Name einer ursprünglich aus Piemont stammenden Genfer Patrizier-Familie und eines davon abstammenden mecklenburgischen Adelsgeschlechts.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Ursprünge der Familie liegen in Cuneo im Piemont. Von hier aus flüchteten sie als Hugenotten in die Romandie und wurden in Genf ansässig. François Le Fort (1656-1699) war der Sohn eines Genfer Kaufmanns. Er trat als Seeoffizier in russische Dienste und wurde der erste Admiral der russischen Flotte. Zar Peter I. von Russland erhob ihn am 10. Dezember 1693 in den russischen Adels- und Freiherrnstand. Sein Bruder, der Genfer Ratsherr Ami Lefort (1635-1719), wurde 1698 von Kaiser Leopold I. in den Reichsritterstand erhoben.[1] Dessen Sohn Peter (Pierre) Lefort (1676-1754) trat 1696 in russische Dienste und stieg bis zum Generalleutnant und Gouverneur von Astrachan auf. Er heiratete zunächst 1713 Elisabeth Justine de Weide, Tochter des russischen Generals Adam de Weide(n), und 1717 in zweiter Ehe Sophie von Barner. Ab 1733[2] lebte er auf Möllenhagen in Mecklenburg. Kurfürst Friedrich August von Sachsen bestätigte als Reichsvikar mit Diplom vom 23. September 1790 den Reichsadel für den Urgroßneffen des Admirals, den Baron Ludwig (Louis) le Fort (1759-1831)[3] auf Gottin. 1803 wurde er als auf Wendhof erbgesessen mit seinen Söhnen August (1797-1864, später mecklenburg-schwerinscher Kammerherr) und Karl in den mecklenburgischen Adel rezipiert.
Viele Familienmitglieder dienten als Offiziere, so Baron August le Fort in der King’s German Legion, und Lothar von le Fort (1831-1902), der Vater der Dichterin Gertrud von Le Fort, als Oberst in der preußischen Armee. Sein Sohn, der Rittmeister Stephan von le Fort (1884-1953), sammelte 1920 eine Reihe von Freikorps-Kämpfern um sich, verhängte während des Kapp-Putsches am 17. März 1920 über die Stadt Waren den Belagerungszustand. Am 18. März 1920 ließ er mit seinem Vetter, dem Reichswehrleutnant Peter Alexander von le Fort, die Stadt mit einem Geschütz und drei Maschinengewehren vom Galgenberg aus beschießen, wobei es fünf Tote und 11 Schwerverletzte zu beklagen gab. Nach der Niederschlagung des Putsches flohen beide nach München und Österreich, und der Familienfideikommiss Boek mit 2622 Hektar wurde vom Freistaat Mecklenburg-Strelitz liquidiert.[4] Am Warener Rathaus ist heute noch ein Einschussloch zur Erinnerung an die Beschiessung zu sehen, und Uwe Johnson verarbeitete dieses Ereignis in seinem Roman Jahrestage. Peter Alexander von Le Fort wurde später Generalsekretär des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele 1936.
Besitzungen
- Boe(c)k, heute Ortsteil von Rechlin, mit Pertinenzien, 1841-1920
- Gottin mit Tellow, heute Ortsteile von Warnkenhagen, 1790-1795
- Lehsten, heute Ortsteil von Möllenhagen, vor 1755-1802
- Marin, vor 1755-1804 (seit 1790 verpfändet)
- Möllenhagen, vor 1755-1831
- Papendorf, heute Ortsteil von Lassan, 1833-
- Poppenhagen, 1802-1853
- Rethwisch (Möllenhagen), Bocksee (Ankershagen) und Klockow (Groß Dratow), vor 1755-1790
- Wendhof mit einem Teil von Poppentin, heute beides Ortsteile von Göhren-Lebbin, pfandweise 1798, erblich 1800-1853
Wappen
Stammwappen
Das Stammwappen des Geschlechts zeigt im blauen Schild einen naturfarbenen Elefanten vor einer Palme stehend. Helmzier offenbar unbekannt. Wahlspruch: Fortitudine et fide.[5]
Freiherrliches Wappen
Das am 22. Dezember 1698 zwölf Tage nach der Erhebung in den russischen Baronsstand zur Erhebung in den römisch-deutschen Reichsritterstand verliehene Wappen zeigt in Blau einen naturfarbenen Elefanten mit erhobenem Rüssel, belegt mit einer goldenen Decke, worauf ein schwarzer Doppeladler mit goldenen Heiligenscheinen. Auf dem Rücken trägt der Elefant einen holzfarbenen Turm mit drei Fenstern (1 : 2). Auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken der Doppeladler. 1790 kamen anlässlich der Erhebung in den römisch-deutschen Reichsfreiherrenstand als Schildhalter zwei widersehende naturfarbene Löwen hinzu. Historische Darstellungen zeigen zwischen Schild und Helm auch eine Baronskrone.[5]
Bedeutende Vertreter
- François Le Fort (1656-1699), russischer Admiral
- Pierre Le Fort (1676-1754), russischer General[6]
- Pierre Le Fort (1719-1796), sächsischer General, Oberzeremonienmeister der Zarin Elisabeth[7]
- Pierre-Frédéric Le Fort (1716-1783), französischer Brigadegeneral[8]
- Johann Carl Peter Baron von le Fort auf Boeck, 1836-1854 Klosterhauptmann von Kloster Dobbertin
- Gertrud von Le Fort (1876-1971), deutsche Schriftstellerin
- Peter Alexander von Le Fort (1899-), Generalsekretär des Organisationskomitees der Olympischen Winterspiele 1936
Literatur
- Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). Rostock 1864, S.73
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1975, S. 334
Weblinks
Commons: Le Fort family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur über Familie(n) Le Fort in der Landesbibliographie MV
- Le Fort im Historischen Lexikon der Schweiz
- Lettre de Moscovie du tsar Pierre 1er en faveur de Pierre Le Fort, fils d'Ami, et de Henri, fils de François Le Fort, général en chef de Leurs Majestés csariennes, présentée au Conseil le 19 juin 1695 im Staatsarchiv Genf
Einzelnachweise
- ↑ Johann Georg Korb: Diary of an Austrian Secretary of Legation at the court of Czar Peter The Great. Band 2, London 1863, S. 296
- ↑ HLS:1743
- ↑ Fr. Brüssow: Louis Baron Le Fort, in: Neuer Nekrolog der Deutschen 9 (1831), Ilmenau 1833, S. 873-875
- ↑ Renate Krüger: Mecklenburg.Wege eines Landes
- ↑ a b Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1975, S. 334
- ↑ Eintrag im HLS
- ↑ Eintrag im HLS
- ↑ Eintrag im HLS
Kategorien:- Mecklenburgisches Adelsgeschlecht
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