- Ralph Melcher
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Ralph Melcher (* 1967 in Lauingen an der Donau) ist ein deutscher Kunsthistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Melcher studierte Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften an den Universitäten Bonn und Pisa. Nach seinen Staatsexamina promovierte er 1997 an der Bonner Universität zum Thema „Mittelalterliche Skulptur in Italien“. Daran schloss sich ein wissenschaftliches Volontariat an der Staatsgalerie Stuttgart an. Im Rahmen des Volontariats war er an der Kuratierung von Ausstellungen und der Erarbeitung von Katalogen zur Kunst des Mittelalters sowie zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts beteiligt. In diesem Zeitraum war er auch an der Erarbeitung eines Bestandskatalogs der italienischen Malerei der Gotik beteiligt. 1999 übernahm Melcher die Assistenz der Kuratorin des deutschen Beitrags zur Biennale in Venedig, eines von Rosemarie Trockel gestalteten Pavillons.
Danach wechselte er als Assistent des Direktors und Kurator an das Museum für Neue Kunst (Karlsruhe), einem Kunstmuseum innerhalb des Komplexes des Zentrums für Kunst und Medientechnologie. Dort betreute er erst die Sammlungen und das Ausstellungsprogramm, weiterhin leitete er das Baureferat sowie die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. 2001 wurde Melcher zum stellvertretenden Direktor des Museums ernannt. In Karlsruhe kuratierte er monographische und thematische Überblickspräsentationen zeitgenössischer Künstler wie Bill Viola, Franz West, Sylvie Fleury, Tobias Rehberger, Keith Haring oder Martin Kippenberger. Weitere Schwerpunkte seiner Kuratorenschaft waren die Malerei der Jungen Wilden und Minimal Art.
2003 wurde er auf Vorschlag des damaligen saarländischen Kultusministers Jürgen Schreier zum Direktor des Saarlandmuseums bestellt. Träger des Museums ist die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz; nach einer Neuordnung der Stiftungsstrukturen wurde Melcher zusätzlich zu deren Vorstandsvorsitzenden berufen. In dieser Funktion zeichnet Melcher neben dem Saarlandmuseum mit dessen „Moderner Galerie“ verantwortlich für weitere saarländische Museen: das Museum für Vor- und Frühgeschichte im Saarbrücker Schloss, die Saarbrücker Stadtgalerie und das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen. Eines der Hauptanliegen Melchers ist ein Erweiterungsbau der Modernen Galerie, die 2009 begonnen wurde und das Museum mit dem sogenannten „Vierten Pavillon“ um einen groß dimensionierten Bau erheblich erweitern soll.
Eklat um den „Vierten Pavillon"
Nachdem die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ein Verfahren wegen Untreue gegen ihn eingeleitet hatte, wurde Melcher am 21. April 2011 durch den saarländischen Staatskanzleichef und Kulturminister Karl Rauber beurlaubt.[1] Seine Interimsnachfolge als Kommissarischer Leiter der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hat in Personalunion Anfang Mai 2011 auf einstimmigen Beschluss des Stiftungskuratoriums der Generaldirektor der Völklinger Hütte (UNESCO-Weltkulturerbe), Meinrad Maria Grewenig, angetreten.
In seiner Sitzung vom 14. Oktober 2011 beschloss das Stiftunfskuratorium, Melcher wegen grober Pflichtverletzung mit sofortiger Wirkung fristlos zu entlassen.[2] In einer weiteren Sitzung vom 17. Oktober 2011 beschloss das Kuratorium, eine weitere Verdachtskündigung gegen Melcher auszusprechen. In diesem Fall wird ihm der Verdacht auf Vorteilsannahme vorgeworfen. In dem ersten Ermittlungsverfahren werden Melcher Spesenprasserei, Korruption und Missmanagement beim Neubau des sog. „Vierten Pavillons" angelastet. Bei der Staatsanwaltschafts laufen inzwischen zwei Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden. In der öffentlichen Kritik stehen auch das Kuratorium sowie die ehemaligen Kultusminister Jürgen Schreier, Annegret Kramp-Karrenbauer und Karl Rauber, denen Vernachlässigung ihrer Aufsichts- und Kontrollpflicht vorgeworfen wird. Die SPD-Landtagsfraktion hat die Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses im Saarländischen Landtag beantragt. Die Baukosten des „Vierten Pavillons" waren ursprünglich mit 9 Millionen Euro veranschlagt worden, mittlerweile gehen Experten von einer Bausumme von mehr als 30 Millionen Euro aus.[3]
Literatur (Auswahl)
- Melcher, Ralph: Die mittelalterlichen Kanzeln der Toskana. [Dissertation] Worms: Werner, 2000. 477, [20] S., Ill. (Manuskripte zur Kunstwissenschaft ; 56) ISBN 3-88462-955-7
- Ein Bild der Kultur - die Geschichte des Saarlandmuseums. Hrsg.: Ralph Melcher, Christof Trepesch, Eva Wolf. Blieskastel: Gollenstein, 2004. 383 S., zahlr. Ill. ISBN 3-935731-80-9
- Dein Land macht Kunst - Landeskunstausstellung 2008, 21. Juni bis 31. August. Hrsg. Ralph Melcher. Saarbrücken: Stiftung Saarländ. Kulturbesitz, 2008. 380 S., zahlr. Ill. ISBN 978-3-932036-37-8
- Die Gemälde der Alten Sammlung im Saarlandmuseum. Hrsg.: Ralph Melcher. Saarbrücken: Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (Saarlandmuseum), 2009. 222 S., zahlr. Ill. ISBN 978-3-932036-44-6
- Die Saarbrücker Schlosskirche - Kirche und Museum. Hrsg.: Ralph Melcher. Saarbrücken: Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (Saarlandmuseum), 2009. 267 S., zahlr. Ill. ISBN 978-3-932036-46-0
Weblinks
- Literatur von und über Ralph Melcher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Deutsch-Französischer Kulturrat
- Hallo Saarland
Einzelnachweise
- ↑ Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 21. April 2010 (gesichtet: 12. August 2011)
- ↑ Cathrin Elss-Seringhaus: Melcher fristlos gekündigt. In: Saarbrücker Zeitung vom 15. Oktober 2011, S. B1
- ↑ Michael Jungmann: U-Ausschuss zum Pavillon-Neubau In: Saarbrücker Zeitung vom 18. Oktober 2011, S. B2
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