Millingen (Rees)

Millingen (Rees)
Millingen
Stadt Rees
Koordinaten: 51° 49′ N, 6° 24′ O51.8088888888896.396111111111118Koordinaten: 51° 48′ 32″ N, 6° 23′ 46″ O
Höhe: 18 m ü. NN
Fläche: 7,78 km²
Einwohner: 2.988 (6. Jan. 2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 46459
Vorwahl: 02851

Millingen ist ein Stadtteil von Rees im Kreis Kleve, Nordrhein-Westfalen.

Nachbau des Siegel aus Holz

Inhaltsverzeichnis

Ortsname

Die Herkunft des Ortsnamen Millingen oder auch Myllingen (älteste bekannte Schreibweise aus einer Urkunde aus dem Jahre 1429) ist nicht geklärt. Eine Sage, sowie auch sprachwissenschaftliche Erkenntnisse geben Hinweise auf die Entstehung. Eine genau Klärung erscheint nach heutigem Stand nicht möglich.

Sage

Die, durch einen Rektor im Ruhestand der Grundschule Millingen, übersetzte Chronik der Schule enthält einen Eintrag aus dem Jahre 1874. Dort schreibt der Chronist, dass sich die Dorfbewohner eine Sage zur Entstehung des Ortsnamens erzählen.

Im Bereich des Ortes Millingen kam es zu einem Aufeinandertreffen der Römer mit den Germanen. Während sich die Römer im Bereich des Ortes Bienen aufgehalten haben sollten, lagerten die Germanen rund um den Ort Millingen. Zu Beginn der Schlacht sollen die Römer, überrascht von der Anzahl der Germanen, vor Schreck und Erstaunen folgendes geschrien haben: "Millia! Millia!" (übersetzt: Tausende! Tausende!) Zum Andenken an diesem Schreckensruf nannte man diesen Ort: Millingen.

Sprachwissenschaftlich

Neben der Sage wird in unterschiedlichen Abhandlungen versucht, sprachwissenschaftlich die Entstehung des Ortsnamen zu erklären. Dr. Karl Westermann vertritt in seiner Arbeit „Flur- und Siedlungsnamen des Kreises Rees“ die Theorie, dass der Name so viel wie Mühlenleute bedeuten könne. Im Bereich der heutigen Windmühlenstraße stand bis in die 1920er Jahre eine Windmühle (die so genannte „holländische Turmwindmühle“). Diese ist auch auf dem Zugenblem des 3. Zuges der St. Quirinus-Schützenbruderschaft abgebildet. Sollte der Wortursprung bis in das Keltische zurückgehen, so könnte nach Westermann Millingen sich auch von Mal, Mol, Mel = Wasser (Wasserleute oder Leute am Wasser) ableiten lassen. Auch dies erscheint durch die Nähe zum Wasser (Millingen Meer) möglich. In der Chronik des Amtes Millingen „Rechts des Rheines“ wird noch eine weitere Erklärung gegeben, die eine Ableitung der Silbe „Mil“ aus Milo, Millo = „des Herren“ für wahrscheinlich hält. Zusammen mit der Silbe „-ingen“, welche so viel wie „heim“ „Dorf“ bedeutet, ergibt sich dann: Millingen = „Des Herren Heim“.

Verkehr

Durch den Ort verläuft seit 1953 die Bahnstrecke Oberhausen–Arnhem. Im Ort kreuzen sich die Landesstraßen 458, 459 und 469. Nördlich von Millingen führt die Bundesautobahn 3 vorbei. Die Buslinie Empel-Rees/Millingen/Vehlingen/Anholt/Bocholt sorgt für die Anbindung an die anderen Orte.

