- Pfirt (Adelsgeschlecht)
-
Bei den Herren von Pfirt handelt es sich um ein vorderösterreichisches Ministerialadelsgeschlecht der Grafen von Pfirt des Hauses Scarponnois mit denen es jedoch nicht zu verwechseln ist. Erstmals genannt werden die Edlen von Pfirt bereits 1135. Sie gehörten zu den bedeutendsten Ministerialen der 1234 ausgestorbenen Grafen von Pfirt und erloschen 1848 zu Freiburg im Breisgau.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Adelbero und Siegfried de Ferretis (von Pfirt) werden 1135 urkundlich erwähnt. Ein Kuno wird 1225 genannt. „Ulrich von Phirret und Wer Bescheler sin bruder" werden als Zeugen einer von Grafen Theobald von Pfirt, am 21. Mai 1277 ausgestellten Urkunde genannt.
Ulmann von Pfirt erscheint 1342 als Landvogt des Herzogs Albrecht II von Oestreich und der Erbgräfin Johanna von Pfirt im Sundgau. Als Hauptmann und Pfleger zu Elsass, Sund- und Breisgau, erreichte er 1350 ein Bündnis mit den Städten Straßburg, Basel und Freiburg für die Dauer von fünf Jahren.[1] Möglicherweise war Else von Pfirt die mit Hartmann von Tegerfelden verheiratet war seine Schwester.[2]
Anno 1365 erhielt er von Herzog Leopold von Habsburg zum Ausgleich für den von Herzog Rudolf erlittenen Schaden, das in der ehemaligen Grafschaft Pfirt gelegene Dorf Carspach bei Altkirch im Elsass. Im Friedensvertrag zwischen dem Hause Habsburg und dem Bischof von Basel im Jahre 1347 und 1350 spielte er eine maßgebliche Rolle. Er wurde damals als Pfleger „nidwendig dem Howenstein“ eingesetzt. Am 17. Jan. 1366 verpflichtete sich „Ulmann von Pfirt lantvogt zu Elsaß, mit der pflege Dadenried, Blumenberg, und was in die pflegnisse gehöret, und dann mit dem pfande der vesten Pfirt und waz dazu gehöret," den für das Elsass und den Schwarzwald beliebten Landfrieden zu wahren. Ulmann von Pfirt war mit Else, der Tochter des Wilhelm Atz(en) einem Freiburger Geschlecht, verheiratet.[1] 1379 gewährte er der Stadt Laufenburg im Namen des Rudolf IV. von Habsburg-Laufenburg ein Darlehen. Er ist wohl auch derjenige Ulmann von Pfirt, welcher vor Ausbruch des Sempacher Kriegs, Namens des Herzogs Leopold einen ewigen Frieden mit den Eidgenossen aufrichten sollte, während Johann Ulrich von Pfirt (vermutlich sein Sohn geboren wohl um 1360) unter den vielen Rittern genannt wird, welche auf St. Johann Baptisten Abend 1386 den Eidgenossen Fehde ansagen ließen. In dessen Diensten stand Johannes Schäfer. Dieser Johannes Schäfer und Johann Ulrich von Pfirt wurden im Jahre 1399 zu einer Geldstrafe von 13 Pfund, 14 Schilling und 6 Pfennig an die Deutschordenskommende in Beuggen verurteilt.[3] Am 4. November 1398 war Johann Ulrich von Pfirt (Hans Ulrich voh Phirte) Zeuge einer Schuldverschreibung Herzog Leopolds von Österreich für Rudolf Vitzhmer.
In Roeders Arbeit zum Geschlecht der Freiherren von Pfirt erwähnt er eine Urkunde vom 17. Juli 1411, worin Herzog Friedrich von Oesterreich für sich und seine Brüder und Vettern den Brüdern Peter und Claus den Zübeln (Zibollen – Basler Geschlecht) um 300 rheinische Goldgulden die Landgrafschaft Hornussen mit den Ämtern zu Homberg, an dem Melibach (Möhlinbach), in dem Rheintal und auf dem Dinkelberg, die alle zu seiner Feste Rheinfelden gehören verpfändet.[4]
Im Jahre 1484 war Ludwig von Pfirt der Ortsherr zu Biengen. Ein Ulrich von Pfirt bekleidete 1506 zu Mühlhausen das Bürgermeisteramt. Siegmund, Dompropst zu Basel, „huldigte der neuen, Lehre“, heiratet und starb 1574.
