Malešovice

Malešovice
Malešovice
Wappen von Malešovice
Malešovice (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Brno-venkov
Fläche: 920 ha
Geographische Lage: 49° 1′ N, 16° 30′ O49.0232716.49972187Koordinaten: 49° 1′ 24″ N, 16° 29′ 59″ O
Höhe: 187 m n.m.
Einwohner: 401 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 664 65
Kfz-Kennzeichen: B
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Zdeněk Ševčík (Stand: 2009)
Adresse: Malešovice 50
664 65 Malešovice
Gemeindenummer: 583332
Website: www.malesovice.cz

Malešovice (deutsch Malspitz) ist eine Gemeinde im Jihomoravský kraj (Südmähren) in Tschechien. Sie liegt 20 Kilometer südlich von Brno (Brünn). Der Ort ist als ein Platzdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nachbarorte sind im Westen Loděnice (Lodenitz), im Süden Odrovice (Odrowitz), im Osten Medlov (Mödlau) und im Norden Kupařovice (Kuprowitz).

Geschichte

Hauptplatz von Malspitz

Die ui-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Die erste urkundliche Erwähnung von Malspitz stammt aus dem Jahre 1276. Eine vorher datierte Urkunde konnte als Fälschung identifiziert werden. Auch in den Jahren 1348, 1498, 1593 und 1674 erscheint der Ort in verschiedenen Urkunden. Im Jahre 1580 kam Malspitz unter die Verwaltung des Klosters Rosa Coeli. Ab 1556 galt der Ort als lutherisch.

Nach dem Böhmischen Ständeaufstand 1618, der den Dreißigjährigen Krieg auslöste, sowie dem Sieg der Kaiserlichen in der Schlacht am Weißen Berg, wurde der Ort konfisziert und im Jahre 1622 an Kardinal Franz von Dietrichstein verkauft. Er führte die Gegenreformation im Malspitz ein, wodurch die Einwohner zum katholischen Glauben zurückgeführt wurden. 1645 wurde Malspitz von schwedischen Truppen unter Lennart Torstensson besetzt. Der Goldschmied Simon Fischer aus Malspitz erhielt im Jahre 1652 die Brünner Bürgerrechte, weil er in den Jahren 1643 und 1645 an der Verteidigung Brünns gegen die Schweden teilgenommen hatte. Ein wichtiger wirtschaftlicher Zweig in Malspitz war das Bleichen von Leinen.[3] Ab 1722 ist Lodenitz wieder eine selbstständige Pfarre. Im Jahre 1858 übernehmen die Grafen von Herbertstein das Patronat über die Pfarre. Eine Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahre 1878 gegründet. Das ausgeglichene warme Klima macht das Gebiet zu einem fruchtbaren Gartenland für Wein und Obst mit besonderer Qualität. So wachsen in der Gemeinde im Jahre 1928 über 23.000 Obstbäume. Neben allen Getreidearten wachsen auch Zuckerrüben, Öl- und Hülsenfrüchte, Feldgemüse, Tomaten, Paprika und verschiedene Kohlarten. Neben den üblichen Kleingewerbe gab es im Ort eine Gärtnerei, eine Milchgenossenschaft und eine Zuckerrübengenossenschaft.[4]

Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die ab Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[5] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch Malspitz dessen Bewohner 1910 zu 97 % Deutschmährer waren, an den neuen Staat. Maßnahmen folgten wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[6] Die entstehenden wachsenden Autonomiebestrebungen der Deutschen führten zu Spannungen innerhalb des Landes und im weiteren zum Münchner Abkommen, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte. Zwischen 1938 und 1945 gehörte der Ort Malspitz zum Reichsgau Niederdonau.