Millinger Meer

Millinger Meer im Winter

Westlich des Ortskerns liegt das Millinger Meer. Dieses Binnengewässer, an dem ein Strandbad errichtet wurde, entstand aus einem Altarm des Rheins. Die ortsübliche Bezeichnung „Meer“ für einen Altrheinarm hat ihren Ursprung in der niederdeutschen Sprache, in der die Wortbedeutungen von „Meer“ und „See“ vertauscht sind. Zur Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt wurde das Gewässer 1934 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Geschichte

Schon in der Steinzeit war die Gegend, in der heute Millingen liegt besiedelt. Erste Siedler hatten sich zu dieser Zeit in den Vehlinger Bergen niedergelassen. In der nachrömischen Zeit, war diese Region Siedlungsbereich des Germanenstammes der Hatwaren / Hattuarier, von dem sich der Name "Hetter" ableitet. In das Gebiet vordringende Sachsen verdrängen die Hatwaren / Hattuarier über den Rhein hinaus, welche sich dort wieder niederließen und neue Ortschaften unter gleichen bzw. ähnlichen Namen gründeten. (Milingen, Bimmen (Bienen), Halderen (Haldern), Mehr, Frasselt (Vrasselt) etc.). Die Urkunde des Jahres 720 , in der eine Basilika erwähnt wurde, bezieht sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf das linksrheinische Millingen (siehe Kirche). Im Jahre 837 übergab Ludwig der Fromme einen großen Teil seines Besitzes an seinen Sohn Karl weiter. Namentlich wird dort die Grafschaft Moilla erwähnt, die in dem Bereich des heutigen Millingen lag. Im Jahre 1232 wird zum ersten Mal ein Drostamt Hetter erwähnt. Die Gerichte, welche zu diesem Drostamt gehörten, waren: Millingen, Bienen, Zuilen (=Sulen = Praest), Dornick und Esserden. Der erste erwähnte Richter in Millingen wird urkundlich im Jahre 1358 und das erste Schöffensiegel der Gerichtsbarkeit Millingen im Jahr 1429 erwähnt. Auf dem Brustschild der Königskette der St.-Quirinus Schützenbruderschaft ist die Jahreszahl 1691 eingraviert. Dies gibt den ersten Hinweis auf Existenz eines Schützenvereins und wird vom Verein als Gründungsjahr angenommen. Durch Dammbrüche im Jahr 1838 oberhalb der Stadt Rees kommt es zu einer Hochwasserkatastrophe in Millingen. Einige schwach gebaute Gebäude stürzten dadurch ein. Die Gründung der evangelischen Gemeinde Heuth-Millingen geht auf das Jahr 1848 zurück. Ein Pfarrhaus und ein Betsaal wurden auf dem erworbenen Grundstück an der Empeler Straße errichtet. 1856 fuhr der erste Zug der Bahnstrecke Oberhausen–Arnhem der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft durch den Bezirk Empel und Millingen. 1891 wurde das Krankenhaus in Millingen eröffnet, welches nach seiner Schließung in den 1970er Jahren 1978 zu einem Altenheim unter dem Namen "Haus Millingen" umfunktioniert.

Amt Millingen

Das Amt Millingen bezeichnet einen Gemeindeverband der Gemeinden Millingen, Empel, Heelden und Vehlingen. Dieser war von der Gründung im Jahr 1921 bis zur Auflösung am 1. Januar 1975 ein Teil des Kreises Rees und ging aus der selbständigen Bürgermeisterei Millingen (1868–1921) hervor. Die Zuständigkeit enthielt sämtliche Verwaltungszweige inklusive einer eigenen Polizeistation. Durch die kommunale Neugliederung, die am 1. Januar 1975 in Kraft trat, wurden das Amt Millingen sowie auch der Kreis Rees aufgelöst. Während Millingen und Empel mit der Stadt Rees zusammengeschlossen wurden, fielen Heelden und Vehlingen der Stadt Isselburg zu.[1]

St. Quirinus Kirche

Sankt Quirinus Millingen

In alten Urkunden des Jahres 720 wird zum ersten Mal eine Basilika erwähnt. Diese lag in der Grafschaft "Villa Millingi", welche dem Grafen Ebroin gehörte. Jedoch bestehen erhebliche Zweifel einiger Chronisten, ob es sich tatsächlich um die Kirche in Millingen in der Hetter handelt. Es wird angenommen, dass es sich wahrscheinlicher um die Kirche des niederländischen-linksrheinischen Millingen handelt und eine Verwechslung der Geschichtsschreiber des holländisch-linksrheinische Millingen mit dem rechtsrheinischen deutschen Millingen stattgefunden hat. Ein Hinweis darauf besteht in der räumlichen Lage der in der Urkunde erwähnten Schenkung der Besitztümer. Dies lässt laut einigen Chronisten nicht den Schluss zu, dass das rechtsrheinische Millingen in der Hetter gemeint ist. Eine weitere Jahreszahl, welche eine Kirche in Millingen erwähnt, ist 1120. Diese belegt jedoch nur, dass eine Kirche besteht. Auf das Alter kann jedoch nicht geschlossen werden. Die Kirche in der Ortsmitte ist dem hl. Quirinus geweiht. Es handelt sich um einen dreischiffigen Bau mit einem vierstöckigen Turm.