Auch Leibeigene hatten die Herren von Pfirt, entsprechend einem Leibeigenenverzeichnis aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, in Liebensdorf, sowie in Altenach, St. Ulrich, Hindlingen, Friesen, Largitzen, Niedersept, Pfefferhausen, Ottendorf, Riespach, Hirsingen, Hirzbach, Lümschweiler, Grenzingen, Altkirch, Heimsbrunn und Mühlhausen.[4]
Wolfgang Dietrich von Pfirt, kaiserlicher Obrist, wird als Bote erwähnt und hatte 1545 eine Sendung bei dem Kurfürsten von Sachsen auszurichten. Johann Adam von Pfirt war Landvogt im Sundgau. Nachdem er 1620 Zillisheim an sich gebracht hatte, erbaute er dort ein Schloss mit 365 Fenstern. Seitdem benannte sich eine Linie des Geschlechtes „von Zillisheim“. Diese Linie erlosch jedoch bereits 1729. Das Hauptgut der Linie in Carspach ist durch Vermählung Antons von Pfirt mit Franzisca von Reinach an die Familie von Reinach gekommen, hingegen gehörten Biengen und Krozingen, im Breisgau, noch lange den Freiherren von Pfirt, Carspacher Linie.[1]
Eine andere Linie benannte sich von Florimont oder Blumberg. Diese Linie entspross aus dem zu Anfang des 19. Jahrhunderts vielfältig als Diplomat genannten Bailli de Ferrette, Johann Jacob Freiherr von Pfürdt zu Blumberg, Bailli zu (oder Heermeister von) Brandenburg, Comthur zu Frankfurt und Rothenburg, des Ordens General-Receptor in Deutschland. Hingegen stammte der Großprior von Dacien, 1805, Comthur zu Lagen und Hervord, Johann Baptist Freiherr von Pfirt, aus dem Hause Carspach.[1]
Streitigkeiten des Markgrafen Bernhard von Baden
In die Streitigkeiten des Markgrafen Bernhard von Baden im Jahre 1402 welche zunächst gegen die Herren von Schauenburg gerichtet waren, wurden auch die Herren von Pfirt und der Bischof von Straßburg mit hineingezogen. Markgraf Bernhard verständigte sich in diesem Konflikt mit dem Straßburger Bischof daraufhin, dass er auch auf dem Gebiet des Bischofs „seine Feinde suchen und verfolgen dürfe“. Der Amtmann des Straßburger Bischofs, Hans Beger, widersetzte sich dieser Abmachung woraufhin er und „seine Knechte und armen Leute“ am Samstag nach Matthäustag, also am 28. Februar, 1402 kurzerhand von den Amtsleuten des Markgrafen, Bernhard von Thierstein, Johannes Ulrich Pfirt und wohl auch dessen Vasall Johannes Schäfer, auf einem Feld bei Rouffach erschlagen wurden.[5] An der Stelle an der sich dieser Zwischenfall ergab stand noch um 1900 ein Steinkreuz das an diesen Vorfall erinnerte.[6][7] Die Begers waren eine weit verzweigte Sippe und gehörten zu den ältesten Ministeriale der Straßburger Bischöfe.[8] Dadurch gerieten nun der Markgraf von Baden und der Bischof von Straßburg selbst in Streit miteinander wobei nur kurze Zeit danach, am 29. Mai 1402, nun auch Johann Ulrich von Pfirt den Tod fand.[9]
Dieser Zwischenfall drohte vollends zu eskalieren und zu einem Krieg zu erwachsen als sich 1403 die Habsburger einmischten, die darin eine Möglichkein sahen den Deutschen König Ruprecht in seiner Macht zu schwächen. Hintergrund dieser Aktion war der Versuch des Markgrafen seine Töchter vollberechtigt in die Erbfolge einzubringen was ihm König Ruprecht zunächst verweigerte. Der Konflikt konnte schließlich 1403 durch Vermittlung des Kölner Bischofs geschlichtet werden.
Sitz
Die Freiherren von Pfirt saßen spätestens nach dem Aussterben der Grafen von Pfirt auf Burg Hohenpfirt (franz. Ferrette). Die Burg Liebenstein im Elsass, die urkundlich erstmals 1218 erwähnt wird und ihnen von Leopold von Habsburg auf drängen seiner Eherfrau Katharina von Burgund, Tochter des Herzogs Philipp von Burgund, als Lehen übertragen wurde, dürfte wohl zu keiner Zeit Sitz der Freiherren gewesen sein. Diese Burg fiel bereits dem Erdbeben von 1356 zum Opfer und ist seither Ruine.
