Miriam Dehne

Miriam Dehne

Miriam Dehne (* 23. Februar 1968 in Düsseldorf) ist eine deutsche Regisseurin und Autorin.

Die Geschichten der Berliner Regisseurin und Autorin behandeln Träume, Selbstfindungsprozesse und den Versuch, den Spagat zwischen Ideal und Lebenswirklichkeit bestmöglich zu meistern, ohne sich zu verkaufen. Miriam Dehne ist auch die Autorin ihrer Filme.

Ihre eigenwilligen Figuren mit High Heels, Engelflügeln und Glitzerstaub im Haar begeben sich in poetischen und surrealen Sujets auf eine tragikomische Suche nach sich selbst. Engelflug und Absturz liegen nah beieinander. Dieses Weltbild entspringt weder einer reinen Beobachtungsgabe noch einer reinen Selbstreflexion, sondern eher einem Lebenslauf, der einen in eine Welt katapultiert, in der man unweigerlich Zeuge wird und beides kombiniert.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf und künstlerischer Werdegang

Miriam Dehne wächst in Düsseldorf am Rhein auf.
Vater, Dr. Achim Dehne ( † 1988) ist Psychiater, Autor und Mitglied der Wiener Gruppe.
Mutter Sabine Dehne, ist Lehrerin für Kunst, Englisch und Deutsch.

Schwester, Pia Dehne, ist erfolgreiche Malerin und lebt mit ihrem Mann, dem Musiker Marko Pezzati, in New York.

Nach dem Abitur (Düsseldorfer Rückertgymnasium) studiert Miriam Dehne in Mönchengladbach Textiltechnik. Umzug nach Berlin und Studium im Fachbereich Design an der Hochschule der Künste (HdK, heutige UDK) bei Prof. Wolfgang Joop. Abschluss Diplom Designerin. Im Anschluss Kostümbildnerin und Regieassistentin bei Theater- und Filmproduktionen.

Die ersten Super 8 Filme entstehen während der UDK Zeit.
Jobs: Bardame im „Potsdamer Abkommen“, Berliner Szene Treff bis 1989, Telefonistin in einem Bordell (Plüschpuff).
Basierend auf den Erfahrungen im Bordell: der Film „Babsi", Stellvertreterin für viele Frauenschicksale. Sujet: die kleinste Fabrik der Welt, Körper = Kapital. ZDF - Das kleine Fernsehspiel. Für das gleiche Format entstand ein weiterer Film „Don´t hate me because I´m beautiful“, über das Leben junger Models.

Nach einem Volontariat beim Burda Verlag, Offenburg arbeitet Miriam Dehne als freie Journalistin im Bereich Feuilleton in Berlin und besucht Drehbuch und Regieseminare von Judith Weston, Mark W. Travis, Keith Cunningham und Tom Schlesinger.

Seit 1994 Fernsehdokumentationen und Kurzfilme (für Arte, ZDF, Pro7, RTL).

2001 inszeniert Miriam Dehne Detlef Bothes Theaterstück „Pornostars mit Liebeskummer“, Uraufführung am Staatstheater Hannover. Hauptrollen: Michaela Schaffrath (Ex- Pornostar Gina Wild) und Niels Bruno Schmidt.

Sie verfasst mehrere Drehbücher, u.a. „Angel of Germany“ (mit Co Autor David Tattu), „Venus in Vegas“, „Little Paris“, eine Sammlung von Kurzgeschichten und Theaterstücken, u.a. „Ticket nach Vegas“.
Shortstory „Lady Luck“ vom Rheinsberger Autorinnenforum ausgezeichnet.

Berlinale 2005: Premiere „Stadt als Beute“, Episodenfilm (Regie: Miriam Dehne, Irene von Alberti, Esther Gronenborn). Episode „Lizzy“ (gespielt von Inga Busch, Nebenrollen: Julia Hummer, Stipe Erceg) Buch und Regie Miriam Dehne.
Produziert für/mit: ZDF – Das Kleine Fernsehspiel, Volksbühne Berlin und der Filmgalerie 451.
Vorlage: das gleichnamige Theaterstück vom Autor und Prater- Intendanten René Pollesch.

