- Paul Kienberg
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Paul Kienberg (* 15. Oktober 1926 in Mühlberg/Elbe) war Generalleutnant des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und von 1964 bis 1989 Leiter der Hauptabteilung (HA) XX (Staatsapparat, Kirchen, Kultur, Untergrund) des MfS.
Leben
Paul Kienberg wurde 1926 in Mühlberg an der Elbe geboren. Sein Vater war Arbeiter, seine Mutter Hausfrau. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er von 1941 bis 1944 eine Schlosserlehre. Die Facharbeiterprüfung wurde ihm jedoch wegen der jüdischen Herkunft seines Vaters verweigert und er kam stattdessen 1944 ins Arbeitslager.
Nach dem Krieg trat Kienberg 1945 der KPD (ab 1946 durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED) bei. Zwischen 1945 und 1949 war er zunächst Volontär, dann technischer Leiter im städtischen Elektro-Werk Mühlberg.
Im Dezember 1949 wurde Kienberg bei der Volkspolizei (VP) eingestellt und wechselte 1950 zum MfS nach Berlin in die Abteilung VI (Staatsapparat, Parteien). 1953 wurde er zur HA V (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund) versetzt und war dort ab 1956 Abteilungsleiter. 1955 war er - neben Gerhard Niebling und Karli Coburger - Vernehmer von Karl Laurenz, einem Agenten des westlichen Geheimdiensts Gehlen, und dessen konspirativer Geliebten Elli Barczatis; beide wurden 1955 hingerichtet.[1] 1959 wurde er zum stellvertretenden Leiter der HA V ernannt. Diese erhielt nach einer MfS-internen Umstrukturierung die Nummer XX, weshalb er 1964 (zunächst kommissarisch als Nachfolger Fritz Schröders) zum Leiter der HA XX ernannt wurde.
In dieser Position war Paul Kienberg verantwortlich für die Führung der Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) und Offiziere im besonderen Einsatz (OibE) und somit für die Überwachung von Religionsgemeinschaften, Kultur- und Medienbetrieben, Blockparteien und gesellschaftlichen Organisationen, des Bildungs- und Gesundheitssystems sowie der Sportvereine in der DDR. In dieser Funktion segnete er diverse Zersetzungsmaßnahmen ab, die im Einzelfall bis hin zur Liquidierung von Oppositionellen führen konnten.[2] Mit seinem Wissen und auf seinen Auftrag hin führte das MfS Bespitzelungen gegen führende Oppositionelle wie Jürgen Fuchs[3] oder Wolfgang Templin[4], sowie bekannte Bundesbürger wie Joseph Ratzinger[5] durch. Zwischen 1963 und 1965 sowie von 1966 bis 1968 absolvierte Kienberg ein Fernstudium an der Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit (JHS) und erwarb dort den Titel des Diplom-Juristen. 1973 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Gold. Kurz vor Ende der DDR wurde er 1989 zum Generalleutnant befördert, im Dezember von allen Aufgaben entbunden und schließlich im Januar 1990 entlassen und als einer der dienstältesten Hauptabteilungsleiter pensioniert.
Im März 2001 unterzeichnete er mit 22 weiteren hochrangigen ehemaligen MfS-Mitarbeitern eine „Erklärung gegen die permanenten Hexenjagden auf Inoffizielle Mitarbeiter“.[6]
Literatur
- Jens Gieseke: Paul Kienberg. In: BStU: Wer war wer im Ministerium für Staatssicherheit? (PDF, 537 KB), MfS-Handbuch V/4, Berlin 1998, S. 36f.
- Jens Gieseke: Kienberg, Paul. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
- Thomas Auerbach/Matthias Braun/Bernd Eisenfeld/Gesine von Prittwitz/Clemens Vollnhals: Hauptabteilung XX. In: BStU: Anatomie der Staatssicherheit, Berlin 2008.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Focus 40/1996: Heimlich aufs Schafott - MfS-Akten enthüllen die Hintergründe einer der größten innerdeutschen Spionage-Affären.
- ↑ Vgl. Thomas Auerbach: Liquidierung = Mord?, in Horch und Guck 01/2008, S. 4-7.
- ↑ Vgl. Praschl.net: Roland Jahn: Wie der Widerstand gegen die SED-Diktatur ins Westfernsehen kam.
- ↑ Vgl. Die Zeit vom 6. März 1992: Offene Worte.
- ↑ Vgl. Focus Online vom 2. Oktober 2005: Stasi-Spitzel auf Ratzinger angesetzt.
- ↑ Vgl. Stasiopfer.de: Erklärung ehemaliger MfS-Offiziere.
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