Libysche Nationale Befreiungsarmee

Libysche Nationale Befreiungsarmee
LibyenLibyen Libysche Nationale Befreiungsarmee
جيش التحرير الوطني الليبي
LibyenLibyen
Führung
Oberbefehlshaber: Nationaler Übergangsrat
Militärischer Befehlshaber: Suleiman Mahmoud al-Obeidi
Sitz des Hauptquartiers: Bengasi
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: Nicht bekannt
Wehrpflicht: Nicht bekannt
Wehrtaugliche Bevölkerung: Nicht bekannt
Wehrtauglichkeitsalter: Nicht bekannt
Haushalt
Militärbudget: Nicht bekannt
Anteil am Bruttonationaleinkommen: Nicht bekannt
Geschichte
Faktische Gründung: Mai 2011

Die Libysche Nationale Befreiungsarmee (arabisch ‏جيش التحرير الوطني الليبيي‎, DMG jaysh al-taḥrīr al-waṭanī al-lībī ‚Libysche Nationale Befreiungsarmee‘; englisch Libyan National Liberation Army (NLA)) ist eine militärische Organisation, die während des Libyschen Bürgerkrieges entstand. Sie wurde vom Exekutivrat aufgestellt, den der Nationale Übergangsrat ins Leben gerufen hat.

Inhaltsverzeichnis

Mitglieder

Die Rebellenarmee besteht aus desertierten Soldaten der libyschen Armee und Freiwilligen. Seit der Bildung von Brigaden tragen die Kämpfer Identifikationsmarken, die mit den aufgemalten Nummern ihrer Waffen verknüpft sind. Waffen von „unzuverlässigen“ Rebellen wurden von eigenen Kommandeuren konfisziert.[1]

Führung

Brigaden

Bezüglich der Gesamtstärke des Militärs existieren keine verlässlichen Schätzungen. Ausbildungslager wurden in Bengasi, Al-Baida und Adschdabiya errichtet, in denen Tausende von Männern militärisch geschult wurden. Am 18. April 2011 wurden Brigaden durch den Übergangsrat gebildet.[1] Jeder Soldat besitzt einen Ausweis aus Papier oder Plastik mit Name, Foto, Name der Brigade und der Blutgruppe.

Omar-Mukhtar-Brigade

Die Omar-Mukhtar-Brigade kämpft in Adschdabiya. Ihre Kämpfer kommen hauptsächlich aus Adschdabiya, Bengasi, Derna. Die „Brigade“ besteht nach eigenen Angaben aus ca. 200 Soldaten und 10 Fahrzeugen.[1] Sie ist nach dem libyschen Nationalhelden Umar al-Muchtar benannt.

Diese Einheiten wurden, bis zu seinem Tod am 15. April 2011, von Abdul Monem Mukhtar Mohammed kommandiert, einem Mitglied der Libyschen Islamischen Kampfgruppe. Nach Angaben der Los Angeles Times soll er früher Kontakt zu Osama bin Laden gehabt haben.[11] Er wird derzeit von Abduljawad al-Bedin vertreten.[1]

Ali-Hassan-al-Jaber-Brigade

Die Ali-Hassan-al-Jaber-Brigade ist in Al-Baida stationiert. Sie wurde nach einem getöteten Kameramann benannt, der für Al Jazeera tätig war.[1]