Der Zweiter Weltkrieg forderte 52 Opfer von der Gemeinde und endete am 5.Mai 1945. Die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien wurden im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zurückgegeben. Viele Deutschsüdmährer flohen vor den einsetzenden Schikanen und Quälereien durch militante Tschechen und nationale Milizen über die nahe Grenze nach Österreich, in der Überzeugung ehest wieder zurückkehren zu können. Andere wurden über die Grenze getrieben.[7] Dabei kam es zu Ziviltoten.[8] Das Beneš-Dekret 115/46 (Straffreiheitsgesetz) erklärte derlei Handlungen bis 28.Oktober 1945 im Kampfe zur Wiedergewinnung der Freiheit ..., oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte, ... für nicht widerrechtlich. Im August 1945 bestimmen die drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges im Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) [9] die Nachkriegsordnung. Darin akzeptieren sie die summarische Vertreibungen Deutscher ohne jede Prüfung individueller Schuld, verlangen lediglich „einen geordneten und humanen Transfer" der "deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei. Laut Bericht von Francis E. Walter an das US-Repräsentantenhaus erfolgten diese Transporte zu keiner Zeit in „ordnungsgemäßer und humaner“ Weise.[10] Sanktioniert durch dieses Kommuniqué wurden die Letzten der 154 deutschen Bürger von Malspitz zwischen 6.April und 3.Oktober 1946 nach Westdeutschland zwangsausgesiedelt. Bereits am 25. Oktober 1945 war, aufgrund des Beneš-Dekretes 108, das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.

Die in Österreich befindlichen Malspitzer wurden bis auf etwa 40 %, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen[11][12] des Potsdamer Abkommens,[13] nach Deutschland weiter transferiert. Malspitz wurde wiederum neu besiedelt.[14]

Matriken werden seit 1634 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[15]

1976 wurde Malspitz verwaltungsmäßig der Gemeinde Odrovice zugewiesen.

Wappen und Siegel

Das Siegel des Ortes stammte aus dem 18. Jahrhundert. In einem äußeren Blattkranz und einem inneren Perlenkranz steht die Umschrift "SIGI.ZVR:GEMAAN:MALSPITZ". In der Mitte des Siegels ist ein Pflugeisen abgebildet. Links neben dem Pflugeisen befindet sich ein fünfblättriger Rebzweig mit einer Weintraube. Auf der rechten Seite zeigt sich ein Blütenzweig und ein Rebmesser.[16]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 477 470 2 5
1890 584 559 25 0
1900 565 541 24 0
1910 575 558 17 0
1921 601 534 57 10
1930 515 481 31 3

[17]

Sehenswürdigkeiten

  • Die Pfarrkirche St. Stephan von 1276 war ursprünglich eine Wehrkirche. 1886 erfolgte ein Umbau in neugotischen Stil; das Hochaltarbild schuf 1852 der Kunstmaler Hämmerlein.
  • Statuen der Heiligen Nepomuk und Florian

[18][19]

Quellen und Literatur

  • Historische Entwicklung und Aufbau der Gemeinde Malspitz
  • Franz Beyer: Gedenkbuch der Gemeinde Malspitz 1929
  • Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Verlag Lehrerverein Pohrlitz, Mahlspitz S.115
  • Erich Wrbka: Malspitz, ein deutsches Dorf in Südmähren 1987
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., S. 19; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden., S. 131f, Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 252f. 
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, S. 118f, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006

Weblinks

 Commons: Malešovice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  3. Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren, 1793, S. 218
  4. Walfried Blaschka, Gerald Frodl:Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, 2006, S.119
  5. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  6. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  7. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 233 (Bratelsbrunn). 
  8. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, S.216
  9. Milan Churaň: Potsdam und die Tschechoslowakei, 2007. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher E.V. ISBN 978-3-9810491-7-6
  10. Walter, Francis E. (1950): Expellees and Refugees of German ethnic Origin. Report of a Special Subcommittee of the Committee on the Judiciary, House of Representatives, HR 2nd Session, Report No. 1841, Washington, March 24, 1950.
  11. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  12. Brunnhilde Scheuringer: 30 Jahre danach. Die Eingliederung der volksdeutschen Flüchtlinge und Vertriebenen in Österreich, Verlag: Braumüller, 1983, ISBN 3-7003-0507-9
  13. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
  14. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 252f (Malspitz). 
  15. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 24 März 2011.
  16. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band VI, S. 121
  17. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, Band 9, 1984
  18. Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Malspitz S.42
  19. Felix Bornemann:Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, 1990, Malspitz S.19

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