2008 das erste deutsche Web Fiction Format „They call us Candy Girls“ als Autorin und Regisseurin.

2008 Kinofilm Little Paris. Die Geschichte vom Traum einer Tänzerkarriere, der die Suche nach sich selbst beinhaltet, in der baden-württembergischen Kleinstadt Crailsheim. Drehbuch ist von einer TV-Dokumentation über Alltagsdramen von dort lebenden Gogo-Girls inspiriert.
Sujet: Luna (Sylta Fee Wegmann) bricht in „Little Paris“ aus dem tristen Provinzleben aus um professionelle Tänzerin zu werden. Im Kontrast: die daheim gebliebenen Freundinnen Eve (Jasmin Schwiers) und Barbie (Nina-Friederike Gnädig).
In weiteren Rollen: Inga Busch, Julia Dietze, Stipe Erceg, Volker Bruch, Ralph Kretschmar.

Pressestimmen

„Die wunderbar entrückt fotografierten Bilder spielen zwar mit jener Kleinstadt-Tristesse, wie man sie mit der kargen Ästhetik der Berliner Schule verbindet. Daneben aber finden sich Einstellungen, die eher an Sofia Coppolas törtchenlastige Kinooperette „Marie Antoinette“ erinnern. Solche Stilbrüche zwischen Disco-Glitzer und Melancholie wagt der deutsche Film viel zu selten.“[1]

„Weltschmerz in Pink: Emanzipation wird neu, wild und naiv dargestellt. Miriam Dehne übertrifft dabei viele junge deutsche Filmemacher – weil sie gegen Konvention und guten Geschmack die magischen Momente sucht. Am Ende gelingt ihr großes Kino.“[2]

„Was haben sie getan, die drei Regisseurinnen, die sich seit Studienzeiten kennen? Einfach Pollesch-Sätze weitergedacht, in drei sehr unterschiedlichen Filmepisoden. Sätze wie „Huren erzählen aus einem Leben, das sie nicht haben.“ Miriam Dehne beschäftigt sich gern mit Geschichten aus dem Pornomilieu, da kam ihr der Satz sehr gelegen. Julia Hummer, mit blonder Perücke, als Tabledancerin: eine ungewohnte Rolle für die Träumerin unter den deutschen Schauspielerinnen, aber sie hat es sich selbst gewünscht. Und Inga Busch, die große, leidenschaftliche Pollesch-Protagonistin, die so wunderbar „Scheiße“ brüllen kann, gerät durch Zufall in diese Bar, gerät in eine Abhängigkeit, erlebt ein Leben, „das sie nicht hat“. Der Körper als Scheißhotel, auch so ein Pollesch-Satz, bekommt hier einen ganz anderen Sinn.“ [3]

„Wären die Candy Girls Kunst und nicht nur eine Internet-Soap, man würde ihre Bildsprache vielleicht mit den Arbeiten der Kitschkunst-Ikone Jeff Koons oder mit denen des Videokünstlers Francesco Vezzoli vergleichen. Dehne denkt darüber nach, dann sagt sie: »Koons und Vezzoli haben jeder auf unterschiedliche Weise mit Pornchic gearbeitet. Beide benutzen seine Schönheit und Absurdität, um eigentlich etwas anderes zu erzählen als nur Sex. Es muss einen anspringen und so deutlich sein, dass es kippt und der Zuschauer dahinter guckt.«“[4]