Evangelische Kirchengemeinde Hueth-Millingen

Evangelische Kirchengemeinde Hueth-Millingen

Im Jahr 1712 wurde die reformierte Gemeinde Hueth als Patronatsgemeinde auf Schloss Hueth gegründet. Dort war auch der Gottesdienstort und auf Schloss Hueth wohnte der Pfarrer mit seiner Familie. Den wenigen rechtsrheinischen protestantischen Gemeinden in diesem Gebiet sollte damit eine Heimat gegeben werden. In der nächsten Zeit hatte die Gemeinde ihre eigenen Pfarrer und wuchs gut. Um 1840 kam es zu Zerwürfnissen mit dem Patronatsherrn. Die Gemeinde wählte ein eigenes Presbyterium und ab 1847 wurden die Gottesdienste im Schullokal in Millingen gefeiert. Im Jahr 1848 löste die Gemeinde sich offiziell aus dem Patronat, führte die Union ein und nannte sich nun evangelische Kirchengemeinde Hueth. 1848 wurden auf dem „deWittschen“-Grundstück – dort, wo auch heute noch die Kirche steht – ein Pfarrhaus und ein Betsaal errichtet. Am 2. Dezember 1849 (1. Advent) wurde der erste Gottesdienst gehalten. In der Zeit des Eisenbahnbaus um 1856 nahm die Gemeinde einen deutlichen Aufschwung. Die Gemeinde wuchs auf etwa 120 Mitglieder und entwickelte sich von da an ständig aufwärts. Im Jahr 1911 wurde die Gemeinde Hueth-Millingen pfarramtlich mit Rees verbunden. Die jeweiligen Pfarrer von Rees waren nun auch Pfarrer von Hueth-Millingen. Unter Pfarrer Hugo Dolata wurde im Jahr 1931 der Betsaal zu einer richtigen kleinen Kirche umgebaut und ein Glockenturm errichtet. Im März 1945 wurde die Kirche fast völlig zerstört. Die neue Kirche mit dem Gemeindehaus und der Küsterwohnung wurde 1960 eingeweiht. Im Jahr 2001 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Rees aufgehoben. Seit dem 1. April 2001 ist die evangelische Kirchengemeinde Hueth-Millingen pfarramtlich verbunden mit der evangelischen Kirchengemeinde Isselburg.

Sprache

Neben dem Hochdeutschen wird von vielen älteren Bewohnern ein regionaler Dialekt gesprochen, welcher Plattdeutsch oder vereinfacht Platt genannt wird. Die im Groben in der Region als Kleverländisch bezeichnete Sprache unterscheidet sich jedoch teilweise von Stadt zu Stadt. Das in Millingen gesprochene Plattdeutsch ist stark an das in der Stadt Emmerich am Rhein gesprochene Platt angelehnt, welches auch im Dialekt als Emmereks-Platt bezeichnet wird. Besucher der Region können einen Unterschied deutlich hören, wenn sie das Emmereks-Platt mit dem ca. 20 km von Millingen entfernt liegenden Bokeltse-Platt der Stadt Bocholt vergleichen. Das Emmereks-Platt hat eine deutliche Ähnlichkeit mit dem in der Grenzregion gesprochenen Niederländisch.

Beispiel anhand eines Auszuges aus Heimweh von Jan van Raay:

Heimweh
As ek so sett in minne Hött,
Dann sin´k an´t prakesiere;
Was ek toch mor in Emmerek weer
En koss dor Kermes fiere.

Of Fastelovend, Schötzefest,
Crispien niet te vergäte;
Wat hä´k toch döck in den Lantern
En bej Muttje fein gesäte.

En Gläske Oldbier vör de Koot,
Of en Berliner Weiße,
- Jo liewe Jan, dat is vorbej
Van Dag is alles Sch....
(....)

Persönlichkeiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

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