Wappen
Das Wappen der Freiherren von Pfirt zeigt in Schwarz einen gold gekrönten, silbernen Löwen. Als Helmzier ein rotgekleideter bärtiger Mannesrumpf mit weißer Stirnbinde und fliegenden Enden[10] oder schwarzgekleidet[11]; oder ein nackter Jungfrauenrumpf mit weißer Stirnbinde bez. auf gekröntem Helm ein golden gekrönter nachter Mannesrumpf mit weißer Stirnbinde[12]; auf gekröntem Helm der gekrönte Löwe wachsend[13]. Helmdecken schwarzsilber. Das Wappen ähnelt sehr stark dem Wappen der Freiherren von Klingen. Ob es damit in Verbindung steht dass Katharina von Klingen (*um 1255 † 1290) mit dem Grafen Diebold (Theobald) von Pfirt, († 1310/11), verheiratet war kann nicht gesagt werden.
Ehemalige Besitzungen
Der habsburgische Lehensvertrag von 1362 gibt einen Einblick auf die umfangreichen Besitzungen der Herren von Pfirt. Diese Lehen erhielten die Herren von Pfirt auf ausdrücklichen Wunsch von Katharina von Burgund, wohin im Lehensvertrag ausdrücklich hingewiesen wird: „…das hat Ulrich von Phirt in sinon namon und an stat siner zweyger brüder Antheinen und Penthelin von miner gnedigin fröwen ze lehen enphangen…“ Man darf deshalb vermuten, dass diese Lehen bereits vorher in den Händen der Herren von Pfirt waren. Zu diesem Lehen gehörten das Dorf Carspach mit „qwin und banne, mit aller siner gehörde“, die Burg Liebenstein (bei Liebsdorf im Elsass), den „öber hof ze Senhin“, die „taferne ze Reiningen“, den Zoll sowie das Marktgericht zu Pfirt sowie das Dorf Bendorf. Dazu kamen diverse Einkünfte in Ammerzwiller, Tagolsheim, Wittersdorf, Durmenach, Ungershain(?) und Tanne (Thann?).[14] Die Besitzungen lagen zu dieser Zeit also allesamt im Elsass in der ehemaligen Grafschaft Pfirt. Auch im Breisgau hatte das Freiherrengeschlecht Besitzungen. Die Orte Biengen und Krotzingen waren Eigengüter der Freiherren von Pfirt. Umfangreiche Lehen besaßen die Freiherren von Pfirt jedoch vor allem im Elsass.
Literatur
- Christian von Stramberg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, Band 10, Teil 2, S. 336, 1861
- Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch. Band 1, S. 79ff.
- Armin Roeder: Stadtarchiv Freiburg L4.1, B26u
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Christian von Stramberg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, Band 10, Teil 2, S. 336, 1861
- ↑ Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Band 1, S. 206
- ↑ Copialbuch Fol 119-120. Blatt 220-220' des sog. "Schwarzen Buchs" der Deutschordenskommende Beuggen, Signatur 242 des Bestands 67 (Kopialbücher). Urkunde 336, ZGORh Bd. 30, S. 240
- ↑ a b Armin Roeder: Stadtarchiv Freiburg L4.1, B26u
- ↑ Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, Bd. 1, Urk. Nr. 2056 und ZGORh. Bd. 39, S. 147.
- ↑ Die Inschrift lautete: In dem Jor do man || zalt von der Geburt Gristi || M * GGGG • II Jor an Samsdage || nach sa || nt Mat || heus da || ge sta || rp Hans II Beger || ein edel || knecht“
- ↑ Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-Lothringens. 1900.
- ↑ Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch. Band 1, S. 79ff.
- ↑ Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch Band I. S. 79ff
- ↑ Zürcher Wappenrolle, Nr. 471
- ↑ Codex Rochholz, S. 135, Nr. 4, und 323, Nr. 2
- ↑ jüngerer Miltenberger Wappencodex, fol. 213
- ↑ Walch, S. 260
- ↑ Quellen zur Schweizer Geschichte Band 15-1, S. 590
Kategorie:- Deutsches Adelsgeschlecht
Wikimedia Foundation.