Filmographie – Auswahl

Regie und Drehbuch

  • 2009, 2008: They call us Candy Girls, Webisode, MySpace, 30 Folgen
  • 2008: Little Paris, Kinofilm, SWR
  • 2005: Stadt als Beute, Kinofilm, ZDF, Episode: Lizzy, Episodenfilm
  • 2002: 99 Euro films, Kinofilm, Episode: Loreley S. , Kurzfilm
  • 1993-2001: The Bull Never Wins, Kurzfilm, Vivi Kiss, Kurzfilm, I love my Pony, ARTE, Dokumentarfilm, Urban Style Mutation, Dokumentarfilm, Cinderellas Kleid, ARTE, Kurzfilm, Die Hochzeitsmacher, ARTE, Dokumentarfilm, Surabaya Johnny, ARTE, Brecht-Inszenierung & Dokumentarfilm, Don`t hate me because I`m beautiful, ZDF-Kleines Fernsehspiel, Dokumentarfilm, Barbie lebt, ARTE, Dokumentarfilm, Babsi, ein Name für viele Gesichter, ZDF-Kleines Fernsehspiel, Poetische Dokumentation

Musikvideo – Auswahl

Regie und Drehbuch

Theater – Auswahl

Regie

  • 2001: Pornostars mit Liebeskummer, Staatstheater Hannover

Veröffentlichungen – Auswahl

  • Angel Of Germany. Lyrics, mit Inga Humpe. 2Raumwohnung, 2009.
  • Du Bewegst Dich Richtig. Lyrics. 2Raumwohnung, 2007.
  • A Dress from L.A., one of the possible storys about the designers Stefan Loy und Frank Ford. HEKMAG Magazin, Berlin.
  • Der Kaiser ist in der Garderobe. Fiktives Interview über Modeindustrie und Ökologie. HEKMAG Magazin, Berlin.
  • Naomis Dress. Tagebuch einer deutschen Schauspielerin in Hollywood. HEKMAG Magazin, Berlin.
  • Moms Room. engl. Theatre Play inspired by the pictures of Marilyn Minter. sleek Magazin, Berlin.
  • Diamond Daliah. Kurzgeschichte über die Liebe und den Verfall des Kunstmarktes. HEKMAG Magazin, Berlin.
  • Lady Luck. Kurzgeschichte aus dem Zyklus „Trip to Vegas“.Autorinnenforum Rheinsberg, Rheinsberg.

Auszeichnungen und Nominierungen

  • Little Paris
  • 2008: Nominierung 22. Internationales Filmfest Braunschweig:
    • KINEMA deutsch-französischer Jugendpreis
  • 2008: Nominierung 19. Filmkunstfest Mecklenburg Vorpommern:
    • Spielfilmwettbewerb/Hauptpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern
    • Nachwuchsdarstellerpreis: Sylta Fee Wegmann
  • 2009: Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis:
    • Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle: Nina-Friederike Gnädig
    • Beste Filmmusik: Marco Meister, Kriton Klingler-Ioannides

They call us Candy Girls

Stadt als Beute

  • 2005: Nominierung femme totale / 10.Internationales Filmfestival Dortmund:
    • Internationaler Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen
  • 2005: Lobende Erwähnung vom Internationalen Verband der Filmkunsttheater / Confédération Internationale des Cinémas D’Art et Essai im Rahmen der Berlinale
  • 2006: Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis:
    • Beste weibliche Nebenrolle: Julia Hummer
    • Beste weibliche Nebenrolle: Inga Busch

A Dress from L.A.

  • 2007: Auszeichnung vom "ADC - Art Directors Club":
    • Beste Editorial - Zeitschriftenbeiträge: für den Artikel "A Dress from L.A., one of the possible storys about the designers Stefan Loy und Frank Ford"

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Little Paris. In: Der Spiegel. Nr. 52/ 2008, S.127.
  2. Hans Schifferle: Weltschmerz in Pink. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 294, S.11.
  3. Christina Tilmann: Das Raubtier auf der Potse. In: Der Tagesspiegel. 15. Februar 2005.
  4. Philip Oehmke: Zuckersüße Revolution. In: Der Spiegel. Nr. 24/2008, S.170-172.

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