Peter Kehl (Manager)

Peter Kehl (Manager)

Peter Kehl (* 6. Juli 1935 in Schlotheim in Thüringen) ist ein deutscher Ingenieur der Eisenhüttenkunde und Manager der deutschen Stahlindustrie und europäischen Zementindustrie im Ruhestand.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Kehl besuchte von 1941 bis 1953 die Grund- und Oberschule in Ohrdruf im Landkreis Gotha in Thüringen und erlangte dort 1953 das Abitur. Danach absolvierte er ein Praktikum im VEB Maxhütte Unterwellenborn und studierte Eisenhüttenkunde an der Bergakademie Freiberg. 1955 entschied er sich zur Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik und begann dort abermals an der RWTH Aachen das Studium der Hüttenkunde. Im Wintersemester 1955/56 schloss er sich dem Corps Saxonia-Berlin an.[1] Das Studium schloss er 1960 als Dipl.-Ing. ab.

1960 ging er zu der Salzgitter Hüttenwerke AG und war dort Betriebsingenieur im Hochofenwerk und Stahlwerk. 1965 wurde er Direktionsassistent des Vorstandsvorsitzenden der Salzgitter AG. 1968 wurde er zum Oberingenieur und Leiter der Stabsstellen des Technischen Vorstandes der Salzgitter AG ernannt. 1970 wechselte er als Geschäftsführer der Hamburger Stahlwerke GmbH in die Korf-Gruppe. In dieser Funktion verantwortete er Planung, Bau und Inbetriebnahme des ersten integrierten Hüttenwerkes auf Basis der Direktreduktion von Eisenerz zu Stahl. 1973 wurde er zum Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Stahlwerke GmbH berufen.

1980 wechselte er als Direktor für Neubau und Investitionen der Mannesmann AG Hüttenwerke in den Mannesmann-Konzern. 1982 übernahm er als Werksdirektor die Leitung des Hüttenwerkes Huckingen der Mannesmannröhren-Werke AG. Unter der Leitung von Kehl wurde der Standort einer zukunftssichernden Restrukturierung und Modernisierung unterzogen. Zwischen 1980 und 1985 verringerte sich die Belegschaft von 9500 auf 5750. In die Modernisierung des Standortes wurden ca. 1 Million DM investiert. Die Roheisenproduktion wurde nach der Schließung von drei kleineren Hochöfen auf zwei moderne Großhochöfen konzentriert. Der Stranggussanteil von Röhrenvormaterial wurde auf 80% gesteigert. Durch Errichtung der weltweit größten Wechselkonverteranlage konnte die Stahlproduktion auf ein Blasstahlwerk konzentriert werden. Die Errichtigung einer neuen Kokerei mit einer Jahreskapazität von 1,1 Millionen Tonnen Koks in einer einzigen Koksofenbatterie gehörte ebenfalls zu dem Modernisierungsprogramm. Insgesamt wurde die Produktivität am Standort Huckingen um 40 % gesteigert. Hierdurch wurden die Voraussetzungen für die 1988 beschlossene Übernahme der Produktion des Krupp-Hüttenwerkes Rheinhausen geschaffen.

Zum Dezember 1985 wurde Kehl Vorstand der Stahlwerke Peine Salzgitter AG. Hier verantwortete er das Ressort Technik. Unter seiner Führung wurde konsequent die Produktivität des Konzerns verbessert. Als er im November 1990 aus dem Vorstand ausschied, waren in allen Produktionsbereichen deuliche Produktivitätsverbesserungen realisiert.

Anfang 1991 wechselte Kehl zu der zur RMC-Group gehörenden Readymix AG und übernahm die Geschäftsführung der Rüdersdorfer Zement GmbH, die Readymix nach der Wiedervereinigung von der Treuhandanstalt erworben hatte. Vor der Wende war das Rüdersdorfer Zementwerk der größte baustoffprozierende Betrieb der DDR gewesen. Hier führte er eine vollständige Restrukturierung durch. In wenigen Jahren konnte er hier nach Investition von 300 Million Euro das Produktivitätsniveau steigern, die Staubemissionen um mehr als 90 % senken sowie den Energieverbrauch deutlich senken. Dabei stellte er die Energieversorgung nahezu vollständig auf Sekundärbrennstoffe um. Das Rüdersdorfer Zementwerk gilt heute bezüglich Umweltschutz, Energieverbrauch, Produktivität und Größe als eine der führenden Zementfabriken in Europa. Ab 1995 war Kehl Geschäftsführer der Readymix Zement GmbH und verantwortete die Produktion an den Standorten Rüdersdorf, Eisenhütttenstadt, Beckum und Dortmund. Unter seiner Führung wurden Mitte der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts weitere Produktionsstandorte in Polen, Lettland und Kroatien erworben. An allen Produktionsstandorten forcierte Kehl Modernisierungsmaßnahmen. Bei der 1998 erfolgten Übernahme der Wülfrather Zementwerke gab er entscheidende Impulse im Rahmen der Integration. Bevor Kehl 1991 in die RMC-Group eingetreten war, hatte der Konzern eine Jahresproduktionskapazität von ca. 2,5 Millionen Tonnen Zement. Als er Mitte 2000 in den Ruhestand trat, hatte sich die Kapazität mit fast 20 Millionen Tonnen nahezu verachtfacht.

Veröffentlichungen

  • Kehl P., Scur P., Wirthwein, R.: Neubau und erste Betriebsergebnisse der Ofenlinie 5 im Werk Rüdersdorf der Readymix Zement GmbH. In: ZKG International, Volume 50, No. 1, 1997, S. 20 -34
  • Kehl P., Scharf K.-F., Scur, P., Wirthwein, R.: The first 30 months of operating results with Rudersdorfer Zement's Kiln No.5. In: Cement Industry Technical Conference, 1998. 40th Conference Record. 17-21 May 1998, S. 247-291
  • Kehl P., Scharf K.-F., Scur P., Wirthwein R.: Die Betriebsergebnisse aus den ersten 30 Monaten mit der neuen Ofenlinie 5 im Zementwerk Rüdersdorf. In: ZKG International, Volume 51, No. 8, 1998, S. 410 - 426
  • Kehl, P.: Practical experience with 30 months' use of solid alternative fuels at Ruedersdorf Cement, 1999

Literatur

  • Peter Kehl geht in den Ruhestand; Peter Kehl retires. In: ZKG International, Volume 53, No. 8, 2000
  • Horst A. Wassel: Die technischen Leiter des Huckinger Hüttenwerks 1909 - 1997, Düsseldorf, 1998, S. 35-36

Einzelnachweise

  1. Carl Weigandt: Geschichte des Corps Saxonia-Berlin, 1867–1967, Aachen 1968, S. 302

Weblinks


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