- Öhrsonnenuhr
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Mèridienne
St-Sulpice de Paris -
Mittagsweiser
für Mittleren Mittag
Aix-en-Provence
(Place Richelme) -
Mittagskanone
Residenzschloss Ludwigsburg
Die Öhrsonnenuhr ist eine Variante der Sonnenuhr mit Nodus. An Stelle der häufiger verwendeten kleinen Kugel (oder einer Stabspitze) wirkt eine Blende (ein Öhr). Die Blende wirft anstatt eines punktförmigen Schattens einen Lichtfleck als Zeiger auf das Zifferblatt der Sonnenuhr.
Die bekannteste Öhrsonnenuhr ist die Öhrsonnenuhr von Philipp Matthäus Hahn, einem schwäbischen Pfarrer, Konstrukteur und Erfinder. Philipp Matthäus Hahn baute diese Sonnenuhr um 1767, um sie seinen mechanischen Uhren zum Prüfen und Nachjustieren beizugeben.
Gelegentlich werden die in mittelalterlichen Kirchen eingebauten Mittagsweiser - in Frankreich Mèridienne und in Italien Meridiana genannt - als monumentale Öhrsonnenuhren bezeichnet.[1] Das Öhr war dort ein rundes Loch in der Südwand dieser Kirchen. Auf die Mittagslinie auf dem Boden in der relativ dunklen Kirche fiel am Mittag ein Sonnenfleck.
Mittagsweiser gibt es auch in der Größe einer üblichen Sonnenuhr. Man verwendet dabei mit Vorteil eine Blende als Nodus, weil der entstehende Lichtfleck schärfer ist als ein entsprechender Schattenpunkt. Da nur am Mittag abgelesen wird, entfällt der Nachteil, dass man die Blende über den Tag der Sonne nach drehen müsste (ihr immer entgegen), was bei einer schattenwerfenden Kugel nicht nötig ist.
Im weitesten Sinne lässt sich auch eine Mittagskanone (auch Meridiankanone) zu den Öhrsonnenuhren zählen. Diese uhrentechnische Spielerei war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts sehr beliebt.[2] Das Öhr ist die Öffnung eines Miniatur-Kanonenrohrs, in die ein Brennglas eingesetzt ist. Die Kanone war so ausgerichtet, dass bei Höchststand der Sonne (am Mittag) die im Brennglas gebündelten Sonnenstrahlen eine Pulverladung entzündeten und die Kanone abfeuerten.[3][4][5] Nicht zu verwechseln ist die Mittagskanone mit Kanonen, die zur Mittagszeit abgefeuert werden, um die Zeit anzugeben, so z.B. die Noon Gun in Kapstadt.
Einzelnachweise
- ↑ Ernst von Bassermann-Jordan, Hans von Bertele: Uhren. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1969.
- ↑ Ernst von Bassermann-Jordan, Hans von Bertele: Uhren. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1969, S. 112.
- ↑ Fritz von Osterhausen: Callweys Uhrenlexikon. Callwey, München 1999, ISBN 3-7667-1353-1, S. 211 (mit Abbildung).
- ↑ Reinhard Meis: Die Alte Uhr, Bd. 1. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1978, ISBN 3-7814-0116-2, S. 56 (mit Abbildung).
- ↑ Jürgen Abeler: Das Wuppertaler Uhrenmuseum. Walter de Gruyter, Berlin 1971, S. 42 (mit Abbildung).
Weblinks
Einteilung nach gemessenem Winkel und Messmethode
Stundenwinkel: Messung mit Polstab (schattenwerfender Stab) | Messung mit Nodus (schattenwerfender Punkt): Öhrsonnenuhr
Deklinationswinkel: Messung mit Nodus (schattenwerfender Punkt)
Höhenwinkel: Höhensonnenuhr (Alt-Ägyptische Streiflicht-Sonnenuhr, Säulensonnenuhr, Bauernring)
Azimut: Azimutale Sonnenuhr (Analemmatische Sonnenuhr, Sonnenuhren-Spinne)Einteilung nach Form und Lage des Zifferblatts
Ebene Fläche: Äquatorialsonnenuhr | Vertikalsonnenuhr (Mittagssonnenuhr) | Polare Sonnenuhr | Horizontalsonnenuhr | Alt-Ägyptische Wanduhr | Kanoniale Sonnenuhren | Mittagsweiser | Öhrsonnenuhr von Philipp Matthäus Hahn
Kugelfläche: Globus-Sonnenuhr | Helios Sonnenuhr
Zylinderfläche: Ringsonnenuhr | Ringförmige Äquatorialsonnenuhr | Bauernring | SäulensonnenuhrSonnenuhren mit besonderem Schattenwerfer
Bernhardtsche Walze | Bifilar-Sonnenuhr | Kegel-Sonnenuhr
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