Weitere Brigaden

  • Obaida Ibn Jarrah Brigade – radikalislamistische Miliz, die in die Ermordung von Abdul Fatah Younis am 28. Juli 2011 verwickelt sein soll.
  • Okbah Ibn Nafih Brigade – radikalislamistische Miliz
  • Jabal Martyrs Brigade – stationiert in Al-Baida, besteht aus 125 Kräften
  • Martyrs of Abu Salim – stationiert in Al-Baida
  • Zawiya Brigade – stationiert im Nafusa-Gebirge, zur Einnahme von Zawiya ausgebildet
  • Shaheed Brigade – in und um Misrata stationiert, wird als Eliteeinheit innerhalb der Rebellenarmee angesehen
  • Misrata Brigade – ursprünglich in Misrata stationiert, seit August in Tripolis
  • Black Brigade – in und um Misrata stationiert
  • Swehdi Brigade – in und um Misrata stationiert
  • Al Horia Brigade – in und um Misrata stationiert, Garnison in Taworgha
  • Faisal Brigade – in den Vororten von Zliten stationiert
  • Arise Brigade – entlang der Via Balbia zwischen Misrata und Tripolis stationiert
  • Tripoli Brigade – ursprünglich in Nalut im Nafusa-Gebirge stationiert, Stärke von 1300 Rebellen, gilt als Elite der Rebellenarmee und wurde ausgebildet, um Tripolis zu erobern. Seit der Einnahme der Stadt ist die Brigade in Tripolis stationiert.
  • Abu Salim Brigade – Ostlibyen
  • Sabratha Brigade – Nafusa-Gebirge, Ausbildung zur Einnahme von Sabratha
  • Zuwarah Brigade – Nafusa-Gebirge, Ausbildung zur Einnahme von Zuwarah
  • Martyr Wasam Qaliyah Brigade – Westlibyen, besteht aus bis zu 300 Kämpfern
  • Coastal Brigade – entlang der Via Balbia zwischen Zawiya und Tripolis stationiert
  • Nalut Brigade – in Nalut stationiert und für das Nafusa-Gebirge zuständig
  • Kabaw Brigade – im Nafusa-Gebirge stationiert, Einnahme von Tiji und Badr
  • Jadu Brigade – in Jadu stationiert, besteht aus 300 Rebellen
  • 28 May Brigade – um Tripolis stationiert, besteht aus Angehörigen des Warfalla-Volksstammes und zur Eroberung von Bani Walid ausgebildet
  • Victory Unit – entlang der Straße zwischen Misrata und Bani Walid stationiert
  • Sabbha Brigade – in Fessan stationiert

Zusammensetzung der Organisation

Wie auch im Fall der anderen Revolutionen in der Region sind die Opposition und die Widerstandskräfte gegenüber den alten Regimen, äußerst heterogen zusammengesetzt, so weist der Politikwissenschaftler und Libyenexperte Paul Sullivan von der Universität Georgetown darauf hin, dass es naiv sei, die Rebellen pauschal als eine Demokratiebewegung zu glorifizieren. Da es sich bei der Gesellschaft des Landes um eine Stammesgesellschaft handelt, weist vieles darauf hin, dass Teile der Bewegung Stämme und Klans sind, die an einem Ausbau der eignen Machtstellung und einer tribalistischen Aneigungspolitik interessiert sind, denn der Konflikt zwischen den Stämmen im Osten und Westen sei einer der Gründe für den Bürgerkrieg. Eine Studie der Militärakademie West Point weist auf einen starken anti-amerikanischen und anti-westlichen Charakter der Widerstandskräfte, besonders aus dem Osten hin, Ostlibyen war nach Saudi-Arabien das zweite Rekrutierungsgebiet für Al-Qaida, fundamentalistische Kräfte seien unter den Rebellen vorhanden.[12] Der Soziologe und Erziehungswissenschaftler Hartmut Krauss betrachtet den Bürgerkrieg als von extremen Kräften gesteuert und weist auf das Radikalisierungspotenzial für Islamisten durch Gaddafis Rolle als selbsternannten Reformator hin, da Gaddafi sich in den 1980er Jahren mit den Ulema überwarf und alle Moscheen unter seine Kontrolle stellen ließ, ab 1989 militante Islamisten militärisch bekämpfen ließ und mit seinem grünen Buch eine eigenwillige Konzeption eines "islamischen Systems" geschaffen hat, würden ihn Islamisten als einen häretischen Herrscher betrachten und Gaddafi für die Errichtung einer "aufrechten Ordnung" bekämpfen. Krauss meint weiterhin, die Reaktivierung stammesgesellschaftlicher Rivalitäten, die Gaddafi nach dem Grundsatz "teile und herrsche" ausnutzte, sei letztlich verhängnisvoll für ihn geworden. Hartmut Krauss vermutet vor allem Rache als ein schwerwiegendes Motiv für den Aufstand. Er bezeichnete die Zusammensetzung der Rebellen als Mischung aus islamistischen Freischärlern, Abtrünnigen des Militärs und der politischen Funktionselite, rachsüchtigem Stämmen und Klans, pro-westlichen exillibyischen sowie royalistischen Kämpfern und einer "Basisarmee, die aus perspektivlosen jungen Männern besteht, welche im Kampf eine Beschäftigung für sich sehen".[13]

Internationale Militärhilfe

  • Vereinigte Arabische EmirateVereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate – Die Vereinigten Arabischen Emirate versorgten die Rebellen mit belgischen FN FAL Sturmgewehren.[14]
  • AgyptenÄgypten Ägypten – Ägypten belieferte die Rebellen mit Handfeuerwaffen wie Sturmgewehren und Munition.[15]
  • FrankreichFrankreich Frankreich – Frankreich bestätigte die Lieferung von Waffen (Raketenwerfer, MILAN zur Panzerabwehr, Handfeuerwaffen) und Munition an Rebellen im Nafusa-Gebirge.[16][17][14]
  • KatarKatar Katar – Katar unterstützt die Rebellen mit der Belieferung von verschiedenen Waffen wie MILAN-Systemen und AK-47-Sturmgewehren. Nach Schätzungen wurden mindestens 400 solcher Gewehre den Rebellen übergeben. Katar lieferte den Rebellen außerdem Tarnkleidung und ballistische Westen.[18]
  • Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten – Die Vereinigten Staaten unterstützen die libyschen Rebellen mit Versorgungsgütern im Wert von 25 Millionen Dollar. Dabei wird laut der Außenministerin Hillary Clinton darauf geachtet, dass keine Waffen geliefert werden.[19]
  • Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich – Das Vereinigte Königreich unterstützte die Rebellenarmee mit Kommunikationsausrüstung und schusssicheren Westen.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Libyan rebels get organised, Al Jazeera (englisch)
  2. Rebel commander says his forces need arms, Al Jazeera (englisch)
  3. Libyan rebel leader spent much of past 20 years in suburban Virginia, macclatchy.com (englisch)
  4. Bahrampour, Tara: Strife among rebel leaders, In: Washington Post, 3. April 2011, Abruf am 19. April 2011 (englisch)
  5. a b The colonel fights back, The Economist (englisch)
  6. a b c Der absurde Libyenkrieg, heise.de
  7. a b Libya's anti-Gaddafi rebels gather sparse forces for battles ahead, guardian.co.uk (englisch)
  8. Rebel-held Libyan city pounded, Al Jazeera (englisch)
  9. Rebels, Gaddafi forces skirmish over „ghost town“, Reuters Africa (englisch)
  10. Only a few of Libya opposition’s military leaders have been identified publicly, The Washington Post (englisch)
  11. Parker, Ned: Libyan rebel's story shows links to Taliban, Al Qaeda, NATO, Los Angeles Times, 17. April 2011, Abruf am 19. April 2011 (englisch)
  12. http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/Wer-sind-die-Rebellen-in-Libyen-eigentlich-id4456166.html
  13. http://www.hintergrund-verlag.de/texte-islam-aufruhr-im-morgenland.html
  14. a b France Admits Arming Libyan Rebels. In: The New York Times, 29 June 2011. 
  15. Charles Levinson: Egypt Said to Arm Libya Rebels. In: The Wall Street Journal, 17 March 2011. 
  16. http://www.europe1.fr/International/Libye-la-France-a-arme-les-rebelles-607917/
  17. http://www.20minutes.fr/article/750061/libye-france-parachute-armes-legeres-rebelles-libyens
  18. C. J. Chivers: Inferior Arms Hobble Rebels in Libya War. In: The New York Times, 20. April 2011. 
  19. Clinton recommends $25 million U.S. aid to Libyan rebels. In: Reuters, 20. April 2011. 

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